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Interview mit Kristina Bulle – Procter & Gamble

Wer ist Kristina Bulle? Bitte stell dich doch mal kurz vor.

Ich bin 49 Jahre alt und Mutter einer 6-jährigen Tochter. Ich bin seit 22 Jahren bei P&G und habe innerhalb von P&G mehrere Stationen und Länder durchlaufen. Angefangen habe ich in Deutschland auf der Marke Max Factor. Später bin ich als Associate Brand Director 3 Jahre nach Japan. Im Jahr 2006 bin ich zurück nach Deutschland und habe das Globale Beauty Geschäft von Braun geführt. Nach einer kurzen Elternzeit habe ich meine Karriere als Brand Director im Kundenmarketing für unseren Globalen Kunden Metro weitergeführt. Seit 2 Jahren bin ich CMO für P&G DACH.

Damit wir dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von dir.

Ich liebe Upcycling. Ich erstelle mit Leidenschaft aus was Altem was Neues, bediene mich dafür aus meinem reichen Fundus an Bastelsachen und meiner Nähmaschine. Meine Tochter liebt es z.B. mit mir aus Klorollen eine Prinzessin-Burg mit Prinzessin und Prinzen zu basteln.

Elevator Pitch! Was macht eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wofür stehen eure Produkte und Marke?

Die Marken, die Procter & Gamble weltweit herstellt, kennt vermutlich jeder, da sich viele Marken in jedem Haushalt finden: z.B. Always, Ariel, Gillette, Head & Shoulders, Oral-B oder Pampers. P&G ist weltweit in 70 Ländern tätig und unser klar definierter Anspruch bei allen unseren Marken ist es, das Leben der Menschen jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Dazu gehört auch, gesellschaftliche Veränderung zum Positiven zu erreichen. Das gilt für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ebenso wie für die Förderung und Gleichstellung von Frauen.

Apropos Marke! Welche Influencer würden eure Markenwerte besonders authentisch verkörpern – und warum?

Naja. Wir sind ja schon fast alte Hasen, was die Zusammenarbeit mit Influencern angeht. Wir haben uns in den letzten Jahren mit der Influencer-Szene entwickelt und wir entwickeln uns laufend weiter. Bereits 2010 haben wir mit Bloggern und aufkommenden Youtube-Stars, z.B. Sami Slimani, damals noch als Herr Tutorial unterwegs, kooperiert. Gerade mit Blick auf eine junge Zielgruppe ist es großartig, wenn da jemand ist, der das Vertrauen der Zielgruppe hat, altersmäßig zur Zielgruppe passt und auf Augenhöhe den Produktnutzen erklärt. Bei der Arbeit mit Influencern legen wir dann viel Wert auf Co-Creation auf Augenhöhe und darauf, dass Inhalte entstehen, die nicht nur für die direkten Follower oder Fans eines einzelnen Influencers relevant und spannend sind, sondern auch darüber hinaus Verbreitung finden können.

Verrätst du uns ein “Best Practice” deines Unternehmens im Bereich Influencer Marketing? Was waren deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren für diesen Case?

Für mich war die Kooperation von Gillette mit den freekickerz in 2016 ein Highlight. Die gemeinsam erzählte Geschichte war so spannend, dass sowohl Print-Medien als auch TV darüber berichtet haben. So haben wir unsere Zielgruppe erreicht und nicht nur die Fans eines einzelnen Influencers. Die Test-Communities bei “for me online” oder die TRND Kooperation sind aber auch spannende Erfolgsgeschichten.

Wenn du dir Euren Markt, eure Firma, deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein? Und welche Rolle spielt digitales Marketing für dein Unternehmen?

Digital war, ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil unseres Marketings. Was wir jetzt in unserer Branche aber ganz dringend brauchen, ist ein neuer Realismus. Wir müssen uns wieder auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: Auf Kreativität und auf die Wünsche der Konsumenten. Eine zentrale Herausforderung für die Professionals ist die richtige Akzentuierung und die Integration der unterschiedlichen Kanäle. Es kommt wie bei so vielen Dingen auf das richtige Zusammenspiel an.

Hand auf’s Herz: Wenn du dir eine Sache im Marketing wünschen könntest, was wäre das?

Letztendlich geht‘s im Marketing immer darum, das Geschäft zu unterstützen. Aber ich sehe uns als Werbetreibende auch in der Verantwortung, die Stimme zu erheben, um gesellschaftliche Stereotype, die Menschen im Alltag einschränken, zu überwinden. Ich würde mir wünschen, dass sich viel mehr Unternehmen trauen, beide Anliegen in ihren Kampagnen miteinander zu verbinden.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der du dich zu (digitalen) Themen gerne informierst

unser Victoria Portal empfehlen. Ansonsten stöbere ich fast täglich auf vielen Home Decoration, Garten und Koch Blogs, um Inspirationen für mein Leben und meinen Beruf zu bekommen.

…einen Artikel / ein Video / ein Buch, über ein Thema aus der Netzwirtschaft, den / das du deinen Kollegen empfiehlst

‚Handle with care‘ von Gillette. Es geht um einen Rasierer für Pflegekräfte. Schaut Euch den mal an.

…ein spannendes Buch, das dich für dein Business inspiriert hat

Mein all-time favorite ist Pataffio von Luigi Malerba. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich es in einem Café in Frankfurt gelesen habe, und ich ständig lachen musste. Selbst meine Tischnachbarn sind darauf aufmerksam geworden. Ansonsten bin ich für jeden Krimi zu haben.

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für deine Arbeit

Ganz ehrlich? Die Gespräche mit meinem Team, analog oder digital.

Mit welchem Experten aus der Netzwirtschaft würdest du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Data Transformation ist ein grosses Thema für uns und derzeitig arbeite ich mich in alles ein, was mit Big Data, Programmatic Media und CRM zu tun hat. Wir haben fantastische Data Scientists und Marketing Scientists bei P&G, von denen ich in den letzten 12 Monaten sehr viel gelernt habe (ist doch schön, dass man das nach 22 Jahren noch sagen kann). Ich bin aber immer offen, mich mit Experten aus diesem Bereich – ob innerhalb oder außerhalb unseres Unternehmens – weiter auszutauschen.