Wer ist Patrick Lobacher? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.
Ich bin Vorstandsvorsitzender der +Pluswerk AG, Digital-Native, Entwickler, Berater, Trainer, (Agile) Coach, Consultant, Autor zahlreicher Fachbücher und Fachartikel und am Ende auch Visionär mit Hang zur Ungeduld. Eine Schwäche habe ich für Genuß in allen Facetten – Essen, Kochen, Musik, Film und Reisen. Ich benötige stets Energie, um warm zu laufen – etwa in der Musik (Elektronisch) oder aber in den Reisezielen (z.B. New York, Singapur, …). Und natürlich auch im Geschäftsleben – hier ist mir Tempo stets wichtig. Wichtigstes Lebewesen neben meiner geliebten Frau ist mein Hund Rocky – ein Golden Retriever der mich auf Trab hält.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?
www.pluswerk.ag) ist eine auf digitale Kommunikation spezialisierte Full Service Agentur, die leidenschaftliche Lösungen für anspruchsvolle Kunden entwickelt.
Pluswerk vereinigt das einzigartige Konzept der Agilität und Flexibilität von inhabergeführten Agenturen, gepaart mit der Sicherheit und die Kapazität einer Großagentur mit über 130 Mitarbeitern an 10 Standorten in Deutschland sowie 20 Jahren Erfahrung.
Dabei gehen wir bei Bedarf auch ungewöhnliche Wege und versuchen für unsere Kunden nicht nur das Optimum, sondern auch das Maximum herauszuholen.
Was ist Eure interne “Secret Sauce”?
Unser innerer Klebstoff – dass was uns erfolgreich macht – ist sicherlich unsere Firmenkultur und unser Leitbild. Wir haben früh begonnen uns mit damit auseinander zu setzen, dass es nicht nur darum geht, Jobs abzuwickeln, sondern jeden einzelnen Mitarbeiter zur DNA von pluswerk werden zu lassen
Unsere Kernwerte „Partnerschaftlich“, „Werthaltig“ und „Leidenschaftlich“ reflektieren dabei unser Kultur und sind uns Leuchtturm in unserem täglichen Doing. Gepaart mit Mut und Disziplin wird daraus ein Cocktail der sowohl bei Kunden wie auch bei den Mitarbeitern sehr gut angenommen wird.
Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?
Im Innenverhältnis verheiraten wir seit geraumer Zeit einige Agenturen an derzeit zehn Standorten, damit daraus am Ende für den Kunden eine einzige Agentur erwächst, die auf der einen Seite den persönlichen Touch und das daraus erwachsene Commitment der Gründer für den Kunden und die Projekte beibehält, aber auf der anderen Seite auch die Stärke, Leistung und Innovationskraft der großen Agenturen liefern kann. Mein Rolle ist es, diesen Prozess strategisch zu leiten, den Markt zu analysieren und die daraus notwendigen Korrekturen vorzunehmen und vor allem auch die Mitarbeiter auf diese Reise mitzunehmen.
Genau hier liegt auch meine Stärke – die Strategie. Durch meinen Werdegang habe ich Höhen und Tiefen in einer Form erlebt, die es mir nun ermöglichen, die richtigen und oftmals mutigen Entscheidung zu einem frühen Zeitpunkt zu treffen bzw. vorzubereiten. In unserer Konstellation gibt es gerade im Bereich der Strategie die meisten Weichen zu stellen. Immerhin muss sich über Zusammenarbeit, Struktur, Prozesse, Kultur, Innovation, u.v.a.m. Gedanken gemacht werden. Während die Agenturen die Kunden betreuen und das Projekt zum Erfolg führen, überlege ich mir, wie man dies noch weiter optimieren kann. Dadurch, dass nahezu keine operativen Aufgaben auf meinem Tisch liegen, kann ich mich auch maximal auf meine Aufgabe konzentrieren.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Betrachtet man sich die „digitale Agenda“ hat man das Gefühl, als versucht Deutschland die Handbremse eher noch weiter anzuziehen, als diese endlich zu lockern, um auch weltweit konkurrenzfähig zu werden. Ich gehe davon aus, dass wir mit der Digitalisierung bzw. Industrie 4.0 erst am Anfang einer gewaltigen Entwicklung sind, deren Motor die Digitalwirtschaft sein wird. Hier brauchen wir Stärke, Innovationskraft und die uneingeschränkte Unterstützung der Regierung. Wenn wir hier nicht den Anschluss verlieren wollen, dann muss hier ein Umdenken statt finden.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Gerade in Deutschland, aber letztlich in der gesamten DACH-Region, haben wir mehrere Herausforderungen zu meistern. So müssen wir beispielsweise dringend von der „Ingenieur-Denke” herunterkommen. In der Industrie war das sicherlich eines der Erfolgsgaranten der letzten Jahrzehnte. In der Digitalwirtschaft haben wir kürzere Entwicklungszyklen, brauchen mehr Mut – auch zum Scheitern und müssen uns iterativ und inkrementell an Ergebnisse annähern. Das Medium Internet ist in der Form, wie wir es kennen, gerade einmal 25 Jahr alt. Zu jung also für die Maßstäbe der Vergangenheit.
