Wer ist Bernd Fuhlert? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin Experte in den Bereichen Datenschutz und Online-Reputation-Management, Mitte Dreißig, Ehemann, Vater zweier Töchter und selbst ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Ich komme aus einer Gegend, wo Probleme rasch gelöst werden mussten. Die Tradition der Menschen im Ruhrgebiet hat mich sehr geprägt: Nicht viel Zeit verlieren, nicht rumlamentieren, stattdessen einfach mal anpacken und die Dinge in Ordnung bringen. Eitelkeiten oder lavieren, das gibt es bei mir nicht. Sagen, was los ist, auch wenn es mal jemandem nicht passt, das ist eher meine Sache. Dann weiß jeder, woran er ist, und das ist eine echte Basis, um zusammen zu leben und gemeinsam zu arbeiten.
Freier Dozent. In dieser Eigenschaft bin ich unter anderem an Fachhochschulen oder anderen renommierten Institutionen tätig. Besonderen Spaß macht mir die Tätigkeit als Dozent beim Bundesverband der Datenschutzbeauftragten BvD e.V. Hier unterrichte ich Schülerinnen und Schüler, gebe Anregungen zum Schutz der eigenen Privatsphäre bei der Nutzung von Smartphones und sensibilisiere die Jugendlichen in Bezug auf das Thema Mobbing. Im Vordergrund stehen dann immer bei mir konkrete Handlungsempfehlungen und die Aufklärung darüber, dass das Internet eigentlich „kein rechtsfreier Raum“ sein sollte.
Als Mensch aus dem Ruhrgebiet bin ich hineingeboren in eine multikulturelle Gesellschaft, denn das Ruhrgebiet ist ja viel mehr als das Land der Zechen und Hochöfen: Es ist ein Schmelztiegel der Nationen. Daher weiß ich, wie wichtig es ist, sich immer wieder zu verständigen, zwischen den Menschen zu vermitteln auf einen Menschen persönlich einzugehen, aber auch Grenzen zu setzen. Das kommt mir nicht nur bei meinen Lehrinhalten zugute, sondern auch bei meiner Arbeit bei den Revolvermännern, bei denen es ja um Reputationsmanagement geht. Ich weiß genau, wie wichtig der gute Ruf ist und das dieser in Sekunden zerstört werden kann.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich glaube, das kam in der ersten Antwort schon durch. Geduld ist nicht in allen Momenten meine Stärke. Wenn ich eine Idee habe, dann will ich sie auch direkt umsetzen. Und da kann ich durchaus auch mal ungeduldig werden. Mich interessieren Ergebnisse. Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden. Oft sind es gerade die Schwierigkeiten bei der Realisation eines Projekts, die im Endeffekt zu seiner Qualität beitragen. Sie zwingen uns, noch intensiver zu arbeiten und unsere Leistung dauernd zu überprüfen. Ich kann schlecht 5 gerade sein lassen!
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Revolvermänner auf den Punkt. Wir sind der Marktführer für strategisches Online Reputation Management und damit in der Lage Unternehmen, Marken oder Personen aus bedrohlichen Situationen zu befreien, wenn das Internet als Waffe benutzt wird. In die Gefahr, im Internet öffentlich angegriffen zu werden, kann heute jeder geraten. Und selbst Schwergewichte wie multinationale Konzerne erliegen hier oft der Macht der Meinung, die sich – in Suchmaschinen und Social Media gestreut – rasant vervielfältigt und in ihrer Negativwirkung verstärkt. Wir treten solcher Meinungsmache, die rasch auch auf traditionelle Medien übergreift, wirksam entgegen. Dass wir beim Firmen- und Personenschutz im Internet durchaus wehrhaft die Interessen unserer Mandanten vertreten, spiegelt sich ja auch im Namen „Revolvermänner“.
