interview

Interview mit Yorck von Obernitz – Willendorff Technologies GmbH

Yorck von Obernitz Willendorff Technologies GmbHWer ist Yorck von Obernitz? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin 47 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder und einen großen Faible für gutes Essen und schönen Wein.

Ich bin Diplom Kaufmann und habe meinen Abschluss in Passau absolviert.

Vor 3 Jahren habe ich mit zwei langjährigen Studienfreunden die Beteiligungsgesellschaft Willendorff Technologies GmbH aus einer internationalen Multi Family Office Gruppe heraus gegründet, in der ich aktuell als Managing Partner agiere.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich sage meiner Frau seit Jahren: Montag fange ich mit meiner Diät an.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Willendorff Technologies GmbH gründet und finanziert Unternehmen, die den stationären Einzelhandel stärkt und ihn mit Amazon & Co. wettbewerbsfähig machen.

Wir machen Frühphasen- und Wachstumsfinanzierungen und unterstützen unsere jungen Unternehmen neben dem Fundraising auch sehr stark operativ im Bereich Business Development und Vertrieb. Das sind die Bereiche, die in der Frühphase am wichtigsten sind. Durch unseren Handelsfokus bestehen hier sehr große Synergien.

Unser Ziel ist es, ein „Eco System zur Digitalisierung des stationären Einzelhandels“ aufzubauen. Aktuell bieten wir dem stationären Handel Lösungen für lokales & mobiles Marketing, Kundenbindung, Performance-Messung & Analyse und digitaler Kassenbon.

Unsere Superpower liegt im starken Fokus auf den stationären Handel, in den sich inhaltlich ergänzenden Unternehmen und der Zusammenstellung unserer Management-Teams. Ein Entwickler ist kein Vertriebler und beide haben auch nichts mit Controlling zu tun, wollen und werden sie auch niemals … Der gesunde Mix aus erfahrenen Mitarbeitern, die gut miteinander arbeiten können, führt zum Erfolg.

Mobalo.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Für eines unserer Start-Up-Unternehmen ist es uns gelungen, direkt nach dem Markteintritt einen Franchisenehmer der weltweit bekanntesten Fast Food Kette als Kunden zu gewinnen. Für diesen Kunden musste ein komplett neues Abrechnungsmodell geschaffen werden, mit dem der Kunde sein Risiko minimiert hatte und eine Vergütung rein nach Performance des Systems integriert wurde. Das junge Technologie-Unternehmen ist hier komplett in Vorleistung getreten. Alle 5 Restaurants des Franchise-Nehmers sind innerhalb von 1 Woche erfolgreich ausgerollt worden und der Kunde wünscht sich heute nach 5 Monaten lieber eine Pauschal-Bezahlung anstatt der für ihn entwickelten Performance Fee … :).

Wir sind gerade dabei, alle weiteren Funktionalitäten aus den anderen Start-Ups anzudocken. Die Restaurants unseres Kunden mutieren langsam zur Daten-Generierungsmaschine. Er als Franchise-Nehmer fängt an, seine Kunden zu verstehen und nutzt kostengünstige Technologien als neue Kommunikationskanäle, mit seinen Kunden direkt in Interaktion zu treten.

Heute ist unser Kunde in der Lage, seine Gäste direkt entsprechend des individuellen Bestell- und Besucherverhaltens anzusprechen, was zur Steigerung seines Umsatzes führt. Ich kann jetzt nicht zu tief in‘ s Detail gehen, aber die Gäste, die an dem Kundenbindungs-System teilnehmen, machen durchschnittlich 40% mehr Umsatz pro Kassenbon als der Rest der Gäste seiner Restaurants. Wichtig hierbei ist, dass unser Kunde die Datenhoheit hat und diese nicht abgibt. Es ist seine Reichweite, die er heute ganz einfach mit wenigen Clicks gezielt mit wenig Streuverlust bespielen kann und das, aufgrund der Cloud- und SaaS-Lösungen zu einem Bruchteil seines Marketing-Budgets.

Unser Kunde hat sich auf das Medien-Nutzerverhalten seiner Gäste eingestellt und erreicht seine Kunden über Smartphones und Tablet PCs. Das sind doch heutzutage die Medien, in denen wir uns über alle Generationen hinweg bewegen. Meine beiden Kinder (11 und 12) haben Ihre Smartphones von Ihrer Großmutter (Alter wird nicht verraten) erhalten und kommunizieren mit Ihr über Whatsapp…

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Wir nutzen für uns und unsere Start-Ups alle neuen SaaS-Lösungen, wie Drop-box, Skype, gotomeeting, etc. Alles, was das Miteinanderarbeiten papierlos und problemlos macht. Wenn es zeitlich nicht hinhaut, ist ein persönlicher Termin nicht mehr zwingend notwendig, sondern kann über eine Webkonferenz abgehalten werden.

