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Interview mit Inga Bergen – welldoo

Inga Bergen welldooWer ist Inga Bergen? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

welldoo, wir sind Experten für digitale Gesundheitspflege. Davor war ich Business Development Director bei FJORD – Innovation and Design by Accenture Interactive, in der Geschäftsentwicklung von studiVZ und Sony Picture.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich entdecke immer wieder neue Herausforderungen an denen ich basteln kann. Wirklich lange konnte ich mich noch nie mit einem Status quo zufrieden geben. Es macht mir einfach Spaß, zu hinterfragen, die Perspektive zu wechseln und zu überlegen, wie etwas besser gehen könnte. Von daher bin ich im digitalen Gesundheitsumfeld genau richtig.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wir entwickeln im Auftrag von Krankenkassen, Pharma- und MedTech-Unternehmen und Patientenorganisationen digitale Lösungen, die Menschen helfen, gesund und fit zu bleiben oder gesund zu werden. Wir sind ein starkes Team aus Technologen, Designern, Gesundheitsexperten, Wissenschaftlern, DataSecurity-Experten und Kundenberatern. Das machen wir seit 15 Jahren und das ist ziemlich einzigartig in Deutschland.

Unsere Superpower liegt in der Kombination von neuester Technologie und UI, medizinischem Fachwissen und 15 Jahren Expertise. Angefagen haben wir 2000 mit E-Coaches und Software für PCs.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir entwickeln keine Produkte ohne potentielle Nutzer einzubeziehen und fortlaufend zu evaluieren, ob die Lösung wirklich beim Erreichen des Gesundheitsziels hilft und optimieren dementsprechend. Wir testen den Entwicklungsstand neuer Produkte über den gesamten Projektverlauf einmal wöchentlich an Nutzern. Wir können so alle Perspektiven in die DNA unserer Lösungen einfließen lassen. Wir haben einen Gesundheitscoach für eine große GKV entwickelt, der mittlerweile über 600.000 Nutzer hat. Wir können z.B. auch nachweisen wie die Nutzung der Lösungen beim erreichen der Gesundheitsziele hilft, dass Nutzer unserer Ernährungscoaches im Schnitt 10% ihres Gewichts reduzieren, was ein toller Erfolg ist. Unsere Erfolgsfaktoren sind: motivierte Mitarbeiter, die mit Software Menschen helfen wollen, besser und gesünder zu leben und der absolute Fokus auf den Nutzer und fortlaufende Optimierung der Produkte.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Unsere Mitarbeiter verwenden selbst Wearables und Gesundheits-Apps, weil sie vom Benefit überzeugt sind. Im Moment teste ich z.B. die Apple Watch, um mich zu mehr Bewegung zu motivieren. Wir sind fasziniert von neuen Technologien und probieren alles aus – auch wenn sich das bei uns in unzähligen Paketen im Flur niederschlägt.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

In Deutschland braucht es mehr Offenheit für digitale Innovation. Datenschutz ist ein extrem wichtiges Thema, allerdings überwiegt in diesem Fall oft das Risiko die Chance. Wir sehen das pragmatisch und haben es bei welldoo bisher immer geschafft, gute Lösungen zu entwickeln, die datenschutzkonform sind. Ich wünsche mir von der Politik mehr Pragmatismus und Realitätsnähe!

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Ich sehe die starren Regulatorien als großes Problem an, weil Sie uns nicht erlauben mit den USA in Sachen Innovation mitzuhalten. Ein gutes Mittelmaß zwischen strenger europäischer Regulierung und lockerer amerikanischer Gesetzgebung würde der Netzwirtschaft insgesamt sehr gut tun.

Herausforderung für unseren Markt:

Im Moment gibt es einen hohen Innovationsdruck bei wenig praktischer Erfahrung mit digitalen Lösungen – das fängt bei Vergaberegelungen im Gesundheitswesen an, die starre Projekte bevorzugen und nur mit viel Aufwand agile Projekte mit fortlaufender Optimierung zulassen. Das Gesundheitswesen muss Prozesse und Strukturen ausbilden, die flexibles und sich selbst optimierendes Arbeiten zulassen.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir haben uns in den letzten 2 Jahren transformiert und sind zu einer modernen Digitalagentur- und Beratung für digitale Gesundheitspflege geworden. Wir haben ein tolles Team und müssen jetzt unser schnelles Wachstum gut meistern.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Mich ärgern oft anonyme und beleidigende Kommentare im Internet. Am Meisten freut mich der freie Zugang zu Wissen, Informationen und Ressourcen, egal, wo ich bin. Schon als ich das erste Mal das Internet benutzt habe, war ich davon fasziniert und so geht es mir bis heute.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Ich würde gerne meine Träume aufzeichnen können, weil ich sehr viel und sehr actionreich träume. Es wäre toll, sich die Details im wachen Zustand noch einmal ansehen zu können

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Edition F

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

“How Pharma Can Offer More than Pills”

https://hbr.org/2015/07/how-pharma-can-offer-more-than-pills

    ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Die Physik der Zukunft – Michio Kaku

Value Preposition Design – Alexander Osterwalder

Zero to One – Peter Thiel

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Die conhIT 2014 in Berlin war sehr interessant und hatte gute Speaker.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Trello! Es hilft mir den Überblick über laufende Projekte zu behalten und deren Fortschritt überall abzurufen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich hätte sehr gerne mit dem kürzlich verstorbenen Peter Kruse zusammen gearbeitet. Seine Herangehensweise, das Internet als einen Strom kollektiver Intelligenz zu erforschen hat mich immer beeindruckt. Genauso hat mich Jeremy Rifkin mit seinem Buch “Access” fasziniert. Er hat vorher gesagt, dass zukünftig der Zugang zu Gütern entscheidend sein würde und nicht deren Besitz – genauso ist es gekommen. Beide hätte ich gerne als Sparringspartner für Zukunftsstrategien.