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Interview mit Kai Sturm – VOX

Kai Sturm VOX
Foto: VOX / Guido Lange

Wer ist Kai Sturm? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

VOX, vorher bei diversen Produktionsfirmen und auch bei RTL als Produzent, Entwickler, Redakteur und Sprecher tätig. Eigentlich mal gelernter Musikschullehrer für klassische Gitarre.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich habe eher ein paar Leidenschaften als Spleens – so höre ich fast ausschließlich klassische Musik, bevorzugt von JS Bach und trinke sehr gerne gute Weine!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

VOX ist gefühlt der öffentlich rechtliche Vertreter unter den Privatsendern. Hochwertiges Image, der Anspruch an Qualität und ein klares Markenbewusstsein prägen unsere Programmentscheidungen und damit den gesamten Auftritt des Senders. Damit nehmen wir eine unique Position im deutschen Fernsehmarkt ein.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Mein Best Practise Beispiel ist die Akquise, die Adaption und die Umsetzung des internationalen TV-Formats „Dragons Den“, in Deutschland als „Die Höhle der Löwen“ bekannt.

Dieses ursprünglich japanische Format, das in Großbritannien und in USA gleichermaßen seit vielen Jahren erfolgreich war, galt in Deutschland als nicht umsetzbar, als nicht vermittelbar. Viele Sender gingen davon aus, dass mit einer Sendung rund um wirtschaftliche Themen und Beteiligungen an Unternehmen keine Publikumserfolg möglich wäre. Wir haben stattdessen aufgelistet, welche Stärken wir in dem Programm sehen und welche Veränderungen wir für den deutschen Markt und speziell unser VOX Publikum vornehmen würden und haben dann unter dem Strich entschieden, das Format einzukaufen.

Für die Adaption haben wir einen neuen Raum gestaltet und bei der Auswahl der Bewerber/Gründer auf eine möglichst breite Mischung von Inhalten und Themen geachtet. Vor allem die Auswahl der Investoren war wichtig, wir haben authentische Investoren gesucht, die ebenfalls eine möglichst große Breite an inhaltlichen und wirtschaftlichen Kompetenzen mitbrachten.

Die Umsetzung ist dann so authentisch und echt wie möglich gelungen. Von Anfang an konnten sowohl die kreativen Ideen der Gründer als auch die immer wohlmeinende, aber manchmal auch scharfe Kritik der Investoren an den Pitches ein großes Publikum begeistern. Die sehr guten Quoten aus Staffel 1 konnten in Staffel 2 in der Zielgruppe der Zuschauer zwischen 14 und 59 Jahre noch um 1,3 Prozentpunkte auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 10,2 Prozent gesteigert werden. Außerdem ist die Show während der Ausstrahlung unter dem Hashtag #dhdl regelmäßig auf Platz 1 der Tages-Trends.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Die größte Herausforderung aus meiner Sicht ist die GRATIS Mentalität, die von Anfang an die Netzwirtschaft in Deutschland prägt. Natürlich müssen wir als Vertreter des linearen Fernsehens unser Mind Set anpassen und die technischen und inhaltlichen Voraussetzungen schaffen, damit unsere Inhalte über alle Screens und vor allem mobil konsumiert werden können. Wir dürfen nur nicht außer Acht lassen, dass hochwertige Inhalte mit teilweise erheblichem Aufwand hergestellt werden und dass die Menschen für ihre Ideen und Umsetzung auch weiterhin entlohnt werden müssen. Insofern hat die Netzwirtschaft insgesamt einige, vor allem wirtschaftliche Hürden zu überwinden.

Wir tragen der Gesamtentwicklung Rechnung, indem wir unsere Inhalte bereits seit einigen Jahren über das VOD-Portal VOXNOW.de verbreiten und teilweise mit einigen erfolgreichen Protagonisten sogenannte „Web only“ Produktionen anschieben.

Insgesamt schätze ich die Chancen und Risiken gleichwertig ein – wir verstehen uns auf die Herstellung massenkompatibler Bewegtbildinhalte, müssen dabei aber sicherlich unterschiedliche Nutzungsverhalten der User, die Tonalität und die Sprache für jüngere Konsumenten immer wieder anpassen und hinterfragen.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Den meisten Ärger empfinde ich über die extrem großen Unterschiede bei den Übertragungsgeschwindigkeiten in die Haushalte und mobil. Ich bin viel in Deutschland unterwegs und teilweise sind ganze Regionen noch immer von einer vernünftigen Geschwindigkeit ausgenommen, weil es an technischer Infrastruktur fehlt. Damit kann eine vernünftige Verbreitung von Inhalten nicht gewährleistet werden.

Ich freue mich natürlich über die Vielfalt des Angebotes, vor allem wenn ich die Möglichkeit habe, klassische Informationsangebote in Form eines digitalen Abos unabhängig von Zeit und Ort zu nutzen. Und dafür zahle ich gerne!

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

DWDL.de – informiert schnell und kompetent, die Macher brennen fürs Fernsehen und das spürt man, auch wenn manch vorschnelle Quotenbewertungen manchmal weh tun.

Außerdem ntv.de – eine gute Möglichkeit immer auf dem neuesten Stand zu sein

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

John Williams „Stoner“ und Donna Tartt „Der Distelfink“

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Ich hatte die Ehre an der 2014er Creativity Conference von Bertelsmann in London teilzunehmen und dort herausragende Persönlichkeiten kennen zu lernen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Eine interne Software, die mir täglich ermöglicht die Einschaltquoten, vor allem die Kurvenentwicklung in Minutenschritten, zu analysieren und damit den Markt aus der Perspektive des Zuschauerverhaltens auf einen Blick überschauen zu können.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?

Ich würde sehr gerne einmal einen Tag Mäuschen spielen bei Matthias Grosch in seinem Mannheimer Musikstudio. Er ist der Bandleader und Arrangeur der „Sing meinen Song“-Band, der mit allen Künstlern an ihren Versionen der Tauschsongs arbeitet!

In meinem Fachgebiet lerne ich jeden Tag unglaublich viel von den Autoren und Realisatoren und Produzenten und Redakteuren unserer Produktionspartner. Zurückblickend haben mich sicherlich John de Mol und auch seine Schwester Linda de Mol durch ihre Präzision, ihre Klarheit und ihre Hingabe für Entertainment sehr geprägt. Diese Ernsthaftigkeit findet man in Deutschland eher selten!