Das Setup unserer Unternehmen ist digital, was zu einem virtuellen Arbeiten führt. Dennoch haben wir mitten in München unser Büro, da uns regelmäßige Präsenztermine wichtig sind – auch für unsere Kunden.

Unsere Portfolio-Unternehmen bieten alle eigene SaaS-Lösungen zur Digitalisierung an. Zuerst werden Adress-, und Einkaufsverhaltensdaten gesammelt und die Reichweite unserer Kunden am Point of Sale digitalisiert. Im 2. Schritt monetarisieren wir die digitalisierte Reichweite. Wie das funktioniert? Ganz einfach. Habe ich Adressdaten und kenne das Kundeneinkaufsverhalten, dann kann ich dem Endkunden über den digitalen mobilen Kanal Vorteile anbieten, die zu seinem Einkaufsverhalten passen. Im Klartext, liest ein Kunde ausschließlich nur Krimis, brauche ich ihm keine Werbung zu Benjamin Blümchen senden und umgekehrt…:)

Wir setzen mit unseren Technologien einen Instore-Coockie und machen nichts Anderes, wie die großen E-Commerce Plattformen, Amazon, Zalando & Co.

Wir unterstützen den stationären Handel, damit seine Marktanteile gegen solche Internet Riesen zu verteidigen, in dem wir Anreize über das Netz schaffen, um an den POS zurückzukehren.

Zusätzlich werden noch Vernetzungsmöglichkeiten angeboten, die dazu führen, dass die ersten Städte bereits in Netzwerken Lösungen anbieten, die Kaufkraft regional zu bündeln. Da machen vom städtischen Touristik-Verband über das Stadtmarketing und den Händlern der Stadt alle mit.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Digitalisierung sollte zur Optimierung von Ablaufprozessen und als Kommunikationsinstrument genutzt werden.

Eine zu starke Abhängigkeit von den digitalen Medien kann in der Privatsphäre zur persönlichen Isolation führen.

Oft werden auch Dienstleistungen angeboten, deren Auswirkungen sich die Nutzer nicht ganz klar sind. Im B2B Geschäft sollten sich die Business Kunden immer die Frage nach der Datenhoheit stellen und darauf achten, ob die datenschutzrechtlichen Regeln auch eingehalten werden.

Wir müssen hier sehr sorgfältig umgehen und Richtlinien und Kontrollen schaffen, die auch eingehalten werden müssen.

Smartphones und Tablet-PCs revolutionieren gerade unsere eigenen Verhaltensweisen. Wir werden viel schneller mit viel mehr Informationen 24 h 7 Tage die Woche überflutet. Ich hätte mir vor 20 Jahren nicht vorstellen können, dass alle Klassenkameraden meiner Kinder schon in der 5. Klasse mit solchen Hardware und Software Komponenten ausgerüstet sind. Die Herausforderung der Gesellschaft liegt nun darin, dafür zu sorgen, dass beim gemeinsamen Abendessen in der Familie die Geräte ausbleiben und das gilt nicht nur für die Geräte der Kinder… 🙂

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Chancen der mutigen Entrepreneurs in Deutschland oder Europa sind heute sehr viel geringer im Vergleich zu den USA, da die Investitions- und Risikobereitschaft in USA viel größer ist.

Gerade für Start-Up Unternehmen in der Frühphase ist es sehr schwer, Gelder von institutionellen VCs zu akquirieren, die sich heute fast nur noch auf Investments einlassen, bei denen der Proof of Concept bereits erbracht wurde. Es werden fast nur noch Wachstumsfinanzierungen mit mehreren Millionen für die internationale Expansion durchgeführt.

