interview

Interview mit Dirk Ifsen – Perform Media Deutschland

Dirk Ifsen Perform Media DeutschlandWer ist Dirk Ifsen? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin ein direkt hinterm Deich geborener Norddeutscher, der seit mehr als 18 Jahren in München lebt und schon 1997 das große Glück hatte, das Internet zu meinem beruflichen Mittelpunkt machen zu dürfen.

Als ich damals als Volontär das TV-Format „netNite – das Online-Magazin im ZDF“ mitgestalten durfte, waren die Möglichkeiten des World Wide Web faszinierend – und heute ist es nicht anders.

Perform in Deutschland, die sich täglich mit dem Thema Fußball (und auch weiteren Sportarten) in Verbindung mit Medien beschäftigt – wenn das kein Traumberuf ist, dann weiß ich auch nicht…

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Es sind wahrscheinlich meine Wurzeln als Kapitänssohn – setzt man mich vor einen See, einen größeren Fluss oder am Liebsten vor ein Meer, kann ich stundenlang abschalten und dem Geräusch des Wassers zuhören.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Goal.com.

Und das alles in einer einzigartigen Detailtiefe, Schnelligkeit und mit einer Liebe zum Detail, die einmalig ist.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?

Opta.

Hierbei erheben wir seit vielen Jahren bis zu 2.000 einzelne Events wie Pässe, Torschüsse, Zweikämpfe pro Spiel. Diese Informationen verarbeiten wir beispielsweise zu Internet-Inhalten wie Daten-Feeds & eigenen Widget-Grafiken, die auf Webseiten und Apps weltweit eingesetzt werden. Dazu sorgt eine eigene Redaktion dafür, dass wir die relevanten Informationen aus dieser Unmenge von Daten herausarbeiten – wir suchen jeden Tag, jedes Match, jede Spielminute erneut, wo die tolle und einzigartige Geschichte hinter der blanken Zahl ist. Und diese Story hinter den Daten wird von Kunden wie Sky oder RTL bei den Fußballspielen verarbeitet und durch die TV-Kommentatoren an die Zuschauer weitergegeben.

Und wie hat Opta es geschafft, so erfolgreich zu werden? Wir suchen, finden und lieben immer das Detail. Wir fragen uns jeden Tag aufs Neue, wie können wir uns verbessern, welche Produkte können wir noch interessanter machen. Ein großer Aspekt war die globale Ausrichtung. Denn nur wer Daten und Informationen nicht nur aus der Bundesliga, sondern auch aus den anderen großen europäischen Ligen anbietet, nur wer Informationen von Spielern aus Südamerika im Portfolio hat, der ist erfolgreich. Wir entwickeln uns nach dem Motto „Think big!“. Wir haben eine konsequente internationale Ausrichtung verfolgt.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Täglich sehen wir bei unserem Unternehmen im Vergleich die Regularien der verschiedenen Länder, in denen Perform tätig ist. Und manchmal ist unsere mittlerweile typische Antwort bei internen Diskussionen über neue Projekte und Innovationen häufig: „Sorry, das geht in Deutschland nicht so einfach, hier ist es komplizierter.“ Es müssen einfach viele Richtlinien einfacher gestaltet und neue Anreize für Innovationen geschaffen werden.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Zu viel Bürokratie ist sicherlich ein tägliches Hindernis der Arbeit. Dazu müssen wir bei der Ausbildung des Nachwuchses noch mehr den praktischen Aspekt der Arbeit in den Vordergrund bringen. Wir wollen keine Nachwuchskräfte, die in sehr, sehr jungen Jahren von der Uni kommen, da sie direkt teilweise vom 12-jährigen Abi ohne Umweg des „Sozialen Jahres“ oder ähnliches zum Studium gekommen sind und in Rekordzeit dieses abgeschlossen haben – dann fast gänzlich ohne praktische Erfahrung zum Berufsstarter bei uns werden wollen.

Ich möchte lieber einen Menschen mit einer einjährigen Weltreise, bei der er verschiedene Jobs als Tellerwäscher absolviert hat. Wir brauchen Einsteiger, die schon ein paar Praktika im Lebenslauf stehen haben – und dazu auch Studenten, die nicht nur von Professoren, sondern auch von Experten aus der Wirtschaft gelehrt worden sind.

Herausforderung für unseren Markt:

Wir sind im täglichen globalen Wettbewerb mit anderen Anbietern. Alle müssen sich hier mit den regulatorischen Vorgaben des Staates, aber auch immer mehr mit denen der Sportverbände und Vereine auseinandersetzen. Der Sportmedien-Markt braucht aber für Medienanbieter weiterhin genügend Zugänge zu den Stadien, den Trainingsplätzen und den Sportlern. Immer mehr Informationen werden durch Veranstalter und Clubs zurückgehalten und nur noch gefiltert bzw. durch die eigenen Medien weitergegeben, jeder möchte in der Wertschöpfungskette partizipieren und aber auch selbst bestimmen, welche Inhalte weitergegeben werden.

