Wer ist Normen Nemes? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin Dresdner. Zugegeben, Dresden ist jetzt nicht der Nabel der Welt, aber mir gefällt es hier und das eben auch, weil ich hier ständig neue Dinge entdecken kann. Und weil ich neue Dinge mag, bin ich nach dem Abitur zum Jura-Studium auch erst mal nach Marburg, dann Nürnberg, München, für fünf Jahre nach Hamburg und dann wieder zurück nach Dresden. Man merkt also: Der Junge ist umtriebig. Aber, Überraschung: Ich bin einfach am liebsten hier in Dresden. Und da ist noch etwas: ich will selbstständig sein. Und genau das habe ich auch mit 20 gemacht. Ich will wissen, wie meine Arbeit bei den Kunden und Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, ankommt. Ich brenne nämlich für das, was ich mache. Und deshalb geht es bei mir auch nicht um Hobby oder Arbeit – das ist nämlich das Gleiche für mich und deshalb die beste Sache der Welt.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich weiß nicht, ob das ein „Spleen“ ist, denn eigentlich halte ich das einfach für vernünftig: Meine persönlichen Daten und der Datenschutz sind mir wichtig. Ich kann kaum glauben, wie ungehemmt die meisten Leute mit ihren digitalen, persönlichen Daten umgehen – und sich offensichtlich wirklich kaum darüber im Klaren sind, wer da alles Daten sammelt. Aber glaubt mir: Auch ohne Aluhut und Paranoia lohnt es sich, ein bisschen darüber nachzudenken.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
xport.de ist eine deutsche Agentur für Online Media. Und wir machen etwas ziemlich Tolles: Wir beraten und unterstützen Hoteliers und Gastgeber dabei, ihre Marke bestmöglich online zu platzieren. Klingt erst mal nicht so spannend, aber: 9 internationale Web Awards hat uns das in den letzten Jahren eingebracht – für uns Belohnung, Bestätigung und Ansporn zugleich. Und weil wir einfach gern und gut machen, was wir tun, gibt es uns auch schon 15 Jahre, gut, ne? Wir beraten im Moment noch Hotels und Hotelketten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber das nicht-deutschsprachige Ausland klopft auch schon an (na ja, sagen wir: hämmert an der Tür), weil wir eine der führenden Hotel Online Marketing Agenturen sind. Wie wir das geschafft haben? Harte Arbeit (klar), viel Leidenschaft (klar) und letztlich auch Kai Hollmann mit seinem Gastwerk Hotel in Hamburg und einer Portion Glück.
Wichtig dabei: Wir machen keinen Quatsch, wir machen keinen Standard. Wir machen schöne Sachen, die perfekt zu den Hotels passen. Weil wir nicht unterfordert sein wollen und weil wir Lust auf das haben, was wir machen. Und obendrauf gibt es ein großes Einfühlungsvermögen für den Markt, die Kunden und die Branche.
Verrätst Du uns ein „Best Praxctice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Vor einigen Jahren kam die Fortune Hotels-Gruppe (Hamburg) auf uns zu und fragte an, ob wir das komplette Marketing für ein neues Budget-Hotel-Projekt in Hamburg übernehmen wollen – das war 2006 und damals waren solche Anfragen noch total experimentell. Und worum ging es? Um die grandiose Superbude. Jörn Hoppe, der ehemalige Mitarbeiter aus dem Gastwerk und dem allerersten 25hours Hotel, ging mit einer Idee zu seinem Chef und der fand die ziemlich gut. Um es kurz zu machen: So innovativ die Idee war, so unkonventionell war dann auch die Arbeit daran. Es gab – außer dem Konzept und dem Namen keinerlei Vorgaben, die unsere Kreativität beschränkt hätten – ein absoluter Ausnahmefall.
