Wer ist Carsten Rudolph? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
BayStartUP. Wir unterstützen Startups in Bayern, vor allem beim Businessplanning und der Finanzierung. Außerdem sind wir ein Netzwerk für Investoren und Unternehmen, die an Startups interessiert sind. Vom Hintergrund her verbinde ich Hightech, Wirtschaft und eigene Startup Erfahrung. Ich habe in Elektronik promoviert, bei Siemens und McKinsey gearbeitet und selbst ein IT Startup aufgebaut. Bevor ich 2009 zu BayStartUP (damals evobis) kam, war ich Projektleiter der High-Tech-Gründerinitiative von Microsoft Deutschland.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ob das ein Spleen ist, kommt sicher auf den Blickwinkel an, aber manche Kollegen finden, dass ich in sportlicher Hinsicht ein bisschen „hyperaktiv“ bin. Auf der Couch rumhängen ist nicht so mein Ding, ich geh lieber klettern, biken, surfen oder für den nächsten Marathon trainieren. Meine Familie tickt zum Glück ganz ähnlich.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
BayStartUP ist super vernetzt in der Investoren-Szene. Wir haben mit über 200 gelisteten Business Angels und rund 100 institutionellen Kapitalgebern das größte Finanzierungsnetzwerk in Deutschland. Und die Investoren nehmen unsere Startup Empfehlungen ernst. Denn wir sind schonungslos ehrlich, wenn nötig. Wir klopfen Startup Teams nicht automatisch auf die Schulter und schicken auch keine Summaries auf gut Glück weiter, sondern wir sagen es den Startups offen, wenn eine Geschäftsidee in unseren Augen null Potenzial hat oder für bestimmte Investoren einfach nicht das Richtige ist:
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Die Bilanz im Finanzierungsnetzwerk 2015 kann sich sehen lassen. Wir konnten Finanzierungsrunden von insgesamt 37,8 Mio. Euro direkt vermitteln oder den Anstoß geben.49 Startups haben dieses Seed- und Wachstumskapital bekommen. Auch sehr erfreulich ist es, dass Startups, die ihre ersten Finanzierungsrunden über BayStartUP stemmen konnten, 2015 mehr als 25 Mio. Euro Folgeinvestments einsammeln konnten. Hinter diesen Zahlen steckt übrigens nicht nur ein bisschen Networking mi Investoren, sondern wir haben professionelle Prozesse für das Startup Finanzierungscoaching entwickelt. Zuerst klären wir mit den Startups, ob sie wirklich eine Eigenkapitalfinanzierung wollen und filtern, welche Unternehmen das Wachstumspotenzial dazu haben. Dann erstellen die Startups alle nötigen Unterlagen und wir geben immer wieder – wie gesagt, sehr ehrliches – Feedback. Erst wenn sie „investor ready“ sind, geht es an das persönliche Matching und von uns begleitete Gespräche mit den Investoren.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Mit den ganzen, ständig neuen digitalen Geräten und Angeboten müssen die Menschen immer wieder lernen, ihre Balance zwischen Medien und realer Welt zu finden. Viele haben den Druck von außen, oder auch den inneren Drang, ihre Aufmerksamkeit einseitig sehr stark auf die online Welt auszurichten und sich z. B. durch jede ankommende E-Mail ablenken zu lassen. Mehr Fokus tut hier sicher gut.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Mehr Investitionen sind meiner Meinung nach nötig, um die Netzwirtschaft auch im weltweiten Wettbewerb voran zu bringen. Das gilt auch für etablierte Unternehmen, die offener werden sollten für die Möglichkeiten, in innovative Startups zu investieren. Die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft kann so enorm beschleunigt werden. Da muss teilweise die Geschäftsführung risikofreudiger werden, teilweise die Forschung und Entwicklung offener. Die Bürokratie rund um Netzthemen bräuchte auch mal wieder ein update. Teilweise hinkt die Gesetzgebung dem technischen Stand Jahrzehnte hinterher. Und von investitionsfreundlichen steuerlichen Rahmenbedingungen würde nicht nur, aber gerade auch die Netzwirtschaft profitieren.
Herausforderung für unseren Markt:
Für Startups und alle, die sie voranbringen möchten, sehe als eine der größten Herausforderungen, dass es zunehmend schwieriger wird, sich im Markt zu differenzieren. Gründer müssen heute immer kleinere Nischen suchen, was aber nicht erfolgsversprechend ist, wenn die Marktanteile und Wachstumschancen zu klein werden. Dabei wandeln sich die Märkte heutzutage auch extrem schnell. Das erschwert es zusätzlich, als Startup oder wachsendes junges Unternehmen einen nachhaltigen USP zu entwickeln und zu behaupten.
Herausforderung für unsere Firma:
Als Coaches für Startup müssen wir uns diesem schnellen Wandel der Märkte und Nischen ständig anpassen und auf der Höhe der Zeit bleiben. Teilweise gelten Tipps und Feedback, das wir vor einem halben Jahr gegeben haben, heute nicht mehr. Deshalb ist die Begleitung von Startups in heißen Phasen sehr eng und die Feedbackschleifen sind sehr kurz. Das ist natürlich aufwändig für uns, aber es lohnt sich.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Es ärgert mich, wenn ich auf manchen Websites vor lauter Werbung den Inhalt nicht mehr finde. Oder wenn Werbung und Inhalt extrem miteinander verschmelzen. Toll finde ich immer wieder, wie einfach ich heute weltweit erreichbar bin und wie einfach ständige Vernetzung im Vergleich zu früher funktioniert.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Ein wirklich funktionierender Filter für Inhalte im Netz fehlt mir noch. Dazu gehört für mich auch eine Suche, die nicht total unter dem Einfluss von bezahlten Suchergebnissen steht sondern unabhängig davon die relevantesten Ergebnisse liefert.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Techcrunch, obwohl die Übersichtlichkeit in letzter Zeit gelitten hat.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://t3n.de/news/businessplan-gruender-startups-623955/
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
„Crossing the Chasm: Marketing and Selling Disruptive Products to Mainstream Customers“ und „Inside the Tornado: Strategies for Developing, Leveraging, and Surviving Hypergrowth Markets“, beide von Geoffrey A. Moore. Das Cover von „Crossing the Chasm“ sagt schon alles!
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Schon etwas länger her, aber die ersten Investorenkonferenzen, auf denen ich selbst als Startup-Gründer pitchen konnte, haben mir besonders viel gebracht.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Outlook wg. meiner vielen E-Mails.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Mit Geoffrey A. Moore, dem Autor meiner beiden favorisierten Bücher.