interview

Interview mit Stefan Eß – Sankt Michaelsbund

Stefan Eß Sankt MichaelsbundWer ist Stefan Eß? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Sankt Michaelsbund, das im täglichen Geschäft unseres katholischen Medienhauses mit rund 75 Mitarbeitenden inhaltlich und wirtschaftlich verantwortlich zeichnet. Davor war ich fast 20 Jahre lang als Werbe- und Vertriebsleiter und als Unternehmensberater für Medien und Kommunikation in verschiedenen Aufgaben und Funktionen in der vielfältigen katholischen Medienwelt unterwegs.

www.moderatio.com ) geworden, der Beratungsgesellschaft für BusinessModeration und Veränderungsbegleitung. Am liebsten und aus Überzeugung wollte ich weiterhin Menschen bei Veränderungsprozessen in ihren Unternehmen und Betrieben begleiten und ihnen aktive Beteiligung daran ermöglichen. Allerdings habe ich wegen des Sankt Michaelsbundes dann schlicht aus Kapazitätsgründen schon gleich nach ein paar Monaten wieder die „Pause“-Taste bei Moderatio drücken müssen – bis auf Weiteres…

Jede Menge an Veränderungen gibt es natürlich auch im Sankt Michaelsbund, allerdings eben nicht nur als Berater zu begleiten, sondern vor allem zu initiieren, nachzuhalten und umzusetzen. Das ist weiterhin spannend und durchaus herausfordernd.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

http://www.michaelsbund.de/produkt-166/der_glueckliche_luegner/5065268

Als gebürtiger Augsburger bin ich natürlich auch leidenschaftlicher FC Augsburg-Fan. Mit Dauerkarte, versteht sich…

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Der Sankt Michaelsbund ist das katholische Medienhaus in der Erzdiözese München und Freising und für die Kirche in Bayern. Wir sind ein heimlicher Reichweiten- und Standortriese in der bayerischen Medien- und Kulturlandschaft. Bei unseren Angeboten ist nur nicht immer gleich auf den ersten Blick ersichtlich, dass diese aus unserem Haus kommen.

www.muenchner-kirchennachrichten.de) bzw. über verschiedene Social-Media-Kanäle. Schließlich zählt dazu unsere traditionsreiche und wieder moderne Münchner Kirchenzeitung (seit 1908). Wir betreiben seit dem Frühjahr 2014 mit dem „Münchner Kirchenradio“ zudem einen eigenen digitalen Radiosender im Ballungsraum München, der auch 24/7 im Internet zu hören ist.

Als ältester bayerischer Büchereiverband (gegründet 1901) beraten und begleiten wir rund 1.100 kirchliche und kommunale Mitgliedsbüchereien an ihren jeweiligen Standorten. Wir scannen regelmäßig den gesamten deutschsprachigen Buch- und Medienmarkt und besprechen zusammen mit unserem Partnerverband  Borromäusverein e.V. rund 3.000 Medien jährlich. Wir präsentieren in einem speziellen Bücherei-Showroom in unserem Haus in der Münchner Innenstadt die Bücher und Medien, die zu den jährlich rund 5,5 Mio.  Besuchern in unseren öffentlichen Büchereien passen.

www.michaelsbund.de recherchieren, gerne auch kaufen und sich dabei von unserer besonderen Auswahl inspirieren lassen.