Auch wenn wir Revolvermänner in Gefahrensituationen schnell ziehen können, handeln wir aber stets mit Bedacht und Erfahrung. Das befähigt uns auch in virulenten Krisensituationen souverän zu reagieren. Wir haben die Spezialisten, die in den Wogen des Internets das Schiff unseres Auftraggebers auch schon mal „ruhig durch die stürmische See eines Shitstorms steuern“. Und wir zeigen unseren Kunden, wie sie auch unter Druck im Internet handlungsfähig bleiben. Wir schaffen es also, dass Menschen nicht wehrlose Opfer von Web-Attacken sind, nicht auf einen falschen Google-Treffer reduziert werden. Die Revolvermänner geben ihren Kunden auch in Krisen die Macht über die Online Kommunikation zurück, helfen ihnen vor Angriffen gefeit zu sein und dauerhaft die Übersicht zu behalten.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Selbstverständlich sind die Revolvermänner voll vernetzt, so dass unsere Mitarbeiter über gesicherte Zugänge auch unterwegs – beispielsweise beim Kunden oder vom Home Office aus – die Security- und Recherche-Tools zum Einsatz bringen können. Die Verfügbarkeit, die in mehrstufige Sicherheitszugänge gegliedert ist, gewährleistet eine ununterbrochene Erreichbarkeit, die unsere Kunden von uns für den Krisenfall erwarten. Dass unser Unternehmen voll vernetzt ist und wir unser Know-How und die professionellen Werkzeuge auch intern einsetzen, brauche ich wohl nicht extra zu betonen. Generell ist es für Unternehmen aufgrund der wachsenden Menge an Informationen und beinahe unüberschaubaren Zahl von Web-Portalen immer schwerer, den Überblick über die Diskussionen rund um das eigene Unternehmen zu behalten. Diese Debatten aber lückenlos zu verfolgen, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Prävention und Verteidigung im Internet.
Mit dem eigenentwickelten New Media Monitoring Tool ist es uns möglich, einen umfassenden Überblick über Stimmungen, News und relevante Diskussionsthemen rund um Unternehmen, Marken und Einzelpersonen im Web zu erhalten. Auf Grundlage dieser Daten ist es möglich, kommunikationsstrategische Entscheidungen für den gesamten Online-Markt zu treffen. Dabei fungiert das New Media Monitoring Tool als kosten- und zeitsparendes Instrument der Themenrecherche und dient zudem als Frühwarnsystem für negative Trends und Meinungen im Internet. Im Falle von auftretender Negativreputation informiert das Monitoring Tool über den Beitrag oder die Beiträge und wählt aus einem individuell zusammengestellten Sofortmaßnahmenkatalog die effektivsten und effizientesten Sofortmaßnahmen aus. Durch detaillierte Konfigurations- und Skalierungsmöglichkeiten kann das New Media Monitoring Tool ideal auf die Bedürfnisse der Klienten angepasst werden, sodass die individuellen Erfordernisse jedes Unternehmens abgebildet werden können.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Das Internet ist noch immer eine junge Technik, die noch längst nicht genügend in der Gesellschaft verankert ist. Ein deutliches Indiz hierfür sind die dauernden und immer wieder kehrenden Unsicherheiten, die sich von Staats wegen im Verhältnis zu den digitalen Kommunikationsformen ergeben. Was die Überwachung betrifft, sind meines Erachtens die NSA und die offensichtliche Kooperationsbereitschaft unseres Staates bei der fremdgesteuerten Kontrolle seiner Bürger nur die Spitze des Eisbergs. Hier herrscht nicht nur Aufklärungsbedarf, sondern wir Bürger haben das Recht darauf, dass unsere persönlichen Daten geschützt werden, und zwar bei allen in gleicher Weise.
Bei der Übertragung der Daten muss meines Erachtens das Gleichheitsprinzip herrschen. Wenn es der Staat zulässt, dass die Netzneutralität ausgehebelt wird, heißt dies gleichzeitig, dass Information käuflich wird. Durch das Internet ist Wissen mehr als je zuvor an die Geschwindigkeit der Datenübertragung gekoppelt. Je schneller Fakten, Werte und Gerüchte den Empfänger erreichen, umso höher sein Wissensvorsprung, mit dem er Geschäfte tätigen oder Entscheidungen treffen kann. Wer sich die Überholspur der Information nicht leisten kann, findet sich schnell auf den Standstreifen abgedrängt. Wer die Aushöhlung der Netzneutralität zulässt, wie das EU-Parlament, untergräbt das demokratische Fundament des Internets und somit jeder Kommunikation.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Doch nicht nur durch den europäischen Angriff auf die Netzneutralität ist die Gleichheit der Bürger in akuter Gefahr. Auch der Investitionsstau beim Ausbau des schnellen Internets torpediert die Idee, dass das Web eine allen gleichermaßen verfügbare Informationsplattform ist. Stattdessen sind Menschen in Ballungsräumen besser unterrichtet als Mitbürger auf dem Land, und dort wieder Nutzer, die sich LTE oder sogar Satellitenkommunikation leisten können als jene, die per DSL-light der Fluss der Daten nur tröpfchenweise erreicht. Unter solchen Bedingungen erreichen Hintergründe, die über Streaming-Plattformen, als digitale Videos oder im Internetradio verbreitet werden, nicht mehr den Empfänger. Einige große Unternehmen haben das erste Vierteljahrhundert genutzt, um das Wachstum der digitalen Infrastruktur zu vereinnahmen, haben insgesamt einen unangreifbaren Status erreicht, Monopolisten nicht unähnlich.
