Wer ist Jan Belke? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Sehr gerne. Ich leite den deutschsprachigen Markt bei Udemy und bin seit Mai 2014 beim Unternehmen dabei. Ursprünglich aus der Nähe aus Frankfurt, lebe ich jetzt seit sechs Jahren in der San Francisco Bay Area.
Meine beruflichen Stationen im Silicon Valley haben mich in die Startup wie auch Corporate Welt gebracht. Ich kann aber sagen, dass man mich wohl nicht mehr bei einem Großunternehmen sehen wird, dafür sind Neuunternehmen einfach viel zu spannend.
www.xing.com/profile/Jan_Belke)!
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Für mich ist es absolutes Minimum, ein neues Land jedes Jahr kennenzulernen. Direkt nach meinem MBA war ich für sechs Monate mit dem Rucksack in Asien unterwegs. Letztes Jahr war ich in Peru, Argentinien, und Indonesien, und in 2016 steht Indien sowie Australien auf dem Programm. Ich reise auch innerhalb der USA, da es dort ebenfalls weiterhin viel zu entdecken gibt. Jedoch sind Fernreisen doch noch einmal was anderes und wichtig für die geistige Horizonterweiterung.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Udemy ist der führende OnlineMarktplatz für das digitale Lernen und Unterrichten mit global mehr als 10 Millionen Kursteilnehmern. Derzeit werden in über 40.000 Online-Kursen unterschiedlichste Themen wie Programmierung, Fotografie oder Marketing von 20.000 Dozenten in mehr als 190 Ländern unterrichtet. Kursteilnehmer können wann und wo lernen, wie sie es möchten, während Dozenten die Möglichkeit haben, ihr Wissen weltweit zu teilen.
Die Superpower ist der Marktplatzansatz. Es ist schwer einen Marktplatz zu starten (Henne-Ei-Problem), aber wenn er einmal läuft, dann ist es ein sich selbst verstärkendes Modell. Mehr Kursteilnehmer ziehen neue Dozenten an, welche weitere Kurse erstellen, die wiederum neue Teilnehmer anziehen. Auch ist die Aktualität der Kurse kaum zu schlagen. Wenn ein neues Trendthema aufkommt, wird es in kürzester Zeit einen Online-Kurs auf Udemy dazu geben.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Die Expansion in den deutschen Markt ist dafür ein gutes Beispiel. Als ich angefangen habe, hatten wir keine deutschsprachigen Kurse auf dem Marktplatz. Obwohl englische Inhalte natürlich weltweit nachgefragt werden (insbesondere in Deutschland), war es extrem wichtig, möglichst schnell unseren Nutzern die Möglichkeit zu geben auch in ihrer Muttersprache zu lernen. Mittlerweile haben wir über 500 deutschsprachige Kurse und jeden Monat kommt eine hohe zweistellige Zahl hinzu.
Zwei wichtige Erfolgsfaktoren dafür:
Wir mussten am Anfang Dinge machen, die nicht skalierbar sind. Zum Beispiel habe ich in den ersten Monaten tausende von potentiellen Dozenten angeschrieben und sie in unzähligen Skype-Gesprächen versucht für Udemy zu gewinnen und bei der Kurserstellung direkt zu unterstützen. Diese Vorgehensweise ist im großen Maßstab nicht durchführbar, aber war unglaublich wichtig, um den Grundstein für zukünftiges Wachstum zu legen.
Der Aufbau einer Online Community (sie umfasst derzeit fast 700 Mitglieder), wo sich Dozenten gegenseitig unterstützen und bei Problemen weiterhelfen. Wir haben damit auch einen direkten Draht zu unseren Dozenten und können so Fragen beantworten und Neuigkeiten mitteilen. Die Community ist sehr wichtig, um die Anzahl der Kurse weiter zu steigern und, im Vergleich zur direkten Ansprache, skalierbar.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Der Umgang mit neuen Technologien und die Schaffung rechtlicher Grundlagen für innovative Dienstleistungen. Zum Beispiel wird das Taxiunternehmen Uber in Deutschland mit aus meiner Sicht teilweise fadenscheinigen Argumenten geblockt. Durch Protektionismus wird versucht ein überholtes Geschäftsmodell zu schützen. Die Innovationsgeschwindigkeit hat enorm zugenommen und Gesellschaft sowie Staat müssen damit umgehen und sich darauf einstellen.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Der Ausbau von Interzugängen mit großer Bandbreite und weitflächige Verfügbarkeit von schnellen Mobilnetzen ist natürlich ein Topthema. Daneben ist Datenschutz eine weitere wichtige Baustelle, da die Top 4 Internetunternehmen (Google, Facebook, Apple, Amazon) aus den USA kommen und auf ein anderes Datenschutzverständnis in Europa stoßen. Hier müssen Lösungen gefunden werden, die genug Raum für Innovationen lassen, aber die Rechte des Einzelnen ausreichend schützen.
