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Interview mit Silvio Koch – menze+koch

Silvio Koch menze+kochWer ist Silvio Koch? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

menze+koch. Der Fokus meiner Arbeit liegt in der strategischen Kundenberatung, Konzeption, im Texten und im Projektmanagement. Außerdem gebe ich Marken in den sozialen Netzwerken ein Zuhause.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich liebe Wandern und alles, was mit Natur zu tun hat – Flucht aus der Großstadt, so oft es möglich ist. Zudem koche ich gern: für mich, meinen Freund und Gäste. Sieben Jahre als Maitré in der gehobenen Spitzengastronomie der Schweiz haben mich dahingehend sehr geprägt.

Elevator Pitch! Was m acht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Was nutzt einem Kommunikation, wenn man nicht verstanden wird? Nur eine gezielte Kommunikation und präzise Vorgehensweise schaffen Markenerlebnisse. Kurz gesagt: Wir entwickeln crossmediale Projekte, die zu unseren Kunden und ihren Marken passen, wir lösen Probleme und Aufgaben unserer Kunden mit Mut zu Neuem, einer zeitgemäßen Strategie und einer klaren Kreation. Aus vielen Elementen wird das große Ganze – ein durchdachtes und agiles Kommunikationskonzept.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Mit der Kampagne „Gute Besserung“ platzierten wir für ratiopharm ein innovatives Geschäftsmodell am Markt. Idee der sehr erfolgreichen Kampagne war es, seinen Lieben und Verwandten im Falle einer Erkältung mit einem „Gute Besserung“-Paket eine Freude zu machen. Wir konzipierten drei verschiedene Packages, die über eine ratiopharm gebrandete Plattform bezogen werden konnten. Eigens gestaltete Grußkarten, individualisierte Apotheken-Coupons, ein 30-sekündiger Werbespot im Apotheken-TV und der entsprechende Auftritt in den sozialen Medien – mit dieser crossmedialen und sehr emotionalen Kommunikationsstrategie entstand ein weiterer Absatzkanal, der neben zusätzlichem Umsatz vor allem viel Sympathie für das Generika-Unternehmen schuf. (genaue Zahlen dürfen wir leider nicht nennen)

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Ich überlege gerade, welcher Teil unserer Arbeit nicht digitalisiert ist…

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat / Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

>>> eine Antwort für beide Fragen, da sie inhaltlich sehr nah beieinander liegen

Vielleicht sollten sich Gesellschaft und Staat erst einmal richtig mit dem Thema beschäftigen, denn bis jetzt haben sie im „Neuland“ kläglich versagt. Ich sage nur Vorratsdatenspeicherung, NSA- und BND-Skandal etc. Das bremst ungemein aus, Wettbewerbsvorteile gehen verloren, andere Länder ziehen an uns vorbei. Über Bürokratie, die uns ständig behindert, will ich hier gar nicht erst reden. Es gibt so viele motivierte leidenschaftliche Menschen, die daran verzweifeln – diese unnötigen bürokratischen Hürden machen es Gründern und Investoren gleichermaßen schwer. Und da gibt es noch viel mehr, z.B. den IHK-Kammer- Zwang, die daraus resultierenden Zwangsbeiträge usw. – alles ungeeignete Rahmenbedingungen für Innovation in Deutschland, an denen dringend gearbeitet werden muss.

Herausforderung für unseren Markt:

Das Konsumverhalten der Menschen ändert sich immer schneller, mobile Devices sind längst nicht mehr auf der Überholspur, sondern haben TV, Radio und Zeitung bereits hinter sich gelassen. Trotzdem reicht es noch lange nicht, Etats einfach zur Onlinewerbung zu verschieben. Inzwischen haben fast 40% der User Adblocker, Werbemaßnahmen und Gelder verpuffen. Es ist heutzutage dringender denn je erforderlich, crossmedial aufzutreten und in allen Medien individualisierte Botschaften so zu verbreiten, dass sie für die verschiedenen Nutzer reizvoll und begehrenswert sind. Content Marketing – korrekt eingesetzt – ist der richtige Schlüssel.

Herausforderung für unsere Firma:

Leidenschaft ist genauso wichtig wie Zeitgeist – schließlich ist unsere Welt stetig in Bewegung und Kommunikation findet permanent statt. Das muss man einigen Kunden, die noch in Schubladen wie PR, Marketing und Vertrieb denken, klar machen. Wir wollen Menschen für etwas interessieren und keine Medaillen gewinnen. Allerdings sind wir auch nicht angetreten, um Zweiter zu werden.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Die Schnelligkeit der Informationen in einigen Medien, z.B. Twitter, finde ich faszinierend. Erschreckend finde ich, wie sich einige Rechtsextreme, PEGIDA- Anhänger etc. in sozialen Netzwerken wie Facebook auf abscheuliche Art und Weise äußern können, ohne dass von Seiten des Plattformbetreibers etwas passiert. Jedes Stück nackte Haut wird schneller entfernt als z.B. ein fremdenfeindlicher Kommentar. Ich will keine Zensur der Meinungsfreiheit, aber rechtskonformes Verhalten sollte schon jeder an den Tag legen. Es ärgert mich, dass da von Seiten unseres Staates nur schleppend vorgegangen wird. Facebook, Google & Co. dürfen sich einfach nicht alles erlauben.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Da fällt mir auf Anhieb nichts ein – aber ich suche immer noch nach dem perfekten Nudelsalat. Seit mehr als 10 Jahren.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

http://blog.menze-koch.de, hier beschäftige ich mich mit Werbung aus der ganzen Welt. Außerdem freut es mich zu sehen, dass sich so eine große Leserschaft für Werbung interessiert. Hätte ich mir 2009, als ich mit den Breaking News angefangen habe, nicht gedacht.

TheGuardianTechBlog

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Jürgen Schröcker sagt in seinem Artikel genau das, was wir auch als Firma bereits von Anfang an beherzigen:

http://www.horizont.net/marketing/kommentare/Marketing-Strategie-Gute-Werbung-faellt-nicht-vom-Himmel-136884

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Der Klassiker: Kribbeln im Kopf

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Der World Usability Day wartet immer mit reizvollen Themen und Referenten auf. 2012 ging es um digitales Bezahlen, ein Jahr später stand die Gesundheit im Mittelpunkt, 2015 beschäftigten wir uns mit Innovation. Bisher waren die Keynotes und Vorträge jedes Jahr aufschlussreich und sehr interessant, aus den begleitenden Workshops kann man eine Menge mitnehmen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Keynote, Pages und Numbers – mehr brauche ich nicht, um gut zu arbeiten

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Dazu wäre eine Zeitreise nötig, denn Howard Luck Gossage und  David Ogilvy, beide große Werbefachmänner und außergewöhnliche Texter, sind leider schon tot.

„Any fool can write a bad advertisement, but it takes a genius to keep his hands off a good one.“