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Interview mit Prof. Dr. Dieter Georg Herbst – Universität der Künste, Berlin

Dieter_Georg_HerbstWer ist Dieter Georg Herbst? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Ich bin internationaler Experte für digitale Markenführung und Kommunikation. Hierbei bin ich zum einen als Berater für Unternehmen, Organisationen und Personen tätig; zum anderen forsche und lehre ich an Universitäten weltweit, vor allem in der Schweiz, in China, den USA, Brasilien und Russland. Meine Erfahrungen habe ich in 17 Büchern festgehalten. Etwas Persönliches? Ich liebe es, Dinge zu erfinden, um die Welt besser zu machen – neuartige Geschichten, überraschende Bilder, stark emotionale Erfahrungen. Wir kennen sie, wir lieben sie, wir suchen sie, wir können nicht genug von ihnen bekommen. In meinem Kopf entstehen unaufhörlich Bilder und Geschichten, die mich durchs Leben leiten. Sie entscheiden, wie ich denke, was ich fühle und was ich tue.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?

Wir sind Pioniere in der Digitalen Markenführung. Wir wollen ausprobieren, erfinden, die ersten sein. Das Besondere ist, dass wir neueste Erkenntnisse aus der Forschung für die Praxis nutzen, um unsere Kunden erfolgreich zu machen. Viele enorme Potenziale in der digitalen Markenführung lassen sich nur nutzen, wenn man von diesen Erkenntnissen weiß: Wie zum Beispiel lassen sich multisensorische Eindrücke in digitalen Medien erzeugen? Wie also kann ich im Internet nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen, schmecken und tasten?

Was ist Eure interne “Secret Sauce”?

Erfolgreich macht uns, dass wir klar, strukturiertes Vorgehen kombinieren mit freiem, unkonventionellem Denken. Ich selbst habe mir schon als kleines Kind pausenlos Dinge vorgestellt, die völlig unmöglich sind. Systematisches Vorgehen kombiniert mit Kreativität sind so, als würde man auf der Autobahn der klaren Richtung folgen, aber unterdessen flexibel und kreativ fahren, Spuren wechseln, schneller und langsamer fahren.

Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?

Ich bin der Erfinder und der Treiber: Wenn ich eine Idee hatte, will ich unbedingt wissen, ob und wie sie in der Praxis am besten funktioniert. Hierfür brauche ich dann meine Mitstreiter, mit denen ich mich optimal ergänze. Als Plattform habe ich hierfür gerade das Digital Brand Lab gegründet (www.digitalbrandlab.de).

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Hauptaufgabe der nächsten Jahre ist, zum „erwachsenen“ Umgang mit digitalen Medien zu gelangen. Derzeit schwanken wir zwischen Allmachtsphantasien (alles zu wissen, mit jedem reden zu können) und Depressionen (Gefühl der Daten-Kontrolle) – dieses Wechselbad der Gefühle kennen wir übrigens von Pubertierenden. Wir sind noch weit entfernt, einen (er)gewachsenen, souveränen Umgang mit digitalen Medien und Technologien zu haben.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Technologie wird sich rasant entwickeln, der Rest kommt hinterher. Wir müssen viele Fragen klären, wie juristische, soziologische, kulturelle. Wir müssen sehen wie veränderungsbereit Menschen sind und wie veränderungsfähig. Alles dies hinkt weiter hinter der technologischen Entwicklung hinterher.

Herausforderung für unseren Markt:

Angst und Unsicherheit der Kunden zu beseitigen

Herausforderung für unsere Firma:

Herausfordernd ist es, Kunden zu finden, die so weit in die Zukunft denken wie wir, überzeugt von der digitalen Zukunft sind, die mutig sind, Visionen haben und die Visionen leben wollen.

Meine Persönliche Herausforderung:

Sehr viele Ideen zu haben, aber diese aufgrund meiner Kapazitäten nur teilweise umsetzen zu können. Ich könnte täglich 3 neue Forschungsgebiete starten und ein neues Buchprojekt beginnen.

Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich oder würdest Dich gerne verbessern?

Eine zentrale Frage der kommenden Jahre ist, wie wir Menschen für die digitale Transformation gewinnen können? Eng verbunden hiermit ist die Frage, ob und wie Menschen ihr Denken, Fühlen und Handeln überhaupt ändern können und, wenn ja, wie dies gelingt. Hierzu schreibe ich derzeit ein Buch gemeinsam mit anderen Experten.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

https://flipboard.com/@digitalbrandlab)

einen Artikel Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

http://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/a-898305.html)

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Seit langem bin ich Fan der PSI-Theorie von Prof. Julius Kuhl aus Osnabrück. Sein sehr praxisorientiertes Buch über Selbstmotivation finde ich herausragend. Um das Denken, Fühlen und Handeln von Menschen zu verändern, braucht es Kenntnisse, wie Menschen „ticken“, welche Motive sie haben und wie sie diese befriedigen. Die PSI-Theorie gibt hierüber hervorragend Auskunft. Wir würden für eine Operation ja auch nur zu einem Arzt gehen, der dies gelernt hat und nicht zu einem Klempner.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Ich nehme jedes Jahr als Special Guest Speaker an der Open Innovations Konferenz in Moskau teil (www.forinnovations.org). Aus aller Welt kommen dort Visionäre zusammen, dies ist ungemein spannend für mich. Im vergangenen Jahr hatte ich das Glück, an der kleinen Veranstaltung mit dem russischen und dem chinesischen Ministerpräsidenten teilzunehmen und zu erfahren, was beide Supermächte planen. Anschließend gab es eine Messe mit Innovationen und die Verleihung des russischen Staatspreises für Nanotechnologie.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Evernote für mein eigenes Wissensmanagement

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Derzeit wäre dies Hartmut Esslinger, Ex-Design-Chef von Apple, um noch mehr über seine Lebensphilosophie zu erfahren.