Wer ist Thilo Kölzer? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
www.antwerpes.de), wo ich heute, nach 16 Jahren, immer noch bin. Seit 2005 bin ich dort im Vorstand verantwortlich für die Bereiche „Digital & Mobile“, „Performance Marketing“, „MachineGum (Physical Computing)“ sowie „Design“ und kümmere mich auch um Marketing & Sales-Aufgaben.
Weitere Details und einige Artikel von mir gibt es auf meinen Profilen bei Linkedin und Xing.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Schuhe. Handwerklich hochwertig gearbeitete Lederschuhe in Brauntönen (davon recht viele ;-)), die ich gerne selber auf Hochglanz poliere.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Wir sind eine Kreativagentur mit dem Branchenschwerpunkt Healthcare und sitzen in Köln im ehemaligen 4711-Produktionsgebäude. Seit 1990 haben wir ca. 25.000 Projekte mit Healthcare-Bezug durchgeführt.
Unsere Superpower liegt in unserer Kreativität und in unserer Innovationskraft.
Wir sorgen immer wieder für Überraschungen und entwickeln auch mal Dinge, die nichts mit unserer Branche zu tun haben, z.B. vibrierende Einkaufskörbe, klingendes Obst oder einen Bürostuhl als Joystick.
Immer mit dem Ziel, besser zu kommunizieren, über den Tellerrand hinauszublicken und unseren Kunden das perfekte Endergebnis zu bieten.
Bei unserer Größe von mittlerweile 100 Leuten haben wir außerdem einen ausgeprägten Sinn für Organisation und Planung entwickelt.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Zwei Projekte fallen mir spontan ein: Einen gerade gewonnenen Pitch für ein Web-Portal für Blutzuckermessgeräte. Wir konnten uns gegen drei weitere Agenturen durchsetzen. Das wichtigste Entscheidungskriterium für unseren neuen Kunden war die Tatsache, dass wir deren Marke am besten verstanden haben und dieses Markenverständnis in konkreten Maßnahmen auch demonstrieren konnten.
Das zweite Projekt ist schon etwas älter und stammt aus dem Jahr 2005. Es handelt sich dabei um eine webbasierte Asthma-Schulung für Kinder und Jugendliche namens my-Air.TV. Es hat damals auch einen Kommunikationsaward gewonnen. Ich hatte es fast schon vergessen, bis ich vor zwei Wochen in der Oktober-Ausgabe des Fachmagazins „Healthcare Marketing“ in dem Artikel „Kassen im digitalen Wettbewerb“ wieder über dieses Projekt gestolpert bin. Es wurde aufgeführt als eines von wenigen E-Health-Anwendungen, die von gesetzlichen Krankenkassen für ihre Versicherten angeboten werden (in diesem Fall handelte es sich um die AOK Bayern). Und das, obwohl es schon 10 Jahre alt ist. Vielleicht sollte man einen neuen KPI für Websites einführen: Haltbarkeit in Jahren.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft
Die Herausforderung für die Gesellschaft ist aus meiner Sicht ein Bündel von Themen, die ich schlecht in nur eine Begrifflichkeit bringen kann: Ich versuche es mal mit folgenden Assoziationen: „Always on“, die ständige Verfügbarkeit im Arbeitsleben, das unglaubliche Tempo, mit dem heute alles erledigt werden muss und Multitasking.
Der richtige und gesunde Umgang mit den schier endlosen Möglichkeiten des Netzes ist für die Gesellschaft sicherlich ein wichtiges Thema.
Als ich studiert habe, war das Internet in der Lehre kein Thema. Autodidaktik war Trumpf. Um die Jahrtausendwende hat noch jeder einen Job bekommen, der „Internet“ richtig schreiben konnte. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Heute, ca. 15 Jahre später, ist die Diversifizierung (hinsichtlich Themen, Nischen, Ausbildungsmöglichkeiten etc.) so groß, dass man leicht orientierungslos wird. Ich finde, der Blick für Qualität geht etwas verloren. Wenn ich mir alleine anschaue, wieviele Bildungsträger es gibt, die wiederum viele Studiengänge in dem Bereich „Interaktive Medien/Internetkommunikation/Online Marketing“ anbieten, weiß ich nicht mehr so genau, was etwas wert ist.
