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Interview mit Thorsten Kühlmeyer – Telefónica Deutschland

Wer ist Thorsten Kühlmeyer? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin seit 2002 bei Telefónica Deutschland, damals hieß das Unternehmen noch o2 Germany. Mich interessieren die Geschichten, die in Daten stecken. Deshalb habe ich schon im meinem BWL-Studium die Schwerpunkte Marketing und Statistik gewählt. Bei Telefónica Deutschland verantworte ich seit 2007 die zentrale Service-und Beratungsunit „Business Analytics“. Unsere Aufgabe ist es, interne und externe Daten für die verschiedenen Geschäftsbereiche zu analysieren, damit diese datenbasiert noch bessere Entscheidungen treffen können. Dafür ist auch die Visualisierung der Daten extrem wichtig – denn mit reinen Excel-Wüsten kann keiner etwas anfangen. Was mich auch beschäftigt, sind die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz und wie diese Telefónica Deutschland helfen können, z.B. in der Optimierung unseres Mobilfunknetzes. Wenn ich nicht gerade in Daten wühle bin ich leidenschaftlich gerne Papa von drei kleinen Jungs.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin sehr anfällig für innovative und leider meist auch überteuerte technische Gadgets und Services. Ich zähle da wohl zu den typischen Early Adoptern – mit der Konsequenz, dass sich bei mir zuhause sehr viele Geräte stapeln.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht Ihr am besten, wofür stehen Eure Produkte und Marken?

Telefónica Deutschland ist nach Kundenanschlüssen der größte Mobilfunkanbieter in Deutschland – v.a. bekannt durch unsere Marke o2. Damit gestalten wir den digitalen Alltag in unserem Land maßgeblich mit. Wir bieten aber nicht nur das Mobilfunknetz, sondern entwickeln auch selbst digitale Produkte für unsere Kunden, z.B. das erste komplett mobile Bankkonto „o2 Banking“. Außerdem hat Telefónica Deutschland eine Tochtergesellschaft für datenbasierte Geschäftsmodelle gegründet, Telefónica NEXT. Dort analysieren die Kollegen u.a. anonymisierte Mobilfunkdaten, um den Verkehr in großen Städten zu optimieren. Überall bei Telefónica Deutschland spielt die Datenanalyse zunehmend eine Rolle und das fasziniert mich jeden Tag.

Welche Rolle spielt Business Intelligence für die Produktentwicklung und / oder den Vertrieb Eurer Produkte – und warum?

Wir sind eine zentrale Unit, die für alle Bereiche des Konzerns und sämtliche Fragestellungen verschiedenste Daten analysiert. Denn wir sind der Überzeugung: Durch die Datenanalyse können wir bessere Entscheidungen treffen. Ich möchte hier mal ein einfaches Beispiel unter vielen herausgreifen: Wir haben unser Social Media Team dabei unterstützt, den besten Startzeitpunkt für das Geburtstagsspecial zum Tarif o2 Free 15 festzulegen. Ziel war es, hierdurch die Sichtbarkeit der Kampagne zu erhöhen.

Verrätst Du uns ein “Best Practice” Deines Unternehmens im Bereich Business Intelligence? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren für diesen Case?

Im vergangen Jahr haben wir das sogenannte Analytical Insights Center (AIC) für Mitarbeiter ins Leben gerufen und Wissen damit demokratisiert. Im AIC werden die Informationen, die Telefónica Deutschland zur Verfügung stehen, in Echtzeit aufbereitet, analysiert und interpretiert. Das sind Daten aus internen und externen Quellen, bspw. Marktdaten, quantitative und qualitative Analysen sowie Erkenntnisse aus erklärenden und vorhersagenden analytischen Modellen. All das fließt in das Portal ein und wird fortlaufend aktualisiert. Das AIC ermöglicht den Mitarbeitern eine völlig neue Form des Arbeitens und Entscheidens in der digitalen Welt. Wir haben damit das Bauchgefühl digitalisiert.

