interview

Interview mit Peter Wingen – Doppelpass

Foto: Pascal Skwara

Wer ist Peter Wingen? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin ein Fußball-Nerd. Ich hab ganz viel Fußball und mindestens genauso viele Code-Zeilen im Kopf. Nach Stationen bei der WAZ Mediengruppe (heute Funke Medien) und dem Medienhaus Lensing bin ich einer der Gründer der Agentur Doppelpass. Hier bin ich für die Entwicklung unserer Web-Angebote zuständig und habe den Hut bei der Öffentlichkeitsarbeit auf.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin jemand der gerne anpackt und auch keine Scheu hat auch neue Wege zu gehen und diese in die Tat umzusetzen.
Generell habe ich einen kleinen Fußball-Spleen, der mich seit 33 Jahren verfolgt.
Wenn ich nicht arbeite, dann stehen meine Söhne im Mittelpunkt und denen versuche ich gerade recht erfolgreich die Liebe zum runden Leder beizubringen.

Elevator Pitch! Was macht die Agentur Doppelpass? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

TC Freisenbruch. Ansonsten haben wir eine Scouting-Datenbank, die wir zahlreichen Vereinen zur Verfügung stellen. Und zu guter letzt, beraten wir Vereine und helfen ihnen bei der Vorstandsarbeit. Auch hier legen wir einen großen Wert auf den Aufbau einer digitalen Struktur, denn der digitale Wandel macht auch vor dem Sport keinen halt. Wer hier nicht mitzieht, wird in der Zukunft keine Chance haben.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir haben die legendären Fußballmanager Spiele wie Anstoß 3 oder die FIFA Managerserie zum Leben erweckt. Mit einem echten Verein, mit echten Menschen, echten Spielen und allen was dazu gehört. Erfolgserlebnisse und auch Niederlagen.

Rund zwei Jahre haben wir am Konzept geschrieben, an der Web-Plattform programmiert und Partner gesucht und gefunden. So haben wir es geschafft, einen von vielen tausend Kreisligisten, den TC Freisenbruch aus Essen, in den Medien zu platzieren und interessant zu machen für Fußballfans aus der ganzen Welt. Der TC Freisenbruch hat User auf vier Kontinenten gefunden. Unsere Teammanager, wie wir die User nennen, entscheiden wirklich über alles.
All das was in anderen Fußballvereinen normalerweise der Trainer und der Vorstand übernehmen. Sei es die Aufstellung oder die Terminfindung für ein Pokalspiel bis hin zur Entlassung des Trainers. Bei uns kann man mit dem Smartphone auf der Toilette den Trainer entlassen, bei den Bundesligisten können die Fans maximal auf den Zaun klettern und „Trainer raus“ rufen.

Wir sehen uns selber als das Gegenteil von RB Leipzig. Ein Verein zum Anfassen. Und das bislang mit Erfolg. Sportlich haben wir dieses Jahr alle Ziele erreicht und schon Wochen vor dem Saisonende den Aufstieg klar gemacht. Zufrieden sind wir mit der Entwicklung der Userzahlen. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn man morgens nach dem Aufstehen, die Paypal Bestätigungen aus Australien und Neuseeland sieht. Ich denke wir bieten beim TC Freisenbruch den Fußballfans etwas was so noch nie gab. Es gab zwar schon zwei ähnliche Projekte, aber diese hatte nie diese „spieltiefe“ wie wir.

Wir versuchen unsere User über alle unsere Kanäle, angefangen bei der Webseite bis hin zu den sozialen Medien, möglichst nah an unsere Mannschaft zu lassen. Dabei versteckt sich niemand hinter pseudonymen, sondern wir stehen immer Rede und Antwort. So haben wir eine ziemlich hohe Identifikation mit dem Verein und der Community geschaffen.

