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Interview mit Stefan Rymar – Elbkind

Wer ist Stefan Rymar? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Moin, ich bin einer der Gründer und Geschäftsführer von elbkind. Und kümmere mich bei uns um die Strategie und Kreation. Davor habe ich mich als Creative Director mit den Anfängen des Viral Marketings in Deutschland befasst. Dazu bin ich gelernter Informatiker und studierter BWLer.

Mit elbkind liegt mein Fokus auf klarer, innovativer vor allem sinnvoller Kommunikation. Insbesondere, wenn sie durch Bits&Bytes getragen wird. Und ich freue mich immer, diese Erfahrungen zu teilen. Beispielsweise als Dozent an der Texterschmiede.

Außerdem liebe ich es, mit der Machete durch den Buzzword-Dschungel unserer Branche zu jäten 😉

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin (zum Leidwesen meiner Frau) wohl die Definition des Sternzeichen Zwilling. Ich sitze mit Jeans und Shirt in der Vorstandsetage aber stehe in der Currywurstbude mit Krawatte. Kann eine digitale Jahresstrategie für einen Konzern in 30 Minuten entwerfen, aber mir einfach nicht merken, wer im Bundestag ist. Und auf meiner Playlist läuft das neue Jazz-Album von Helge Schneider parallel zu schlechtem Gangsterrap.

Elevator Pitch! Was macht Elbkind? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wir machen hier ja alle Kommunikation. Ich finde Kommunikation bedeutet miteiander sprechen. Und je intensiver diese Gespräche, desto besser läuft’s. Deswegen hängen wir uns bei elbkind seit Tag eins dafür rein, Marken und Menschen zusammenbringen. Und einen langfristigen, mehrwertstiftenden Dialog von, mit und übereinander zu etablieren. Unsere Superpower: Wir sind keine Werber und machen uns nichts aus Klicks, Kickbacks oder Kreativpunkten. Sondern sehen unsere Arbeit erst dann als erledigt, wenn das Internet unseren Marken applaudiert.

Zum Journal „Dax Digital“.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Ein aktuelles Beispiel ist die Einhorn Schokolade für unseren langjährigen Kunden RITTER SPORT. Schoki ist ja grade bei jungen Leuten abnehmend attraktiv. Unser Ziel also: den im TV eher schwer zu erreichenden Digital Natives beweisen, dass RITTER SPORT nach wie vor cool ist. Eine neues Plakat hätte da einfach nicht gereicht. Sondern dann doch lieber gleich ein Produkt, welches nur für Sie geschaffen wurde. Die Einhorn-Schokolade. Getreu dem Motto „Make the product your marketing“ arbeiteten wir da sehr eng mit der Marketingabteilung und der Produktentwicklung von RITTER SPORT zusammen. Und haben sehr großen Fokus auf eine maßgeschneiderte Social Media Strategie gelegt. Fünf Minuten nach dem Launch rauschte der Webshop ab. Was dann passierte ist Netz-Geschichte… Millionen Fans, sowie Online-, TV- und Printmedien berichteten und diskutierten. Andere Marken greifen die Idee um die Schokolade bis heute auf. 3 von 4 Menschen unserer Zielgruppe in Deutschland kennen mittlerweile die RITTER SPORT „Einhorn“. Damit reiht sich „die Einhorn“ wohl bei den größten Hypes der aktuellen deutschen Internetgeschichte ein.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Ich denke die nächsten Jahre bergen technologische und damit gesellschaftliche Entwicklungen, die so ziemlich jeden Bereich unseres Lebens berühren werden. Die bisherigen Mittelsmänner zwischen Mensch und Markt werden über kurz oder lang wegrationalisiert sein. Worunter meiner Meinung nach auch ein sehr großer Teil der Kommunikationsarbeit fällt. Beispielsweise werden Bots die Kommunikation von Marken und Institutionen zunehmend übernehmen. Und zwar die komplette Breite von Akquise bis Aftersales. Ehrlicherweise prophezeie ich auch schon länger das Ende der klassischen Website. Selbst den Sinn von Content Marketing stelle ich in Frage. Denn am Ende wird es darum gehen, Bedarfe zu erkennen und mit der besten Lösungen in der passenden Form zur richtigen Zeit zur Stelle zu sein. Damit im Hinterkopf sollten wir uns alle bewusst machen, dass viele disruptive Entwicklungen lediglich Monate – maximal Jahre brauchen werden. Und uns große Veränderungen noch während unserer aktiven Karriere begegnen werden. Entsprechend müssen wir weniger in Strategien und Planungen für die Ewigkeit schwelgen oder uns in Digital Labs mit tonnenweise VR Brillen vergraben. Sondern adaptiver und experimenteller auf das Hier und Jetzt reagieren.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Was mich beruflich ärgert sind Experten, die ihr Expertentum auf das Kopieren von Links und Aussagen anderen „Experten“ begründen. Damit diskreditiert unsere Branche sich selbst. Privat hat mir Instagram einfach jede Möglichkeit genommen, meine Gäste mit einem hübsch dekoriertem Essen zu begeistern 😉

…obwohl ich auch genau dafür das Internet täglich feiere. Dieser Motor des globalen Wissens- und Ideentransfers hat ein komplett neues Zeitalter eingeläutet. Egal wie schräg eine Idee auch ist, es gibt jemanden, der sich damit auskennt. Und wenn der Tag mal richtig schlimm war, lese ich einfach YouTube Kommentare.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Es gibt sehr viele Seiten, welche ich mehr oder weniger streng verfolge. Ein bunter Mix aus den Feeds der Branchenmedien, TechBlogs, YouTubern und Satire/Funsites. Im Grundsetup halte ich FastCompany für jeden Marketer für essentiell:
https://www.fastcompany.com/ Ab da kann man sich dann sehr gut zu weiten Ressourcen vorarbeiten.

…einen Artikel / ein Video / …, den / das Du Deinen Kunden empfiehlst

https://www.youtube.com/watch?v=ZUG9qYTJMsI: Das Produkt ist auf den echten Bedarf reduziert und macht grade diese Reduktion aufs Wesentliche zu seinem Marketing. Mit einem Film, der von vorne bis hinten genau diese Geschichte erzählt. In einer perfekt unperfekten Inszenierung. Ein schönes Beispiel wie einfach es sein kann.

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„E: A Novel“ von Matt Beaumont. Ein grandioses, kurzweiliges Buch eines Londoner Texters, welches komplett in internen Agentur-Emails geschrieben ist. Und mich jeden Tag auf’s neue inspiriert, verkopfte, ineffiziente oder egogetriebene Agenturprozesse bei elbkind zu eliminieren.

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Slack, Google, Gehirn.

Mit welchem Experten (aus Deiner Branche) würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Jogi Löw. Weil ich denke, dass der deutsche Fussball die beste Blaupause für die Führung, Motivation und Entwicklung der wichtigsten Ressource unserer Industrie ist: Jungen Talenten.