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Interview mit Matthias Bauer – Vogel Media

Matthias Bauer Vogel Media Wer ist Matthias Bauer? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin 34 Jahre alt und gebürtiger Würzburger mit Wahlheimat Berlin. Als Chief Corporate Development Officer der Vogel Business Media GmbH & Co. KG beschäftige ich mich intensiv mit den Themen Mergers & Acquistions und Beteiligungsmanagement. Die spannende Herausforderung dabei ist, durch Kooperationen und Zukäufe von geeigneten Unternehmen die Position von Vogel Business Media in den sich rasant wandelnden Medienmärkten zu stärken. Zudem verantworte ich die Vogel Unternehmen am Standort Berlin (Vogel Ventures GmbH, Vogel Corporate Media GmbH und ngn – new generation network GmbH) und begleite unsere Portfolio Startups aktiv auf Ihrem unternehmerischen Weg.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Jegliche Art von Sport ist schon immer ein Spleen von mir. Ob Klettern, Handball oder Golf, ich genieße die Herausforderung und die damit verbundene Ablenkung vom beruflichen Alltag.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Vogel Ventures ist das Venture Capital Vehikel von Vogel Business Media. Wir sind ein kleines Team mit Sitz in Berlin und investieren gerne in frühen Phasen (Business Angel oder Seed-Phase). Unser aktuelles Portfolio ist international und umfasst 12 Beteiligungen. Idealerweise passt ein Startup zu einer der von Vogel Business Media adressierten B2B-Branchen – was aber keine kategorische Grundvoraussetzung ist. Unsere Philosophie ist, dass wir die Gründer bestenfalls von der Seed-Phase bis zur letzten Wachstumsfinanzierungsrunde mit Cash, Media-for-Equity und Management-Leistung unterstützen.

Unsere Superpower liegt sicherlich in unserem gewachsenen Industrie-Netzwerk und der Medienpower. Vogel Business Media ist seit rund 125 Jahren im internationalen B2B-Medienbereich ein renommierter Player und verfügt dementsprechend über eine Menge an Kontakten, Marktzugängen und spezifischen Branchen-Knowhow. Für unsere Portfolio Startups bei Vogel Ventures ist das natürlich eine tolle Basis zur Kundenakquise. Ob maßgeschneiderte und performancebasierte Marketingmaßnahmen in den über 100 Vogel-Publikationen (Print, Digital, Mobile, Live-Event) oder als direkter Zugang zu Branchenentscheidern – wir bieten Gründern mehr als nur Kapital!

Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?

Ich finde die Entwicklung von Axel Springer extrem beeindruckend. Mit welcher Konsequenz hier in den Digitalbereich investiert wurde ist im europäischen Medienmarkt sicher einzigartig. Von außen betrachtet macht es den Anschein, dass extrem viel probiert wurde und man sicher nicht selten hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Der wirtschaftliche Erfolg zeigt jedoch, dass man in Summe wohl viele richtige Entscheidungen getroffen hat. Insbesondere die Entscheidung im Beteiligungsmanagement fokussiert auf das Thema Classifieds zu setzen und damit den eigenen tradierten Printobjekten direkte Konkurrenz zu machen hat mir imponiert. Ein Prozess der intern sicher nicht leicht durchzusetzen war und dennoch mittelfristig sicher einen großen Teil zum Erfolg von Axel Springer beitragen wird.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Vogel Business Media hat sich bereits 2005 den Herausforderungen der Digitalisierung gestellt und erhebliche Investitionen in den Aufbau digitaler Geschäftsmodelle gesteckt. Der Fokus lag und liegt auf einer guten Mischung aus klassischer Reichweitenvermarktung und innovativen Leadmodellen. Aktuell hinzugekommen sind Expertennetzwerke und der Aufbau von Communities – hier sehen wir noch viel Potenzial.

Bei der Entwicklung und Implementierung des Digitalgeschäfts wurde von Beginn an darauf Wert gelegt, dass alle Mitarbeiter des Unternehmens die Möglichkeit haben, an der Digitalisierung teilzuhaben. Es sollte keine „Gewinner“ und „Verlierer“ in diesem, alle Bereiche umfassenden, Prozess geben. Mit diesem Ziel im Fokus wurden und werden zahlreiche interne Personalentwicklungsmaßnahmen vorgenommen und jeder Mitarbeiter mit den Chancen aber auch Herausforderungen der Digitalisierung bei Vogel Business Media vertraut gemacht. Rückblickend ist das sicher sehr gut gelungen – auch wenn wir natürlich einiges an Lehrgeld gezahlt haben.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Diskussionsentwurf eines Investmentsteuer-Reformgesetzes).

