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Interview mit Michael Meckel – Trifels Unternehmensgruppe

Michael Meckel Trifels UnternehmensgruppeWer ist Michael Meckel? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Trifels Unternehmensgruppe. Neben dem klassischen Geschäft investieren wir seit Jahren stark in Online Themen und Startups. Es kommt mir zugute, daß ich ein sehr neugieriger (im positiven Sinne ;-)) und kommunikativer Mensch bin. Zu meinen inneren Abgründen zählt das Rauchen von Zigaretten in Kombination mit Fisherman Zitrone und ein recht schräger Humor.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma, wo liegt Eure Superpower?

Unsere Herkunft ist das klassische Verzeichnismediengeschäft. Damit sind wir groß geworden und zählen heute zur Top Ten der Deutschen Verzeichnismedienverlage. Diese Ausrichtung bedingt, daß wir extrem kundenorientiert denken und Vertrieb wie auch Datenqualität zu unseren Kernkompetenzen zählen. Wir sind die letzte Meile zum Kunden. Diese starke Ausrichtung auf Kunden sorgt dafür, daß wir jedes Geschäftsmodell sehr schnörkellos danach beurteilen, inwieweit es genau auf diese Ausrichtung einzahlt. Auch die tollste BIIC Anwendung muss Akzeptanz bei Kunden finden, um sich zu refinanzieren. Seien es Privat-oder Businesskunden. Diesen Maßstab legen wir auch bei unseren New Business Projekten an.

Wer ist Euer typischer Kunde?

Im klassischen Geschäft haben wir eine sehr breite Kundschaft, die von Umzugsunternehmen und Schlüsseldiensten, Fensterbauern und Rohrreinigern bis hin zu Ärzten und Rechtsanwälten reicht. Für uns ist jeder Kunde, ob aus einer „edlen“ oder einer „handfesten“ Branche, gleich wichtig und alle erwarten von uns nur eines: Geschäftskontakte.

Die Social Media Landschaft hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert. Facebook ist aber nach wie vor einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Social Media Kanal.

Welche Eurer Social Media Kampagnen (oder Postings) war besonders erfolgreich? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Frankfurt-Tipp.de ist mit über 40.000 Fans eine der beliebtesten Facebook-Veranstaltungsseiten im Rhein-Main-Gebiet. Durch die Nähe zum User sowie durch aktuelle und relevante regionale Themen wächst die Facebook-Seite täglich. Sehr erfolgreich lief in der letzten Zeit unsere Social-Media – „Best of Aktion“ auf der Frankfurt-Tipp Facebook-Seite. Hier haben die User die Möglichkeit, eine Stimme für ein regionales Produkt oder eine Dienstleistung z.B. bestes Brot, bester Kreppel, bester Handkäs, bester Apfelwein abzugeben. Die Kampagne ist für uns ein Social Media-Motor und stellte sich auch als großer Traffic-Bringer für das Portal Frankfurt-Tipp.de heraus. Insgesamt haben wir allein mit dem Voting „Best of Apfelwein“ rund 42.000 Facebook-Fans erreicht. Sehr gut wurden auch die begleitenden Posts angenommen, die über 100 Mal geliked und zahlreich geteilt wurden. Die Gewinner des Apfelwein-Votings und Infos zur aktuellen Kampagne findet Ihr hier:

http://www.frankfurt-tipp.de/best-of-aeppler-2015.html

https://www.facebook.com/pages/Frankfurt-Tipp/153643634701922?sk=app_1592167801037925

Welche Social Media Kampagne oder Social Media Post von anderen Unternehmen sollte man sich als “Best Practice” einmal anschauen? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

„Die Äppler-Watch ist da“ – ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Social Media Kampagne aus unserer Region.

Tickdifferent.de, in Anlehnung an den alten Apple-Slogan, “Think Different” gesichert. Die Idee wurde durch eine Video-Grußbotschaft von Peter Possmann an Apple-Boss Tim Cook verbreitet.

Bereits kurz nach der Ankündigung auf Facebook konnte Possmann 1.000 Äppler-Uhren verkaufen und war rasch ausverkauft. Besser hätte die Kampagne für Possmann wohl kaum laufen können. Zahlreiche Medien u.a. „Bild“, RTL Hessen und der Hessische Rundfunk haben über die „Äppler-Watch“ berichtet. In nur einer Woche konnte Possmann seine Facebook-Fans um mehr als 400 Prozent steigern und die Gesamtreichweite um fast 600 Prozent erhöhen.