Herausforderung für unsere Firma:
Zu den größten Herausforderungen für unsere Firma gehören sicherlich: Die relevanten Themen und Trends im Blick behalten – und nicht allem hinterher zu rennen, dann Schritt halten, Vorsprung erarbeiten, wachsam bleiben und sich nicht auf Erfolgen aus der Vergangenheit ausruhen.
Man sollte außerdem die richtigen Leute im Unternehmen haben. Wenn man sich beispielsweise mit den Digital Natives im Raum nebenan unterhält, erweitert das den eigenen Horizont ungemein und bringt mehr, als dicke Insight-Studien zu wälzen. Konzepte entwickeln sich dann in ganz andere Richtungen als ursprünglich angenommen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Tagtäglich ärgern mich Leute wie Justus Lorenz, Fiona Sauer, Jule Vogt, Joshua Franke u.v.a. mit ähnlich klingenden Namen. Das sind die „Absender“ der vielen Spam-Mails, die man so bekommt. Spam ist die Plage des 21. Jahrhunderts.
Ein paar Mal im Jahr ärgert mich die mobile Internet-Nutzung im Ausland: Teure Datenpakete, die im Nu aufgebraucht sind. Da wird das Internet plötzlich sehr klein und beschränkt.
Am meisten gefreut haben mich in diesem Jahr Dienste wie Spotify und Netflix. Die stehen für das genaue Gegenteil. Und dann freue ich mich immer wieder über Pinterest: Ein unglaublicher Ideen-Pool und tolle Inspirationsquelle.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Monocle“ für den globalen Blick auf die Dinge. Der Claim „A briefing on global affairs, business, culture & design“ wird dort perfekt umgesetzt.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (wenn Web, bitte mit URL)
Das ist der Artikel „Email Killer“ in der November-Ausgabe des TIME Magazine. Es geht um den Real-Time-Messaging-Dienst „Slack“ und darum, wie derartige Software unser (Arbeits-)Leben verändert. Folgender Satz ist bei mir hängengeblieben: „Talking about work is not necessarily productive.“.
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Das ist das Buch „Michelangelo“ von Irving Stone, ein biographischer Roman (der auch noch spannend ist). Von solch einem Universalgenie zu lesen, war einfach großartig. Unglaublich, wieviel Leidensfähigkeit, Leidenschaft, Leistungsfähigkeit und Inspirationskraft in diesem Mensch steckte. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich vor einem seiner Werke stehe, egal ob in Rom, Brügge oder anderswo. Das habe ich diesem Buch zu verdanken.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Die letzte gute Veranstaltung in diesem Jahr war der Adobe Summit in London. Die vielen Cases, die aus ganz unterschiedlichen Branchen von deren Machern selber vorgestellt wurden, waren durchaus inspirierend. Hängengeblieben ist bei mir der Vortrag von Kenny Jacobs, dem Chief Marketing Officer von Ryanair. Was die machen, machen sie konsequent – und effizient.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Die hilfreichsten Software-Tools für meine Arbeit sind Keynote von Apple und easyJOB von Because Software. Ersteres versetzt mich in die Lage, Ideen und auch komplexe Themen so darzustellen, dass andere sie verstehen und letzteres hilft mir dabei, einerseits den Überblick über die wirtschaftliche Lage unseres Unternehmens zu behalten und andererseits auch einzelne Projekte etwas genauer unter die Lupe nehmen zu können. Keynote-Präsentationen beginne ich jedoch meistens auf einem leeren Blatt Papier, so dass auch das ein zentrales „Tool“ für mich darstellt.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Vielleicht mit Greg McKeown, dem Autor des Buches „Essentialism“. Er hat bei mir für viele Aha-Effekte gesorgt. Er könnte einem selbst dabei helfen, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren.