Wer ist Kai Wermer? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
In Ost-Berlin geboren wurde es mir kurz nach der Wende zu grau und so fing ich 1996 bei einer New Yorker Digital-Agentur an, um an einem der ersten WebRadio-Projekte in Amerika, sowie an Onlineauftritten für die France Telecom North America, Web-Spielen für Smirnoff Vodka und interaktiven Features für den Sender Comedy Central zu arbeiten.
Freshmilk.de), die mehrere WebTV-Sender betreibt und darüber hinaus Branded-Entertainment-Konzepte kreiert und produziert.
Für die Websites, Magazine, mobilen Services und Online-TV-Angebote wurde mein Team mehrfach international und national ausgezeichnet u.a. mit dem Grimme Online Award, dem Lead Award, dem deutschen Multimedia-Award, dem Best of Corporate Publishing Award, dem PR-AWARD etc.
Ich bin 1973 geboren und lebe mit meinen fünf Kindern in meiner Geburtsstadt Berlin.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Eine unangenehme Eigenschaft die auf andere seltsam wirkt? (Wikipedia) Ich habe sicher unangenehme Eigenschaft aber seltsam sind die alle nicht.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Freshmilk erreicht mehrere Millionen Videoviews im Monat mit originären Videoinhalten und einer innovativen Distributionsplattform. Freshmilk NetTV verbindet die Vorteile eines Contentproduzenten (und damit eigene Rechte) mit denen einer effektiven Content-Distributionsplattform. Wir kombinieren also Kreation, Technologie und Content.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Da wir unsere eigenen Inhalte über eine eigene Syndication-Plattform bei vielen anderen Websites ausspielen, stehen wir permanent einer BestCase-Herausforderung gegenüber und müssen unsere Partner durch unsere Inhalte wie durch unsere Ausspielungstechnologie und der Verwertung über Werbespots überzeugen.
Ein gutes konkretes Beispiel ist vielleicht ein Sonderformat:
Für unseren Werbepartner SAMSUNG haben wir ein serielles Videoformat kreiert, das täglich von den Filmfestspielen in Cannes berichtete. Dabei waren unter anderem Geschwindigkeit und Authentizität die herausragenden Vorteile, wir waren schnell und konnten so als erste im Netz aus Cannes berichten. Über unsere Syndication-Plattform konnten wir durch diesen Vorteil schnell viele Partner gewinnen, sodass dieses Format über 2 Mio. Menschen erreichte. Über 20% der Reichweite wurde zusätzlich durch die digitale Weitergabe (Shares, Likes, Kommentare, Embeddings etc.) „verdient“.
Eine Medienäquivalenzwert-Analyse ergab ein dreifach höheres Outcome als das Investment kostete. Das klappt nur durch Relevanz, Geschwindigkeit und Authentizität des Contents und einer optimalen Orchestrierung der Kanäle sowie einer optimalen Bereitstellung der Inhalte – durch innovative Technologie.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Für uns ist eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit sowie ein Überblick über die eingesetzten Zeiten und Aufwendungen entscheidend. Wir nutzen mittlerweile sehr effektiv interne Software, um in Echtzeit einen permanenten Überblick zu haben und dieses mit den KPIs unserer Produktionen in Bezug setzen zu können – das macht uns effektiver und wir lernen aus diesen Erfahrungen schnell.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Neben allen Herausforderungen, die Unternehmen haben, sollte jeder in der Gesellschaft ein maximales Interesse an der weiteren Unabhängigkeit, freien Zugang und Nutzung des Netzes haben. Der Staat hat das zu garantieren und zu schützen. Ich finde, Deutschland und die EU sollten hier eine Vorreiterrolle im Kampf gegen die Überwachung einnehmen. Ich bin vom Desinteresse vieler Menschen zu diesem Thema wirklich schockiert. Hier sollte jeder von uns für das Recht auf freie Nutzung, geschützte und uneingeschränkte Meinungsäußerung und Zugang zum Netz eintreten, sonst ist es sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich bald uninteressant.
Zudem sollte wirklich schnell in den Schulen was getan werden, sowohl das Wissen des Personals als auch die Ausstattung und Nutzung im Unterricht ist für einen Industriestaates in Europa peinlich.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Die interessantesten Innovationen kommen nach wie vor aus den USA. Dort scheint mir die Risikobereitschaft höher zu sein, da können sich bei uns die Politik, die Investoren und auch die Gründer eine Scheibe abschneiden.
Ein optimales Umfeld durch z.B. flächendeckende Zugänge zum Netz, umfassende Netzneutralität, Ausbildung nicht nur von Fachkräften sondern schon von Kindergarten und Schulen an helfen sicher dabei.
Herausforderung für unseren Markt:
Nachweisbare Werbewirkung von Videowerbung, egal in welchem Kanal.
Herausforderung für unsere Firma:
Die Werbewirkung nachzuweisen, die wir mit Videowerbung für Kunden erzielen.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Ich freue mich, dass ich zum TV sehen nicht mehr das TV brauche.
Ich ärgere mich über die Überwachungspraxis unserer Politik.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Da sehe ich einige und einige davon werde ich vielleicht auch versuchen mit einem StartUp zu lösen. 😉 Im Augenblick interessieren mich bestimmte Teile des Arbeitsmarktes, die in der Regel nicht so im Fokus stehen aber auch Angebote, die den alltäglichen Konsum mit echtem Nutzen für Schwächere ergänzen.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Oh je, da gibt es so viele – in der Regel stelle ich Artikel aus vorwiegend englischen Angeboten in Flipboards oder Pockets zusammen. Irgendwie schreiben englischsprachige Autoren informationsdichter.
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
„Sie wissen alles“ von Yvonne Hofstetter. Sie zeigt auf, wie Technologie die eigene Entscheidungsfähigkeit einschränken kann.
„Hooked“ von Nir Eyal, weil es auf einfache Art die Erfolgsfaktoren digitaler Produkte und Organisationen beschreibt.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Das letzte mal war 2007 auf der MipTV – zu der Zeit war NetFlix noch ein DVD- und Videokassettenversand und trotzdem konnte man bereits erkennen, wie nach den Printverlagen die TV-Sender durch Streaming-Dienste und -Services angegriffen werden.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Herz und Hirn. Hilft manchmal, manchmal aber auch nicht – dann greif ich zu Google.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ryan Trecartin, ein Videokünstler da er uns sicher eine ganz andere Perspektive aufzeigen kann, wie man Geschichten mit starken visuellen Videoeffekten erzählen kann.