interview

Interview mit Michael Kubens – designenlassen.de

Michael Kubens designenlassen.deWer ist Michael Kubens? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin Michael Kubens, 39 Jahre alt und habe 2008 zusammen mit meinem Mitgründer Eugen Sobolewski designenlassen.de gegründet. Wir sind mittlerweile die größte deutschsprachige Plattform für Grafik-Design Dienstleistungen in der D/A/CH Region, haben über 40.000 Mitglieder in unserer Community und wickeln monatlich zwischen 400 und 500 Designprojekte ab.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin trotz meiner Online-Begeisterung immer Leseratte und Buchliebhaber geblieben. Sobald ein interessanter Mensch mir gegenüber ein Buch erwähnt, muss ich es haben und lesen. Meist bestelle ich das Buch dann noch im Gespräch per App bei Amazon.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Auf designenlassen.de finden Kleinunternehmen und Gründer ihr individuelles Wunschdesign per Designwettbewerb. Dutzende Designer aus unserer riesigen Community reichen online Designvorschläge, beispielsweise für ein Logo- oder Webdesign ein und der Auftraggeber entscheidet sich am Ende für das beste Design. Wer mit den Vorschlägen nicht zufrieden ist, bekommt sein Preisgeld zurück.

Unsere Superpower ist, dass wir dem Kunden eine bis dahin nicht gekannte Auswahl an Designvorschlägen bieten. Bekommt man bei klassischen Agenturen 2-3 Konzepte präsentiert, so werden auf designenlassen.de im Schnitt 100 Designvorschläge pro Projekt eingereicht.

Was das Unternehmerische angeht, sind wir überzeugte Bootstrapping-Enthusiasten und Growth-Hacker. Seit unserer Gründung stehen wir im Wettbewerb mit deutlich größeren und besser finanzierten Playern und haben uns bislang am Ende immer durchgesetzt. Kopf und Ausdauer schlagen Kapital – das ist zumindest unsere Erfahrung.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir beobachten wie viele andere auch seit etwa zwei Jahren, dass wir bei den klassischen bezahlten Online-Kanäle zur Kundengewinnung an Grenzen stoßen. Beispielsweise Adwords, Affiliate Marketing und SEO. Um dennoch unser Ziel von 20-30 % Wachstum pro Jahr zu erreichen, haben wir dann alle Bücher und Blogs zum Thema Growth-Hacking in uns hineingefressen und überlegt, wir wir die besten Ideen auf unser sehr spezielles Geschäftsmodell übertragen können.

Wir haben hier an zahlreichen kleinen Schrauben gedreht. Mittlerweile sammeln wir beispielsweise viel effektiver die E-Mail-Adressen unserer User und bleiben so in deren medialen Grundrauschen, wenn wir beispielsweise einen Newsletter verschicken.

Außerdem haben wir deutlich mehr Viralität in unser Produkt eingebaut. Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir unsere Kunden dazu bringen, über designenlassen.de und ihr Projekt zu berichten. Was hier gut läuft sind incentivierte Empfehlungen (bei uns gibt´s dafür einen 20€ Amazon-Gutschein) und unsere Voting-Funktion, bei der Auftraggeber im Projektverlauf ein Voting zu den Designvorschlägen unter Freunden und Geschäftspartnern durchführen können und so indirekt auch unsere Plattform empfehlen und bekannter machen.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Wir haben unsere firmeninternen Abläufe komplett digital aufgesetzt. Das fängt bei der internen Kommunikation per Skype-Chat oder Google-Docs an und setzt sich ganz extrem im Kundensupport fort. Hier setzen wir auf Open-Source-Tools, die wir sehr stark auf unsere individuellen Bedürfnisse angepasst haben. Die meisten Mails an Kunden werden auf Basis automatisierter Vorlagen und Tools erstellt. Auch die Buchhaltung ist komplett digital. Bei uns im Büro stehen nur ganz wenige Leitz-Ordner.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Ich finde die Herausforderung ist vor allem, dass niemand durch seine Herkunft von der Digitalisierung ausgeschlossen und abgehängt wird. Da ist vor allem das Bildungssystem gefordert.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Ich bin kein Experte für das Thema, denke aber dass noch ganz viele Gesetze und Vorgaben an das Internet-Zeitalter angepasst werden müssen.

Herausforderung für unseren Markt:

Der Markt für individuelles Grafik-Design wird sich sicherlich immer stärker ins Netz verlagern und wettbewerbsintensiver werden. Das ist für uns als Plattformbetreiber natürlich eher eine Chance. Für viele Grafiker bedeutet es aber, dass man sich eine profitable Nische suchen und sich spezialisieren muss, denn der Wettbewerb wird härter und internationaler.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir haben uns vorgenommen, weiterhin das Startup-Feeling beizubehalten und uns ständig zu hinterfragen und zu verbessern. Wenn man 7 Jahre am gleichen Thema arbeitet, dann muss man schon aufpassen, dass man nicht betriebsblind wird

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten genervt hat mich bisher im Netz das Thema Zahlungsbetrug, hier haben wir geschäftlich ein paar kleinere „Lektionen“ zum Thema Kreditkartenbetrug lernen dürfen. Aber ich befürchte, dass das Thema noch zunehmen wird.

Am meisten freut mich am Internet, dass es die Menschen zusammenbringt und zum Austausch von Ideen und Meinungen beiträgt. Ich bin über das Netz schon auf sehr viele großartige Ideen und Gedanken gestoßen.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Das Problem des Online-Zahlungsbetrugs gehört gelöst, siehe oben 🙂 Mal sehen, ob Paypal das schafft. Jetzt wo sie eigenständig sind und sich voll auf das Thema Zahlungsabwicklung konzentrieren.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Ich kann die T3N (Web und Print) und die Website-Boosting (Fachzeitschrift) sehr empfehlen. Eigentlich klebe ich da bei jeder Ausgabe gelbe Zettel mit guten Ideen rein, die ich im eigenen Unternehmen umsetzen möchte.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Der umtriebige Online-Unternehmer Christian Häfner hat vor kurzem eine spannende Online-Community für Unternehmer gegründet, auf der ich diesen spannenden Artikel mit dem Titel „Sei führend in Deiner Nische oder sei bedeutungslos“ gefunden habe:

https://de.letsseewhatworks.com/nische-erfolg/

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Rework von Jason Fried und David Heinemeier Hansson – meine Bootstrapper-Bibel!

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Ich mag den einmal im Jahr stattfindenden Entrepreneurship-Summit von Professor Faltin in Berlin sehr. Da trifft man ein buntes Publikum, von Szene-Stars wie den mymuesli-Gründern bis zu überzeugten Social-Commerce Weltverbesserern ist alles dabei.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Hm, das sind für mich eigentlich die vielen sehr guten Google-Tools, die wir im Einsatz haben. (Docs, Analytics, Drive usw.)

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich finde den Unternehmer Ralph Dommermuth spannend, sein Unternehmen United Internet ( u.a. 1&1) ist zwar nicht „the latest shit on the internet“, aber er hat mal ganz klein in der Provinz angefangen und seine unternehmerischen Aktivitäten dann Jahr für Jahr mit einem tollen Gespür weiterentwickelt. In der Hinsicht ist er ein echtes Vorbild für mich.