Auch das KAGB-Gesetz aus dem Juli 2013 hat dazu geführt, dass kleine Fonds aufgrund der Bafin-Regulierungs- und der Prospekt-Pflicht sich einfach nicht mehr lohnen…

Herausforderung für unseren Markt:

In unserem Markt herrscht oft in Großunternehmen mit einer großen IT-Abteilung ein gewisser Bereichs-Egoismus, alles selbst entwickeln zu müssen, um die Daseinsberechtigung zu wahren. Hier wird oft die Sicherheit als letztes Argument gebracht: „Wenn Sie das als CEO verantworten wollen, dann machen wir das auch über die Cloud, ich als EDV-Leiter habe Sie aber gewarnt…“

Hier sollten sich in Deutschland alle Reichsbedenkenträger mal die Entwicklungszahlen von Salesforce.com ansehen, die mit einem Cloud-CRM-System das Herzstück eines jeden Unternehmens (Kundendaten) über die Cloud zugänglich und verwaltbar machen und Großkonzerne aufgrund der Einsparungspotentiale nach und nach auf diese Lösung umsteigen.

Eine weitere Herausforderung für unseren Markt sehe ich darin, Fehler zu machen und über diese Fehler sprechen zu dürfen. Anstatt Fingerpointing sollten Fehler kommuniziert und mit allen diskutiert werden, damit diese sich nicht wiederholen. Das ist enorm wichtig gerade für junge Unternehmen.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir möchten für unsere Unternehmen das im Bereich Kundenbindung und Kundenkommunikation für den stationären Handel erreichen, was Salesforce bei CRM-Lösungen erreicht hat.

Wir möchten die Erfahrungen, die wir durch den E-Commerce gesammelt haben, auf die Offline-Welt übertragen. Wir müssen mittelständische und kleinere Unternehmen davon überzeugen, dass Ihre Chance in der Nutzung von Cloud-Lösungen liegt, die es nicht nur großen Playern im Markt ermöglicht, sich zu digitalisieren. Hier muss oft nur die Angst vor etwas Neuem genommen werden…

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Mich nervt es sehr, dass mir nach einer Online-Bestellung eines Broil-Masters, das ist ein Grill ähnlich wie der von dem Marktführer Weber, vor 3 Wochen, immer noch die gleichen Werbungen von ähnlichen Grillherstellern in die Werbebanner gespielt werden, anstatt mir komplementäre Produkte vorzuschlagen, an denen ich natürlich interessiert wäre…

Mich freut es immer wieder, von Produkt-Entwicklungen zu hören, die sich rein über das Internet über Social-Media-Kanäle verbreitet haben, ohne, dass eine entsprechende Werbeindustrie dahintersteckte. Hier gibt es viele Beispiele.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Privat? Mein Gewicht wieder auf unter 90 KG zu bekommen und mehr Zeit für meine Familie zu haben. Das wird schwierig …

Im Unternehmen? Auswirkungen von Fehlentscheidungen vor dem Treffen der  Entscheidung zu kennen und mehr Zeit zu haben, sich mit allen Mitarbeitern und Partnern austauschen zu können

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Gründerszene, HTGF, FAZ-Forum, ab jetzt auch Netzwirtschaft, aber auch Verbands-Nachrichten von Verbänden zu denen unsere Kunden gehören.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Kundenbindungs-Strategie bei Starbucks in den USA, da wir genau das Gleiche mit unseren Portfolio-Unternehmen mit dem entstandenen ECO-System hier in Europa anbieten…

Kundenbindung ist wahrscheinlich noch wichtiger als Neukundengewinnung – gerade im stationären Handel!

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Die Biographie über den Apple Gründer Steve Jobs

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Wir haben einmal im Monat eine kleine Zigarrenrunde mit unterschiedlichen Unternehmern aus den verschiedensten Bereichen. Hier tauschen wir uns ganz offen aus und sprechen über Probleme und Lösungsmöglichkeiten. Es kommt eigentlich nicht auf die Branche an. Es sind eigentlich immer und überall die gleichen Probleme, die auftauchen und es ist immer wieder interessant, wie diese Probleme auf unterschiedliche Weise gelöst werden können. Hier nimmt auch keiner ein Blatt vor den Mund und es bekommt jeder sein Fett ab, wenn er es verdient hat :)…

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

outlook, google search, wikipedia, google maps, mindmap, dropbox

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich würde gerne mal 1 Tag mit einem Politiker, wie Herrn Obama oder Frau Merkel verbringen. Das sind zwar keine Experten aus meinem Fachbereich, aber ich finde es faszinierend, wie die ihr Arbeitspensum schaffen. Ich würde gerne sehen, wer wem wie zuarbeitet und wie mit welchem tatsächlichem Aufwand das verbunden ist. Politik wäre aber das letzte Betätigungsfeld, was ich machen wollte…