interview

Interview mit Sebastian Scheele – immobase.de

Sebastian Scheele immobase.deWer ist Sebastian Scheele? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

http://www.ibbmuenchen.de/alte-akademie/articles/alte_akademie2.html) [Film hinter dem Link ist zu empfehlen]. Eine Liegenschaft in der Fußgängerzone München mit ca. 33.000 m² BGF, ein absoluter Rohdiamant in Deutschlands gefragtesten Einzelhandelslage.

Immobase verfolge ich das Ziel, die Immobilien Nachfrage und das Immobilien Angebot besser zu vernetzen – bottom up statt top-down. Wir sind seit April 2015 online und ständig bestrebt unser Angebot für unsere Nutzer (Suchende und Anbieter) zu optimieren.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin unfassbar ungeduldig und hartnäckig. Gerne genieße ich aber auch die Zeit mit einem guten Glas Wein, einer Zigarre und Freunden in deren Runde.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wie viele Leute kennen Sie, die eine Immobilie suchen? Zum Kauf oder zur Miete? Im Gegensatz zu denen die eine Immobilie anzubieten haben, dazu zählen auch diejenigen, die z.B. einen Nachmieter suchen. Wie ist das Verhältnis des Suchenden zum Anbieter? Welche Gruppe ist größer?

Der Suchende ist im Immobilienmarkt in Deutschland und mit dem anhalten Niedrigzinsniveau leider einer von Vielen. Sie alle suchen und haben einen einmaligen oder immer wiederkehrenden Bedarf. Diesen online abzubilden, danach zu filtern und sortieren zu können ist unser Asset.

Wir haben eine Online-Plattform aufgebaut, um dem Immobiliensuchenden zu erreichen und weiterzuhelfen. Ziel unseres Start-Ups ist es, dem Immobiliensuchenden neue Wege der Immobilienbeschaffung aufzuzeigen, mehr Transparenz und Marktkenntnis mitzugeben und die Immobiliensuche maßgeblich zu erleichtern. Wir wollen bei der Immobiliensuche neue Wege gehen und der breiten Masse den Weg zum passenden Immobilienangebot erleichtern, neben den bestehenden marktbeherrschenden Portalen.

Wir unterstützen die Eigenwerbung, weil die besten Angebote „unter der Hand“ zu Stande kommen. (Nachmieter gesucht, Empfehlung von einem Freund, ein Haus oder Wohnung in der Nachbarschaft wird freie oder steht zum Verkauf). Solche Angebote erscheinen gar nicht erst im Netz und sind im Preis/Leistungsverhältnis oftmals attraktiver.

Unsere Nutzer können Ihre Immobilien-Suchanzeige – mit nur einem Klick- eigenständig und schnell über die sozialen Medien im Freunden- und Bekanntenkreis bewerben. Wir möchten dass der Suchende gefunden wird und auch die eigenen Kontakte als Multiplikatoren für seine Zwecke nutzen kann. Die sozialen Netzwerke bieten dafür eine ausgezeichnete Ausgangsposition.

Neben dieser Option können wir ab Januar 2016 unser Angebot an provisionsfreien und direkten Kauf- und Mietempfehlungen bundesweit auf voraussichtlich 25.000 ausbauen. Aktuell sind es rund 16.500 bis 17.500. Sobald wir hier eine gute kritische Masse erreicht haben und bundesweit flächendecken empfehlen können, stellen wir eine optimale Ergänzung zur klassischen Angebotssuche dar.

Wir wollen keine Makler und deren Tätigkeit ersetzen, sondern Suchenden andere Alternativen zu den vielen Angeboten aus dem Netz bieten. Wir stellen nur den Kontakt zwischen Angebot und Nachfrage her, alles andere liegt bei den beiden potentiellen Vertragsparteien. Die Begehung, die Bewertung und Beratung vor Ort kann man mit unserem Konzept nicht ersetzen. Wir sind daher auch ausdrücklich für Vermittler interessant. Unsere „Superpower“ besteht darin, dass man bei uns jede Immobiliensuche abbilden kann:

Kaufen

Mieten

Wohnen

Einzelhandel

Büro, Hotel, Gastronomie usw.

Grundstücke

Stellplatz

Englisch 100%

Full responsive

Wir stellen die Immobiliensuche auf den Kopf und interessieren uns ausschließlich für den, der sucht. Der Suchende bringt die Kaufkraft mit und steigert den Ertragswert der Immobilie mit Anmietung oder die Rendite mit Verkauf. Der Bedarf des Suchenden ist wertvoll und unser Asset. Neben der klassischen Wohnraumsuche können bei Immobase natürlich auch Einzelhändler, Expansions-Manager und Büroflächensuchende ihren Bedarf online abbilden, unabhängig davon, ob sie kaufen oder mieten möchten. Sie alle komplettieren unser Angebot an gezielt abrufbaren Flächenbedarf für Hausverwaltungen, Makler, Projektentwickler, Eigentümer und Verkäufer. Anbieter können jederzeit danach filtern und mit dem Suchenden Kontakt aufnehmen. Wir bieten: „Immobiliennachfrage on demand!“

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Unser Produkt ist digital, so leben und arbeiten wir auch. Wir nutzen alle klassischen „Software as a Service“ Angebote, die uns die Zusammenarbeit erleichtert. Unser Team ist in ganz Deutschland verteilt. Jeder trägt seinen Beitrag zum Projekt „Immobase“ eigenständig bei. Wir arbeiten nicht klassisch „from 9 till 5“, sondern eben dann wenn es notwendig ist und der jeweilige Mitarbeiter sich dies einrichten kann.

