Wer ist Gunnar Szymaniak? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Beruflich bin ich ein Dienstleister, der auf das Schreiben und Verbessern ganz bestimmter Textsorten spezialisiert ist und seine Leistungen online anbietet.
Im Literaturstudium habe ich mich hauptsächlich mit dem Prozess des Schreibens und Überarbeitens von Texten befasst, der sogenannten Textgenese. Und nach dem Studium suchte ich berufliche Nischen, in denen Nachfrage da ist und ich mein Wissen sinnvoll anwenden kann. Dabei spielte das Aufkommen des Internets die entscheidende große Rolle: Auf einmal gab es die Möglichkeit, mit wenig Startkapital Geschäftsideen auszuprobieren, die entsprechenden Zielgruppen zu erreichen und schnell Feedback zu bekommen. Vieles hat leider nicht geklappt, aber zwei meiner Arbeitsbereiche haben sich gut entwickelt: Das sind erstens Zeugnisse und Empfehlungsschreiben und zweitens Anforderungsdokumente wie z. B. Lasten- und Pflichtenhefte.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Am Schreibtisch trage ich am liebsten sehr bequeme Kleidung. Und weil ich nicht den ganzen Tag stillsitzen kann, mache ich zwischendurch Gymnastik auf einer Matte im Büro. Wenn Besucher kommen, ziehe ich mich aber um.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Also ich spreche jetzt mal nur über arbeitszeugnis-forum.de: Wir helfen dabei, aussagekräftige Arbeitszeugnisse zu formulieren, die nicht nur aus Textbausteinen bestehen. Denn wenn ein Zeugnis auf persönliche Fähigkeiten, Kompetenzen und Arbeitserfolge eingeht, dann hilft es Unternehmen bei der Personalauswahl und Arbeitnehmern beim beruflichen Weiterkommen. Es trägt dann dazu bei, dass zueinander passende Unternehmen und Bewerber zielgenauer zusammenfinden.
Die „Superpower“ ist die Kombination aus A. Kenntnis der historischen Entwicklung der Zeugnissprache, B. Kenntnis der einschlägigen Rechtsprechung und Fachliteratur, C. sprachlicher Kompetenz und D. Erfahrung mit den unterschiedlichsten branchen- und stellenspezifischen Anforderungen.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
arbeitszeugnis-forum.de wäre ohne Digitalisierung und das Internet nicht möglich gewesen. Die Kunden finden uns im Internet, senden uns Ihre Aufträge per E-Mail und bekommen Ihre Texte und Rechnungen per E-Mail. Außerdem bieten wir Infos und Anleitungen zum Download an, teils auch gegen Bezahlung per PayPal. Wir brauchen so gut wie kein Papier.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Für die größte Herausforderung halte ich, unsere Humanität und die Grundlagen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, Freiheit, Gleichheit und Pluralität, im Zeitalter der digitalen Vernetzung zu wahren. Das totalitäre Geschäftsgebaren einiger Internet- und IT-Konzerne macht mir ebenso Kopfschmerzen, wie die Sorglosigkeit, mit der wir das Denken und Kommunizieren, also das, was uns als Menschen ausmacht, an Maschinen übertragen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in naher Zukunft durch „intelligente“ und weltweit vernetzte Devices Individuen und auch ganze Gesellschaften mehr oder weniger ferngesteuert werden können. Und dass Maschinen über Krieg oder Frieden, über Leben oder Tod „entscheiden“.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Generell gibt es viele bürokratische Hürden für kleine bzw. junge Unternehmen und neue Ideen. Ich empfinde das Klima, das von großen Playern und ihrer Lobbyisten geprägt wird, oft als feindlich. Problematisch ist auch, dass digitale Innovationen unser Leben, unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft sehr stark und immer stärker prägen, während sie von den Verantwortlichen in der Politik nur eingeschränkt oder verzögert wahrgenommen werden.
Herausforderung für unseren Markt:
Von einem Markt möchte ich hier nicht sprechen. Im Grunde lösen wir nur bestehende Probleme im Bereich der Arbeitnehmerbeurteilung, die sich durch ein Festhalten an veralteten Traditionen und durch fehlgeschlagene Reformbemühungen ergeben haben.
Das Arbeitszeugnis wird heute von Unternehmen und von Arbeitnehmern überwiegend als Ärgernis gesehen. Unternehmen ärgern sich über den Aufwand der Zeugniserstellung und den geringen Nutzen bei der Personalauswahl. Arbeitnehmer ärgern sich über formelhafte, intransparente Beurteilungen. Die Herausforderung ist, Arbeitszeugnisse so zu gestalten, dass sie beiden Seiten nutzen und für unsere Gesellschaft und Wirtschaft sinnvoll sind.
Herausforderung für unsere Firma:
Aktuell sind wir dabei, die alte Website endlich durch eine responsive Website zu ersetzen, die auch optisch auf einem aktuelleren Stand ist. Und mehr nützliche Infos auf die Website zu bringen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Ärgern tut mich die tägliche Flut an automatischen Werbemails, fingierten Rechnungen und weiteren Betrugsversuchen. Und auch der Hass, den viele online verbreiten, sobald sie sich anonym wähnen. Freuen tu ich mich jeden Tag über die einfache weltweite Kommunikation und die Möglichkeit, schnell Informationen zu allen möglichen Themen finden zu können. Und darüber, dass ich ohne großen organisatorischen und finanziellen Aufwand viele Menschen erreichen kann.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
karrierebibel.de.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Künstliche Intelligenz macht Kunst: Das ist doch ein faszinierendes Thema?
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Vor einigen Jahren untersuchte eine Autorin namens Barbara Huesmann, wie sich das Arbeitszeugnis hin zu seiner heutigen Form entwickelt hat und welche Bedeutung es heute für die unterschiedlichen Akteure hat. Im Buch wird das Arbeitszeugnis aus juristischer, soziologischer, sprachwissenschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet – durch diese interdisziplinäre Bestandsaufnahme schafft die Autorin eine hervorragende Grundlage für einen kritischen und zugleich konstruktiven Umgang mit dem Thema. Der Titel lautet „Arbeitszeugnisse aus personalpolitischer Perspektive“. Da der Umgang mit Zeugnissen stark von Halbwissen und Mythen geprägt ist, halte ich eine wissenschaftliche Herangehensweise an das Thema für sehr wichtig.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Bis vor Kurzem lebte und arbeitete ich in Berlin, wo ich auf den Veranstaltungen des damaligen Kompetenzzentrums eCOMM Berlin und auch bei Vorträgen in der Google-Niederlassung einiges über Aufbau und Betrieb einer Firmenwebsite und über Onlinemarketing gelernt habe. Hier in Freiburg macht der Inkubator Grünhof (gruenhof.org) eine Menge für Startups. Spontan fällt mir da die Präsentation des kladdebuchverlags ein (kladdebuchverlag.de), der seine Publikationen durch Crowdfunding finanziert. Oder das Förderprogramm „Econauten“ (econauten.gruenhof.org) zur Unterstützung von Gründungen im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Microsoft Word, mit dem mich seit 20 Jahren eine Art Hassliebe verbindet.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Am meisten interessieren würde mich, mit einem Richter an einem Landesarbeitsgericht oder am Bundesarbeitsgericht über die Problematik der „Zeugnissprache“ zu sprechen oder auch Zeuge des Entscheidungsfindungsprozesses in einem entsprechenden Verfahren zu sein.