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Interview mit Ingeborg Trampe – trampe communication

Ingeborg Trampe trampe communication
Foto: Sebastian R. Fuchs

Wer ist Ingeborg Trampe? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Erotik-Autorin. Und passe somit in keine Schublade. Ich lache so oft es geht und so oft es nötig ist, was im Beraterleben durchaus häufiger der Fall ist. Meine Kunden sind meist Mittelständler wie etwa transparo, WAX IN THE CITY sowie Agenturen.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ohne Espresso vom Café Wacker bin ich morgens zu nichts zu gebrauchen und vor neun Uhr sollte man mich besser nicht ansprechen. Außerdem bin ich Serien- und Kinojunkie.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Ich bin seit über 20 Jahren in der Kommunikationsbranche und habe die Branche von allen Seiten kennengelernt, also aus Medien-, Agentur- und auch Unternehmensperspektive. Ich verknüpfe heute diese Erfahrungen und gieße sie in individuelle Kommunikationsmaßnahmen. Das kann mal ein Magazin sein (on- oder offline), es können klassische Medienplatzierungen sein, Agenda-Setting, Krisen-PR, CEO-Coaching oder das Entwickeln von Kunden-Events. Meine Kunden schätzen mich dafür, dass ich Out-of-the-box denke sowie schnell und lösungsorientiert handele. Und wohl auch dafür, dass ich manchmal „Mean Mummy“ bin.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, als PR-Verantwortliche für das Vergleichsportal transparo.de, das heute zu Verivox gehört, mit der PR-Agentur Fischer Appelt einen tollen Event zu kreieren: Deutschlands erste Einparkmeisterschaft. Ziel war es, das damalig neue Vergleichsportal für Versicherungen und Finanzen on –und offline schnell bekannt zu machen. Für den Event luden wir Auto-Blogger und Teilnehmer, die sich über eine Facebook-APP bewerben konnten, zu dem unterhaltsamen Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer u.a. mit einer Limousine und einen Laster mit High Heels einparken mussten. Wir hatten Glück: Es gewann am Ende eine Blondine aus Düsseldorf, was die Berichterstattung definitiv beflügelt hat. Die Resonanz war überwältigend: die Blogger schrieben 28 Blogeinträge und kooperierten teilweise anschließend exklusiv mit dem Portal. Der Medienäquivalenzwert von Print und TV lag bei gut 350.000 Euro. Noch ein Jahr später riefen Journalisten von sich aus an, wann denn die nächste Einparkmeisterschaft stattfinden würde. Die Maßnahme gewann zwei renommierte PR-Awards, darunter einen internationalen.

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Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Beim Thema Digitalisierung hängt Deutschland bis auf wenige Branchen gnadenlos hinterher. Besonders im Mittelstand, der ja ein starker Treiber der deutschen Wirtschaft ist, wird Industrie 4.0 als Differenzierungs- und Innovationstreiber unterschätzt.

Darüber hinaus nervt mich, dass wir immer noch eine WLAN-Wüste in Deutschland sind, was eigentlich unverzeihlich ist.  Bei Digitalisierung spielt immer noch Bedenkenträgertum eine zu große Rolle, anstatt die Chance und das Potential zu sehen, die Wirtschaft zukunftsfähig zu machen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Europa muss stärker eigene digitale Geschäftsmodelle als Gegenentwürfe zu  Google, Amazon, aber auch Uber oder AirBnB entwickeln. Die europäische Wirtschaftszone ist noch zu sehr geprägt von der Old Economy, die jedoch massiv an Einfluss verlieren wird. Vermutlich schneller als manchen so lieb ist.

Herausforderung für die Kommunikationsbranche

Auch wenn es kaum noch einer hören mag. Die Branche muss sich sowohl strukturell als auch von der Arbeitskultur her verändern und das auch noch verdammt schnell. Ansonsten wird man keine guten Leute mehr finden, die mit Lust und Leidenschaft in Agenturen oder Verlagen arbeiten. Agenturen galten mal als moderne Dienstleistungsunternehmen, heute sind sie aber in Sachen Innovation, Querdenkertum, Arbeitsstrukturen und Karrieremodelle längst von ihren Kunden abgehängt worden. Es wird zwar unheimlich viel analysiert und gequatscht, aber dabei bleibt es meist. Auch bei den Verlagen sehe ich keinen Ansatz zur Erneuerung, stattdessen werden einfach Stellen gestrichen. Und von Buchverlagen will ich gar nicht reden. Die gehen gerade einen ähnlichen Weg wie die Plattenindustrie vor ein paar Jahren. Ich wünsche mir einfach mehr Mut zu unkonventionellem Denken und Tun. Deutsche Manager sind zu sehr auf Altbewährtes geeicht, das ist aber der sichere wirtschaftliche Tod. Wenn ich meine Arbeit noch so machen würde wie vor 20 Jahren, wäre ich längst weg vom Fenster.

