The old industrial economy was driven by economies of scale; the new informational economy is driven by economies of networks.
Shapiro / Varian: Information Rules, 1998
Schwerpunkt: Netzwerke
Warum Netzwerke? Weil wir glauben, dass wir mit einem generellen Verständnis von Netzwerken die Nachrichten aus der Netzwirtschaft besser einordnen können, die eigenen Produkte und Dienstleistungen schlauer designen und den Vertrieb derselben effektiver ausrichten und vielleicht sogar unsere Geschäftsmodelle so gestalten können, dass Netzwerkeffekte uns „Rückenwind“ geben.
Nach dem Remix der Woche, steigen mit einem Theorieteil in das heutige Digitale Workout ein: Wie funktionieren Netzwerke und was macht sie eigentlich so erfolgreich?
Unser theoretisches Wissen probieren wir dann im zweiten Schritt an den großen Vier aus: Facebook, Google, Apple und Amazon. Wir starten mit Facebook, die anderen drei folgen in den nächsten Wochen.
Nach den großen Muskelgruppen wird’s kleinteiliger: Wir haben das Archiv der Netzwirtschaft nach konkreten Marketing-Fallbeispielen durchsucht, um den Trampelpfad der vier apokalyptischen Reitern oben noch sichtbarer zu machen. Auch hier: Diese Woche fokussieren wir Facebook.
Und kommen dann im 4. Schritt zu unserem vierten „Ausgekocht“ zum Thema Markenhaltung – eine Übung für den Rumpf und damit für die ökonomische Stabilität, gewissermaßen.
Verschnaufpause und Disziplinwechsel: Wie verändert sich Arbeit eigentlich in einer Netzwirtschaft, die nicht industriell ist, sondern auf Informationen basiert? Das Training hier: Eine breit angelegte Forschungsarbeit der Uni St. Gallen und ein Fallbeispiel mitten aus dem Epizentrum der Verlagswirtschaft: die UBERisierung der Washington Post.
One More Thing: Von Geschäftsmodellen, über Marketing und Führung / Organisation hin zur Künstlichen Intelligenz und nicht ob, sondern wann sie kommt.
PRESS PLAY: Can’t Knock The Hustle (Jay-Z + Mary J. Blige)
Viel Spaß bei deinem Digitalen Workout!
Beste Grüße,
Daniel & Thomas
– Gefiltert in Berlin –
KÜRZER, SCHNELLER, SCHLAUER
Der Remix aus der Netz(werk)wirtschaft
Der deutsche Werbemarkt ist mehr als doppelt so schwer wie vermutet
Wenn man Suchmaschinenwerbung und andere, digitale Werbeformen wie E-Mail-Marketing und Couponing mit einrechnet: 42 Mrd. € und nicht 15 Mrd. € (lt. ZAW) oder 17 Mrd. € (lt. PWC.). Das ergibt eine Studie im Auftrag von „Horizont“ … weiterlesen
Mobile Werbung überholt Print und Desktop noch in 2015
„Mobile“ Werbung wächst in den USA mit 60% gegenüber 2014, während sowohl „Print“, als auch „Desktop“ sinken. Heißt auch: Mobile Werbung ist keine Ergänzung, sondern ersetzt andere Kanäle … weiterlesen
Scout24 will an die Börse
Der Betreiber der Marktplätze „Immobilienscout24“ und „Autoscout24“ rechnet dabei mit einer Bewertung um 4 Mrd. € und Einnahmen in Höhe von 200 Mio. €. Die Ebit-Marge von Scout24 liegt bei marktplatzhaften 45% … weiterlesen
Amazon kauft den Video-Kodierer „Elemental“ für 500 Mio. $
Elemental bietet eine Software, über die Bewegbildinhalte auf unterschiedlichen Screens ausgeliefert werden können. Amazon verlagert das Kampfgewicht weiter weg vom margenschwachen E-Commerce, hin zu hochmargigen Geschäftsmodellen à la Netflix … weiterlesen
Hintergrund: Netflix-Analyse (Apex)
One More Thing: Deutsche Bahn startet Online-Portal, das über das WLAN im ICE läuft
Kein Kommentar … weiterlesen
+++ Soweit zum Aufwärmen … jetzt schon weiterleiten? +++
THEORIE DER NETZWERKE
Wachstumsmotor: Positive Rückkopplungen
Je mehr Menschen eine Plattform wie Uber, Airbnb, Facebook, Google, Amazon, Youtube oder Twitter nutzen, desto nützlicher wird sie für die Nutzer, desto wertvoller wird sie für die Investoren.