Jörn Hoppe vertraute uns von Anfang an. Heute haben die Superbude(n) in Hamburg Auslastungen und Umsätze, von denen sehr viele Hoteliers nur träumen können. Die Online-Umsätze (Direktbuchungen über die eigene Website) sind seit 2010 um ca. 1.000 % gestiegen und das bei „nur“ ca. 300 % Steigerung der Besucherzahlen.
Das Tolle: Wir lernen alle voneinander und entwickeln uns gemeinsam weiter. Technischer Fortschritt, absolute Hingabe an das, was wir und was Jörn tut, und eben auch eine Menge Spaß und Humor: So funktionieren wir als Team mit Jörn und all unseren Kunden. Und was Spaß macht, macht am Ende eben auch ein richtig gutes Produkt aus.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Da sind wir dann wieder bei den Themen: Verantwortungsbewusster Umgang mit den gesammelten Daten bzw. gar nicht erst sammeln. Das Internet sollte weiterhin dezentral organisiert bleiben und keinesfalls von Staaten oder Konzernen kontrolliert werden. Und da gehe ich sogar noch weiter: Der Staat sollte nicht von Monopolisten abhängig sein, sondern selbst die Netze installieren und sie allen interessierten Firmen zum Eigenkostenpreis vermieten. Redet mit dem CCC (Chaos Computer Club e.V.) und nicht mit Menschen, die SMS für etwas halten, das noch zeitgemäß ist. Wirklich jetzt: Neuland war gestern, heute sind endlich Menschen gefragt, die sich auskennen. Und wirklich wissen, wovon sie da reden. Amen.
Herausforderung für unseren Markt:
booking.com sind das die Anzeigen in der Google Suche, die immer über den organischen Suchergebnissen eingeblendet werden. Und wenn man jetzt mal scharf nachdenkt, dann versteht man: Selbst wenn Du es als Hotelier auf Seite 1 und Platz 1 in der Google-Suche geschafft hast (und wirklich: Das ist echt harte Arbeit), stehen die dann halt ganz oben. Kann man okay finden, muss man aber eben auch nicht.
Herausforderung für unsere Firma:
Die Herausforderung für unser Unternehmen liegt in der immer breiter werdenden Palette an Aufgaben, die mit der Website einhergehen. War es früher nur ein schickes Layout und die Umsetzung in HTML, sehen wir uns heute eher als der „Hausarzt/Unternehmensberater“, der sich das Hotel als Ganzes anschaut und dann eine Lösung findet, die den individuellen Anforderungen gerecht wird. Außerdem geht es heute um Usability und Tests der Website, Schnittstellen zu den verschiedenen Anbietern und Buchungskanälen, Suchmaschinenoptimierung, Social-Media (selbst der Adress-Eintrag in die Maps der großen Suchmaschinen und das eCommerce-Tracking sind längst nicht bei allen Kunden so Usus), Newslettermarketing, Ausgabe der Websites für alle möglichen Geräte (Tablets, Smartphones, übergroße Displays), Online-Anzeigen-Marketing, Browserkompatibilitäten herstellen usw. Soll ich noch weitermachen? 😉
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Also Ärger oder Freude sind da Kategorien, in denen ich nicht denke. Eigentlich sind da eine Menge guter Sachen passiert: Die alten Säcke unter uns erinnern sich: Anfang der 90er Jahre hat man im Festnetz für ein Stundengespräch innerhalb Deutschlands locker mal 12 € gezahlt. Informationen gab es nur in gedruckter Form und die waren natürlich entsprechend nicht aktuell.
Wenn ich da an Reise-/Hotelführer denke, die nicht jährlich oder öfter neu aufgelegt wurden, kannste dir heute nicht ausdenken sowas. Und heute? Telefoniere ich mit Freunden in Asien oder Australien kostenfrei; kann heute ein Hotel buchen, das erst gestern eröffnet worden ist; finde zu fast jeder Frage eine Antwort – oft denkt man, dass das eigene Problem sicherlich keinen anderen Menschen interessiert – völlig falsch gedacht; Menschen finden in Foren Gleichgesinnte, mit denen sie ihre Gedanken teilen können; und von den politisch Unterdrückten und den Regionen, die keinen Draht nach außen hatten, ganz zu schweigen. Und das alles bekomme ich kostenfrei innerhalb meines Internetvertrages. Das ist doch einfach nur abgefahren, oder nicht? Muss man sich eben auch mal klarmachen, dass das alles nicht so selbstverständlich ist.
