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Interview mit Tobias Bartenbach – BARTENBACH AG

Tobias Bartenbach - BARTENBACH AGWer ist Tobias Bartenbach? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

BARTENBACH AG als erste Kreative Kooperative zu den Top 50 der inhabergeführten Agenturen in Deutschland. Mit rund 90 Mitarbeitern in der Gruppe sind wir auf B2B-Kommunikation spezialisiert, insbesondere in den Bereichen Healthcare/Diagnostik, Finanzen und Industrie.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin fußballverrückt! Das heißt, bei jedem Heimspiel von Mainz 05 sitze ich im Stadion und fiebere mit! Und meine neue Leidenschaft heißt Golf – in diesem Jahr möchte ich unbedingt mein Handicap verbessern.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: Was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

BARTENBACH ist die erste Kreative Kooperative. Klingt nach Revoluzzern? Stimmt. Klingt irgendwie neu? Stimmt. Klingt nach einem anderen Ansatz? Richtig. Die Kreative Kooperative setzt auf beste Ideen durch gemeinsames, teamorientiertes Querdenken – auch und gerade mit unseren Kunden.

Die Kreative Kooperative ist anders, weil sie Online und Offline zusammenbringt und medienübergreifend denkt –, denn Kommunikation und Konsumenten haben sich geändert. Wir erreichen unsere Zielgruppen durch Interaktion statt durch Monologe.

Außerdem lieben wir B2B! Um Unternehmen erfolgreich zu erreichen, muss man wissen, was sie bewegt – und ihre Sprache sprechen. Mit mutigem Denken und verantwortungsvollem Handeln brechen wir mit bestehenden Modellen und Mustern und setzen das Ziel in den Fokus.

Unsere Superpower/Kernkompetenz ist konsequent integrierte Kommunikation über alle Kanäle, entlang der für die Zielgruppen relevanten Touchpoints. Wir bieten unseren Kunden das gesamte Leistungsspektrum der kreativen Wertschöpfungskette inhouse an – von der Beratung über Konzeption, Planung, Kreation bis hin zur Realisierung. So erschaffen wir bemerkenswerte, erinnerungswürdige, emotionale und relevante Erlebnisse.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“-Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Ein besonders schönes Projekt aus dem letzten Jahr war die komplette Neuausrichtung eines weltweit führenden Unternehmens aus dem Bereich Medizintechnik (Elektromedizin). In fünfter Generation erfolgreich mit seinen Produkten, war das Erscheinungsbild der Marke etwas in die Jahre gekommen. Eine neue Positionierung, Corporate Identity und Corporate Design mussten her, zumal zur Medica (weltgrößte internationale Fachmesse und Kongress für Medizintechnik, Elektromedizin, Laborausstattung, Diagnostica und Arzneimittel) im November 2015 eine innovative Produktneuheit eingeführt werden sollte.

Wir begannen Mitte 2014 mit Markt- und Wettbewerbsanalysen, darauf moderierten wir einen Positionierungsworkshop mit 10 Führungskräften des Unternehmens. Auf Basis dieser Ergebnisse haben wir eine Neupositionierung erarbeitet inkl. neuem Markenleitbild, Markensteuerrad und visuell mit neuem Logo, neuer Farbwelt, neuer Typo, Piktogrammen, sprich das gesamte Corporate Design wurde angepackt, modernisiert und von uns umgesetzt. Und das nicht nur für das Headquarter in Deutschland, sondern für alle Niederlassungen rund um den Erdball – Asien, USA, Osteuropa etc.

Die Entwicklung war der erste Streich, dann folgte die umfassende Aufgabe, alle Niederlassungen, alle Medien und Kommunikationsmittel dem neuen Erscheinungsbild anzupassen. D. h. neues Leitsystem für die Gebäude, neues Design für den Fuhrpark, neues Messekonzept für alle Messestände von 300 m2 bis runter zu 10 m2, neue Broschürenkonzepte inkl. aufwendiger Imagebroschüre, neue Websites, neue Anwendungsfilme und Unternehmensvideos, Produktgestaltung mit neuem Logo – die Liste schien zunächst unendlich lang.