Am besten sind wir als Medienhaus immer dann, wenn es uns gelingt, über alle unsere zunächst verschiedenen Arbeitsfelder, Engagements und Ausspielkanäle hinweg vernetzt zu arbeiten. Wenn wir unentwegt die Leser, Seher, Hörer und Nutzer unserer Angebote in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen. Wenn wir unsere Themen und Inhalte so recherchieren und aufbereiten, dass das, was wir produzieren und verbreiten, mit dem Leben und unmittelbaren Lebensumfeld unserer Nutzer zu tun hat. Wenn wir dabei nicht nur ankommen und sie ansprechen mit dem, was wir tun, sondern bewusst zum Dialog einladen, Möglichkeiten zur Beteiligung bieten und sie im besten Sinne des Wortes bewegen. Dazu gehören neben dem fachlichen Know-how unserer Mannschaft stets auch der Mensch, also der Mitarbeiter und die Mitarbeiterin, die ihre Person und Arbeitsleistung einbringen und allzu gerne auch ihr Herzblut. Ein Betrieb ist schließlich immer nur so gut wie die Menschen, die für ihn arbeiten.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Ein Jahr nach dem Start unseres digitalen Radiosenders „Münchner Kirchenradio“ waren wir sehr gespannt darauf, wer uns denn so hört und ob wir im Rahmen der Funkanalyse Bayern erfasst und wahrgenommen werden. Anfang Juli kam die gute Nachricht: wir können bereits einen weitesten Hörerkreis von rund 36.000 Hörerinnen und Hörern verzeichnen. Bis zu 5.000 Menschen täglich schalten unseren neuen digitalen Sender ein. Und das, ohne durch ein großes Marketingbudget unseren Sender bekannt machen zu können. Also muss es neben der Münchner U- und S-Bahn-Werbung doch auch an unserem Programm liegen und damit an unseren Redakteuren und an den Themen, die sie auswählen und aufbereiten. Nicht, dass das schon alles perfekt wäre, da sind wir ständig am Feilen und Weiterentwickeln (…fragt mal die Mannschaft!). Aber wir sind offenbar auf einem guten Weg, mit unserem Programm Hörer an uns zu binden, sei es durch Nachrichten aus Kirche und Welt, durch Tagesimpulse, durch Talk- und Literatursendungen, aktuelle Reportagen aus der Region oder seit Neuestem auch durch unser „Kita-Radio“, einer wöchentlichen Sendung für Eltern und Erzieherinnen. Wir sind auf dem besten Weg, ein echtes Beteiligungsradio zu werden und gerade durch Partnerschaften in eine bessere Verbreitung und in neue Netzwerke hinein zu kommen. Es gibt in Oberbayern rund 500 kirchlich getragene Kindertageseinrichtungen. Hinter jeder dieser Einrichtungen stecken Erzieherinnen und hinter jedem betreuten Kind Mütter und Väter als Zielpublikum unserer Sendung mit ihren Interessen rund um das Heranwachsen von Kindern. Dafür möchten wir besondere Angebote machen, bspw. mit Themen wie „Kunst und Kultur in der Kita“ oder einer Reportage über eine erlebnisorientierte Tümpelsafari mit Kindern oder welchen besonderen pädagogischen Ansatz eine katholische Kita bietet. Ab Herbst ist eine Kolping-Sendung am Start, und auch eine KAB-Sendung (Katholische Arbeitnehmer Bewegung) ist bereits geplant, die jeweils nicht nur für die Verbandsmitglieder von Interesse sein wird, sondern auch Fragen und Themen rund um den arbeitenden Menschen, um Ausbildung und Arbeitsbedingungen oder auch Angebote zur Erwachsenenbildung bieten wird.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

http://www.leo-sued.de ).

Das gilt ebenso für die Bewegtbildproduktionen unserer Fernsehredaktion, die wir neben der Ausstrahlung im bayerischen Privatfernsehen auch über unseren Youtube-Channel „tvsmb“ verbreiten. Hier verbuchen wir bereits weit über 1 Million Clicks und lernen täglich, welches Thema dort wie erfolgreich läuft (und welches eben nicht).

Für die crossmediale Arbeit unserer Redaktion sind wir gerade am Installieren eines für unsere Arbeit passenden Content-Management-Systems, aus dem heraus möglichst einfach die verschiedenen Ausspielkanäle bedient werden können.

Und auch in der Buchhandlung haben mit dem Hörstift Ting oder mit dem interaktiven Lernspiel Tiptoi gedruckte Medien bereits ihre elektronischen Ergänzungen gefunden.

http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/muenchner-kirchenzeitung.html) . Last but not lesat gibt es die Münchner Kirchenzeitung auch bereits seit rund zwei Jahren als ePaper zu abonnieren.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Der Staat ist immer für das Setzen von Rahmenbedingungen verantwortlich. Dabei muss er sich selbst an die im Grundgesetz verbürgten Rechte halten. Für mich ist dabei die Vorratsdatenspeicherung nicht kompatibel mit der Freiheit eines Bürgers. Das Thema wird uns weiter begleiten, aber auch eine wie auch immer geartete „Light“-Version einer Speicherung von Verbindungsdaten von Bürgern verletzt das Grundrecht auf Freiheit des Einzelnen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Bei Verbreitung und Empfang von Radioangeboten wird man das „heiße Eisen“ eines verbindlichen Abschalttermins der UKW-Übertragung weiter schmieden müssen, gerne auch in konzertierter Aktion und europaweit. Einige Landesmedienanstalten betreiben in Deutschland aktiv Ausbau und Förderung von Digitalradio, so z.B. die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien. Die bessere Qualität, geringere Übertragungskosten und eine Vervielfachung der künftig zur Verfügung stehenden Angebote dürften mittel- und langfristig die Trägheit der Haushalte überwiegen, neue Radiogeräte anzuschaffen, aber auch die der Autobauer, digitale Empfangsgeräte in die Autos einzubauen. Auch beim digitalen Fernsehen HDTV ging es nicht ohne die Durchsetzung eines politischen Willens und nur mit einem verbindlichen Umstiegs- bzw. Abschalttermin. Das brauchen wir auch beim Radio.

Herausforderung für unseren Markt:

Mediale Angebote werden immer stärker miteinander verwoben sein, zum Teil auch miteinander verschmelzen. Wir sollten Acht geben, dass die Nutzer mit den technischen Möglichkeiten und Entwicklungen Schritt halten, und dass dabei möglichst wenige „auf der Strecke“ bleiben, was die Mediennutzung und damit die Teilhabe an unserer Gesellschaft betrifft. Und wir dürfen gleichzeitig unsere Geschäftsmodelle nicht aus den Augen verlieren, mit denen wir auf der einen Seite unseren Auftrag erfüllen, gleichzeitig aber auch in Zukunft das Geld für unsere Arbeit zu verdienen haben.

