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Interview mit Robert Bosch – Ströer

Wer ist Robert Bosch? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin Münchner und habe dort nach einer Banklehre an der European Business School International Betriebswirtschaft studiert. Nach zwei Jahren Unternehmensberatung hat mich das Internetfieber gepackt und in der ersten Gründerwelle und Internet-Blase habe ich die Höhen und Tiefen kennengelernt. Nach dem Neuen Markt Kollaps folgte ich dem Ruf von Axel Springer nach Berlin, um bei dem neuen Joint Venture „Bild T-Online.de“ neue Strategie zu entwickeln. Eigentlich nur für zwei Jahre geplant, wurden es zehn Jahre bei Axel Springer und verschiedene Funktionen im Bereich Digital und Verkauf. Zuletzt war ich verantwortlich für die gesamte Vermarktung mit über 70 Titeln von DIE WELT über das Musikmagazin Metal Hammer bis zu (Sport) BILD.

Nach zehn Jahren Verlag begann meine persönliche Digitalisierung. Bei Groupon ging es rasant in ein Online-Business mit hoch dynamischem Wachstum. Zu dynamisch für mich und ich entschied mich zu Google nach Hamburg zu wechseln und übernahm in der Geschäftsleitung Deutschland verschiedene Bereiche. Google war strukturiert, Fakten basiert und sehr konsensorientiert. Nach fast zwei Jahren bin ich gemeinsam mit einigen „Googlern“ zu Sociomantic gewechselt, wo ich bis zum Verkauf an Tesco, Data Driven Advertising kennenlernte. Hier gab es Gründerkultur, Dynamik, Arbeiten mit kleinen Budgets und die Mentalität „Selbst ist der Mann“. Seit dem 1. Februar 2016 habe ich die Aufgabe des Chief Marketing Officer (CMO) bei Ströer übernommen und trage damit die gesamthafte Verantwortung für das nationale Vermarktungsgeschäft bei Ströer. Zurückblickend kann ich sagen, dass ich mich selbst transformiert habe – von einem Verlagsmanager zu einem Digital Multi-Channel-Experten, von Stabsabteilungen und Vorzimmern im Verlagskonzern zu „hands on do it yourself“ Gründer-Team. Jede Station hat mich geprägt und bei Ströer finde ich eine sehr gesunde Mischung aus meinen bisherigen Stationen vor.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich interessiere mich privat für alte Autos und verbringe viel Zeit in Werkstätten und bei Ebay auf der Suche nach Ersatzteilen. Oldtimer sind mein Gegenpol zur digitalen Welt, führen einem aber auch vor Augen, wie schnell sich Industrien und Geschäftsmodelle ändern und entwickeln können.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht Ihr am besten, wofür stehen Eure Produkte und Marken?

Ströer ist ein führendes digitales Multi-Channel-Medienhaus und bietet werbungtreibenden Kunden individualisierte und voll integrierte Komplettlösungen entlang der gesamten Marketing- und Vertriebswertschöpfungskette an. Ströer setzt damit in Europa auf dem Gebiet der digitalen Medien zukunftsweisende Maßstäbe in Innovation und Qualität und eröffnet Werbungtreibenden neue Möglichkeiten der gezielten Kundenansprache. Zudem offeriert Ströer mit dem eigenen Dialogmarketing-Segment seinen Kunden umfassende Lösungen im performanceorientierten Vertrieb. Im Digital Publishing publizieren wir Premium-Inhalte über alle digitalen Kanäle und bieten mit Angeboten wie t-online.de und Special-Interest-Portalen eines der reichweitenstärksten Netzwerke Deutschlands.

Die Ströer Gruppe vermarktet und betreibt mehrere tausend Webseiten vor allem im deutschsprachigen Raum und betreibt rund 300.000 Werbeträger im Bereich „Out of Home“ und sie beschäftigt rund 6.500 Mitarbeiter an mehr als 70 Standorten.

Welche Rolle spielt Business Intelligence für die Produktentwicklung und / oder den Vertrieb Eurer Produkte – und warum?