Herausforderung für mich persönlich::

Kommunikationsberatung wird immer komplexer. Hier auf Flughöhe zu bleiben, neue Entwicklungen mitzubekommen und einschätzen zu können, ist sicher die größte Herausforderung. Auch weil ich mir viele Tagungen und Workshops schlicht nicht leisten kann.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Ich bin einfach immer wieder davon fasziniert, wie alles miteinander verbunden ist. Und es ist fantastisch mit allen Freunden in den verschiedenen Städten, in denen ich gelebt habe, Kontakt halten zu können, an ihrem Leben zumindest ein Stück über Facebook, Instagram, WhatsApp usw. teilhaben zu können.

Mich ärgert natürlich, dass eine zunehmende Zahl von Leuten, gerne auch anonym, ihren Rassismus in sozialen Netzwerken auskippt, Leute mobbt und stalkt und dagegen zu wenig getan wird.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Ich bin ein Informations-Vielfraß und gucke mir sehr viel an – von Horizont und w&v über Handelsblatt, Welt, Bild, Manager Magazin, Brand Eins, Saal Zwei, Edition F, Huffington Post, Missy bis hin zu Gala und diversen Blogs. Wenn man spannende Kommunikation machen will, muss man die unterschiedlichsten Inhalte verknüpfen können. Nur Fachidiot zu sein, ist nicht mehr zeitgemäß.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Der Blog „Humans of New York“ ist für mich ein tolles Beispiel, wie man inspirierenden und erzählerischen Content schaffen kann, der einen wirklich berührt. Über Menschen und ihre Schicksale zu lesen, ist einfach das, was uns am meisten bewegt.

http://www.humansofnewyork.com/

Außerdem lese ich sehr gerne die gesellschaftlich und philosophisch angehauchten Beiträge von „The Book of Life“, einer Art Lebensschule. Vor kurzem ist ein Artikel über die Bedeutung von Charme erschienen, den sich sehr bemerkenswert finde. Denn es gibt nur noch so wenig charmante Menschen – zumindest in Deutschland. Dabei wäre das Leben und Arbeiten so viel schöner und produktiver, wenn wir alle ein wenig flirty wären, Komplimente machen, uns über andere Menschen freuen und sie das auch wissen lassen.

http://www.thebookoflife.org/on-charm/

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Es ist zwar nicht neu, aber zeitlos aktuell und man kann es immer wieder lesen, um an sich selbst zu arbeiten. „Die Entscheidung liegt bei dir“ von Reinhard Sprenger kann ich nur jedem ans Herz legen, der täglich zig Entscheidungen treffen muss. Und auch sich auch gerne mal in Ausreden flüchtet.

Toll finde ich auch „Fragen an das Leben“ und „Wer bin ich“ von Rolf Dobelli. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass man nur gut und klar im Business ist, wenn man mit sich selbst ein paar Sachen geklärt hat und im Reinen ist.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Ich finde es schwierig, noch eine Veranstaltung zu finden, auf der man wirklich etwas lernt. Ich lerne immer mehr durch Begegnungen mit Menschen und durch beobachten. Energetisch aufgeladen hat mich aber der Besuch vom DLD Women. Dort hat man eine Ahnung davon bekommen, wie es sein würde, wenn Frauen die Welt regierten – wenn auch nur für 2 Tage.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit 

Ohne meine Apps von Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp, My Taxi, Fitbit, Kindle, Itunes, Kino.de, Booking.com und Car2go funktioniert mein Tag eigentlich nicht.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich arbeite gerade mit wirklich spannenden Kunden etwa Bene Holtappels, Phillip Schilling, Marco Seiler und Christine Margreiter zusammen. Ich wünsche mir einfach mal, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, um zu diskutieren, nachzudenken und zu brainstormen losgelöst vom Tagesgeschäft. Das kommt im aktuellen Projektgeschäft natürlich zu kurz. Ich könnte gerade unternehmerisch bestimmt irre viel von ihnen lernen. Dazu brauche ich keinen vermeintlichen Guru. Spirituell würde es mich aber interessieren, mal einen Workshop bei  Deepak Chopra in Kalifornien zu machen. Durch sein Buch „Die Körperseele“ bin ich vor vielen Jahren zu Ayurveda gekommen und das hat mich sehr bereichert.

http://www.brainyquote.com/quotes/authors/d/deepak_chopra.html