Wir brauchen kein Büro, in dem man sich täglich trifft, bei dem man auf dem Weg zur Arbeit Zeit verliert und das zudem noch Kosten verursacht. Lieber investieren wir dies in die Entwicklung und Werbung unserer Plattform.

Z.B. arbeite ich praktisch aus der Garage heraus und stimme mich via Skype regelmäßig mit unseren Programmierern ab. Der eine sitzt in Karlsruhe, der andere in Norddeutschland. Unsere beiden sehr engagierten Juristen schwirren in der Welt herum, ich weiß meist gar nicht wo ich sie antreffe, wenn ich mal eine Frage habe. Gerne kommt die Antwort dann auch mal um 23.30 Uhr aus New York. Meine Assistentin, die Presseredaktion und das Webdesign sind zwar auch in München ansässig, aber auch hier benötigen wir selten ein Treffen, um Themen zu besprechen und Entscheidungen treffen zu können.

Es kommt auch öfters vor, dass einer von uns in der letzten Nacht durchgearbeitet hat und entsprechende Aufträge oder eine neue Schnittstelle fertig gestellt wurden. Die können dann am nächsten Tag vom Team getestet und implementiert. So können wir extrem zeit- und kosteneffizient verzahnt arbeiten. Jeder von uns ist flexibel und hat seinen eigenen beruflichen und privaten Freiraum.

Wir haben z.B. auch einen riesigen Farbdrucker, dieser wird aber eher weniger als Drucker sondern vor allem als Scanner genutzt. Das Fax ist noch da, aber eher zur Zierde, außer die wiederkehrenden Kaufgesuche der KFZ Händler kommt da selten Sinnvolles durch.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Eine schwierige Frage, ich versuch sie mal zu beantworten.

Es besteht unheimlich viel Dynamik und Potential im Netz, im Grunde kann ich mich da nur den Meinungen und Äußerungen von Herrn Prof. Dr. Peter Kruse anschließen, die er bereits vor vielen Jahren geäußert hatte. Es geht darum, eine grundsätzliche Haltungsänderung gegenüber dem Netz zu entwickeln und die Gesellschaft, die sich dahinter verbirgt ernst zu nehmen, zu integrieren und vor allem zu verstehen.

In erster Linie würde ich mich über mehr direkte Demokratie freuen. Der Staat sollte endlich lernen das Netz und seine User besser zu verstehen. Hier ist eine enorme gesellschaftliche Macht entstanden, die sich täglich über die sozialen Medien entlädt, aber auch klare Trends setzen kann. (z.B. Böhmermann /Varoufakis Stinkefinder).

Ich wünsche mir, dass der Staat vorbeugender handelt, transparenter und vor allem glaubhafter und ehrlicher wird. Bisher wird immer nur an den Symptomen gearbeitet und an die nächsten Wahlergebnisse gedacht, statt wirkliche Strukturreformen vorzunehmen. Hier ein Mittelmaß zwischen den Lobbyisten und der Bevölkerung zu finden wird eine politisch Herkulesaufgabe. Das Netz entwickelt sich derart rasant, dass die Gesellschaft zwar mithalten kann, aber der Staat den Trends, den Wünschen der Bevölkerung und den Neuerungen hinterherläuft.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Herausforderung liegt in erster Linie mit der technischen Entwicklung standhalten zu können.

Ja, vor allem die monopolitischen Strukturen stellen ein Problem dar. Solange nur ein einzelnes Unternehmen einen Markt dominieren kann, wird es hohe Margen verlangen können und überdurchschnittlich davon profitieren. Beim Internet und in Bezug auf Deutschland ist es grundsätzlich schwer, mehr als nur einen Marktteilnehmer mit vergleichbaren Service anbieten zu können. Ich wünsche mir persönlich zwar mehr Konkurrenz, die aber dann zu Lasten der Nutzbarkeit abnimmt. Nischenanbieter werden davon profitieren. In den Markt einzutreten ist kosten- und zeitintensiv und eine der größten Hürden. Die Marktmacht der Monopolisten wird herausgefordert und im Zweifel die Konkurrenz einfach geschluckt.

Die aktuelle Start-Up Euphorie kann ich nicht ganz nachvollziehen, da das Ausfallrisiko sehr hoch ist. Bedingt durch das anhaltende Niedrigzinsniveau wird dieser Trend und Hype indes weiter angefeuert. Es gibt kaum renditestarken Anlage-Alternativen zur unternehmerischen Beteiligung bzw. Kapitalanlage, so dass hier sehr hohe Preise gezahlt werden. Diese Entwicklung ist –meiner subjektiven Meinung nach – ein regelrechter Hype, der mit der Überbewertung des „Neuen Marktes“ vergleichbar ist. Es geht im Grunde nur darum wieviel „fremdes Eigenkapital“ in der xten Finanzierungsrunde eingeworben wurde, ohne „Proof of Concept“ und oftmals nur auf Basis einer spannenden Geschäftsidee. Ob das Unternehmen wirtschaftlich effizient arbeitet, Deckungsbeiträge oder gar Erträge erwirtschaften kann, zählt da zunächst nicht.

Herausforderung für unseren Markt:

Wie bereits oben beschrieben ist es schwer die monopolitischen Strukturen im Immobilien-Anzeigenmarkt aufzuweichen. Hier kämpft klassisch „David gegen Goliath“. Diesen Kampf und Machtanspruch kann man kaum gewinnen oder aufweichen. Der zweit und drittplatzierte haben sich ja zwangsläufig – nach jahrelanger Diskussion – zusammengeschlossen, da sie alleine den Monopolisten nicht ins Wanken bringen konnten. Eine Zwangsheirat, keine Ehe aus Überzeugung oder Leidenschaft.

Es gibt aber Nischen die bereits erfolgreich durch unterschiedliche Anbieter besetzt sind. z.B. Neubau Kompass, WG-gesucht und die kleineren regionale Portale machen da das Rennen, sind innovativ und sorgen für Unruhe gegenüber den großen Drei.

Unsere Herausforderung wird darin bestehen, mit positiven Deckungsbeiträgen erfolgreich zu wachsen und neben den bestehenden Strukturen langfristig und nachhaltig bestehen zu können. Die Printmedien haben da bereits seit Langem ausgedient, bieten aber immer noch eine spannende Ergänzung, sofern man den passenden Zugang zu Ihnen bekommt.

Herausforderung für unsere Firma:

Kurz und knapp: SEO, Marktbekanntheit und Usability!

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Schwer zu sagen – wo ist eigentlich der Netscape Navigator geblieben?

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Eine Fahrtenbuch – App, die auch vom Finanzamt anerkennt wird, macht sicherlich Sinn machen. Es gibt noch ein paar andere Ideen, die ich hier aber ungern offenlegen würde. Ideen gibt es viele, nur leider auch viele, die davon träumen, diese aber nie aktiv anpacken. Es anzupacken und umzusetzen ist das Schwerste dabei. Die Sache von Anfang bis zum Schluss durchzuziehen und immer wieder aufzustehen und motiviert weiter zu machen. Bevor man aber eine Idee realisiert, sollte man auf jeden Fall ernsthaft und vor allem objektiv prüfen, ob das Konzept auch wirtschaftlich tragfähig ist.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin , mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

t3n: Unerlässlich mit interessanten Tipps zu allen Themen

www.rolandtichy.de: sehr guter, objektiv und offener Journalismus, tägliche Pflichtlektüre

Die Welt – Places (Michael Fabricius) – Immobilien

Christian Hunziker (freier Journalist) – Immobilien

Manfred Gburek (Gastautor bei rolandtichy.de)

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Thilo Sarrazin zur Flüchtlingskrise

http://www.zeit.de/2015/37/thilo-sarrazin-interview-fluechtlinge-zuwanderung-integration-frontex

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Dirk Müller – beide Bücher

Friedrich & M. Weik – beide Bücher

Robert Betz – zur Motivation

Martin Armstrong (Film)

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Da fällt mir spontan nichts ein. Ich gehe ungerne auf Veranstaltungen. Ich finde bei Veranstaltungen wird oft lange über Theorien und Praxis geredet, aber wenig wirklich umgesetzt.

Die Expo Real ist für die Immobilienbranche und für uns sicherlich ein absolut lohnende und hilfreiche Messe, in der wir unser Konzept erfolgreich vorstellen zu können.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Unser neuer Programmierer – in jeder Hinsicht bin ich begeistert!

Mailchimp – Ich liebe es, absolut genial. Must have !

Skype

Git Hub

Outlook,

Microsoft (alle),

Trello,

Dropbox und bald Laravel.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich lerne durch das Netz und die sozialen Medien jeden Tag aufs Neue dazu. Die unterschiedlichen Meinungen, Ströme und rasante Entwicklung bewundere ich. Ich bin immer dabei auch zwischen den Zeilen zu lesen und versuche mir ein eigenes Bild zu machen. Für mich hat ein Treffen mit Freunden und Bekannten oftmals mehr Wert, als einen Experten zu treffen und mich mit diesem auszutauschen.

Ich würde mich aber sehr gerne in einer längeren Gesprächsrunde mit Dirk Müller, M. Friedrich, M. Weik und Herrn Prof. Dr. H.-W. Sinn zusammensetzen und über die Zukunft der Deutschen Politik und Wirtschaft austauschen. Moderieren sollte das Ganze Roland Tichy um den Kreis an interessanten Charakteren abzuschließen. Ich könnte mir vorstellen, dass da am Ende spannende Erkenntnisse hervor kommen, die wirklich was in Deutschland verändern könnten. Wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wär…