Wer ist Sandra Gärtner? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin dieses Jahr 40 geworden – die Hälfte meines Lebens bin ich mit Leidenschaft im Bereich Online-Marketing und Media Research unterwegs. Und jetzt – diverse Stationen bei Vermarktern, Portalen und zwei Kinder später – ist die Zeit reif für ein eigenes, innovatives Produkt. Ich habe zusammen mit meinem Partner und IT-Spezialisten John Sasse in diesem Jahr GreenAdz gegründet, um mit unserem technologiegetriebenen Marktforschungstool die Effektivitätsmessung von Online-Werbung zu revolutionieren und den Online-Werbemarkt etwas aufzumischen.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen,verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Da gibt es viele ;o)
Ich kann einen Datensatz erst loslassen, wenn ich mich einmal komplett durchgewühlt habe – ähnlich geht es mir mit Print-Magazinen. Ich kann eine Zeitschrift nicht ins Altpapier werfen, ohne sie zumindest durchgeblättert zu haben. Darum kaufe ich mir auch wenig Printtitel – sonst würden sich die Papierberge in unserer Wohnung bis an die Decke stapeln (und das im Altbau).
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
GreenAdz messen wir die Wirkung von Online-Display-Werbung jenseits von Klickraten und geben Optimierungsempfehlungen der laufenden Kampagnen für bessere Ergebnisse. Damit liefern wir die richtigen Kennwerte, um die Erreichung der Kommunikationsziele von Online-Werbung umfassender als nur auf Basis von Verhaltenskennzahlen zu messen – denn Klickraten und Co. helfen z.B. für den Nachweis des Erfolgs von Branding-Kampagnen überhaupt nicht weiter.
Das funktioniert, indem unser GreenAdz-Feedback-Tool live in die Online-Werbung integriert wird und die erreichte Zielgruppe zu einer kurzen Befragung zum Gefallen der Werbung einlädt. Die Ergebnisse liefern Insights zur erreichten Zielgruppe sowie der Kommunikationsleistung jenseits von Klick- und Konversionsraten umfeldübergreifend, schnell und im Vergleich zu anderen Kampagnen. Die durchschnittliche Klickrate heutiger Banner-Werbung von 0,1% heißt doch, dass von 1.000 AdImpressions gerade mal ein Kontakt zum Klick führt. Wir zeigen, was die übrigen 999 Sichtkontakte an Brandingwirkung erzielen – denn Klickraten und Brandingwirkung haben nachgewiesenermaßen nichts miteinander zu tun.
Des Weiteren richten wir uns mit unserem Produkt GreenAdz auf Landingpages auch an kleinere mittelständische Marken, die zwar eine Website haben, diese aber bisher nur über Webanalysetools wie Google Analytics beleuchten. Hier helfen wir zu verstehen, was die Nutzer von ihrer Website erwarten, wie sie soziodemografisch aussehen und wie sie die Marke im Kontext des Wettbewerbs wahrnehmen – „Brandingforschung für kleine Unternehmen und Marken“. So ergänzen wir die Webanalysezahlen ideal um das, was die Nutzer denken.
Und last but noch least: Als Dankeschön pflanzt jeder User mit seiner Teilnahme an einer GreenAdz-Befragung einen Baum über unseren Partner weforest.org. Hier unterstützen wir ein konkretes Projekt in Sambia und sind überzeugt, über dieses erste nachhaltige Incentivierungskonzept von OnSite-Befragungen nicht nur breitere Nutzergruppen anzusprechen, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag für die Umwelt zu leisten.
Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?
Mich faszinieren in erster Linien Studienergebnisse, am liebsten in Form von Benchmark Studien wie die Best of web.Effects Benchmark von United Internet Media, Brand Effects von Tomorrow Focus oder Best of Branding von G+J EMS. In Letzterer ist mein absolutes Lieblingsbeispiel für ein Best Practice Studienergebnis: Der wunderbar gezeigte Nicht-Zusammenhang zwischen Klickrate und sonstigen klassischen Werbewirkungsindikatoren wie die Steigerung von Brand- und AdAwareness sowie die Recognition einer Kampagne. Die Grafik zeigt, wie sich die Kampagnenwerte vollkommen willkürlich zwischen den Achsen verteilen. Denn es gibt genauso viele Kampagnen mit hoher Klickrate und niedriger Brandingwirkung wie solche mit hoher Brandingwirkung und niedriger Klickrate.
Einfaches Beispiel: Bauen Sie ein kostenloses Sudoku auf Ihren Banner und die Klicks werden nach oben gehen, aber mit Ihrem Markenaufbau hat das herzlich wenig zu tun.
Das Ganze ist deshalb so relevant, weil neun von zehn Marketing-Entscheidern (auch) Brandingziele für ihre Kampagnen haben, aber fast alle diese schlicht mit dem falschen Kennwert bewerten, wenn sie auf die Klickrate schauen. Unser Appell daher: Vergesst die Klickrate!
