Wer ist Ursula Debus? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Literaturwissenschaftlerin, Soziologin, PR-Beraterin und Coach. Ich glaube an die positive Macht von Sprache und Kommunikation – auch und gerade in Zeiten einer oft begriffslosen Bilderflut. Exil-Süddeutsche, nach Studium und mehrjähriger Tätigkeit im S. Fischer Verlag in Frankfurt nun seit fast zehn Jahren mit meinem Büro in Hamburg. Hier mag ich besonders Altona: Das Leben spielt sich im Sommer auf der Straße ab, und es gibt jede Menge kreative Köpfe.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Obwohl ich beruflich sehr viel digital lese und schreibe, bin ich ein unverbesserlicher Bücherfan. Die Regale biegen sich … Alle Versuche, das abzustellen, waren bisher zwecklos.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
www.ursula-debus.de) begleite ich Menschen bei wichtigen beruflichen Veränderungen und unterstütze sie dabei, ihren persönlichen Weg zu finden. Dabei hat sich der systemische Ansatz als besonders effektiv erwiesen: von der gewünschten Zukunft her denken, nicht vom Problem her. Anders gesagt: Im Coaching Lösungen er-finden, sie aus der gedachten Zukunft in die Gegenwart holen. Was mache ich am besten? Die Beratung von Menschen in kreativen Berufen: AutorInnen, FotografInnen, WissenschaftlerInnen, GründerInnen, UnternehmerInnen. Etwas weiter gefasst: Menschen, die in ihrer Arbeit ein Stück von sich selbst wiederfinden wollen – und die auch der Gesellschaft etwas geben möchten.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Das Buch „Notstopp. Ein Manager mit Burn-out steigt aus“ des Top-Managers Frank Krause, das ich als Beraterin und Lektorin begleitet habe, ist ein schönes Best-Practice-Beispiel. Der Autor wollte mit der Veröffentlichung seiner autobiografischen Geschichte ein Tabu brechen. Gleichzeitig wollte er die Kontrolle über sein Buch zu hundert Prozent behalten und hat sich deshalb bewusst für Selfpublishing entschieden. Es ist es uns gelungen, das Thema „Burnout im Management“ so in die breite Öffentlichkeit zu tragen – auch ohne die Marketing-Power eines großen Verlages. Der Autor wurde zu den TV-Runden „Anne Will“ und „Beckmann“ eingeladen, die Wirtschaftswoche widmete seiner Geschichte einen mehrseitigen Artikel, andere Medien zogen nach. Mit dem richtigen Thema zum richtigen Zeitpunkt auf dem Markt zu sein – und auch die gute PR-Arbeit in Kooperation mit Regina Eisele – waren hier die wesentlichen Erfolgsfaktoren.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Die Flüchtlingskrise in Europa sehe ich als Krise und zugleich als Chance für Deutschland an. Wie in einem Brennglas zeigen sich hier politische Themen, die schon längst hätten angepackt werden müssen, nun aber plötzlich mit größter Dringlichkeit auf der Agenda stehen: Chancengleichheit herstellen in Bezug auf Bildung, Zugang zum Arbeitsmarkt und zu sozialem Aufstieg.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Wir brauchen mehr Frauen in der IT, gerade in Deutschland. Programmierer gestalten die Welt – wie soll dabei das Beste für die Allgemeinheit herauskommen, wenn der Beitrag von Frauen fehlt? Vielfalt statt Einfalt bringt einfach bessere Ergebnisse.
Herausforderung für unseren Markt:
Die Digitalisierung wird auch in Coaching und Beratung viel verändern. Ein funktionierender Datenschutz ist allerdings eine Grundvoraussetzung für digitale Coachingformen.
Herausforderung für unsere Firma:
Sichtbarkeit und Vertrauen für mein Beratungsangebot herstellen in einem Coaching- und Beratungsmarkt, der für die Kunden immer unübersichtlicher wird.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
[geärgert] Der massive Abbau von Bürgerrechten in der digitalen Welt. [gefreut] Die zunehmende Bedeutung von Blogs. Innovative Formen von Journalismus im Netz, wie etwa Edition F oder Perspective Daily, die echtes gesellschaftliches Veränderungspotenzial haben.Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
„systeme“: Beiträge zur systemischen Theorie und Praxis, spannend wegen seines interdisziplinären Ansatzes.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Die charismatische Eiskunstlauf-Kür von Florent Amodio im Januar bei der EM in Bratislava. Ein schönes Beispiel dafür, dass man manchmal auch Sieger sein kann, ohne auf der Siegertreppe zu stehen.
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Der Roman „The Sense of an Ending“ von Julian Barnes. Er handelt davon, wie wenig verlässlich unsere vermeintlichen Wahrheiten sind. Und wie wichtig die Fähigkeit ist, die Perspektive wechseln zu können.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Auf dem Kongress „Lost in Perfection. Folgen und Grenzen der Optimierung in Kultur und Psyche“ im Oktober 2015 an der Uni Hamburg. Der Vortrag von Heinz Bude „Die Angst als Schlüssel zum Sinn des Ganzen“ hat sehr deutlich gemacht, welch hohen Preis wir für die „Endlossschleife der Selbstoptimierung“ zahlen. Sinnvolles Coaching, so wie ich es verstehe, sollte nicht weiter zu dieser Endlosschleife beitragen – sondern eher Auswege daraus möglich machen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Ein Moleskine Notizheft.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Mit Harald Welzer, Mitbegründer und Direktor der Stiftung Futurzwei. Er steht für eine Soziologie, die sich nicht in universitären Rückzugsgefechten verliert, sondern die sich einmischt in Politik und Gesellschaft. Futurzwei sammelt Geschichten aus der Zukunft: Erzählungen über Menschen und Unternehmen, die angesichts des Klimawandels und anderer globaler Krisen angefangen haben, „selbst zu denken“ und eine zukunftsfähige Handlungspraxis zu entwickeln.