Link zur Kampagne:

https://www.facebook.com/Possmann.Apfelwein/photos

Das Beispiel zeigt: Seine potenziellen Kunden und die Fangemeinde kann man auch mit einem kleinen Marketing-Budget begeistern. Wichtig ist das Gespür für die Zielgruppe und deren Bedürfnisse, zusammen mit einer Portion Kreativität.

Was sind Eurer Meinung nach die Top 3 „Do´s and Don´ts“ für´s Facebook Marketing?

Do´s:

Der organische Aufbau der eigenen Facebook-Community:

1. Auf der Firmenwebseite sollte das Facebook-Logo direkt mit eingebunden und verlinkt werden, um die Besucher darauf aufmerksam zu machen. Spezielle Angebote, die nur Facebook-Fans betreffen, steigern die Attraktivität der Unternehmensseite und ermutigen die Nutzer, der Seite folgen zu wollen. Die Qualität und nicht die Quantität der Posts ist entscheidend, denn mit interessanten und relevanten Meldungen erreicht man sehr wahrscheinlich viel mehr Klicks und Teilungen.

2. Im Idealfall sollte man innerhalb einer Stunde auf Kommentare zu eigenen Posts antworten und keinesfalls später als 24 Stunden. So kann man im Falle negativer Einträge einem möglichen Shitstorm entgegenwirken. Intensivere Diskussionen mit einzelnen Nutzern sollten über die private Nachricht abgewickelt werden. Bei positiven Einträgen darf man ruhig auch mal „Danke!“ sagen.

3. Fragen stellen, die Nutzer einbinden und interessante Inhalte bieten: Studien haben ergeben, dass Posts, die Fragen enthalten, um 92% mehr kommentiert werden als Posts ohne Fragen. Am besten stellt man die Frage ganz am Ende des Posts. Diese Einträge haben dann nochmal eine 15-prozentig höhere Interaktionsrate als Texte, bei denen die Frage schon in der Mitte des Posts gestellt wird.

Don´ts:

Zu werbliche Posts mit Verkaufshintergrund: Zu viele Posts mit werblichen Inhalten verleiten möglicherweise die Fans dazu, die Seite zu verlassen. Dies ist vergleichbar mit einem Werbeblock während unserer Lieblingssendung: Wird der Werbeblock geschaltet, verlassen wir den Raum.

Nicht mit den Fans zu interagieren: Social Media-Plattformen haben den Zweck mit anderen Nutzern zu kommunizieren. Kommentare zu ignorieren, bewirkt eher Verärgerung und Enttäuschung bei Menschen, die hinter der Seite einen kompetenten Ansprechpartner erwarten, der ihnen Rede und Antwort zu ihrer Fragen steht.

Zu viele Posts und Informationen an einem Tag einstellen: Ein permanentes Post-Verhalten überfordert die Fans und führt schnell dazu, die Seite mit „Gefällt mir nicht mehr“ zu markieren. 73% der Social Media Nutzer kehren laut einer Umfrage einem Marken-Auftritt den Rücken zu, der ständig auf ihrer Pinnwand auftaucht.

Stell Dir vor, Du hättest 3 Wünsche frei, die Dir Mark Zuckerberg bzgl. Facebook erfüllen würde. Was wären die?

Zunächst sollten wir Herrn Zuckerberg nicht überhöhen. Er ist ein hochbegabter Techie mit dem richtigen Ansatz zur richtigen Zeit. Facebook liefert schlicht ein sehr gutes, technisches Instrument, um Kommunikationsbedürfnisse zu befriedigen.

Dieses muss werbefinanziert sein, um zu funktionieren.

Ich würde mir wünschen – und auch dazu raten – das Bedürfnis der Menschen nicht soweit auszunutzen, daß facebook sich zu einer ziemlich totalitären Maschine entwickelt, die unter dem Vorwand, Plattform für Zwischenmenschliches zu sein, eine gnadenlose, umfassende Vertriebsmaschinerie auf die User losläßt.

