Wer ist Volker Göttsche? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Gern. Ich bin Volker Göttsche, 49 Jahre alt und habe in Düsseldorf ein Büro für Medienberatung und Konzeption. Der Schwerpunkt der Projekte liegt im Digitalgeschäft (Relaunch, Strategie), im Corporate Publishing (Magazin-Konzeption, Redaktionsleitung) und im Marketing (Kampagnensteuerung). Als gelernter Bankkaufmann, studierter Theologe und ausgebildeter Redakteur kann ich mit Zahlen umgehen, mich aber auch für starke Inhalte begeistern. Nach Stationen im Nutzwert- und Wirtschaftsjournalismus unter anderem bei der Verlagsgruppe Handelsblatt war ich acht Jahre lang Chefredakteur und Leiter Corporate Publishing eines innovativen kirchlichen Medienunternehmens. Seit 2014 bin ich selbstständig.
(www.mpm-g.de)
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich kann mich in Aktivitäten versenken. Wenn ich Zeitung lese oder an etwas arbeite, bin ich voll konzentriert. Meine Familie stöhnt manchmal, weil ich dann nicht auf Ansprachen reagiere. Aber ist es ein sehr nützlicher „Spleen“, wenn es um mich herum hektisch und laut ist.
Was machst du genau? Und vor allem: Was machst du am besten?
Ich bin Dienstleister in Sachen Aufmerksamkeit, mache Verlage und Unternehmen mit ihren Marken und Medien im Wettbewerb um Aufmerksamkeit erfolgreicher. Ich weiß, worauf es dabei ankommt, denke strategisch mit, entwickle Konzepte, unterfüttere sie mit Zahlen und vertrete sie auch. Ich kann Prozesse aufsetzen und steuern, bringe die richtigen Leute zusammen – und halte die entscheidenden Leute auf dem Laufenden. Das mag banal klingen. Aber nur wenn das alles zusammenkommt, stellt sich Erfolg ein.
Verrätst Du uns ein „Best Practice“-Beispiel, wo du besonders erfolgreich warst?
Ein gerade abgeschlossenes Projekt drehte sich um die Verjüngung einer stark Print-geprägten Medienmarke durch die Ansprache neuer Zielgruppen und durch eine umfassende Digitalisierung. Marktforschung, Workshops mit Redaktion und Verlagsleitung, Produkt- und Prozessentwicklung– das alles war wichtig. Hinzu kam, dass ich veranlasst habe, dass die Internet-„Techniker“, die bis dahin immer erst am Ende von der Redaktion mitgeteilt bekamen, was sie umsetzen sollten, von Anfang an in die konzeptionelle Arbeit einbezogen wurden. Beide Seiten haben viel voneinander gelernt. Im gemeinsamen Prozess hat sich unter anderem eine Vorstellung davon entwickelt, wie die Redaktion künftig mit Themen umgehen will: Weg vom Denken in Print-Geschichten, hin zur kanalübergreifenden Entwicklung von Themen und zur multimedialen Umsetzung. Die Redaktion hat richtig Spaß entwickelt an einem neuen Tool für multimediales Storytelling. Und gelernt, dass starke Inhalte im Netz noch viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie über soziale Medien und Online-PR vermarktet werden.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, deinen Markt, deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Verlagsbranche:
Die digitale Transformation geht weiter. Verlage stehen unter Druck, nicht nur ihre Print-basierten Angebote zu stabilisieren, sondern parallel auch wirtschaftlich erfolgreiche digitale Angebote zu lancieren und eigene Stärken in diese Richtung weiterzuentwickeln –mit möglichst großen Synergien bei Inhalten und Prozessen. Mancher Verlag profitiert noch davon, dass er bei Print-Titeln in Altersgruppen über 65 Jahren Reichweite gewinnt und dadurch Abbrüche in jüngeren Altersgruppen auffangen kann. Aber das verschafft nur begrenzt Luft.
Herausforderung für die Unternehmenskommunikation:
Gleiches Thema – wenn auch insgesamt überschaubarer. Auch hier ist die Suchbewegung in vollem Gange, wie sich die eigenen Medien den sich verändernden Bedürfnissen der Zielgruppen anpassen. Agenturen arbeiten mit ihren Kunden daran. Auch hier geht es darum, die Entscheider in den Unternehmen mitzunehmen, die oft nicht so online-affin sind wie ihre Kommunikationsleute.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Am meisten nervt mich persönlich die große Zahl von Log-In-Passwörtern, die ich mir merken muss. Beruflich profitiere ich vom Netz über alle Maßen. Es fordert mich aber auch heraus: Wer jüngere Zielgruppen mit Medien erreichen will, muss ihre Nutzungsgewohnheiten kennen. Die verändern sich in manchen Altersgruppen rasant. Dranbleiben ist gefragt. Für mich ist „Lebenslanges Lernen“ keine Phrase.
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Das Doppelinterview „Alles Content oder was?“ in WuV 11-16 treibt die Debatte um Content Marketing weiter. Der Stellenwert von echten Geschichten mit echten Menschen für Unternehmenskommunikation und Marketing kommt ziemlich gut rüber. Auch dort geht es letztlich um Aufmerksamkeit – durch Authentizität und kluge Planung entlang der Customer Journey.
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Wer erfolgreich mit Inhalten arbeiten will – ob im Verlags- oder Unternehmensumfeld – braucht dazu heute Marketing- und kaufmännisches Wissen. Ich habe da viel von einem „Leadership“-Seminar an der Akademie für Publizistik in Hamburg über Kosten und Strategien profitiert.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Excel hat bei mir zu Word als meistgenutztem Office-Tool aufgeschlossen. Ansonsten halte ich viel von gesundem Menschenverstand.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich würde gern einem Bewegtbild-Koordinator in einem Verlag oder einer Agentur über die Schulter schauen. Videos werden online und mobile immer wichtiger. Sie gehören zur Umsetzung eines redaktionellen Themas heute ebenso dazu wie zum Instrumentarium von Kommunikation und Marketing.