Spannend ist es auch zu sehen, was wir für Werbepartner für einen Essener Kreisligisten begeistern konnten. Nike und 11Teamsports sind dabei und der Sportwettanbieter XTiP ziert unsere Trikots.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Wir sind im Netz unterwegs, sodass es zwei Herausforderungen geben wird:

Die Kommunikation mit Kunden ändert sich. Es reicht kein einfaches „Pull“ mehr. Man kann die Masse nicht mehr anschreien und der Kunde hört und sieht uns. Die Kommunikation muss wesentlich besser gesteuert werden. Zudem will der Kunde nicht nur Ein-Dimensional angesprochen werden. Er will, dass die Unternehmen ihm zuhören und seine Wünsche umsetzen. Beispiele aus den USA wie Lulu Lemon oder Warbie Parker zeigen, wie man es am Beispiel von Einzelhändlern richtig machen kann. Sie nehmen sich unheimlich viel Zeit, dem Kunden zu zuhören und haben damit auch großen Erfolg. Diese Punkte werden auch im Sport immer wichtiger. Die „Kunden“ wollen nicht nur konsumieren und nicht wahrgenommen werden. Sie wollen dabei sein und auch gehört werden.

Der zweite Punkt gehört ebenfalls zur Kommunikation. Es ist heute nicht mehr möglich, bei Google und Facebook einfach eine organische Reichweite aufzubauen. Facebook lässt diese nur noch bei Postings zu die viral steil gehen. Aber das ist nur in den seltensten Fällen planbar. Stattdessen wollen sie, dass man sich diese Reichweite erkaufen muss. Google geht in die gleiche Richtung. Mittlerweile werden immer mehr Sponsoring Ads über den Suchergebnissen angezeigt. Außerdem muss ein enormer Aufwand betrieben werden, damit man bei Top-Keywords noch oben angezeigt wird. Die spannende Herausforderung heißt also, wie kann man ohne große finanziellen Aufwand präsent sein?

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Ich bin ein Kind des Internets. Ich bin seit Jahren als aktiver User unterwegs. Ich freue mich über die Open-Source Mentalität im Netz. Gemeinsam lässt sich das Netz besser machen und neue Techniken weiterentwickeln.

Am Internet ärgert mich sehr, dass zu viele zwielichtige Rechtsanwälte unterwegs sind. Nach jeder großen Berichterstattung über den TC Freisenbruch haben sich einige Rechtsanwälte bei uns registriert und innerhalb weniger Stunden ihre Anmeldung widerrufen. Was diese Leute von uns wollten, kann man sich ja ziemlich leicht vorstellen. So werden kleine Start-Ups dazu gezwungen, schon in einer sehr frühen Phase ihrer Gründung relativ viel Kapital in Juristen zu investieren, damit sie den Check-Out und die AGBs rechtssicher machen. Hier muss der Gesetzgeber eingreifen und Deutschland Start-Up freundlicher machen. Wer eine Idee hat soll diese umsetzen können und nicht schon an den Regeln und Gesetzen scheitern.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Responsive Webdesign Newsletter“.

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Trello ist unser wichtigstes Projekt-Management Tool. Ich glaub es vergeht kein Tag, an dem wir nicht intensiv mit Trello arbeiten. Außerdem mag ich auch Slack, das vereinfacht die Kommunikation im Team ungemein. Als Programmierer setze ich auf intellij. Das ist zwar nicht ganz billig, aber die Geschwindigkeit mit so einem Tool ist enorm.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Im Sportmarketing Bereich würde ich gerne mal mit den Jungs und Mädels von Jung van Matt Sports zusammen arbeiten. Das Team um Raphael Brinkert und Christoph Metzelder setzt sehr spannende Projekte um. Sie scheinen sehr kreativ zu arbeiten und haben das Gespür für den richtigen Ton. Wie sie vor der Handball WM „plötzlich“ die DKB aus dem Hut gezaubert haben und diese online die Spiele der WM übertragen hat war ganz großes Kino. Ein Benefit für den Fan, für die ganze Sportart und natürlich für die DKB Bank.