interview

Interview mit Jens Büscher – amagno

Jens Büscher amagnoWer ist Jens Büscher? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

amagno (Enterprise Content Management). Heute freue mich über tolle und modern denkende Mittelstandskunden, die unsere neue Sichtweise gegen Datei-, Beleg- und Emailchaos und für schnelle digitale Geschäftsprozesse teilen.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich gehe meinem Entwicklerteam sehr auf die Nerven, weil ich neu konzeptionierte Features unserer Lösung unbedingt sehen und anfassen möchte. Ich liebe das „Bedienerlebnis“ von Software.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wir bringen Firmen dazu, all ihre Dateien, Papierbelege und Emails zentral im Unternehmen oder in der Cloud abzulegen, automatisch über unsere digitalen Magnete zuzuordnen und trotz Millionen Dateien diese in Sekunden von jedem Ort und mit jedem Device abrufbar zu machen. Ebenso die Geschäftsvorgänge (Workflows). Klingt eigentlich wie eine Selbstverständlichkeit, ist aber für 90% des Mittelstands tatsächlich noch „Neuland“. Wir müssen unsere Lösung also hübsch verpacken und extrem schnell einsetzbar machen, dass die Firmen endlich ihre angestaubte Arbeitsweise von vor 30 Jahren aufgeben und modern arbeiten.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir hatten viele tolle Projekte, klein bis groß. Besonders interessant war ein Investmentunternehmen für regenerative Energien. Wir haben vom Start bis Ende der Umsetzung drei Wochen gebraucht. Von der Ablösung der Netzlaufwerke, Umstieg von Papierbelege auf digitale Belege, Workflows durch alle Abteilungen etc. Die Aufgabe der bisherigen Arbeitsweisen versetzt jeden Mitarbeiter in große Angst und damit Ablehnung. Für uns war dies mit sehr vielen Anwendern ein grandioses Ereignis, dass alle Mitarbeitergenerationen unsere Lösung sofort angenommen haben. In diese Schnelligkeit und Akzeptanz investieren wir unfassbar viel Zeit der Softwareentwicklung und Design und es ist toll, wenn dies so schnell angenommen wird. Vom Pferd zum Auto in wenigen Tagen :).

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Insbesondere in meinem Business sind wir im Bereich „Digitalisierung von Papier“ in Unternehmen von viele Regularien umgeben, die nicht an die digitale Welt angepasst sind. Vermutlich aus übertriebener Digitalisierungsangst versucht der Gesetzgeber unverhältnismäßig hohe Anforderungen an ein „digitales Papier“ zu stellen, welches in seiner analogen Form nicht notwendig war. Daraus ergibt sich ein gigantischer Verwaltungsoverhead (z.B: Stichwort: Verfahrensdokumentation GoBD). Warum soll sich eine Firma digitalisieren, wenn der Aufwand exorbitant höher ist, als die letzten Jahrzehnte auf Papier? Das muss angepasst werden.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Deutschland ist Cloudparanoid. Die Cloud bietet auf vielen Ebenen die Chancen für die Zukunft jedes Unternehmens. Aber in Deutschland herrscht die Angst, Dokumente in „fremde Hände“ zu geben, z.B. in ein Rechenzentrum. Diese Angst löst sich langsam. Dagegen wird die Cloud jetzt durch die langsame Netzinfrastruktur in Deutschland gebremst. Hier ist immer noch akuter Handlungsbedarf.

Herausforderung für unseren Markt:

Mit unserer Idee lösen wir Arbeitsweisen ab, die sich seit Jahrzehnten manifestiert haben. Netzlaufwerke, Papier, Emails. So antik kann und darf man nicht mehr arbeiten. Aber die Mitarbeiter haben Angst, diese Verhaltensweisen aufzugeben. Das zeigt sich in Ablehnung. Die Challenge besteht darin, diese Ängste zu beseitigen. Das geht nur über Usability und User Experience. Und genau dem haben wir uns verschrieben – mit großem Erfolg

Herausforderung für unsere Firma:

Firmen, die sich überzeugen lassen, den digitalen Arbeitsplatz einsetzen, haben kaum oder kein Budget und auch keine Zeit. Warum auch? Es ging ja auch bislang „ohne“. Wir stehen also vor der Herausforderung, ein optisch extrem attraktives Produkt zu gestalten, welches sich in einer sehr komplexen Thematik in wenigen Tagen einfügen muss, um das Unternehmensbusiness des Kunden nicht aufzuhalten. Ebenso darf es natürlich nicht viel kosten. Es gibt auch kein ROI Bewusstsein unserer Kunden. Das führt zu drastischen Maßnahmen. Wir müssen viele sehr komplexe Funktionen (Belegerkennung, etc) nochmal selbst entwickeln, obwohl es dafür bereits Bibliotheken gibt. Leider sind diese zu teuer und zu integrationsaufwendig. Wir wollen ein sehr bedienfreundliches, hochintegriertes und preislich attraktives Produkt schaffen. Das schafft Chancen, birgt aber auch Gefahren, die wir als Herausforderung annehmen.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Ich freue mich darüber, dass es das Internet überhaupt gibt. Es ist eine herausragende Leistung der Menschheit. Es bringt die Menschen zusammen. Es schafft viel Gutes. Wie jedes Massenmedium verleitet es leider auch zum Missbrauch auf allen Ebenen.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Das Thema, was mir momentan am Herzen liegt, wäre eine App mit einem einzigen zuverlässig funktionierenden Button: „Weltfrieden“. Aber das ist leider nicht zu erwarten. Momentan fehlt mir tatsächlich keine App.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

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https://www.owler.com für Wettbewerbsinfos. Aber davon gibt es zahlreiche.

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Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Wir sind alle jeden Tag von so vielen Talenten umgeben, die unser Business prägen. Aber ich würde tatsächlich gerne einen Businesstag mit Richard Branson verbringen und meine zahlreichen Fragen über Erfolge, Scheitern, Unternehmens- und Mitarbeiterführung stellen. Ein Abendessen würde mir schon reichen – auf Necker Island :).