Die Daten waren auch vorher schon da, aber nicht zwingend dort, wo wir sie für Entscheidungen brauchen. Und auch nicht immer gebündelt und aufbereitet. Zudem hatten nur wenige Mitarbeiter Zugang zu unseren Datenschätzen. Es war ein klarer Wunsch vom Vorstand, das zu ändern.

Das AIC ist auch ein Symbol dafür, wie Arbeiten mit Informationen in einer digitalen Welt funktioniert: Und zwar nicht verteilt über Hierarchien, aufbereitet für Regelmeetings und verschickt als regelmäßiger Report. Denn das ist zu umständlich und nicht immer sind so alle rechtzeitig beteiligt, die einen wichtigen Beitrag leisten können. Zeitfressende Abstimmungsroutinen und Recherchen werden mit Hilfe der neuen Werkzeuge überflüssig gemacht. Wir haben mittlerweile schon ca. 3.000 Mitarbeiter, die das AIC nutzen.

Wenn Du Dir Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die größten Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Ich bin überzeugt, dass im Markt das Thema künstliche Intelligenz weiter Fahrt aufnimmt. Das heißt auch, dass wir intensiv daran arbeiten, wie wir die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz für unsere Prozesse und Produkte nutzen können und auch, wie sie interne Tätigkeiten unterstützt.

Hand auf’s Herz: Wenn Du Dir eine Sache im Bereich Business Intelligence wünschen könntest, was wäre das?

Ich wünsche mir, dass es bald selbstverständlich wird, die Datenanalyse in sämtliche Unternehmensprozesse und Entscheidungen einzubinden. Aber wie bei allen Neuerungen müssen sich die Vorteile erst noch überall rumsprechen. Positive Beispiele aus verschiedenen Geschäftsbereichen helfen uns dabei, die Möglichkeiten intern anschaulich bekannt zu machen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

… einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu (digitalen) Themen gerne informierst

Das Thema Data Science ist so vielseitig, dass eine möglichst breite fachliche, technische und gesellschaftliche Sicht notwendig ist, um das Potenzial ganzheitlich bewerten und sinnvoll anwenden zu können.
Aber einen Blog lese ich besonders gerne, den meines Kollegen André Petras zum Thema Data Design und Visualisierung „Styling Data„. Er schafft es, sämtliche Themen unterhaltsam in Daten abzubilden.

… einen Artikel / ein Video / …, zum Thema Business Intelligence, den / das Du Deinen Kollegen gerne empfiehlst

mein Interview auf unserer Website zum AIC, in dem ich möglichst verständlich die Vorteile für die Mitarbeiter und ihre Bereiche beschrieben habe. Damit möchte ich noch mehr Kollegen für unsere Datenanalyse begeistern.

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Mich inspiriert für mein Business weniger ein Buch. Das ist aufgrund der rasanten Entwicklung schon beim Druck veraltet. Mich inspirieren sehr die Teilnehmer unserer jährlichen Datathons. Der nächste findet am 14./15. Oktober 2017 in der Wayra-Akademie statt. Experten für Datenanalyse und Developer arbeiten in Teams an der Analyse und Visualisierung von großen Datensätzen. Die drei besten Teams werden dann auch ausgezeichnet. Das ist eine tolle Möglichkeit, sich mit den Teilnehmern auszutauschen und über den eigenen Tellerrand zu schauen.

… das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Natürlich brauche ich Internetzugang und um mobil arbeiten zu können mein Smartphone. Tagesaktuelle Entwicklungen und Anregungen bekomme ich dabei oft über Twitter.

Mit welchem Experten aus dem Bereich Business Intelligence (oder der Netzwirtschaft insgesamt) würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Diesen Tag würde ich gerne mit Christoper Stolte verbringen. Er ist Mitgründer und späterer Chief Development Officer von Tableau. Seine Vision: Die Analyse von Daten und Informationen auf eine einfache, intuitive und visuelle Art und Weise für alle nutzbar zu machen. Das heißt, niemand muss ein Datenspezialist oder Statistiker sein, um Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen. Christoper Stolte fördert den Self-Service Gedanken und den der Demokratisierung der Analysemöglichkeiten.