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Interview mit Andreas Kitzing und Béla J. Anda – Sponsoo

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Andreas Kitzing (links) und Bela J. Anda

Wer sind Andreas Kitzing und Béla J. Anda? Bitte stellt Euch doch mal kurz vor. Und damit wir nicht nur die Unternehmer kennenlernen, verratet uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Euch.

Andreas: Béla und ich sind Gründer und Geschäftsführer von Sponsoo. Die Idee zu Sponsoo habe ich gemeinsam mit Freunden 2014 während eines MBA-Studiums an der Universität Cambridge entwickelt. Wir haben das Business Modell dann über mehrere Monate hinweg immer weiter verbessert – der letzte Feinschliff kam aber erst durch den Austausch mit Béla dazu.

Béla: Andreas hat mich im Sommer 2014 über eine Cofounder-Plattform angeschrieben und gefragt, ob wir zusammen ein Unternehmen gründen wollen. Ich war zu diesem Zeitpunkt für Rocket Internet in Bangladesh angestellt und war gerade dabei, zu einer 10-tägigen Urlaubsreise zum Basecamp des Mount Everest aufzubrechen. Dort hatte ich dann reichlich Zeit, mir über die Idee von Sponsoo Gedanken zu machen.

Andreas: Dass die Zusammenarbeit zwischen uns als Gründerduo gut funktionieren würde, war nach den ersten E-Mails und Skype-Calls schnell klar. Béla ist extrem strukturiert und sehr stark in der Execution, während ich eher auf das Gesamtbild und die langfristige Strategie schaue. Unsere Rollenverteilung mit mir als CEO und Bèla als COO spiegelt das auch im Tagesgeschäft wieder.

Im Tagesgeschäft habe ich tatsächlich sogar ein kleines persönliches Geheimnis. Ich komme stehe Montag-morgens momentan immer deutlich früher auf als alle anderen und schaue mir dann die jeweils aktuelle Game of Thrones-Folge an, bevor der Rest des Teams ins Büro kommt. Zu Hause kann ich das nicht machen, weil ich meine Freundin nicht aufwecken will.

Béla: Echt? Das wusste ich selbst auch nicht. Mein Geheimnis ist jedenfalls, dass ich bereits mit 15 Jahren erste Gründer-Erfahrung gesammelt habe – als Gründer der Schulbibliothek meines alten Berliner Gymnasiums.

Elevator Pitch! Was macht Sponsoo? Und vor allem: Was macht ihr besser, was ist euer USP?

www.sponsoo.de) möchten wir das Sport-Sponsoring so weit vereinfachen, dass auch kleine Sportler und Sportvereine ganz leicht Sponsoren finden können. Die Sportler können sich auf sponsoo.de ein Profil anlegen und Sponsoring-Pakete zum Kauf einstellen. Diese Pakete können dann von Unternehmen gekauft werden.

Bislang wird das Angebot hervorragend angenommen. In den ersten vier Monaten seit dem Start unserer Website haben wir bereits über 1.000 Nutzer gewonnen, und unsere Nutzerbasis wächst jede Woche um weitere 10%. Bei unseren Nutzern ist von Hobby-Mannschaften bis zu Olympia-Teilnehmern; beziehungsweise auf Sponsorenseite vom Kleinst-Unternehmen bis zu Weltkonzernen alles dabei. Wir haben auch bereits eine beträchtliche Anzahl an Sponsorings vermitteln können, angefangen vom Trikotsponsoring für eine Flüchtlings-Mannschaft bis hin zum Sponsoring einer Golf-Turnierserie.

Unser USP ist unsere Stärke in der Datenverarbeitung. Wir können die Daten der Sportler so analysieren, dass Unternehmen genau ihre Kernzielgruppe erreichen und ihre Marketing-Ziele erfüllen können. Langfristig können wir darüber auch relativ genau ermitteln, welche Reichweite durch ein Sponsoring generiert wurde – das ist momentan nur mit hohem manuellem Aufwand möglich, obwohl zwei Drittel der deutschen Unternehmen im Sport-Sponsoring aktiv sind.

Darüber hinaus wird über unsere Website der Sponsoring-Prozess so stark vereinfacht, dass der Zeitaufwand für die Recherche und Durchführung eines Sponsorings im Durchschnitt um 85% sinkt.