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Das gerade erschienene „The 2015 Global Startup Ecosystem Ranking“ zeigt, dass Berlin den international größten Growth Index aufweist und in den letzten Jahren deutlich aufgeholt hat. Ich denke, dass wir in Deutschland, insbesondere in Berlin, auf einem sehr guten Weg sind – auch wenn noch einige Herausforderungen z. B. im Hinblick auf das zur Verfügung stehende Kapital, zu meistern sind. Kritisch sehe und erlebe ich auch den spürbaren Mangel an herausragenden Mitarbeitern im Bereich IT und Online Marketing. Hier ist es für viele Startups extrem schwer, an gute und gleichzeitig bezahlbare Mitarbeiter zu kommen. Ein Faktor der die Netzwirtschaft in Deutschland sicher noch auf absehbare Zeit in ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit hemmen könnte.

Herausforderung für unseren Markt:

Der Medienmarkt ist in Bewegung und viele Unternehmen überdenken den Einsatz Ihrer Marketing- und Kommunikationsbudgets radikal. Unternehmen wie AUDI oder Siemens werden immer stärker selbst zu Publishern und nutzen die ganze Klaviatur an Corporate Communication Kanälen. Diese Trend zwingt gerade werbefinanzierte Fachmedienhäuser zur raschen Entwicklung neuer Medienformate und Services. Gleichzeitig scheinen auch immer mehr Startups wie z. B. EDITION F die Medienbranche als spannenden Markt für sich zu entdecken und attackieren die tradierten Geschäftsmodelle bzw. Wege der Vernetzung und Kommunikation.

Herausforderung für unsere Firma:

Die Medien- und Fachmedienbranche befindet sich in einem historischen Transformationsprozess und die Herausforderungen für Vogel Business Media sind entsprechend zahlreich. Wichtig ist, dass wir unser altbewährtes und immer noch funktionierendes Geschäft wie z. B. Print nicht aus Aktionismus über Bord schmeißen oder totreden und uns dennoch mit voller Kraft und aller Konsequenz der Entwicklung neuer Produkte widmen. Dieser Weg ist gerade in einem Traditionshaus mit unserer Historie kein leichter und wir versuchen mit zahlreichen internen Projekten im Bereich der Unternehmenskultur möglichst viele Stolpersteine frühzeitig aus dem Weg zu räumen.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Ehrlich gesagt hat mich am Internet noch nie etwas geärgert. Ich empfinde es vielmehr als ein Privileg der heutigen Generationen, mit diesem fantastischen Tool arbeiten zu können. Die Chancen überwiegen dabei klar die – sicherlich vorhandenen – Risiken.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Wenn ich ein so relevantes Problem hätte, dass es sich lohnen würde dafür ein Startup zu gründen, würde ich mir sofort ein Gründerteam suchen. Abgesehen davon, wäre aber ein funktionierender „Kita-Platz-Finder“ in Berlin sicherlich ein spannendes Thema…

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

gruenderszene.de /Newsletter – hier checke ich jeden Tag die neuesten Entwicklungen der nationalen Startup-Szene und finde sowohl die Beitragslänge als auch die inhaltliche Aufbereitung sehr passend.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

http://www.gq-magazine.co.uk/entertainment/articles/2014-11/25/elon-musk-interview-tesla-p85d-mars) – gerade weil der Artikel aus 2014 ist, finde ich es extrem beeindruckend zu sehen, was Tesla – getrieben von der Vision Elon Musks – in den letzten Monaten schon wieder für Fortschritt gemacht hat.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„Zero to One“ (Peter Thiel) – ein Buch das mir eine neue Sicht auf die Themen Innovation und Bewertung von Startups eröffnet hat. Vom Stil her ein typisch amerikanisches Buch welches sich gewohnt schnell liest und dennoch viel „hängen bleibt“.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

NOAH Conference 2015 in Berlin – hier haben sich viele renommierte Player aus der Startup- und VC-Szene getroffen – nicht nur aus Berlin, sondern aus ganz Europa. Besonders beeindruckend war auch die große Zahl an hochkarätigen Speakern trotz der teilweise sehr kurzen Slots und des enormen Fokus auf das Networking.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Wunderlist – hilft mir ungemein mit meinen Kolleginnen und Kollegen an gemeinsamen Themen zu arbeiten und dabei keine wichtigen Tasks zu übersehen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich würde gerne 1 Tag mit Dr. Mathias Döpfner zusammenarbeiten um mehr darüber zu erfahren, wie es ihm gelingt, die Transformation von Axel Springer von der Spitze aus so erfolgreich und konsequent zu treiben.