Handlungsbedarf herrscht darüber hinaus aber sicherlich auch bei der Ausbildung von Fachkräften, die vertraut mit Kommunikationstechniken, ihren Stärken und Schwächen, ihrer Angreifbarkeit und den möglichen Sicherheitsszenarien sind. Länder und Kommunen, Konzerne und KMUs sind nicht mehr in der Lage die nötigen Arbeitskräfte zu rekrutieren, was im Zeitalter von Industrie 4.0 und IoT schnellstens dazu führen wird, dass sie nicht länger wettbewerbsfähig sind. Schon heute zeigt sich in Deutschland ein Gefälle, das dazu führt, dass Netz-Projekte dort realisiert werden, wo die nötigen Wissensarbeiter für Konzeption und Planung zur Verfügung stehen und Umsetzungen auf dem Papier gestaltet werden, bevor andere überhaupt an eine Bewerbung denken. Hinzu kommt, dass vielerorts Bürokratie zu einem Realisationsstau führt, anstatt dass Weichen und Signale auf freie Fahrt geschaltet werden.
Die Herausforderung für unseren Markt:
Es liegt in den Händen von Wirtschaft und Politik, den Anschluss an die Digitalisierung nicht zu verlieren. Dies allerdings wäre dann ein Verlust, der Deutschland auf den Stand eines Entwicklungslandes zurückwirft. Momentan ist die Gefahr, sich im europäischen Mittel sicher und geborgen zu fühlen, statt mit aller Kraft an dem Ausbau digitaler Lösungen zu arbeiten. Mittelmaß sichert keine Existenz. Das ist auch in Zeiten virtueller Welten nicht anders. Nur wer sich Mühe gibt, vorne dabei zu sein, wer Entwicklungen und Probleme rechtzeitig erkennt und auf sie hin, über sie hinaus arbeitet, hat die Chance, die Zukunft mitzubestimmen.
Neben den technischen Aufgaben, die eine vernetzte Gesellschaft mit sich bringt, sind wichtige Themen, die Sicherheit in Netzen, der Schutz persönlicher Daten, die Bildung sozialer Kompetenz und das Bewusstsein der Verantwortung in digitalen Medien (um nur einige zu nennen). Wer sorgt sich um den Schutz unserer Jugendlichen, wer bringt ihnen den verantwortungsvollen Umgang mit Technik bei, wer gewährleistet, dass sie heute das Wissen vermittelt bekommen, das sie in einer hochdigitalisierten Welt morgen brauchen, weit über Facebook, Instagram und YouNow hinaus? Dies ist sicherlich eine Aufgabe, die unsere Politik erfüllen muss. Nichtsdestoweniger können sich aber auch Unternehmer und Arbeitgeber nicht aus dieser Verantwortung stehlen.