Doch in enger Zusammenarbeit mit einem hervorragenden Kundenteam, Einbindung aller Länderverantwortlicher, straffer Organisation und erstklassigem Projektmanagement sowie einer monatlichen Abstimmung mit den Unternehmenseigentümern war das Projekt vom ersten Tag an präzise im Timing. Pünktlich zur Medica im November 2015 konnten dann alle Schalter umgelegt werden. Zum Eröffnungstag wurden gleich morgens alle Websites freigeschaltet, die neuen Logos an den Gebäuden des Headquarters und der Niederlassungen enthüllt, und auf der Messe selbst zeigte der Elektromedizin-Spezialist Erbe zum ersten Mal sein neues Gesicht einer internationalen Öffentlichkeit.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Hauptherausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft bzw. den Staat:

Vieles verändert sich. Die Zyklen des Wandels werden immer kürzer. Damit steigen die Anforderungen an die Wandlungsfähigkeit von Unternehmen und ihren Mitarbeitern. Medien kommen immer mehr an uns heran und werden Teil von uns (Wearables, Smart Watches etc.). Gleichzeitig überfordert das große Angebot an Informationen und die Geschwindigkeit viele Menschen, die dann einfach abschalten. Deshalb gibt es einen hohen Bildungsauftrag, die Menschen im Umgang mit den Medien zu schulen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland/Europa:

Der digitale Wandel erfordert ein radikales Umdenken. Dabei geht es um einen Wandel der Rollen und Profile. Der digitale Wandel kann nicht aus einem Marketingbudget heraus betrieben werden, er ist Chefsache und muss Top-down betrieben werden, er ist strategisch und nicht operativ. Die Transformation kann nicht von außen beraten werden – sie muss gelebt werden.

Herausforderung für unseren Markt:

Unsere Rolle als Agentur müssen wir folglich mehr als Enabler und Helfer zur Selbsthilfe verstehen und weniger als Roll-out-Partner. Dafür sind Augenhöhe und Vertrauen nötig, weil der Kunde das Wissen gar nicht mehr selbst aufbauen kann. Er braucht Beratung. Dabei sind Mut und Risikofreude gefragt. Deshalb definieren wir unsere Rolle in Geschäftsbeziehungen auch immer individuell und bedarfsgerecht.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir müssen den Spagat zwischen der Klassik und den neuen Medien schaffen. Unsere Investitionen in Know-how müssen wirtschaftlich sein und wir müssen eine glaubwürdige Story erzählen können.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Geärgert haben mich Hypes, schlechte Usability, Banalität und schlechte Qualität von Inhalten, der Kommerzialisierungswahn und die Überflutung mit Inhalten, nur weil es möglich ist. Freuen tue ich mich über die Mehrdimensionalität des Netzes, die Aktualität, personalisierte Inhalte, den schnellen Zugriff auf Wissen, neue Geschäftsmodelle, E-Commerce und die damit verbundene Convenience.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für …

einen Blog/eine Newsseite/ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst:

Neben der regionalen und überregionalen Tagespresse sind für mich Branchenmagazine wie Horizont, W&V und die Absatzwirtschaft wichtige Informationsquellen.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (wenn Web, bitte mit URL):

Ein Video der kanadischen Agentur Zulu Alpha Kilo, die nicht an kostenlosen Pitches teilnimmt und dies sehr anschaulich auf den Punkt bringt:

www.youtube.com/watch?v=essNmNOrQto

Zulu Alpha Kilo – Spec | #saynotospec

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat:

Meine älteste Tochter ist vor kurzem 18 Jahre alt geworden. Wir haben ihr ein Buch über sie selbst von der Geburt bis heute gestaltet. Das hat mich sehr bewegt und geerdet. Ansonsten komme ich leider viel zu selten dazu, ein Buch zu lesen.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Als CEO bin ich am Austausch auf Augenhöhe interessiert. Dabei bieten mir gerade die unterschiedlichen Foren des GWA (Gesamtverband der Werbeagenturen) zu Spezialthemen wie B2B oder Healthcare oder der Unternehmerkreis für  inhabergeführte Agenturen im GWA immer wieder wertvolle Insights und eine wichtige Plattform zur Vernetzung.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten und warum?

Da denke ich spontan an Catalin Voss, den „seltsamen Deutschen“ im Silicon Valley, wie der Spiegel einst titelte. Catalin Voss ist Gründer von verschiedenen Start-ups, wie Sension, einer Software, die anhand von Gesichtszügen und -bewegungen die Gefühle einer Person erkennt. Mit dieser Technologie können Anbieter im Netz verstehen, wie sie ihren Content verbessern und Verifizierungen automatisieren können. Die Mehrheit seiner Anteile hat er bereits an ein japanisches Unternehmen verkauft und konzentriert sich nun auf sein nächstes Projekt. Mich interessiert hierbei die Dynamik und Schnelligkeit, mit der Ideen entwickelt werden sowie der besondere Ansatz, den er verfolgt als neuen Weg für die digitale Wirtschaft und als Inspiration für mich als Unternehmer.