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Interview mit Frank Semling – Hansgrohe

Copyright: Andreas Pohlmann für Hansgrohe SE

Wer ist Frank Semling? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Meine lebenslange Leidenschaft für IT und die rund 30-jährige Begeisterung für das Unternehmen Hansgrohe haben mich dahin geführt, wo ich heute stehe. Als Mitglied des Vorstands verantworte ich Supply Chain Management und Services. Dabei steht die Kundenzentrierung für mich immer im Fokus – denn beim Kunden fängt Digitalisierung an. Im Vorstand bin ich für die Vertriebsregion Asia Pacific zuständig. Gerade dort spielt das Thema eine ganz große Rolle. Gleichzeitig fühle ich mich als „Personaler mit Herz“, dem alles daran liegt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer 116-jährigen Traditionsfirma bei der digitalen Transformation mitzunehmen.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Bis zu diesem Interview war ich der Meinung: „Ich habe gar keinen Spleen“. Doch dann stellte ich meinen Kindern diese Frage. Bekanntlich tut Kindermund ja Wahrheit kund. Und die Antwort kam prompt: „Beim Denken stützt du immer den Kopf mit der rechten Hand und du sagst viel zu oft beziehungsweise.“ Mein Vorsatz für dieses Interview ist also: Denkerpose beibehalten, aber das Wörtchen „beziehungsweise“ meiden.

Elevator Pitch! Was macht Hansgrohe? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

hansgrohe begeistern und inspirieren – wohl jedem ist schon der ein oder andere zündende Superpower-Gedanke unter der Dusche gekommen.

Verrätst Du uns ein digitales “Best Practice“ Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Superpower ist ein gutes Stichwort, denn dazu gehört sicherlich die Innovations-DNA bei Hansgrohe, die in den Köpfen und Prozessen fest verankert ist und sich so in unseren Produkten und Dienstleistungen auf der ganzen Welt widerspiegelt. Damit sind wir in den vergangenen Jahrzehnten bekannt und erfolgreich geworden. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der jüngeren Unternehmensgeschichte ist die Tatsache, dass wir den Innovationsschub über die digitale Transformation auf Schlüsselprozesse im Unternehmen übertragen konnten. Wir haben es geschafft, komplexe Prozesse an allen unseren Standorten auf die gleichen digitalen Standards zu heben, überall den passenden Service zu bieten. Die Digitalisierung umfasst heute die gesamte Kette vom Lieferanten bis zum Kunden, aber auch intern zu unseren Mitarbeitern. Und dies weltweit. Ein Beispiel ist unser globales Logistikzentrum, in der nicht nur in den Ausbau unserer physischen Kapazitäten – größere Flächen, ein neues Hochregallager – sondern vor allem auch in die Digitalisierung investiert wurde. Unsere Kunden, Partner und Lieferanten sind über eine digitale Plattform global miteinander verknüpft. Digitalisiert lassen sich Prozesse transparent abbilden, Aufträge aus der ganzen Welt schnell, effizient und auf den Kundenwunsch angepasst abwickeln.

Und welches „Best Practice“ aus der Netzwirtschaft insgesamt hat Dich besonders fasziniert – und warum?

Der chinesische Markt fasziniert mich besonders, nicht nur weil ich in meiner Position dieses Land verantworte. China ist auch digital gesehen eine völlig andere Welt. Die beiden Big-Player Alibaba und Tencent dominieren nicht nur das Einkaufserlebnis, sondern haben es auch geschafft, zum Zentrum der sozialen Interaktion zu werden. Die Art und Weise wie integriert Plattformen, beispielsweise WeChat, das Leben der Nutzer vereinfachen und wie kundenfokussiert sie agieren, könnte ein Vorbild für viele Unternehmen sein.

Wenn Du Dir Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein? Und welche Rolle spielt die Digitalisierung für euer Unternehmen?

In der Digitalisierung sehen gerade wir als einer der Innovationsführer in Bad und Küche eine riesige Chance für unser Unternehmen. Das reicht von neuen Geschäftsmodellen bis zu digitalen Produkten. Wir digitalisieren unsere Prozesse, um unsere Performance und unseren Service zu optimieren. Da haben wir schon Meilensteine hinter uns gebracht, denn digital geht (fast) alles – und in Zukunft noch viel mehr. Digitalisierung von Produkten für Bad und Küche birgt ebenfalls unglaubliche Möglichkeiten und Potenziale. Wäre es nicht toll, wenn man morgens in die Dusche steigt und genau das individuelle Wassererlebnis bekommt, das man jetzt gerade braucht?

Wenn sich Deine Firma ein eigenes Startup wünschen dürfte, was würde dieses Startup tun?

Wie das mit den Wünschen so ist – wir kennen alle das Sprichwort mit der Sternschnuppe – manche sollte man für sich behalten, damit sie sich erfüllen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu (digitalen) Themen gerne informierst

ntv.de – Die wichtigsten News auf einen Blick.

WIRED – Gelungene Kombination aus Technik, Gadget und Unterhaltung.

…einen Artikel / ein Video / ein Buch, über ein Thema aus der Netzwirtschaft, den / das Du Deinen Kollegen empfiehlst (mit URL)

Video zum World Economic Forum, Davos 2016 / Digital Transformation of Industries – Spannende Diskussionsrunde aus traditionellen Unternehmensgiganten und neuen Tech-Größen.

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„Global Hack“ von Marc Goodman – Es ist immer hilfreich, auch die andere Seite zu kennen.

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Alexa – Nicht weil sie mir viel Arbeit abnimmt, sondern weil sie mir hilft, meinen Kollegen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten Digitalisierung bietet.

Mit welchem Experten aus der Netzwirtschaft würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Mich fasziniert ungemein Jeff Bezos, der Gründer von Amazon. Seine Ideen und seine Besessenheit, aus der Sicht der Kunden zu denken, sind einfach grandios. Mit seinem Unternehmen stellt er den Kunden und seine Wünsche stringent in den Mittelpunkt und baut darauf sein Business auf. Ich denke an meine persönliche Situation als Schwarzwälder, wo begrenzte Ladenöffnungszeiten und ein eingeschränktes Angebot Verbraucher vor besondere Herausforderungen stellen. Digitalisierung ermöglicht Einkaufsfreiheit und Anschluss an die unbegrenzte Servicewelt. In der Kombination aus bedingungslosem Fokussieren auf den Kunden und den Möglichkeiten der Digitalisierung schlummern ganz neue Geschäftsmodelle.