interview

Interview mit Stephan Kühr – 3YOURMIND

Wer ist Stephan Kühr? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin der Gründer und Geschäftsführer von 3YOURMIND. Unsere Software-Firma wurde 2014 als Spin-Off der TU-Berlin gegründet mit dem Ziel, den Zugang zum 3D Druck radikal zu vereinfachen. Mittlerweile sind wir mehr als 35 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, Breslau (Polen) und im Silicon Valley.

Meine erste Firma habe ich mit 17 Jahren gegründet – damals haben wir mit ersten Webservices unser Geld verdient. Nach meinem Physik- und Wirtschaftsstudium an der Uni Ulm war ich drei Jahre für das deutsche Vertriebsteam von Vestas Wind System verantwortlich. 2013 hat mich schließlich das unglaubliche Potenzial des 3D Druck inspiriert, gemeinsam mit Aleksander Ciszek und Tobias Wunner ein neues Unternehmen zu gründen: 3YOURMIND wurde schließlich 2014 im Handelsregister eingetragen und hat sich seitdem zu einem der weltweit führenden Software-Anbieter für den 3D Druck entwickelt.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich liebe es, die Spülmaschine so voll zu machen, dass der Platz bis aufs äußerste ausgereizt wird – auch wenn das manchmal bedeutet, dass ich die Hälfte des Geschirrs wieder ausräumen und anders einräumen muss.

Elevator Pitch! Was macht 3YOURMIND? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

3YOURMIND ist heute einer der führenden Software-Anbieter für die Additive Fertigung, also den 3D Druck. Global tätige Unternehmen wie z. B. Automobilhersteller setzen unsere Software als ihre dezentrale Plattform für die Additive Fertigung ein; darüber steuern sie z. B. alle 3D Drucker – egal, ob die eigenen oder die von externen Dienstleistern. Unsere „Superpower“ besteht darin, Anforderungen unserer Kunden schnell zu erkennen und in konkrete Produkte umzusetzen: So haben wir jüngst den AM Part Identifier präsentiert – mit diesem Softwaretool können Unternehmen automatisch ihre Datenbanken durchsuchen lassen nach Komponenten, die für den 3D Druck geeignet sind. Entstanden ist die Idee vor nicht einmal einem Jahr.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir haben uns nicht monatelang eingeschlossen und nur an unserer Software programmiert. Schon sehr früh sind wir raus auf den Markt, sind auf potenzielle Kunden zugegangen und haben mit ihnen unsere ersten Software-Versionen besprochen. Dadurch konnten wir unser Angebot möglichst nah an den Bedürfnissen unserer Zielgruppe ausrichten und gemeinsam mit den ersten Kunden weiter weiterentwickeln. Heute setzen acht der 20 größten Unternehmen in Deutschland auf unsere Software und Services. Die frühe Kundenorientierung hat auch dazu geführt, dass wir heute – gerade einmal im dritten Jahr nach der Unternehmensgründung – mit quasi allen OEMs der Automobilbranche in Deutschland und den USA Geschäftsbeziehungen führen oder in konkreten Verhandlungen stehen. Aus Erfahrung kann ich jedem Gründer nur raten, die eigene Geschäftsidee möglichst früh mit potenziellen Kunden zu besprechen und testen zu lassen – deren Feedback ist unbezahlbar und sorgt dafür, dass man ein passgenau auf den Markt zugeschnittenes Produkt anbieten und schließlich auch verkaufen kann.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Heute wird Thema 3D Druck stark von den großen Playern getrieben. In den nächsten Jahren wird es immer weiter in die Masse der kleineren und mittelständischen Unternehmen und deren Zulieferbetriebe getragen. Dazu werden Standards und noch agilere Produkte benötigt. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten. So haben wir z. B. ein Online-Portal entwickelt, das jedem den Zugang zum professionellen 3D Druck ermöglicht. Praktisch auf Mausklick kann jeder sein 3D Modell prüfen lassen, ob es fehlerfrei gedruckt werden kann. Zudem bieten wir den einfachen Zugang zu vielen Druckdienstleistern inklusive Echtzeit-Preisermittlung an. Niemand, der 3D Drucke in höchster Qualität produzieren möchte, muss also in die aufwändige Infrastruktur investieren, sondern kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Es ärgert mich, wenn man sieht, wie in vielen Betrieben und Behörden noch auf sehr veraltete Software und IT-Regeln gesetzt wird. Dabei könnten geniale Entwicklungen wie z. B. Cloud Software für viel mehr Effizienz und guten Kundenservice sorgen.

Ich bin immer wieder begeistert, welche Möglichkeiten das Internet bieten. Neue Player wie z. B. junge Firmen können dank des Internets schnell auf dem Markt starten, massiv ihre Bekanntheit steigern und schließlich weltweit ihre Produkte verkaufen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

3DPrintingIndustry.com für den US-Markt sind meiner Meinung nach die interessantesten 3D Druck-Blogs.

…einen Artikel / ein Video / …, den / das Du Deinen Kunden empfiehlst

Technology Scout 2017

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„Zero to one“ von Peter Thiel und Blake Masters

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

1. Der Webbrowser – mittlerweile habe ich kein einziges Programm mehr installiert.
2. Für einen Überblick über die 3D Druck-Landschaft hätte ich mir zu Beginn unseres Unternehmens ein derartiges Tool gewünscht: http://3dprintingstack.com/

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum?

Mit den Gründern von Shapeways, weil sie ein weltweit erfolgreiches Unternehmen mit einem revolutionären Business Modell aufgebaut haben. Es war der erste wichtigen Schritt, 3D Druck für den Massenmarkt zugänglich zu machen.