interview

Interview mit Sabine Reinhart – PR13

Sabine Reinhart PR13Wer ist Sabine Reinhart? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Agentur PR13 geworden. In die PR kam ich aber wie die Jungfrau zum Kind: Nach meinem Magister-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften startete ich in einer kleinen, inhabergeführten Münchener Werbeagentur, textete dort leidenschaftlich Gesundheitszeitschriften und kreierte Kampagnen für Blumenversände. Dann wechselte ich in einen Softwareverlag, der Wissenswertes und Amüsantes auf CD- und DVD-ROMs veröffentlichte, bis ich von der Agentur abgeworben wurde, die von Microsoft für die Markteinführung des ersten Videospielsystems Xbox und die PR für die Microsoft Game Studios auserwählt wurde. Microsoft betreute ich dort als Account Direktorin über drei Jahre lang. Nach diesen extrem arbeitsamen, aber auch sehr genialen Karrierejahren in München ging es nach Hamburg, wo ich 2004 mein Baby PR13 aus der Taufe hob und 2007 dann noch eines: meine Tochter Luzi. Von Hamburg kehrten wir mit Familie und Agentur 2013 zurück nach München, und arbeiten nun vom bayerischen Standort aus für spannende, nationale Kunden wie Pelikan, LEGO Education, Acer Computer, den Axel Springer Verlag, die Questback GmbH, Ravensburger Digital, Microsoft in Projekten und so manch anderen.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich habe mir schon in der Schulzeit immer die revolutionären Themen ausgesucht. Meine Referatsthemen waren die Geschwister Scholl, die deutsche Revolution, Rosa Luxemburg, Bertolt Brecht, Hubert Fichte… alles, nur nichts Angepasstes. Ein Spleen ist beispielsweise, dass ich selbst keine Gelegenheit auslasse, mich gegen Beschränkungen, Zwangsmitgliedschaften wie die bei der IHK oder Zwangsabgaben wie bei der Berufsgenossenschaft oder KSK zu wehren. Und ein Folge-Spleen ist, dass ich meine Angestellten seit Jahren anstachele, Pamphlete an Behörden oder die Regierung zu schicken: Bei Volontären beispielsweise gegen die Besteuerung und die Rentenversicherungspflicht für das überschaubare Ausbildungsgehalt, obwohl sie selbst später keine großen Leistungen mehr aus dem Generationenvertrag erhoffen können. Kurz, meine Jugendliebe, meine nächtliche Phantasie, mein Spleen: Vive la révolution!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

It’s a people‘s business! Die absolute PR13-Superpower ist mein feines Team und bin ich in Person mit Persönlichkeit. Ich brenne für jeden meiner Kunden und für fast jedes derer Themen. Ich finde die Cloud für den deutschen Mittelstand genauso spannend wie ein neues Schreibgerät; über den Erwerb der Handschrift bei Schulkindern und welche Prozesse das in den kleinen Gehirnen auslöst, kann ich mich stundenlang ergießen ebenso wie über die Verbindung zwischen Haptik und Kognition, die bei LEGO Education so wichtig ist.

Zudem geht es mit den Jahren immer weniger um das einzelne Produkt, viel mehr um die Geschichte drum herum. Und da bin ich sicher, dass mein leidenschaftliches Team und ich diese am besten finden und erzählen können. Ob als langer Hintergrundbericht mit schlagkräftiger Headline, als knackiger Tweet, geil geschriebener Blog-Post, witziger Facebook-Aufruf, als Pressetext, inspirierender Thementext oder als Guestblogging-Beitrag. Jeweils mit Verstand, Herz und in gutem Deutsch.

Noch ein Privileg ist es für mich, klein und sehr fein zu sein und zu bleiben: Mich schrecken große, arbeitsteilige Agenturen. Ich mag wenige, für Ergebnisse verantwortliche Personen als wertvolle Mitdenker und Mitfühlende auf Themen und Kampagnen. Und ich selbst kann noch ganz entscheidend in den Projekten meiner Kunden mitarbeiten und muss nicht – wie in den großen Agenturen – zum Pitch vortanzen und mich danach nicht wieder blicken lassen. Mir ist wichtig, dass ich zu jedem Zeitpunkt eines Projekts meinen Kunden in die Augen gucken kann und mit meinem Namen hinter der Qualität der Ergebnisse meiner PR13 stehe.

Neben der meist spannenden Tagesarbeit definieren jede Woche mindestens drei „Dinge der Unmöglichkeit“, die wir für unsere Kunden oder uns möglich machen. Es gibt nichts, das uns daran hindert. Keine aufgeblasene Meeting-Kultur, keine Personalabteilung, kein autoritärer Boss … Das ist unser USP und Grundlage unserer Freiheit, Freundlichkeit, unseres kreativen Querdenkens, unserer blitzschnellen, zielgruppengenauen Umsetzungen.

