Wer ist Ralph Anderl? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ralph Anderl ist sehr wahrscheinlich ein Mann, geht man von den äußerlich sichtbaren primäreren Geschlechtsteilen aus. Auch seine Stimmlage (Bass) spricht fuer diese Annahme. Vielleicht aber auch nicht.
Darüber hinaus hat er es geschafft, die Schule mit einem sogenannten „Abitur“ zu beenden, wenn auch sehr knapp. Danach hat er in einem Krankenhaus kleinere Hilfsdienste geleistet, bevor er sich in Hildesheim die Qualifikation eines „Kulturpädagogen“ aneignete. Danach verschlug es ihn nach Berlin. Und dann und dort passierte das Wunder: Er wurde Blechbrillenverkäufer – und fast waere er sogar Doktor geworden – das hat zum Glück nicht geklappt, sonst wäre er womöglich Verteidigungsminister geworden oder größenwahnsinnig.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinenSpleen von Dir.
Ich faste gerne. Was macht einen zivilisierten Menschen aus? Dass er bewusst Dinge nicht macht, die er machen könnte, und dieses „nicht-machen“ auch noch gut findet oder sogar „genießt“! In jedem Fall nicht fastet, um in den Himmel zu kommen. Darin besteht die primäre Kulturleistung, die uns vor Verfall und Barbaren schützt. Ich kann essen, was ich will und wann ich will, deshalb verzichte ich für eine Zeit drauf – zum Beispiel. Durch das bewusste Nein zu einer Möglichkeit, entsteht ein unschätzbarer Wert – ohne dieses „nein“ verwirble ich in der Spirale des höher, schneller, weiter. In einem Wort: Sucht und Lustlosigkeit. Die klassischen Zivilisationskrankheiten, die zu Zerstörung und Untergang führen. („Zusammenbruch der Kultur“ war mein Promotionsthema)
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Blechbrillen – bestes Gelenk und unsere Brillen kommen mit einem Sinnstiftungsfaktor. Wir sind eine Kulturfirma. Wir packen all unser Geld in die Qualität des Produktes – nicht ins Marketing. Eigentlich macht man es andersherum: Brille, made in China – Story , also marketing, made by schneidige Werbeagentur. Die Produkte (Brillen) sind dann aber austauschbarer stinkender China-Schrott ohne wirkliche Bedeutung und Qualitäten. Und eben die Menschen, die die Brillen herstellen müssen, stehen nicht im Mittelpunkt, sondern im Abseits. Stattdessen werden nicht schimmernde Scheinwelten aufgebaut. Das machen wir nicht und deshalb haben wir so etwas, was man leichtmundig auch „Superpower“ nennen könnte. Ohne dass wir so wirken auf den ersten Blick. Wir wirken ja eher klein und zierlich und schwach und zurückhaltend. Sind wir aber nicht, weil wir langsam langsam die Menschen überzeugen, gegen die herrschenden Superpower-Strukturen von Billozeug und Werbeoverkill. Deshalb laden wir Sie hier und jetzt zu einer Companytour ein, auf der sie sich von all dem Gesagten persönlich überzeugen können.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Nein.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Am besten haben wir die Digitalisierung im Bereich Facebook um- und eingesetzt. Wir hatten vor sehr vielen Jahren ein analoges Facebook Modul, also so eine Art „Gesichtsbuch“ bei uns ausliegen. Völlig undigital, 100% analog. Keine Erinnerung mehr, wie es genau funktionierte. Das hat zwar in groben Zügen gearbeitet, blieb aber in einem sehr kleinen Rahmen. Keine großen Like-Zahlen oder „gesharete“ Posts. Bestenfalls tauchte mal ein origineller Post-it auf dem Kühlschrank in der Küche auf, aber das wurde immer sehr schnell von unserer Putzfrau gelöscht, also in den Müll geworfen. Nackte Brüste waren aber schon damals verboten, zumindest an einigen Tagen oder freitags.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Die Dominanz durch die digitale Onlinewelt und damit die totale Überwachung im Bewusstsein zu haben und/oder zu bändigen. Wird es eine Gegenbewegung geben: Freiheit durch offline? Wird es möglich sein, nicht auf oder im facebook zu sein? Wird die gesamte Online- und Social-Mediawelt plötzlich und unerwartet zusammenbrechen, wie die DDR, weil sie keine Tiefenbefriedigung liefert – oder aber entsteht die totale Überwachung mit blonden Blödmenschen, die in zweidimensionalen Scheinwelten leben?!
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Ja! Freiheit fuer die Streicheleinheit!
Herausforderung für unseren Markt:
Zu erkennen, dass direkte Zwischenmenschlichkeit geil und nicht online zu haben ist.
Herausforderung für unsere Firma:
Menschen zu finden, die sich trauen, ins kalte Wasser zu springen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“geärgert, was am meisten gefreut?
Meine Abhängigkeit davon. Meine Unfähigkeit, es abzuschalten und die Tatsache, wie es mich vereinnahmt – dass ein Zustand ohne es fast nicht mehr denkbar ist, obwohl es erst so kurze Zeit existiert. Und da genau ansetzen und das smarte Phone aus dem Fenster fallen lassen.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
faz.net und jeden Tag die Seite dieser blechbrillenfirma.. „ei si bärlin“
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Suche ich raus…
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
„der Mann ohne Eigenschaften“ Robert Musil
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Der „Basic Programmier Kurs“ Volkshochschule Oldenburg 1985
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Dieses blöde iPhone mit all diesen Dingern, mit denen ich darin arbeite, vor allem Kamera und Instagram…
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Mit der Kanzlerin. Aber warum…?! Hmm… die ist ja sehr professionell durchorganisiert und mich würde interessieren, wie sie es ertrüge, einen Tag mit mir zu verplempern, ohne Internet und Telefon – zum Beispiel in der Uckermark.