Wer ist Lars Langhans? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Nach Studien in Bonn und Berlin (Geschichte, Jura, Politik) sowie Stuttgart und Mainz (Marketing) arbeitete ich von 1994 bis Ende 2003 als Kommunikationsberater in drei führenden Agenturen. Mein Schwerpunkt: innovative Medienarbeit, inspiriert durch meine Mitarbeit während des Studiums bei der Kölnischen Rundschau, beim Focus und Fachmagazinen wie Der Werbeberater und Public Relations Forum. Bei der damaligen Nr. 1 KohtesKlewes (heute Ketchum Pleon) übernahm ich als Senior Consultant und Business Group Director Verantwortung für große Verbände und Konzerne.
2004 bis 2009 leitete ich das Inlandsmarketing des Holzabsatzfonds (Absatzförderung der deutschen Forst- und Holzwirtschaft). Nach dessen Auflösung testete ich für Kienbaum den Markt für Sustainability Communications aus, bevor ich Ende 2010 mit KOLLAXO eigenverantwortlich durchstartete.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich besitze platzraubende Sammlungen von franko-belgischen Comics sowie Soul- und Funk-LPs. Mit Franquin und George Clinton verschwinde ich dann zeitweise in den 70ern.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
KOLLAXO stellt Kommunikationspläne auf, die auf ausdifferenzierter, journalistisch routinierter Medienarbeit und Online-Relations basieren, nach Sinnhaftigkeit auch Publikationen aller Art, Event-PR, Messeauftritte, Werbemaßnahmen, Verkaufsförderung, Lobbyarbeit oder Sponsoring umfassen.
Will heißen: Wir sehen Marketing als Ganzes, beschränken und nicht auf die Positionierung „PR-Agentur“. Der Vorteil für die Kunden ist, dass sie einen erfahrenen „Kümmerer“ auf Augenhöhe haben, der die wesentlichen Disziplinen im Blick hat und (nach Bedarf mit spezialisierten festen Partnern im KOLLAXO-Netzwerk) ganzjährig verlässlich umsetzt.
Das schätzen Bundesverbände, die auf vielen Hochzeiten tanzen müssen, ebenso wie Start-ups, die wenig Erfahrung und Zeit haben.
Durch Empfehlungsmarketing kommen Kunden aus den Branchen Forst, Holz(bau), Energie und Handel zu uns. Wir verzichten auf Kaltaquise und die Teilnahme an Ausschreibungen und sparen dadurch erhebliche Ressourcen.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Schon ein paar Tage her, aber von bis heute nachwirkendem Erfolg war die PR- und Lobbykampagne „Holz verantwortungsvoll nutzen“ für den Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. in den Jahren 2010/11. Ziel war es, über die negativen Auswirkungen einer ungebremst boomenden energetischen Nutzung von Holz, das zunächst viel besser zum Bauen, Modernisieren und Einrichten verwendet werden könnte, auf Wald, Klima und Arbeit zu informieren und die volkswirtschaftlichen und ökologischen Vorteile einer mehrstufigen „Kaskadennutzung“ gegenüber dem sofortigen Verbrennen zu erläutern.
Der Kampagne gelang es, einen Dialog „wider den Strich“ auf breiter politischer und wirtschaftlicher Ebene zu initiieren. Ein topaktuelles, extrem vielschichtiges Thema wurde von uns aus abgeschlossenen Fachkreisen crossmedial in die breite Öffentlichkeit getragen – in die Kommunen und Länder, nach Berlin und Brüssel.
Während die verstärkte Energiegewinnung aus Biomasse (90 % Holz) vor der Kampagne unreflektiert als unstrittige, zeitgemäße Forderung galt, betrachteten wichtige Meinungsbildner und maßgebliche Entscheider die Thematik nach dem Kampagnenzeitraum differenziert. Das zeigte sich nicht zuletzt in der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.
Durch ein breites Spektrum an Kommunikationsinstrumenten wurde die Thematik gepusht. Als Informationsdrehscheibe diente dabei die Aktionsseite holz-verantwortung.de (inkl. Extranet zur Koordination der Kampagnenpartner: weitere nationale und internationale Verbände, Unternehmen, wissenschaftliche Institutionen, prominente Fürsprecher).