Torsten Riecke im Handelsblatt („Digitale Revolution“, S. 44, 05.10.2015)
Wenn die Investoren-Ikone Marc Andreessen in ein neues StartUp investieren will, dann fragt er nicht mehr nach einem Unternehmenswert, denn der lässt sich bei diesen Dimensionen eh nicht ermitteln, sondern nach der „Substanz“. Im Interview mit dem Fachportal „Re/code“ präzisiert er: „Is there a network effect?“ Denn dann hat das Unternehmen das Potential, enorm zu wachsen.
Je mehr Nutzer ein Netzwerk nutzen, desto höher ist der Nutzen für jeden einzelnen Nutzer. Das gilt für ein Telefonnetz genauso wie für Facebook. Positive Rückkopplung wird dieser Effekt genannt. Und der sorgt dafür, dass manche Unternehmen exponentiell wachsen – während andere genauso schnell schrumpfen (siehe Abbildung). Das Wachstum läuft dabei häufig S-förmig: Nach einer zähen Anlaufphase, in der Nutzer von der neuen Technologie überzeugt werden oder auf Marktplätzen zunächst „Henne-Ei-Probleme“ gelöst werden müssen, folgt eine Phase rasanten Wachstums, bevor sich dann, dritte Phase, die Anzahl der Nutzer auf einem hohen Plateau einpendelt.
Shapiro und Varian beschreiben im 7. Kapitel des für ein generelles Verständnis der Netzwirtschaft fundamentalen Buches „Information Rules“ Netzwerkeffekte detailliert … weiterlesen (Amazon; kein Partnerlink)
PRAXIS DER NETZWERKE
Erfolgreiche Netzwerke
I have 900 seconds and 90 slides, so fasten your seat belts.
Scott Galloway, NYU Stern
Seit 2010 beobachten Scott Galloway und sein Team 1.300 Brands in 11 Ländern und anhand von mehreren Dimensionen. Diese Expertise wollen wir als roten Faden nutzen und uns von Galloway durch die Kurzanalyse der vier dominierenden, digitalen Unternehmen ziehen lassen, die zusammengenommen ein größeres Bruttosozialprodukt als Südkorea haben. Wir starten diese Woche mit Facebook. Google, Apple, und Amazon werden folgen.
Teil 1: Facebook
Facebook’s family of apps account for 24% of time spent on mobile.
Ben Thompson, Stratechery
Von den vier genannten Unternehmen hat Facebook am offensichtlichsten Netzwerkeffekte für sich genutzt. Mit steigender Nutzerzahl wurde das soziale Netzwerk schließlich auch für viele attraktiv, die bisher nicht angemeldet waren. Positive Rückkopplungen „zogen“ die Nutzerzahl in schier astronomische Höhen. 1 Mrd. Nutzer weltweit waren jüngst an nur einem Tag aktiv.“Social Media is becoming Facebook“, sagt Scott Galloway. Und Funktionen wie „Instant Articles“ machen aus dem sozialen Netzwerk mehr, nämlich eine Plattform für Inhalte, für Nachrichten und für Videos. Produkte werden folgen. Nutzer können es sich bequem machen, müssen Facebook nicht mehr verlassen.
Auch auf der Umsatzseite sollen positive Rückkopplungseffekte genutzt werden. Denn je mehr und je genauer Werbetreibende ihre potenziellen Kunden über Facebook erreichen können, desto eher werden diese ihr Budget von klassischen Kanälen, aber auch von anderen digitalen Kanälen zu Facebook verlagern. Noch „monetarisiert“ Facebook mit nur 5$ pro Nutzer und Jahr. Das ist im Vergleich zu zum Beispiel TV mit 50$ und Google mit 45$ bescheiden. Facebook dominiert aber bereits heute – auch dank geschickter Akquisitionen wie „Whatsapp“ (19 Mrd. $) und „Instagram“ (1 Mrd. $) den mobilen Markt. Und besetzt konsequent die sehr lukrative Werbekombi „mobil“ (= hohe und wachsende Reichweite) und „Bewegtbild“ (= hohe Werbepreise, s. TV). Und während Facebook so auch umsatzseitig rasant wächst, verlieren klassische Medien. „Mobile Gap“, nennt Steven Perlberg vom Wall Street Journal das. „Facebook wird zur Infrastruktur“, fasst Scott Galloway zusammen.
Reichweite, Umsätze, … es fehlen noch Kosten und Gewinne, um zu einem vollständigen Bild zu kommen: Das Geschäftsmodell „Facebook“ skaliert, die Kosten des Betriebs der Plattform werden nicht im gleichen Umfang mit den Umsätzen mitwachsen. Die Überschüsse wachsen und können in weiteres Umsatzwachstum reinvestiert werden: Positive Rückkopplungen, die andere werbefinanzierte Modelle tendenziell vom Markt verdrängen werden.