Social Media hat Kommunikation in den letzten Jahren stark verändert. Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Möglichkeiten über Social Media sind gigantisch. Sie fördern die Kommunikation und die Geschwindigkeit des Austausches auf eine enorme Art und Weise. Auf der einen Seite wird hierbei – neben dem netten und freundlichen Austausch untereinander – unglaublicher Müll ausgetauscht. Social Media Plattformen sind zu einer Deponie von teils anonymen, teils offenen Anfeindungen und Hirngespinsten geworden. Wer meint, sich alles zu Wort melden zu müssen, ist erschreckend. Dieses Phänomen ist jedoch immanent.

Auf der anderen Seite erleben wir zum Glück auch, wie Social Media zu einem Instrument der Meinungsäußerung und Willensbildung werden kann und als Werkzeug in die Lage versetzt, ganze Regime zu verunsichern. Die Chance, sinnvolle, zukunftsgerichtete und aufklärerische Dialoge über Social Media zu führen, sollte eine Gesellschaft oder in Organschaft ein Staat in jedem Falle nutzen und fördern.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Insbesondere in Deutschland sollte man offen über die Sensibilität im Umgang mit den eigenen Daten und deren Schutz sprechen. Auf der einen Seite schreien alle bei dem Thema Datenschutz auf, auf der anderen Seite werden selbst intimste Informationen und Bilder auf facebook, whatsapp etc. hochgeladen. Insbesondere die Kinder und Jugendlichen sollten über die Mechanik hinter den großen Plattformen aufgeklärt werden. Es gilt, nichts zu verteufeln, aber eben aufzuklären.

Auf der anderen Seite muss die technische Infrastruktur und die Chancen für junge Unternehmer, diese zu nutzen und ihre Ideen zu verwirklichen, rasch und unbürokratisch vorangetrieben werden

Herausforderung für unseren Markt:

Wir erleben ein sich stark veränderndes Mediennutzungsverhalten. Im Falle des Suchbedürfnisses steht google mittlerweile synonymisch für „Suchen und Finden“. Es ist schwierig geworden, in das Mindset der jungen Menschen zu kommen und als eigenständige Plattform wahrgenommen zu werden. Mittelbar schaffen wir das sehr gut aber unmittelbar stehen wir derzeit vor Herausforderungen.

Weiterhin werden wir eine drastische Steigerung der mobilen Nutzung erleben. Diese deutet sich bereits an und wir surfen diese Welle über unsere anspruchsvollen Apps. Das führt weiterhin dazu, daß Suchangebote noch effizienter zu sein haben und nur noch wenige Anbieter außerhalb der großen, welche die Geräte beherrschen, einen Platz finden werden. Die Steuerung über Voiceanwendungen wir SIRI etc. konzentrieren jeden Datenanbieter – außer Google und Apple  – auf wenige Ausgabekanäle. Im Klartext: Google und Apple werden sich aussuchen können, wer über ihre Anwendungen Informationen ausliefern darf und wer nicht und zu welchen Konditionen. Bzgl. der Vielfalt sehen wir hier große Risiken

Herausforderung für unsere Firma:

Für uns ist zentral, daß wir die richtigen Antworten für unsere Kunden finden. Welches Angebot führt dazu, daß unsere Kunden möglichst erfolgreich Kunden gewinnen können.

wo.de möglichst effizient Bedürfnisse zu befriedigen. Neben den großen Datenautobahnen, die wir alle nutzen müssen, haben gut gemachte, zielgruppengerechte Plattformen absolut ihre Lebensberechtigung.

Meine Persönliche Herausforderung:

Immer am Ball bleiben und verstehen, welche Auswirkungen und Chancen in neuen Entwicklungen stecken. Dabei stets selbstkritisch genug bleiben, um ständig besser zu werden. Stillstand ist in diesem Markt Selbstmord.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Dr. Holger Schmidt:

www.netzoekonom.de

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Harvard Business Review

„Surviving Disruption“

https://hbr.org/2012/12/surviving-disruption

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Adolph Freiherr Knigge

„Über den Umgang mit Menschen“

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Marketing&Innovation Forum Europe

Sehr hochkarätige Referenten und neben Praxisbezug auch der Blick über den Tellerrand

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Ein ordentlicher Mac, Twitter, Google und Powerpoint. 😉

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich habe die große Freude und das große Glück, hervorragende und ehrliche Berater an meiner Seite zu wissen.

Außerhalb dessen würde mich ein Tag mit  Kjell A. Nordström sehr bereichern.