Herausforderung für unseren Markt:
Das Thema digitale Bildung steckt noch ganz am Anfang. Vor uns liegt die Chance Erwachsenen- und Weiterbildung komplett neu zu definieren und Menschen damit ungeahnte Karriereperspektiven zu ermöglichen. Ich stelle immer wieder die Begeisterung fest, wenn ich mich mit neuen Udemy Dozenten und Kursteilnehmer austausche. Sie wussten nicht, dass es schon die Möglichkeit gibt, online zu lernen und zu unterrichten. Hier gilt es jetzt Aufklärungsarbeit zu leisten und die Bekanntheit von Online-Weiterbildungsangebote zu steigern.
Herausforderung für unsere Firma:
Udemy muss weiter die Angebots- und Nachfrageseite seines Marktplatzes ausbauen. Es ist wichtig dabei im Gleichgewicht zu bleiben, so dass Angebot und Nachfrage nicht auseinanderdriften. Daneben ist die Kursqualität ein ganz wichtiges Thema für uns. Was macht einen guten Online-Kurs aus? Das ist keine triviale Frage, denn es ist nicht nur die Produktionsqualität (Audio & Video), sondern umfasst eine ganze Reihe von Faktoren. Wir werden weiter in diesen Bereich investieren, um die bestmögliche Lernerfahrung für unsere Kursteilnehmer zu gewährleisten.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Mich ärgern die unseriösen „Internetunternehmer“, die mit inhaltsleeren Angeboten versuchen das schnelle Geld zu machen. Das Internet ist eine freie Spielwiese (das ist auch gut so!), wo jeder ein digitales Geschäft aufbauen kann. Leider zieht das auch einige schwarze Schafe an.
Auf der anderen Seite bietet das Internet eine unglaubliche Vielfalt an Informationen und Möglichkeiten Menschen miteinander zu vernetzen. Das bedeutet die Stärkung jedes Einzelnen, der bereit ist sich (kritisch) damit auseinanderzusetzen. Auch Geschäftsmodelle wie das von Udemy wurden erst durch das Internet ermöglicht.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
t3n macht einen tollen Job über die neusten Entwicklungen im Bereich der Netzwirtschaft sachlich und informativ zu berichten.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Ein Artikel auf Harvard Business Review, der auf die hohe Bewertung von einigen Technologieunternehmen eingeht. Es hilft besser zu verstehen warum beispielsweise Airbnb mehr Wert als die meisten Hotelketten ist. https://hbr.org/2014/11/what-airbnb-uber-and-alibaba-have-in-common
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Das Buch „Pebbles of Perception: How a Few Good Choices Make All The Difference“ ist eine Zusammenstellung von einigen der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Hätte ich gerne mit Anfang Zwanzig gelesen.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Ich finde große Messen und Konferenzen eher enttäuschend was den Lerneffekt angeht und bevorzuge daher kleinere Meet-ups. Diese gibt es wie Sand am Meer im Silicon Valley und die meisten sind absolut spannend und ziehen tolle Speaker an.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Der SQL Datenbank Client mit dem ich schnell Datenbankabfragen ausführen kann. Bei Udemy geht es sehr datenorientiert zu und ich benutze das Tool täglich, um Fragen wie zum Beispiel die Umsatzzahlen für bestimmte Kurse oder Bereiche abzufragen.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich würde mich gerne mal mit Tim Ferriss zusammensetzen, der u.a. das Buch „The 4 Hour Work Week“ geschrieben hat. Es gibt einen klaren Trend zu flexibleren Arbeits- und Lebensmodellen, die sich vom traditionellen 9-to-5 Konzept stark unterscheiden. Das finde ich super spannend, da es meinem eigenen Stil entspricht, und ich glaube, dass wir hier einen fundamentalen Wandel erleben werden. Einen Tag mit Tim zusammenarbeiten wäre mit Sicherheit eine tolle Erfahrung.