Was ist Eure interne „Secret Sauce“? (also bezogen auf das, was Ihr intern, als Team, bzw. innerhalb des Teams am besten könnt)

Andreas: Wir haben unser Team ganz gezielt so zusammengestellt, dass möglichst viele unterschiedliche Charaktere und Wissensgebiete zusammen kommen. Dadurch sind wir viel kreativer und entwickeln uns sowohl als Unternehmen als auch als Personen extrem schnell weiter.

Was genau sind Eure Rollen im Unternehmen, wo liegen Eure Expertisen und „Superpower“?

Andreas: Ich bin als CEO für die Gesamtstrategie, für das Marketing und für die Finanzen verantwortlich. Dabei hilft mir mein betriebswirtschaftlicher Hintergrund. Die wahre „Superpower“ bei Sponsoo ist jedoch unser Team. Dementsprechend kann man meine Rolle auch mit der eines Kapitäns einer Sport-Mannschaft vergleichen: Ich gebe die Richtung vor und versuche die Teammitglieder so in das Spielgeschehen einzubinden, dass wir als Mannschaft den maximalen Erfolg erzielen.

Béla: Als COO bin ich für das Tagesgeschäft verantwortlich. Zusätzlich habe ich Ressort-Verantwortung für den Vertrieb, die Kundenbetreuung und für rechtliche Fragen. Mir macht es Spaß, Prozesse zu etablieren und dann laufend zu verbessern. Ich gehe auch privat sehr strukturiert vor und plane zum Beispiel täglich meine To-Dos in einer viergliedrigen Matrix nach Priorität und Dringlichkeit. Diese Leidenschaft für Planung und Struktur übertrage ich auch auf uns als Unternehmen.

Wenn Ihr Euch die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Eure Position anseht, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten (oder Jahren) sein, wo sind die Engpässe?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Andreas: Generell zeichnet sich schon seit vor der Jahrtausendwende ein Trend ab, dass nacheinander fast jede klassische Offline-Branche digitalisiert und dabei komplett neu definiert wird. Amazon und Google haben mit Büchern bzw. Konsumgütern und Werbung den Anfang gemacht, im Moment räumen unter anderem Netflix und Spotify die Film- und Musikbranche auf. Wir haben uns vorgenommen, diesen Trend auf die Sponsoring-Industrie zu erweitern.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa: (Investitionsstau? Zu viel Abhängigkeit von großen digitalen “Monopolisten”? Zu viel Bürokratie? Bessere Ausbildung von Fachkräften? Zu wenig Übersicht)

Béla: Die Suche nach institutionellen Wagnis-Kapitalgebern gestaltet sich in Europa sicher deutlich schwieriger, als in Amerika. Im Vergleich mit den USA liegen die Europäer bei gerade einmal 10 % des Wagniskapitals, das in Digital-Startups gesteckt wird (5 Milliarden Dollar vergangenes Jahr). Hier muss die Netzwirtschaft in Deutschland deutlich mutiger werden. Zusätzlich sollte der Staat alles daran setzen, mehr IT-Fachkräfte in Deutschland auszubilden – und auch hier zu halten.

Herausforderung für unseren Markt:

Andreas: Sport-Sponsoring besticht wie kaum eine andere Werbeform durch Emotionalität und dem Potenzial zur Imageverbesserung. Jedoch steht der Markt im steigenden Wettbewerb zu anderen Werbeformen, wie beispielsweise digitaler Werbung. Dort ist es für Werbetreibende immer besser möglich, ganz exakt ihre Zielgruppe zu adressieren und den Erfolg von Werbemaßnahmen genau auszuwerten. In dieser Hinsicht hat das Sport-Sponsoring noch deutlich Nachholbedarf.

Herausforderung für unsere Firma:

Béla: Als Marktplatz haben wir dabei das klassische Henne-Ei-Problem, Angebot und Nachfrage möglichst gleichmäßig zu skalieren. In unserem Fall bedeutet das, zu den organisch auf uns aufmerksam werdenden Sportlern durch Vertriebs-Arbeit und Marketing ausreichend Sponsoren zu gewinnen. Bisher ist uns das gut gelungen, aber mit dieser Aufgabe werden wir auf Jahre hinweg viel beschäftigt sein.