Herausforderung für unsere Firma:
Genau an dieser Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik, Unternehmen und Personen sehe ich die Aufgabe der Revolvermänner. Die Digitalisierung der Welt erfordert gleichzeitig, dass man sich neue Gedanken um den Schutz des Individuums macht. Die Konstellationen unserer Kommunikation haben sich in den letzten 25 Jahren maßgeblich geändert, und sie werden sich weiter ändern. Noch haben wir nur im Ansatz wahrgenommen, wie weit sich dies auf das menschliche Miteinander auswirken wird. Und nicht nur das: Auch der Umgang zwischen konkurrierenden Firmen, das Verhältnis zwischen Händler und Kunden, die Korrespondenz zwischen Beschwerdeabteilung und verärgerten Verbrauchern hat neue Dimensionen gewonnen und wird sich noch weiter verschärfen. Gerade die zeitversetzte Kommunikation, bei der das Gegenüber nicht in Erscheinung tritt, führt dazu, dass Diskussionen entgleisen und Dispute an Aggressivität gewinnen. Hinzu kommt, dass es leicht ist, sich im Internet hinter Anonymität zu verstecken, ja, der Anonymität einen Namen zu verleihen, der unhaltbaren Vorwürfen neue Glaubwürdigkeit verleiht. Dies ist mehr als ein Geschäftsfeld, aber es ist unsere Aufgabe, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Ich freue mich über jede neue Entwicklung, die dazu beiträgt, dass Mehrwerte für die User geschaffen werden und uns das Leben erleichtert wird. Jedoch habe ich ein großes Problem mit dem aktuellen Ungleichgewicht. Wenn im Internet etwas kostenlos ist, dann ist der User nicht mehr Kunde sondern das Produkt, das verkauft wird. Wir gehen heute viel zu leichtfertig mit unseren Daten um und können gar nicht abschätzen, welche ökonomischen Nachteile dies in der Zukunft für den Einzelnen bringen wird.
Gut, dass kostenlose Angebote im Tausch gegen Nutzerdaten angeboten werden, das gab es schon ganz zu Beginn des World Wide Web, Mitte der 90er Jahre. Damals wurden die ersten Gewinnspiele und Produktproben angeboten, für die selbstverständlich Name, Adressdaten und bisweilen auch andere Informationen wie Geburtsdatum oder Interessen angegeben wurden. Das allerdings geschah ganz offen und freiwillig: Wer nicht wollte, nahm einfach nicht teil. Heute allerdings ist es nicht mehr möglich, sich im Internet zu bewegen, ohne beobachtet zu werden und ununterbrochen verwertbare Daten zu liefern. Das geschieht, ob wir das wollen oder nicht. Selbst die Verweigerung und Verschleierung durch Anonymisierungsdienste wird ja registriert, alles wird analysiert und unser Verhalten hochgerechnet. Diesem Prozess sind wir ununterbrochen ausgeliefert und befeuern ihn gleichzeitig immer stärker. Was mich am Internet ärgert, ist diese Inflation der persönlichen Daten, was mich freut, ist der hohe Servicewert. Beides sind Kehrseiten der gleichen Medaille.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
www.mashable.com empfehlen. Diese Onlinemagazine liefern aktuellen und gut recherchierten Stoff.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/computer-internet/pionierinnen-des-digitalen-die-muetter-des-computers-13863604.html abrufbar (aber meist nicht lange, da die F.A.Z. ihre Texte gerne hinter einer Paywall versteckt). Ein aufschlussreicher Artikel mit schönem feuilletonistischem Grundton.
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Digitale Diktatur von Stefan Aust und Thomas Ammann. Wirklich lesenswert. Es zeigt deutlich, wie vernetzt die Welt heute schon ist und welche Möglichkeiten der Totalüberwachung und des Datenmissbrauchs heute möglich sind.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Leider kann ich aktuell keine explizit benennen!
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Unser New Media Monitoring Tool :), denn das hilft uns jeden Tag, die Stimmungen und Tendenzen des Internets im Auge zu behalten. So weiß ich stets, wo wir stehen, aber auch, ob für unsere Kunden Handlungsbedarf besteht. Und da die Revolvermänner durch den Einsatz dieses Qualitätsinstruments Geld verdienen, ist das New Media Monitoring Tool der Revolvermänner in dreifacher Hinsicht wertvoll für mich: Für unsere Reputation, für die Sicherheit unserer Kunden und für den Umsatz der Revolvermänner AG. Aber wenn ich ehrlich bin: Ich nutze auch Fanpage Karma und Radian6, Talkwalker!
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Einen Tag mit Kevin Mitnick fände ich sehr spannend. Der ehemalige Hacker, der vor mehr als einem Vierteljahrhundert begonnen hat, in die Netze des amerikanischen Verteidigungsministeriums und der NSA einzudringen, weiß, wie angreifbar unsere Netze sind. Heute gilt er als einer der besten Sicherheitsexperten. Er hat die Praxis im Blut, jede Menge Erfahrung und weiß, wovon er spricht. Ich bin sicher, er könnte mir noch einiges zum Thema Daten, Schutz und Sicherheit beibringen, und auch zu dem Thema, wie fragil unsere digitale Welt im Endeffekt ist!