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Interview mit Florian Forster – Bonavendi

Florian Forster BonavendiWer ist Florian Forster? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin Informatiker und Betriebswirt aus München. Ich bin seit Kindestagen fasziniert von digitalen Themen und den schier unbegrenzten Möglichkeiten, die uns Computer bieten können.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin ein absoluter TV-Serienjunkie und neige hier teilweise zu exzessivem Konsum. Letztes Jahr habe ich mir zum Beispiel die ersten vier Staffeln von Game of Thrones –das sind 40 Stunden Nettospieldauer –  in einem Zeitraum von 2 Wochen reingezogen.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Bonavendi ist der Online-Preisvergleich für gebrauchte Medien wie Bücher und DVDs sowie Elektrogeräte wie Handys oder Tablets. Mit Hilfe von Bonavendi können unsere User schnell, einfach und besonders lukrativ Gebrauchtes verkaufen und kaufen. Wir vergleichen die An- und Verkaufpreise von über 40 gewerblichen Gebrauchthändler und sind damit der größte Dienst dieser Art im deutschsprachigem Raum.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Was sich bei Bonavendi sehr bewährt hat war die konsequente Beschränkung auf das Wesentliche. Nur so kann man mit den limitierten Ressourcen in einem Startup die notwendige Geschwindigkeit und Agilität entwickeln, die für den Erfolg entscheidend ist. Als wir die Idee für Bonavendi hatten haben wir keine großen Businesspläne oder Konzepte geschrieben sondern möglichst schnell eine erste, ziemlich simple Fassung unserer Idee programmiert und online gebracht. Von da an haben wir uns immer sehr um das Feedback unserer Kunden bemüht und darauf aufbauend Bonavendi stetig weiterentwickelt. Das beste Feedback bekommt man vom Markt und man kann meiner Ansicht nach gar nicht zu früh an den Markt gehen. 

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Das Internet wirkt auf den ersten Blick extrem vielfältig und bunt, bei genauerer Betrachtung muss man aber leider feststellen, dass sich immer mehr Netzaktivität und damit am Ende auch Umsätze und Gewinne auf einige wenige Giganten wie Amazon, Google oder Facebook konzentriert. Es bilden sich immer mehr Quasi-Monopolisten in den einzelnen Marktsegmenten heraus. Das halte ich für eine extrem gefährliche Entwicklung. Wir begeben uns als Gesellschaft in eine immer stärkere Abhängigkeit von einigen wenigen privaten Unternehmen, die in eine ungeheure Macht über uns haben. Hier muss die Gesellschaft, hier muss der Staat hochgradig wachsam sein und auch zu harten Gegenmaßnahmen bereit sein.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Aus deutscher/europäischer ist die größte Herausforderung, ein wettbewerbsfähiges Startup-Ökosystem zu entwickeln, das zumindest auf europäischer Gesamtebene in einer Liga mit dem Silicon Valley spielen kann. Ich glaube wir haben hier viele schlaue Köpfe, aber in Bezug auf das Kapital sind wir Lichtjahre entfernt. Finanzierung für ein Startup sicherzustellen ist in Deutschland wahnsinnig schwer und zeitaufwändig. Und die Summen, die bereitgestellt werden, sind dann trotzdem um den Faktor 10 oder 20 geringer als bei vergleichbaren Finanzierungsrunden in den USA. Das ist ein massiver Wettbewerbsnachteil und die Hauptursache dafür, dass es praktisch keine deutschen Internet-Unternehmen von Weltrang gibt.

Herausforderung für unseren Markt:

Der Recommerce-Markt, also der Markt für gebrauchte Produkte jenseits von Internetaktionen wie eBay, ist langfristig ein Wachstumsmarkt. Ich rechne auf lange Sicht mit einer Verschiebung von Medien hin zu elektronischen Geräten und Gadgets: Video- und Musikstreams sowie eBooks verdrängen zunehmend physische Medien, dafür kommen aber immer mehr Elektrogeräte mit immer kürzeren Produktzyklen auf den Markt.

Herausforderung für unsere Firma:

Recommerce ist in Deutschland immer noch nur einer kleinen Minderheit bekannt. Hier müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Ich bin aber überzeugt, dass speziell in Deutschland ein breiter Konsens besteht, der Wegwerfgesellschaft den Kampf anzusagen, hin zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Kein Buch, kein Film, keine CD und kein Elektrogerät soll mehr auf dem Schrottplatz landen.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Ich ärgere mich, dass selbst im Jahr 2015 noch keine Videkonferenz-Anwendung gibt, die so richtig gut funktioniert. Ob Hangout, Skype oder Facetime, so richtig ohne Aussetzer und mit stabiler Qualität funktioniert eine Konferenz zumindest bei mir nur in Ausnahmefällen. Speziell, wenn mehrere Teilnehmer dabei sind.

Ich freue mich darüber, dass sich das Internet zu einem echt globalen Netzwerk entwickelt hat, mit dem man mit vergleichsweise überschaubaren Mitteln nützliche Dienste und interessante Informationen der Weltöffentlichkeit zur Verfügung stellen kann. Diese Entwicklung ist wirklich revolutionär und kaum zu überschätzen.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Funktionierende Tele- oder Online-Medizin fände ich sehr praktisch. „Per App zum Arzt“,immer gleich einen Termin bekommen, keine Anfahrt, keine verlorene Zeit im Wartesaal. Wäre ein riesiger Produktivitätsgewinn!

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Eric Ries, Lean Startup. Schon etwas älter, aber immer noch aktuell. Kann ich jedem, der eine Geschäftsidee hat und über Gründung nachdenkt, nur ganz wärmstens ans Herz legen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ganz klar Elon Musk: SpaceX, Tesla, Hyperloop – wird sicher ein spannender, aber auch sehr langer Tag 🙂

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