Ich denke, jetzt habe ich jede Menge Super-PR13-Power beschrieben :)!

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Zusammen mit Boris Schneider-Johne von Microsoft arbeitete ich in einem kleinen Team im Jahr 2001 an der Idee der „Wohnzimmertour“, bei der es darum ging, Videospiele erstmals nicht in schillernden Eventszenarien, sondern dort, wo man später wirklich Konsole spielt – nämlich zu Hause –, zu zeigen und erlebbar zu machen. Wir mieteten Studenten-WGs an und servierten Xbox-Dosenbier und Pizza. Aus kurzen Pressebesuchen wurden Halbtage und Abende voller guter Gespräche, fesselnder Turniere, intensiver Interviews, klasse Entertainment, Witz, Esprit und Freundschaft. Ich hatte von der Ski-WM in St. Moritz bis zum Robbie Williams-Konzertsponsoring auch andere gigantische Erfahrungen, die ich nie mehr missen möchte und für die ich Microsoft dankbar bin, aber dieses Rundum-Erlebnis Wohnzimmertour war eine der genialsten Erfindungen eines ganz neuen PR-Eventformates. Wir haben in ca. sechs Wochen Showtime in den deutschen Großstädten über 400 Journalisten intensiv und sehr persönlich gesprochen – das ist ein Hammererfolg! Zum Teil entstanden damals Beziehungen zur Presse, die ich noch heute pflege und wir erinnern uns jederzeit gerne und warm an unsere „Wohnzimmer-Treffen“.

Meine Botschaft: Es lohnt sich, ab und an die ausgetretenen, scheinbar supercoolen Autobahnen zu verlassen, um kleine, persönliche Schleichwege zu finden. Aber eines ist wichtig, wenn man so viele unterschiedliche Menschen trifft: Man muss wirklich bereit sein, ein Stück seiner Persönlichkeit, seines Herzens preiszugeben, nur mit glattem Business und Reinhämmern von Produktneuheiten kommt man nicht weiter. Ich bin überzeugt, dass hinter jedem erfolgreichen Produkt eine Seelenqualität und Leidenschaft stecken muss, die wir durch unsere PR13-Kommunikation perfekt widerspiegeln können.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Ich sehe als ganz große Herausforderung für unsere Gesellschaft, den Staat und die Wirtschaft, dass die heutigen Festangestellten – grade in vielen Unternehmen mit Schwerpunkt auf digitalem Business – ab 55 als alt gelten, jedoch bis 67 arbeiten müssen. Da gilt es, Chancen zu schaffen, mit der rapiden Digitalisierung Schritt halten zu können und eine klaffende digitale Lücke und in Folge die klaffende Rentenlücke zu schließen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Durch die neuen Herausforderungen an die Gesellschaft wird sich auch die Wirtschaft in den kommenden Jahren verändern. Ich hoffe sehr, dass sich wieder mehr echte Interessensgruppen bilden, die für ihre Ideen wirklich kämpfen. Geil wäre, wenn die Wirtschaft – und hier meine ich gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe, die eigentlich immer das Gesicht der deutschen Wirtschaft maßgeblich prägten – endlich mal auf den Tisch hauen würden, wieder mitsprechen und sich nicht immer weiter von A nach B und wieder zurück schieben lassen, wie irgendwer in diesem Land sich das ausdenkt. Ich engagiere mich im BDS Bund der Selbständigen – Gewerbeverband Bayern, eine Organisation, die versucht, gemeinsam mit und für die kleinen und mittleren Unternehmen Großes zu bewirken.

Herausforderung für unseren Markt:

Kommunikation wird – nicht zuletzt durch blitzschnelle Möglichkeiten des Netzes wie Tweets, Blog-Posts, SMS oder Whats Apps – immer rasanter. Da gilt es, aufzupassen, dass sie nicht immer flacher, geist- und espritloser wird. Neben einem Verfall der sprachlichen Qualität ist leider ein stetiger Verfall der Qualität von Ausbildung und Allgemeinbildung unübersehbar. Wir leben in einer Zeit, in der Til Schweiger via Facebook die reichweitenstärkste Aussage zur Flüchtlingssituation macht. Immerhin Respekt, dass er seine Reichweite nutzt, um echte Meinung zu äußern. Heute sprechen viele – im Netz aber auch auf anderen Bühnen – nur noch BlaBla. Auch beispielsweise Journalisten oder Politiker, die eigentlich dafür bezahlt werden, eine echte Meinung zu entwickeln und zu äußern. Darin sehe ich eine große Gefahr: Kommunikation wird zur Wortaneinanderreihung, die im Prinzip rückgratlos und austauschbar wird. Der Turbospeed des Internet darf das nicht noch fördern.