Business Intelligence bildet die Grundlage für die veränderten Modelle in der Mediabranche. Durch die Analyse und Interpretation von Daten wird man in Zukunft in der Lage sein, wichtige und tiefgreifende Annahmen über Zielgruppen zu treffen. Unser Grundsatz in der Vermarktung lautet daher „Data Driven“: Die Analyse von Zahlen und Daten gehört zu den täglichen Aufgaben. Das bedeutet, Produkte und Kundenlösungen beruhen nicht auf Annahmen sondern auf datenbasierten Analysen. Dafür haben wir bei Ströer auch neue Jobprofile wie „Data Analyst“ und „Business Analyst“ geschaffen. Mit dieser neuen Herangehensweise treffen wir den Nerv unserer Kunden, für die die Themen Produktakzeptanz und Conversion Rate in diesem Zusammenhang noch wichtiger werden.

Verrätst Du uns ein “Best Practice” Deines Unternehmens im Bereich Business Intelligence? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren für diesen Case?

Die Ströer Digital Group ist im März eine strategische Partnerschaft mit der Otto Group Media eingegangen: Grundlage sind das digitale Werbeinventar der Ströer Gruppe und die Datensegmente der Otto Group Media, die auf CRM-Daten basieren. Wir bieten unseren Kunden eine große Formatvielfalt für Display-, Mobile-, Video- und Multiscreen-Werbung. In den von der AGOF veröffentlichten Digital Facts für den Monat März belegen Ströer mit mehr als 46 Millionen Unique Usern die Spitzenposition.

Die Otto Group Media stellt im Rahmen der Partnerschaft den deutschen Qualitäts-Datenpool aus rund 25 Millionen aktiven Kunden zur Verfügung. Neben soziodemografischen Zielgruppendaten enthält er weitere anonymisierte User-Segmente mit Angaben zu Familie, Konsumverhalten und Kaufabsichten.

Die Zusammenarbeit ermöglicht es uns, unseren Kunden neue datenbasierte Werbeformate mit höchster Präzision und Trefferquote zur bestmöglichen Ansprache ihrer Zielgruppen im Markt anzubieten. Es ist zudem ein weiterer wichtiger Meilenstein auf unserem Weg zum Device und Kanal übergreifenden Targeting entlang der Customer Journey innerhalb unseres crossmedialen Vermarktungs-Ökosystems.

Wenn Du Dir Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die größten Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Eine Herausforderung wird sicherlich sein, die Kunden im Rahmen der steigenden Komplexität nicht zu verlieren. Das Bewusstsein, dass faktenbasierte Entscheidungen erfolgreicher sind als bloßes Bauchgefühl, ist zwar vorhanden, aber nun gilt es, diese Einsicht auch im Unternehmensalltag zu leben.

Dann herrscht oft leider noch fehlende Transparenz über die Nutzung der Daten und zu viele und unterschiedliche Interessen innerhalb der beteiligten Fachbereiche. Die größte Herausforderung, die meiner Meinung nach aber auch ein Problem darstellen kann, ist sicherlich die heterogene Architektur, sprich zu viele BI-Systeme, heterogene Technologie und zu viele Insellösungen, sowohl in IT als auch in Fachbereichen.

Hand auf’s Herz: Wenn Du Dir eine Sache im Bereich Business Intelligence wünschen könntest, was wäre das?

Eine Vereinheitlichung der vielen Plattformen und Tools auf eine vertrauenswürdige und skalierbare Plattform, mit dem Ziel einer Standardisierung, um vor allem die Business Intelligence-Kompetenzen zu konzentrieren und Datensilos abzubauen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

… einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu (digitalen) Themen gerne informierst

Podcast von den Online Marketing Rockstars behandelt spannende digitale Themen.

… einen Artikel / ein Video / …, zum Thema Business Intelligence, den / das Du Deinen Kollegen gerne empfiehlst

Die Statistiken und Reports von Statista finde ich spannend – einem Ströer Unternehmen, das sich mit der Aufbereitung von Daten beschäftigt. Statista hat übrigens auch einen ganz interessanten Report zum Thema „The Internet of Things and Business Intelligence“ erstellt.

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

The Second Machine Age von Erik Brynjolfsson & Andrew McAfee.

Ein gutes Buch mit Anregungen und Inspiration über Digitalisierung und Veränderungen.

… das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Salesforce und Google Analytics, um ein Gespür für Zielgruppen und Engagement zu bekommen.

Mit welchem Experten aus dem Bereich Business Intelligence (oder der Netzwirtschaft insgesamt) würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Elon Musk, weil er einer der größten Visionäre dieser Zeit ist und SpaceX und Tesla Projekte mehr sind als Produkte oder Leistungen: Musk verändert Lebensweisen.