Auch wenn die Startup-Szene gerade boomt, so muss deutlich mehr mit Investitionen gearbeitet werden – hier haben wir auf jeden Fall ein Defizit bzw. einen Investitionsstau.
Und schließlich muss auch die Ausbildungsstruktur in der Digitalwirtschaft überarbeitet und modernisiert werden. Im “War for talents” fehlen Talente auch oft deswegen, weil es nur wenig offizielle Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Sektor gibt und diese dann oftmals veraltete Ausbildungsinhalte zur Verfügung stellen. Die Privatwirtschaft legt hier zwar nach, dies geht aber zu Lasten von Standards
Herausforderung für unseren Markt:
Gerade der Markt der Dienstleister wird sich in den nächsten 5 Jahren stark verändern. So werden wir zwei Trends ausmachen können: Einerseits wird es deutlich mehr Spezialisten benötigen, die in der Lage sind, die Herausforderungen unterschiedlichster Ausprägungen der Digitalisierung zu beherrschen. Andererseits wird die Luft für Werbeagenturen und Fullservice Anbieter deutlich dünner. Während ersteren oftmals die vollständige Digital-Kompetenz auf allen benötigten Ebenen fehlen wird, müssen letztere ein Heer an Spezialisten aufstellen, für die es eine Stärke von >100 Personen benötigt. Also Nische oder Größe – alles dazwischen wird sehr wahrscheinlich Probleme bekommen. Aber selbst die großen Agenturen müssen sich so aufstellen, dass eine agile Anpassung an die Marktgegebenheiten in kurzer Zeit möglich sein wird.
Werbeagenturen stehen vor der Herausforderung, dass Kunden die Markenführung immer mehr ins Unternehmen holen und dann sehr wahrscheinlich vermehrt auf eine Fullservice Digitalagentur als Lead-Agentur setzen (müssen).
Herausforderung für unsere Firma:
Das pluswerk befindet sich gerade am Anfang der Transformation hin zu einem global Player im Markt der inhabergeführten Digitalagenturen in Deutschland. Wir sind uns der Schwierigkeiten und Perspektiven in den nächsten Jahren voll bewusst und versuchen von vorneherein entsprechend gegen zu steuern bzw. Veränderung früh einzuleiten. Aber natürlich ist der dazu notwendige Change-Prozess nicht einfach so aus dem Ärmel zu schütteln. Mitunter muss man sich in neues und ungewohntes Terrain begeben, was eine nicht unerhebliche Portion Mut und Vertrauen voraussetzt. Es müssen an der einen Seite Strukturen geschaffen werden und an anderen Stellen genau jene eingerissen werden. Wir sind hier aber auf einem guten Weg – das Feedback von großen Kunden und Mitarbeitern zeigt uns, dass sich die Mühe lohnt und wir hier in die richtige Richtung gehen.
Meine Persönliche Herausforderung:
Meine persönliche Herausforderung ist es auf beiden Seiten zu stehen – einerseits auf der Seite des Kunden, um herauszufinden was dieser wirklich benötigt, um auch digital erfolgreich zu sein (oftmals noch bevor es dieser selbst weiß) und andererseits auf Seite des Dienstleisters, wo wir neben unserem Innovationsanspruch auch Agenda-Setting betreiben müssen, um die wichtigen Themen in die Fläche zu bekommen. Dieses Spannungsverhältnis ist manchmal schwer aufzulösen – denn genauso schnell, wie wichtige Themen mit dem Kunden zusammen angegangen werden müssen, so träge sind manchmal die Strukturen auf die man gerade bei großen Kunden trifft, um den Change einleiten zu können.
Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich oder würdest Dich gerne verbessern?
