Wer ist Markus Rick? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
VBZV. Dort bin ich zugleich verantwortlich für die Rundfunkbeteiligungen der bayerischen Zeitungsverleger im Radio- und Fernsehbereich. Deshalb sitze ich auch im Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien BLM und gehöre mehreren Rundfunkverbänden an.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich male bei langen Telefonaten immer hübsche Bilder auf meinen Notizzettel. Das entspannt mich. Für eine eigene Vernissage reicht es aber nicht …
Elevator Pitch! Was macht Euer Verband? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Der VBZV ist ein Branchenverband. Wir vertreten die Interessen unserer knapp 40 Mitgliedsverlage gegenüber der Politik und anderen Organisationen. Uns geht es darum, positive Rahmenbedingungen für die bayerischen Zeitungsverlage mit zu gestalten und so den Erhalt einer freien und unabhängigen Presse zu sichern. Die Pressevielfalt in Deutschland, und hier vor allem in Bayern, ist in ganz Europa einzigartig. Aber sie ist auch nicht selbstverständlich. Leider gerät das in der öffentlichen Wahrnehmung immer mal gerne in Vergessenheit. Eine ganz wesentliche Aufgabe ist es aber auch, unseren Mitgliedern ein breites Serviceangebot zu bieten – vom wöchentlichen Newsletter über die Sammlung und Auswertung von Branchendaten bis hin zu Aus- und Fortbildungsveranstaltungen. Außerdem führen wir als Arbeitgeberverband die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Unsere Zeitungsverlage befinden sich mitten in der digitalen Transformation. Sie haben sich dabei längst vom klassischen Zeitungsverlag zum multimedialen Medienhaus gewandelt. Die Digitalisierung ist dort überall präsent – von der Recherche bis zum Druck, von der Zustell-Logistik über die Abonnentenverwaltung bis hin zur Finanz- und Lohnbuchhaltung ist alles in einen digitalen Workflow eingebettet.
Das betrifft auch die Verbreitung unserer Inhalte. Zeitung ist heute Print, digital und mobil. Wir bedienen unsere Leser, Abonnenten, User und Kunden auf allen Kanälen. Mit dieser Multichannel-Strategie erreichen wir nach der jüngsten Messung 59,2 Millionen Menschen. Das sind 85,5 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung – ein Spitzenwert.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Die größte Herausforderung ist für mich der Erhalt einer unabhängigen und vielfältigen Qualitätspresse, die vor allem gesellschaftliche Bewegungen wie Pegida ad absurdum führt. Qualitätsjournalismus gegen Lügenpresse also. Hochwertiger Journalismus kann aber nur dann bestehen, wenn er sich refinanzieren lässt. Und hier liegt noch einiges im Argen. Wir wollen keine Subventionen, fordern aber faire wirtschaftliche, rechtliche und politische Rahmenbedingungen für unser Engagement. Insbesondere Wettbewerbsverzerrungen müssen behoben bzw. vermieden werden. Schauen wir nur auf die öffentlich-rechtlichen Sender: Sie drehen den Privaten mit gebührenfinanzierten Gratis-Produkten wie der Tagesschau-App den Saft ab. Das ist so, als würde neben Ihrer Bierbude auf dem Jahrmarkt plötzlich Freibier ausgeschenkt. Mit fairem Wettbewerb hat das nichts mehr zu tun.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Das ist ein breites Feld. Ein großes Problem ist hier sicher Google, das im Suchmaschinenbereich in Deutschland ja quasi eine marktbeherrschende Stellung hat. Als Gatekeeper diktiert Google damit auch die Konditionen. Das bekommen unsere Verlage beim Leistungsschutzrecht ja derzeit einmal mehr zu spüren: Google verweigert jede Zahlung für die Nutzung unserer Inhalte und hat angedroht, jeden Verlag auszulisten, der sich nicht beugt. Diese massive Abhängigkeit von einem Quasi-Monopolisten, der in Deutschland obendrein kaum Steuern zahlt, tut unserer Netzwirtschaft sicher nicht gut.
Herausforderung für unseren Markt:
Wir müssen unsere digitalen Reichweiten auch monetarisieren. Da sind wir auf einem guten Weg. Über 120 Zeitungsverlage in Deutschland haben ihre Inhalte bereits kostenpflichtig gemacht – Tendenz stark steigend. In Bayern sind es schon 16 Verlage. Hinzu kommt die Online-Vermarktung, die vor allem im Bereich der mobilen Endgeräte immer wichtiger wird. Es gibt aber kein Patentrezept. Jeder Verlag muss eigene, maßgeschneiderte Geschäftsmodelle entwickeln und dabei auch Mut zum Experimentieren haben. Vor allem muss man dabei ganz nah am Kunden sein.
Herausforderung für unsere Firma:
Als Verband sind wir gefordert, bei alledem zu unterstützen. Wir bieten dazu Aus- und Fortbildung, Informationsveranstaltungen, Fachausschüsse, Benchmarkings, Marktanalysen und vieles mehr. Wir sind die Informations- und Kommunikationsplattform für unsere Mitglieder.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Erfreut bin ich von der schier unendlichen Vielfalt und den vielen Möglichkeiten, die das Netz bietet. Auch hier gilt aber: Qualität ist das A und O! Schlimm sind natürlich die Abgründe eines freien Web: Cybermobbing, Ausländerhetze und andere Auswüchse, die sich überwiegend im Schutz der Anonymität entwickeln.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-Up gelöst bekommen?
Ich habe, wie jeder von uns, unzählige PIN, Login-Daten und Passwörter – für Online-Banking, iPhone, iPad, PC, EC- und Kreditkarten, E-Mail, Facebook, Twitter etc. etc. Und natürlich verwende ich aus Sicherheitsgründen nicht für jeden Account dieselben Zugangsdaten. Alle PIN, ID´s und Passwörter im Kopf zu haben, grenzt aber im Alltag wirklich an Stress. Perfekt wäre also ein persönlicher Security-Manager, der alle Zugangsdaten für mich in einer App poolt und verwaltet – und das natürlich absolut komfortabel und sicher.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für… (inklusive kurze Begründung, warum Du es empfiehlst)
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Die Tageszeitung – mobile, online, als E-Paper oder klassisch in der Printausgabe. Nirgends sonst bekomme ich diesen bunten Strauß an Informationen aus aller Welt und allen Lebensbereichen – und das aufbereitet von Profis.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/mathias-doepfner-warum-wir-google-fuerchten-12897463.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
„Was würde Google tun?“ von Jeff Jarvis. Es beschreibt, wie das Internet unsere Welt verändert hat und was man von Google lernen kann, das ganze unterhaltsam, informativ und verständlich.
eine Veranstaltung, auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Das war der Zeitungskongress unseres Bundesverbands im September in Regensburg. Die spannende Diskussionen mit hoch interessanten Köpfen zu innovativen Themen hat mich am meisten beeindruckt, z.B. eine Podiumsdiskussion mit den Bossen von BMW, E.ON und der HypoVereinsbank über digitale Disruption von Unternehmen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
E-Mail und Firefox…
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Mit Larry Page. Weil er ein unglaublich kreativer Kopf und ein brillanter Unternehmer ist.