Herausforderung für unsere Firma:

Für uns wird das Rekrutieren von exzellenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihr Handwerk beherrschen, in der digitalen Welt der Medien zuhause sind und  gleichzeitig als „erkennbare Menschen“ ihre Arbeit tun und ihren Beitrag zum Erfolg unseres Medienhauses leisten, dauerhaft die wichtigste Aufgabe sein.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Möglichkeiten für anonymes Hetzen und verbales Auskotzen in Foren, Blogs oder in den sozialen Netzwerken bieten eine allzu gerne bereitete und genutzte Bühne für Radikale. Das stört mich, und da wünsche ich mir einen Verhaltens- oder Ehrenkodex, der von jedem/r zu akzeptieren ist. Wer teilnehmen will am Diskurs und an Diskussionen, soll sich bitte auch mit seinem Namen zu erkennen geben und zu dem stehen, was er/sie sagt.

Ansonsten bietet das Internet mehr Möglichkeiten als Risiken. Deshalb stören mich im Prinzip jedes Mal Orte, an denen es (noch) keine (entsprechend schnelle) mobile Internetverbindung gibt, z. B. wenn ich mit der Bahn oder mit dem Auto durch die Republik fahre. Außer wenn ich gerade bewusst Ruhe suche und eine (auch digitale) Auszeit einlegen möchte. Dann akzeptiere ich auch in Klostermauern ansonsten als unzureichend empfundene Verbindungen nach „draußen“.

Am meisten freut mich, dass ich über soziale Medien mit vielen Menschen in Kontakt bleiben kann, gute alte Bekannte wiederentdecke (oder diese mich), und ich auch Nachrichten und Neuigkeiten schneller und deutlich zeitnaher erfahre als früher, als ich noch jeden Morgen auf die gedruckte Ausgabe meiner Tageszeitung gewartet habe.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Wir haben bisher noch für jede unserer Lösungen selbst ein Problem gefunden J, oder: wenn ich das wüsste, würde ich das Start-up  wohl glatt selber gründen!

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Weil ich tagesaktuell wissen möchte, was sich rund um Gott und die Welt auf unserem Globus so abspielt, und das alles 24/7 von einem weltumspannenden und konfessionsübergreifenden Reporterteam zusammengetragen wird, schaue ich immer wieder in den „CNN belief BLOG“:

http://edition.cnn.com/specials/belief

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

Hm. Was ist „in letzter Zeit“? Ich habe mal ein sehr ausführliches Gespräch von Annette Milz mit Kai Diekmann ausgewählt, nachdem dieser aus dem Silicon Valley zurückgekehrt war. Auch wenn der Artikel nicht mehr ganz taufrisch ist, es lohnt sich für mich immer wieder, in ihn reinzuschauen:

http://www.mediummagazin.de/magazin-plus/bild-dir-eine-mission-die-an-wandlungen-des-kai-diekmann/

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Mit „Die Kunst, sich richtig wichtig zu nehmen. Führungskompetenz aus dem Kloster“ hat Abt Johannes Eckert OSB vom Benediktinerkloster St. Bonifaz in München ein wunderbares Buch zum Thema „Führung“ geschrieben, das mir ein guter Freund geschenkt hat. Es ist nicht zum Durchlesen an einem Stück gedacht, sondern als Begleiter über ein ganzes Jahr hinweg, mit täglichen Einheiten und wöchentlichen Reflexionen. Einfach gleich hier bestellen:

http://www.michaelsbund.de/produkt-315/die_kunst_sich_richtig_wichtig_zu_nehmen/422540

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

www.mdg-online.de) habe ich in einer angenehmen Kombination aus Vortrag/Präsentation und kollegialem Austausch viel gelernt und mitnehmen können, und zwar schon zwei Mal zu den Themen „Mitgliedermagazine“ und „Content Marketing“. Und das geht so: an einem Abend folgen verschiedenen thematischen Inputs internationaler Experten im Plenum anschließend an kleinen Tischgruppen während eines (auch noch sehr leckeren) Vier-Gänge-Menüs Möglichkeiten zum persönlichen Austausch. Die Experten wechseln dabei von Gang zu Gang die Tische, und es besteht die Möglichkeit zu Rückfragen und zum Gespräch. Das macht Appetit auf mehr…

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Mein BlackBerry ist mein wichtigstes mobiles Arbeitsinstrument und mein permanenter Draht in die digitale Welt. Und gut, dass auch dieser einen Knopf zum Ausschalten hat.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Papst Franziskus würde ich gerne mal einen Tag lang „Menschenfischen“ gehen wollen (vgl. dazu in der Bibel Lk 5, 1-11). Er wäre für mich aber auch gefragter Experte zum Thema „Change Management“.