Herausforderung für unsere Firma:

Eine große Herausforderung liegt darin, weiterhin die verschiedenen Inhalte, die wir täglich produzieren, miteinander zu verbinden, zu veredeln und schnell an unsere Business-Kunden und eigenen Portale zu distribuieren. Und dazu immer wieder die richtigen Produkte für die unterschiedlichen Medien zu entwickeln – Webseiten, mobile Dienste, Apps, Social Media Kanäle oder auch Scouting-Tools für Fußball-Clubs und Nationalmannschaften.

Wir haben eine Unmenge von Informationen und Inhalten jeden Tag: redaktionelle Artikel, Videos oder die angesprochenen Opta-Daten. Und in allen Bereichen müssen wir filtern, seriösen Journalismus betreiben und immer den Kunden (auf den eigenen Portalen oder denen unserer Kunden wie Spiegel.de, Süddeutsche.de oder bei den Übertragungen aus den Fußball-Stadien bei Sky) im Fokus haben. Denn der entscheidet am Ende einzig und allein über unseren Erfolg.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Mich ärgern noch immer jegliche technische Einschränkungen, seien sie noch so banal. Sollte ich im ICE mal wieder keine Internetverbindung bekommen oder ein einfaches Video wegen eines fehlenden PlugIns in der Präsentation nicht abspielen können, kommt schon mal kurz der Frust.

Ich bin noch immer täglich aufs Neue fasziniert von der riesigen und immer aktuellen Ansammlung der Informationen. Wie sonst kann ich schnell erfahren, wie Jose Mourinho auf der Pressekonferenz zum Rundumschlag gegen Journalisten und Schiedsrichter ausgeteilt hat oder was Fußballspieler in Spanien nach dem Sieg noch aus der Kabine auf ihrem Twitter-Account gepostet haben. Und manchmal hilft das Netz einfach nur die „Wer wird Millionär“-Fragen vor den Freunden – Dank des Handys unterm Tisch und schnellem Tippen – zu beantworten.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Spox.com. Nicht umsonst hat die Redaktion in diesem Jahr den deutschen Sportjournalistenpreis als „Beste Sportwebseite“ gewonnen. Und das Besondere daran ist, dass keine „normale“ Jury, sondern über 20.000 Spitzensportler abgestimmt haben.

Unsere Redaktion schafft es die neuesten, interessantesten und aktuellsten Artikel zu erstellen und sie dabei mit Hintergrundinformationen und spannenden Interviews zu erweitern.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Eigentlich kein wirklicher Artikel – aber die Bundesliga-Konferenz im Live-Ticker der 11 Freunde Redaktion ist immer wieder hervorragend. Großes Kompliment an die Kollegen.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Eigentlich zwei Bücher, völlig unterschiedlich:

„Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ von Dan Ariely. Spannende Erkenntnisse warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten und nicht immer die ökonomisch sinnvollsten Entscheidungen treffen.

„7:1 – Das Jahrhundertspiel“ von Christian Eichler. Jeder von uns wird sicherlich noch in 20 Jahren erzählen können, wo er im Sommer 2014 das Halbfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen die Brasilianer im TV gesehen hat. Eichler schafft es auf mehr als 280 Seiten jede Minute des Spiels nochmal akribisch aufzuarbeiten. Mit viel Ironie erzeugt er eine Atmosphäre, die einem wieder und wieder eine Gänsehaut bekommen lässt. Die einzige Frage ist eigentlich nur, wann es die Fortsetzung gibt – „1:0 – ausgerechnet Götze…“ oder so.

 eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Ich freue mich jedes Jahr – wie viele meiner Kollegen auch – auf den jährlichen SPONSORS SpoBis Kongress. Mittlerweile über 1.700 Teilnehmer und spannende Vorträge aus der Sportbusinessbranche treffen sich jedes Jahr für zwei Tage in Düsseldorf. Das hat mittlerweile irgendwie auch etwas von einem riesigen Klassentreffen mit alten Bekannten.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit 

MindMap App für mein iPad. Schnell im Flugzeug noch die Gedanken und Ideen sortieren und auf einer Seite alles kompakt zur Hand haben.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Wahrscheinlich schon oft genannt, aber sicher nicht zu Unrecht: Hubert Burda. Kaum einer hat schon so früh das Potential des Internets erkannt (er war u.a. schon 1997 Gast in der oben genannten Sendung „netNite – das Online-Magazin“) und hat konsequent in seinem Medienhaus eine Online-Strategie umgesetzt.