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Interview mit Christoph Möltgen – Berner Group

 

Wer ist Christoph Möltgen? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Berner Group für die IT-Strategie des Konzerns zuständig und verantworte die Zukunftsausrichtung der IT in den Bereichen Business Intelligence und Big Data. Damit bin ich ganz wesentlich für das Thema Innovation verantwortlich und treibe die digitale Transformation der Berner Group voran.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Verheiratet, 5 Söhne und Sportler. Ich spiele Feld-Hockey in Traditionsmannschaften und stelle dabei immer mehr fest, dass je langsamer die Beine werden, je ehrgeiziger werden wir Altherrensportler (vor allem in der dritten Halbzeit).

Elevator Pitch! Was macht die Berner Group? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Die Berner Group ist ein familiengeführtes europäisches B2B-Handelsunternehmen. Nach dem Motto „gemeinsam stark“ verstehen wir uns als ein großes Team und leben täglich unsere Vision „We keep the world together and moving“. Wir sind B2B-Handelspartner für alle Materialien im Bereich Wartung, Reparatur und Produktion für unsere Kunden im Bau, Mobilitäts- und Industriesektor.

Dabei zeichnen uns unsere zwei Kernkompetenzen aus: Sowohl die innovative Herstellung und Vermarktung von technischer Spezialchemie und Befestigungsprodukten, als auch unser Multi-Channel Vertrieb qualitativ hochwertiger Produkte und Services. Wir bieten unseren Kunden ein integriertes Einkaufserlebnis und sind mit über 230.000 Artikeln und 9.000 Mitarbeitern in mehr als 25 Ländern für unsere Kunden vertreten.

Verrätst Du uns ein digitales “Best Practice“ Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Digitalisierung umfasst für uns in der Berner Group neben digitalen Geschäftsmodellen, vor allem die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur, Strukturen und Prozesse – also insbesondere die Art und Weise wie wir zusammenarbeiten. Hierzu ein Beispiel: In vielen Firmen gibt es die klassische Trennung von Produktmanagement und Einkauf. Die Prozesse laufen dort in der Regel nacheinander ab. Wir gehen jedoch einen anderen, integrativen und ganzheitlichen Weg, weil wir innovativer werden wollen und gleichzeitig Geld und Zeit sparen möchten.
Unser Konzept bei Berner: Heute arbeiten Marketing und Einkauf zentral für alle Tochterunternehmen und innerhalb von definierten Produktgruppen zusammen.

Die daraus resultierenden Vorteile liegen auf der Hand: Unser Ansatz bietet ideale Bedingungen damit sich schnell Expertenwissen aufbaut, Denkfabriken bilden, Synergien gehoben und Innovationen erarbeitet werden. Neu ist nicht nur die enge Zusammenarbeit der beiden Kern-Bereiche, sondern auch die internationale Aufstellung als strategischer Holding-Bereich. Damit wird aus zahlreichen regional operierenden Abteilungen in 25 Ländern ein internationales Team. Produktmanager aus den Niederlanden oder Italien arbeiten bei Berner beispielsweise jetzt mit Einkäufern aus Österreich oder Frankreich Hand in Hand.

Und welches „Best Practice“ aus der Netzwirtschaft insgesamt hat Dich besonders fasziniert – und warum?

Die Digitalisierung stellt unsere tradierten Vorstellungen über Geschäftsmodelle in Frage. Im Bezug zu dem Thema liest man dabei viel über „Schöpferische Zerstörung“. Das fasziniert mich sehr. Die zunehmende Infragestellung traditioneller und Entwicklung innovativer neuer Geschäftsmodelle empfinde ich als äußerst spannend und kritisch. Ein Beispiel:
Dass Autokonzerne gleichzeitig als Konsumerbanken auftreten, um ihren Kunden Kredite zu vermitteln, kennen wir schon lange. Vernetzung und Digitalisierung funktionieren aber auch in die andere Richtung.