Besser kann man die Erreichung von Brandingzielen nicht nur mit aufwändiger kampagnenbegleitenderer Marktforschung, sondern jetzt auch mit uns, bzw. GreenAdz bewerten, damit an der richtigen Stelle optimiert wird.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Der Umgang mit Nutzern und ihren Daten. Wenn Unternehmen nicht lernen, dem Konsumenten auf Augenhöhe zu begegnen und ihn als mündigen Kunden zu betrachten, dem man mehr Transparenz und Selbstbestimmung mit seinen Daten zutrauen sollte , wird es für die meisten schon bald ein böses Erwachen geben,
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Die Herausforderung hier ist es, die Konsumenten im Change Prozess in die digitale Welt mitzunehmen – dieser ist nicht nur für Unternehmen eine große Herausforderung, sondern auch für ihre Kunden. Diejenigen, die es als Chance und nicht als Problem begreifen, die User für den Umgang mit ihren Daten und mehr Transparenz zu sensibilisieren, werden sich im Wettbwerb positiv positionieren können.
Herausforderung für unseren Markt:
Sich nicht im Wald der Möglichkeiten zu verzetteln – das gilt für jeden einzelnen Marketing-Entscheider aber auch für den Markt insgesamt. Wenn ich mir den jährlich wachsenden Ausstellerkatalog der dmexco und das dazugehörige Kongressprogramm anschaue, fallen mir spontan zwei Optionen für die Veranstalter für 2016 ein: 1. Eine Verlängerung des Events auf 5 Tage oder 2. Ein weiteres optionales Ticket-Upgrade für ein „Entspannungscoaching“, um ganz relaxed mit dem Informationsoverkill umzugehen.
Herausforderung für unsere Firma:
Eine große Herausforderung für uns als junges Unternehmen mit einem innovativen, aber erklärungsbedürftigen Produkt ist es, eine kritische Anzahl von Kunden zu überzeugen, um eine gewisse Nachfrage und ein Umdenken hinsichtlich der Wirkungsmessung von Display-Werbung zu erzeugen. Wir sind gerade mit großer Freude dabei, diese Herausforderung zu meistern und stoßen auf großes Marktinteresse.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Mich ärgert immer wieder, wieviel Zeit mir manche Sites und Apps rauben, wenn ich mich in Inhalten verliere, die nicht nachhaltig bedeutsam sind, nur bestenfalls schlechte Unterhaltung und meistens vergeudete Zeit.
Aber die Freude überwiegt ganz klar: Unter anderem freue ich mich darüber, wie Menschen, die noch vor einigen Jahren sagten „So ein Internet kommt uns nicht ins Haus!“, jetzt begeistert mit ihren Kindern skypen oder Bilder über WhatsApp teilen, Reisen online buchen und sich über YouTube anschauen, wie sie z.B. ein Insektenhotel selbstbauen – bestes Beispiel ist meine Mutter. Es ist toll mit anzusehen, wie das Internet in den unterscheidlichesten (gesellschaftlichen) Bereichen hilft Brücken zu bauen und auch, wie sich positive Bewegungen in unserer Gesellschaft durch digitale Medien und Technologien verstärken.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Ich wünsche mir ein Konzept, den Plastikmüll für Essen und Getränke sinnvoll zu reduzieren.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Impulse – ich finde das neue Konzept des Magazins ein Vorzeigebeispiel, wie digitale Transformation in Print funktionieren kann – und für den Umgang mit seinen Kunden
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)
http://www.clickz.com/clickz/column/2423829/saying-goodbye-to-click-based-measurement
Ein guter Titel und guter Text sind Garanten für Content, der erfolgreich geteilt wird.
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Der große Betrug: Die hartnäckigsten Lügen und Irrtümer über Werbung von Wolfgang J. Koschnick
Spannend zu lesen – auch für nicht Marktforscher! U.a. erklärt Herr Koschnick sehr unterhaltsam, warum das AIDA-Modell in die Besenkammer gehört (direkt neben den Klick).
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Vor allem lokale Events, z.B. im Betahaus in Hamburg, finde ich häufig sehr inspirierend und praxistauglich. Wenn Preisträger des Deutschen Gründerpreises und vielversprechende StartUps von ihren Fehlern und Erfolgen berichten, bin ich häufig sehr begeistert, dass auch wir in unserem Land diesen Spirit und neue Ideen haben, die wir intelligent anpacken.
Bequeme Inspirationsquelle sind aber auch Vorträge der TED-Reihe, weil ich diese kleinen Vortrags’Häppchen‘ bequem zu Hause schauen kann und mich auch noch gut unterhalten fühle.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Das suche ich noch – wer gute Visualisierungssoftware für Marktforschungsdaten hat, darf sich gern bei mir melden, denn ich habe noch nicht das Richtige gefunden.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Wolfgang J. Koschnick – Erklärung siehe oben.
Zusammenarbeiten würde ich aber auch gern einmal mit Avinash Kaushik, einem ausgewiesenen Experten für Google Analytics. Wir könnten sicher ein spannendes Konzept entwickeln, wie wir GreenAdz-Ergebnisse noch intelligenter mit WebAnalyse-Insights verknüpfen.