Andererseits weiß man ja, welche Schattenseiten die Globalisierung so hat. Und das darf man eben auch nicht unerwähnt lassen. Ach, ein viel zu großes Thema für ein kleines Interview.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Auf die eierlegende Wollmilchsau-Lösung für eine sinnvolle online-Agentursoftware/-anwendung, die unsere Arbeitsprozesse besser strukturiert, als die Systeme, die aktuell verfügbar sind, warte ich noch. Außerdem auf eine netzwerkinterne Serverlösung für unsere Agentur-Termine und -Adressen, die auf Basis von OSX Server für Kalender und Kontakte die Daten so bereitstellt, dass jeder aus dem Team (ohne Admin-Rechte) Termine oder Adressen eintragen und suchen kann …. Also los, Herrschaften, machen Sie sich ans Werk, alle werden Sie lieben! Die Idee schenke ich euch natürlich 😉
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Es gibt zu vielen technischen Themen richtig tolle Blogs oder Foren. Was das Thema Online Marketing für Hotels angeht, sind wir mit unserem Wissensstand den wenigen Fachpublikationen um Lichtjahre voraus.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Der Abschiedsgruß von Alan Rusbridger (ehem. Chefredakteur des Guardian) an seine Leser und die Rede der neuen Chefredakteurin des Guardian, Katharine Viner. „Beide Artikel sind wegweisend in Bezug auf die sagenumwobene Zukunft des Journalismus im offenen Internet und haben mich und Menschen in meiner Umgebung, die wie ich keine Lust mehr auf Mainstream-Medien haben, wirklich … also WIRKLICH beeindruckt, bewegt, etwas mit mir gemacht eben. Das sind unglaublich kluge Gedanken von unglaublich klugen Menschen.
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Ach, ihr wisst doch: Das Beste steht in keinem Buch.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Ungelogen: Wenn ich Treffen mit unseren Kunden hier anführen kann, dann sind das für mich wirkliche Weiterbildungsreihen. In vielen (Bestandskunden-) Terminen bekomme ich immer größere Einblicke in den Hotelbetrieb, die Probleme und natürlich den Gast. Das schafft neue Gedanken, die wir in unseren Projekten aufgreifen, umsetzen oder verbessern. Das machen wir leider viel zu selten. Und Hotelier ist nicht gleich Hotelier. Ich mag die mit richtig Biss – die ihr Geschäft nach vorn bringen wollen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Ein Mac. Einfach und zuverlässig in der Anwendung und immer ein bisschen innovativer als Microsoft. Meine Generation war die erste, die den Desktop-Computer als Arbeitsgerät und als Selbstverständlichkeit ansah – nicht, dass das irgendwie unser Verdienst wäre; ich verstehe das eher als Privileg, das wir hatten. Und alles, was damit einherging und danach kam, haben wir aufgesogen und uns zu eigen gemacht. Also, Steve Jobs (R.I.P.), falls du das hier liest: Ein großes Dankeschön an dich und deine Kollegen Konrad Zuse und Bill Gates.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?
Das mache ich schon Tag für Tag. Mit meinen Kollegen. Echt wahr: Das sind – in ihren Fachgebieten und Passionen – die besten Experten, die man sich wünschen und von denen man immer wieder lernen kann. Dieses Team ist mit seinem Zusammenhalt, seinen Ecken und Kanten, seinen fachlichen wie persönlichen Facetten einfach grandios und ich freue mich jeden Tag darüber, ein Teil davon zu sein. Aber bevor jetzt alle die Taschentücher rausholen: DANKE für das Interview!