Unser Rezept: Spitze ein Thema provokant zu und sorge für plakative Bilder. Trage beides persönlich an Intelligenzler der klassischen und digitalen Presse sowie Blogosphäre heran und lege nach den ersten Berichten mit ständig neuen Anlässen, Themenvariationen und Perspektivwechseln nach. Flächendeckende Printberichte in Bild, Zeit, FAZ, Wirtschaftswoche, Regionalzeitungen etc. mit mehr als 10 Mio. Auflage, dazu TV- und Hörfunk-Beiträge, sorgten für steigende Aufmerksamkeit und medialen Druck auf die Politik.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Sorge macht mir der Verlust des Realitätssinnes in vielen Bereichen. Wir sehen uns als Nachhaltigkeitsvorbild, verbrauchen aber beispielsweise im Verkehr so viel fossile Energie wie nie zuvor. Wir lassen uns von den relativ hohen Wachstumsraten und den relativ geringen Arbeitslosenzahlen täuschen und sehen nicht die geistige und finanzielle Verarmung großer Teile der Gesellschaft.
Als Chance sehe ich, dass eine globale Netzwelt langfristig für Aufklärung und Verschmelzung von Grundwerten sorgen wird. Politische, kulturelle und religiöse Identitäten werden verblassen. Das klingt negativ. Wichtiger aber ist, dass ein gemeinsamer Informationsstand und der Dialog in Echtzeit über alle Ländergrenzen hinweg irgendwann Diktatur und Extremismus den Boden nehmen. Das Smartphone ist jeder Ideologie überlegen.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Die Netzwirtschaft muss stärker ihren Nutzen artikulieren und „verkaufen“. Heutige Entscheider, gerade in Behörden und Institutionen, oft über 50 Jahre alt, sind analog sozialisiert und ausgebildet. Sie sind nicht im digitalen Flow und halten im Zweifelsfalle an den bewährten Arbeitstools fest. Das ist ihnen auch nicht zu verdenken. Allzu oft noch kommt die digitale Welt in den Medien als Spielwiese von wirtschaftsfernen Nerds und als Produzentin von Anwendungen vor, für die Manager weder Zeit noch Verwendung haben.
Herausforderung für unseren Markt:
Die Erfolgskontrolle digitaler Kommunikation stellt eine große Herausforderung dar. Welche Botschaft ist bei wem tatsächlich angekommen und hat einen (welchen?) Effekt ausgeübt? Immer mehr Anbieter versprechen und dokumentieren große Reichweiten, wobei erstens die Quantität nicht ausschlaggebend ist zweitens die Art und Weise, wie Klickzahlen zustande kommen, mehr als dubios ist.
Herausforderung für unsere Firma:
Die Ausdifferenzierung des digitalen Instrumentariums steigt rasant. Man muss immer mehr (unbezahlte) Zeit darauf verwenden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und dies für jeden Kunden einzeln. Denn was für den einen Kunden Sinn macht, ist für den zweiten oft brutaler Unsinn. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen müssen wir dennoch weiterhin Angebote formulieren, die auf möglichst Viele passen und ihren Deckungsbeitrag bringen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Ich fürchte die dominante Macht von Google und freue mich gleichzeitig über die unglaublichen Suchergebnisse, die mir google.de liefert.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
www.pr-journal.de
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Die Pilgerreise des Konrad Grünemberg 1486. Kompliment: Von Konstanz nach Jerusalem ganz ohne Smartphone! (damals 3/2016, S. 58-63).
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Naomi Oreskes, Erik M. Conway: Vom Ende der Welt. Chronik eines angekündigten Untergangs. Ein Rückblick auf die Klimakatastrophe aus dem Jahr 2393.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Kommunikationskongress 2015 in Berlin: Wiederholt gelernt, dass nicht die Vorträge neue Erkenntnisse bringen, sondern das Gespräch mit netten Kolleginnen und Kollegen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
iCloud-Kalender
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich würde gern mal einen Tag mit einem Psychoanalytiker zusammenarbeiten, damit er mir erklären kann, warum so viele Kunden bei Wettbewerbspräsentationen auf Schauspieler hereinfallen.