Im Jahr 2016 kündigte der Allianz-Konzern an, nun auch in das Geschäft mit Gebrauchtwagen einzusteigen. Hierfür beteiligt sich Deutschlands größter Versicherer an einem Internet-Gebrauchtwagenhändler (Instamotion Retail GmbH). Das Gebrauchtwagenportal ermöglicht es seinen Kunden, im Internet das Fahrzeug ihrer Wahl zu suchen und samt Wunschkennzeichen nach Hause geliefert zu bekommen.

Wir werden meiner Meinung nach in Zukunft noch viele solcher Beispiele erleben, wo die Digitalisierung dafür sorgen wird, das neue Geschäftsmodelle entstehen. Das ist ein gutes Beispiel für das Zusammenwachsen bestehender Unternehmen und Geschäftsmodelle mit neuen Technologien.

Wenn Du Dir Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein? Und welche Rolle spielt die Digitalisierung für euer Unternehmen?

Die Digitalisierung spielt eine sehr wichtige Rolle. Basis einer erfolgreichen Umsetzung sind unter anderem die Qualität und Verfügbarkeit von Daten. Die internen und externen Daten müssen qualitativ perfekt und übergreifend einheitlich verfügbar sein. Zudem kommt der Aspekt der „Information Culture“ hinzu. Alle Mitarbeiter des Unternehmens müssen die Kultur leben, dass Daten elementare Ressourcen bzw. Produkte für den Konzern sind. Diese Punkte stellen hohe Anforderungen an Mensch und Maschine. Klar ist aber, die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie bietet viele Chancen für das Business sich zukunftsorientiert aufzustellen.

Wenn sich Deine Firma ein eigenes Startup wünschen dürfte, was würde dieses Startup tun?

Meiner Meinung nach sollte unser Startup revolutionär im Markt wirken und das bisher Bekannte auf den Kopf stellen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sich beispielsweise mit einer Art virtuellen Service-Angebot beschäftigt. Nehmen wir zum Beispiel den Mobilitätssektor. Unsere bisherigen Kunden könnten bei der Wartung, Reparatur oder Produktion bei Fragen oder komplexen Vorgängen einen virtuellen Spezialisten konsultieren. Per Knopfdruck und ohne großen Zeitverlust oder großen finanziellen Mehraufwand. In Verbindung mit Virtual bzw. Augmented Reality-Technologie könnte der Spezialist sich so im Handumdrehen ein Bild von der Situation machen und dem Kunden vor Ort Step-by-Step durch den Vorgang durchlotsen

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu (digitalen) Themen gerne informierst

www.deutsche-startups.de.

…einen Artikel / ein Video / ein Buch, über ein Thema aus der Netzwirtschaft, den / das Du Deinen Kollegen empfiehlst (mit URL)

Look Up“. Er sieht im technologischen Fortschritt im Zuge der Digitalisierung die Gefahr, dass die „Online-Generation“ das wichtigste im Leben aus den Augen verliert: das Menschliche.

Neues von der CeBIT“. Das Thema Digitalisierung wird in dem Video von der humorvollen Seite beleuchtet.

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„Born a crime” – Trevor Noah. Eine interessante Lektüre, wie man in einem schwierigen Umfeld zu Recht kommt.

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Das wichtigste Tool für mich ist immer noch das gute alte persönliche Gespräch, ganz analog sozusagen.

Mit welchem Experten aus der Netzwirtschaft würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Wenn es möglich wäre, würde ich mich gern einmal mit Dr. Holger Schmidt über digitale Transformation austauschen. Er schreibt seit zwei Jahrzehnten in FAZ und später Focus über die digitale Wirtschaft. Zudem lehrt er „Digitale Transformation“ an der TU Darmstadt und betreibt das interessante Blog „Netzökonom“, eine der meistgelesenen Publikationen der digitalen Wirtschaft in Deutschland.