Herausforderung für unsere Firma:

Herausforderungen für unsere Firma sehe ich nicht, wir beweisen uns täglich in analogen und digitalen Workouts als topfit. Und auch wenn ich die 40 überschritten habe, ist es mir eine Freude, Hand in Hand mit meinem klasse Team kompetent und schnell jede digitale Herausforderung zu meistern!

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Wenn das Netz funzt und die Verbindungs-Balken voll sind, da freue ich mich riesig, denn dann kann ich schnell und unbegrenzt in die unendlichen Weiten des Internet abtauchen, recherchieren und digital kommunizieren, was das Zeug hält. I like!

Gut am Netz finde ich, dass man – hat man etwas zu sagen – heute sehr schnell und in eine größere Öffentlichkeit publizieren kann als früher. Gab es früher nur das Tool des „Leserbriefs“, über dessen Veröffentlichung allein der Verlag entschieden hat, kann man heute jeden Beitrag im Internet mit einem Leserkommentar versehen. Ich selbst habe das für mich entdeckt und das ist ein super Ventil, um der aufgestauten Meinung zumindest hie und da einmal Luft zu machen. Dennoch proklamiere ich hier nicht die WWW-Motzer, ich bin dafür, die Foren des Internets mit wertigen Inhalten zu füllen, mit Persönlichkeit und alten und neuen Werten.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Direkten Einfluss der Steuerzahler auf die Verwendung ihrer Steuern!

Eine App, die vor politischen Entscheidungen in Berlin oder dem jeweiligen Bundesland minutenschnell eine bestimmte Anzahl von Unternehmern nach ihrer Einschätzung befragt und die Ergebnisse an die Büros der Politiker weiterleitet, die diese in ihre Entscheidungsfindung miteinbeziehen müssen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Einen tagesaktuellen Überblick gibt das Handelsblatt Morning Briefing von Herausgeber Gabor Steingart. Branchenspezifisch mag ich ganz klassisch die W&V (print und online) und deren Newsletter „Lead Digital“. Zudem freue ich mich donnerstags auf euer digitales Workout. Eine schöne und wertige Sache, viel Lesenswertes der Netzwirtschaft auf einen Blick in die Inbox zu bekommen!

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Artikel „Nachhilfe vom Praktikanten“. Ich wünschte mir mehr solcher Nachwuchskräfte und bitte mehr Politiker, deren Beraterstamm ähnliche Einsichten gewinnen und Schlüsse daraus ziehen kann.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/griechenland-im-jahr-1986-nachhilfe-vom-praktikanten/12145064.html

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Ganz klar der all-time-Klassiker von Wolf Schneider „Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil“. Dieses Kultwerk des bewundernswerten Sprachvirtuosen sollte Pflichtlektüre für alle, die in PR, Journalismus, Werbung tätig sind… ach was, für einfach alle sein!

Meine zweite Empfehlung: „Diese Zitrone hat noch viel Saft“ von Lotti Huber. Das ist zwar kein konkretes Business-Buch, aber dennoch mein all-time Lieblingsbuch einer klasse Powerfrau. Schließlich ist auch im Geschäftsleben jede Menge Saft gefragt!

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

VHS-Kurs „Gitarre zur Liedbegleitung“ – Spitzenleistung zu Spitzenpreis!

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Auch wenn ich manchmal fluche, das Microsoft Office Paket!

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Meine allererste Vorgesetzte hieß Elke Hanel, eine Spitzen-Marketingfrau. Sie hat mir alle Freiheiten gelassen, wirklich viele Dinge auszuprobieren und in vielen Gebieten erfolgreich zu arbeiten. Von ihr habe ich eine Menge gelernt und würde auch gerne nochmal (mehr als) einen Tag mit ihr zusammen arbeiten.

Ansonsten habe ich das große Glück, mit meinem Partner auch zusammen arbeiten zu können im Bereich Text. Er ist freier Journalist und Autor und eine gigantische Quelle des Wissens und der Unterstützung.

Wenn ich mal was Finanzielles hätte, würde ich super gerne Peter Zwegat fragen, der war in „Raus aus den Schulden“ der beste Mensch im gesamten Reality-TV des vergangenen Jahrzehnts!

Privat zolle ich der Arbeit des ARCHE-Gründers Bernd Siggelkow größten Respekt und würde liebend gerne mal Armin Maiwald von der ‚Sendung mit der Maus‘ oder Willi Weitzel von ‚Willi wills wissen‘ treffen, die Komplexes so wunderbar erfrischend kapierbar machen, dabei eine Menge in puncto leicht verständliche PR-Erläuterungen komplexer Themen lernen und mir nebenbei noch Mega-Pluspunkte bei meiner Tochter abholen :).