Ich will deutlich mehr über die Dynamik in der Digitalwirtschaft verstehen und herausfinden, welche Faktoren in der Zukunft über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Nirgendwo ändern sich die Spielregeln so schnell, wie in diesem Bereich. Wer diese also beherrscht, wird immer oben schwimmen – das ist für unsere Kunden überlebenswichtig und letztlich auch für das pluswerk.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst (deutsch oder Englisch)
Den „einen“ Blog gibt es natürlich nicht – aber hier eine Auswahl exzellenter deutschsprachiger Blogs bzw. Newsportalen die regelmäßig lese:
http://www.lead-digital.de
http://www.onlinemarketingrockstars.de
http://futurezone.at
https://www.wired.de
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)
Nicht exakt ein Artikel, aber ein Interview von Jurgen Appelo auf Management Innovation eXchange hat mich in letzter Zeit am meisten begeistert. Er zeigt hier die Zukunft des Managements in Zeiten agiler Unternehmen auf – ein Thema, dass mehr und mehr Gewicht bekommt und dem wir uns im Consulting auch vermehrt widmen. Gerade in Zeiten der digitalen Transformation muss sich auch das Unternehmen selbst entsprechend daran anpassen. Sonst wird es zum Culture-Clash kommen, der die Zukunftsfähigkeit der Unternehmung durchaus auf den Prüfstand stellen kann.
http://www.managementexchange.com/mavericks/hangouts/hacking-management-changing-world
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Ein grandioses Buch, welches im Februar 2015 auf den Markt gekommen ist, aber eigentlich schon seit mehr als 20 Jahren überfällig war, ist „Schwarmdumm – So blöd sind wir nur gemeinsam“ von Gunter Dueck. Nicht nur, dass es Dueck schafft, ein eigentlich recht trockenes Thema (die Arbeitswelt von heute) höchst anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, er legt auch den Finger in die Wunden eines jeden Managers und hat auch kein Problem damit, mit seiner Systemkritik unbequeme Töne anzuschlagen. Und das völlig zu Recht. Auch ich habe mich in einigen der dargestellten Situationen ertappt gefühlt und wiedergefunden. Aber Selbstkritik ist bekanntlich der Schlüssel zur Verbesserung.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Am meisten angetan war ich von der Veranstaltung „Year of the goat“ (am 19.03. in München und 08.09. in Hamburg / http://yearofthegoat.co) – einem Event, welches sich der digitalen Transformation und Innovation auf außergewöhnlicher Weise widmet. Ich habe hier sehr mutige und konsequente Speaker erlebt und auch ein Publikum, welches sehr offen gegenüber Change ist – eine der wichtigsten Eigenschaft, um in der Netzwirtschaft der Zukunft bestehen zu können. Beinahe schon legendär war hier der Vortrag von Andy Goldstein: „Landscape of innovation”.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich hier die letzte Bestätigung bekommen habe, dass Innovation sicherlich der wichtigste Treiber in unserem Geschäftsfeld der Zukunft sein wird.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Das ist einfach zu beantworten: Slack. Slack und nochmals Slack. Dieses Tool hat meine Kommunikation (und damit auch die im pluswerk) radikal verändert. Gerade in einer verteilten Arbeitswelt mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und zudem mit verschiedenen Interessensgruppen (wie Open Source Projekte, Kunden oder andere) ist ein schnelles und einfachen Kommunikationstool entscheidend. Wir haben in den letzten Jahren viel ausprobiert und auch wieder verworfen. An Slack kam bislang nichts heran. Zudem ist es – je nach Einsatzzweck – sogar kostenlos, man kann auf jedem Gerät darauf bequem zugreifen und es hat ein ausgeklügeltes Notifikation-System. Der Email-Aufwand ist seitdem hier um mindestens 80% gesunken.
Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Am liebsten hätte ich einen Tag mit Steve Jobs zusammengearbeitet – von ihm habe ich letztlich gelernt, dass man mit Leidenschaft, Disziplin und Mut alles erreichen kann. Selbst das vermeintlich unmögliche. Vor allem in der digitalen Welt ist es wichtig, stets offen für neues zu sein und Gedanken wirklich konsequent zu Ende zu denken, um damit auch Erfolg haben zu können. Und auch radikal zu denken, selbst entgegen der Kritiker, die sich schnell um einen versammeln. Müsste ich eine lebende Person wählen, so wäre dies sicherlich Gunter Dueck. Selten hat jemand die Unzulänglichkeiten der Wirtschaftswelt so schonungslos offengelegt und zum (Quer-)Denken angeregt. Und zumindest mir einige meiner Fehler eindrucksvoll vorgehalten.