Meine Persönliche Herausforderung:

Andreas: Persönlich ist für mich bei all dem Wachstum von Sponsoo die wichtigste Aufgabe, weiterhin genug Zeit für meine Freundin und meine beiden Kinder zu haben. Ich versuche grundsätzlich, am Wochenende nur in Ausnahmesituationen zu arbeiten, und auch unter der Woche regelmäßig zum gemeinsamen Abendessen mit meiner Freundin zu Hause zu sein. Um mein normales Arbeitspensum zu schaffen, benötige ich ein gutes Zeitmanagement. Häufig arbeite ich auch von zu Hause noch ein paar Stunden weiter, wenn meine Freundin oder meine Kinder schon schlafen.

Wie sieht Eure „digitales Workout“ in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen wollt Ihr Euch gerne verbessern?

Béla: Wir sind beide „Digital Natives“ und haben daher von jeher einen Bezug zur Digital-Welt. Um auf dem Laufenden zu bleiben, informieren wir uns regelmäßig auf TechCrunch, Quora und in Gründungs-Magazinen über die neuesten Entwicklungen. Am meisten profitieren wir aber vom Austausch mit anderen Gründern – egal ob erfolgreich, gescheitert oder noch auf dem Weg dorthin.

In geschäftlicher Hinsicht wird es über die kommenden Monate wichtig, möglichst viele Prozesse in der Anbahnung und Abwicklung eines Sponsorings zu automatisieren. Gerade mit Prozess-Management und CRM-Tools werden wir daher sicher intensiver in Berührung kommen und uns von Excel-basierten Prozessen verabschieden. Hier lernen wir gerne dazu.

Gebt uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog, auf dem Ihr Euch zu Fachthemen gerne informiert (deutsch oder Englisch)

Blog von Y-Combinator Übervater Paul Graham steht allerdings außer Konkurrenz – kein anderer schreibt so prägnant und klar wie er.

…ein spannendes Buch, das Euch für Euer Business inspiriert hat

The Long Tail“ von Chris Anderson beschreibt den Schlüssel zum Erfolg von großen Marktplätzen wie Google und Amazon. Wir wenden das Modell fast 1:1 auf die Sponsoring-Industrie an.

…eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Ihr wirklich etwas dazu gelernt habt (und was, bzw. von wem).

Andreas: Vor meinem Studium an der Universität Cambridge dachte ich nicht, dass man an der Uni etwas über Entrepreneurship lernen kann. Der Entrepreneurship-Studienschwerpunkt unter Peter Hiscocks und Simon Stockley hat mich eines besseren belehrt. Von dem Wissen profitiere ich fast jeden Tag im Arbeitsalltag.

Béla: Ich bin eher hands-on und glaube, dass Veranstaltungen und Konferenzen von vielen Gründern überbewertet werden. Am meisten habe ich immer gelernt, wenn ich Dinge selbst gemacht habe. Verkaufen habe ich zum Beispiel gelernt, indem ich mehrere Wochenenden als Vertriebler für Visa-Kreditkarten am Hamburger Flughafen gearbeitet habe. Vertrieb kann einem kein teurer Workshop so gut wie praktische Erfahrung beibringen. Für mich gilt: Do it, Learn it, Teach it.

…ein hilfreiches Tool / Software für Eure Arbeit

Slack mittlerweile eine Unternehmensbewertung von 2,8 Milliarden Dollar hat.

Mit welchem Experten aus Eurem Fachgebiet würdet Ihr am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten?

Andreas: Ich würde gerne mal einen Tag mit Peter Thiel zusammen arbeiten. Ich glaube, dass kaum jemand so einen scharfen Blick für digitale Geschäftsmodelle hat wie er. Da er kein Problem damit hat, auch harsche Kritik direkt anzusprechen, könnten wir glaube ich selbst bei nur einem Tag Zusammenarbeit unglaublich viel von ihm lernen.

Béla: Mit Oliver Samwer würde ich gerne für einen Tag zusammenarbeiten. Er wird in der Presse oft kritisiert, ist aber unbestritten der erfolgreichste deutsche Internet-Visionär. Mir imponiert, dass er sich durch nichts von seiner Vision abbringen lässt, Rocket Internet zum größten Company-Builder ausserhalb der USA und China zu machen.