FALLBEISPIELE
Facebook’s Spuren im Netz (10 Linktipps)
- Lokaljournalismus im Netz, der über Facebook Reichweite gewinnt … weiterlesen
- Woher kommen die Leser deutscher Nachrichtenportale … weiterlesen
- Warum das Sammeln von Likes Zeitverschwendung ist … weiterlesen
- Facebook-Marketing für Anfänger und Fortgeschrittene … weiterlesen
- Nike, Microsoft und Toms: 3 X erfolgreiches Facebook-Marketing … weiterlesen
- Wo kommen eigentliche die viralen Inhalte von Buzzfeed her? … weiterlesen (oben)
- (Oh, Zirkelschluss:) Die 10 besten Artikel im Facebook-Marketing … weiterlesen (unten)
- Umdenken im Publishing: Ist der Link tot? … weiterlesen
- Das hässliche Entlein „Viralnova“ … weiterlesen
- Und am Ende lacht Facebook: Die Smiling Curve … weiterlesen
AUSGEKOCHT (4/7)
Sagen Sie ihre Meinung, aber richtig
Es ist schon okay, Vorlaut zu sein. Eine vorlaute Stimme bekommt mehr Aufmerksamkeit. Man sollte sich dabei aber sicherem Boden befinden. Und schon gar nicht auf juristischem Glatteis.
Thomas Koch in: Die Zielgruppe sind auch nur Menschen
In der 4. Folge von „Ausgekocht“ bekommt Mr. Media Post von Anwälten. 4 Mal. Und in jedem der 4 Briefe steckt die Aufforderung, 2 Mio. DM zu zahlen. Es aber nur vordergründig um juristisches Glatteis. Das eigentliche Thema ist ein anderes, nämlich eine Frage der Haltung: Wofür stehst du? Und wofür steht deine Marke? „We will provide branded products and services of superior quality and value that improve the lives of the world’s consumer“ heißt es im Mission Statement von Procter & Gamble. Thomas Koch über Markenhaltung und darüber, dass Menschen keine Fakten, sondern Meinungen hören wollen … weiterlesen
+++ Fast Halbzeit … und dein Wissen wächst, wenn du es teilst +++
ARBEITEN IN DER NETZWIRTSCHAFT
Nicht im, sondern am Unternehmen
Die Digitalisierung kommt nicht als laues Lüftchen, sondern als Sturm.
Christian P. Illek, Personalvorstand der Telekom
Die Bindung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer löst sich auf. Denn betriebliche Aufgaben werden entweder standardisiert und an externe Systeme ausgelagert. Oder aber brauchen Experten, die sich in „Communities“ organisieren werden (s. Beitrag unten). 25 Thesen zur Zukunft der digitalen Arbeit, verfasst von der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom … weiterlesen
ARBEITEN IM NETZWERK
UBER den Journalisten
Welche Möglichkeiten haben (Online-)Publisher, in ihrem Kerngeschäft profitabel zu operieren? Einen höheren Preis für Inhalte verlangen, wenn immer weniger Menschen für Inhalte bezahlen wollen? Reichweiten steigern und so mittelbar auch Werbeumsätze erhöhen, wenn das abhängig machen und langfristig nur Facebook stärkt? Die Vermarktung effizienter aufstellen, obwohl kaum einer weiß, wie das eigentlich wirklich geht? Oder doch wieder den Rotstift ansezten, Redaktionskosten streichen und tendenziell die Qualität des Formats (und dann die Reichweite und dann den Umsatz) reduzieren? Jeff Bezos geht mit der Washington Post einen neuen Weg. Und zwar einen, der die journalistische Qualität bei gleichen oder niedrigeren Kosten erhöhen soll. Oder doch nur zulasten von Journalisten geht wird? … weiterlesen
+++ Sehr gut, jetzt Zähne zusammenbeißen, einer noch … und dann diese Ausgabe an deine Lieblingskollegin weiterleiten +++
ONE MORE THING
Künstliche Intelligenz
This pattern—human progress moving quicker and quicker as time goes on—is what futurist Ray Kurzweil calls human history’s Law of Accelerating Returns.
Tim Urban, Wait but Why
Wenn sich künstliche Intelligenz mit exponentieller Geschwindigkeit entwickelt, dann übernehmen Maschinen das Denken. Und handeln. Nicht erst in ferner Zukunft, sondern eher übermorgen. Unheimlich! … weiterlesen
+++ Geschafft! Sharing is caring! 😉 +++