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Interview mit Sandro Fiorilli – Abo Press

Sandro Fiorilli Abo PressWer ist Sandro Fiorilli? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Abo Press als CEO beschäftigt.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Seit drei Jahren habe ich eigentlich hauptsächlich einen Spleen, meine kleine Tochter. 🙂

Ein weiterer eher kleinerer Spleen von mir sind mittlerweile Wissenschaftsdokumentationen, vor allen Dingen alles rund um die Astronomie.

Ansonsten arbeite ich seit einiger Zeit an der Idee „deutsches“ Olivenöl zu produzieren. Details hierzu verrate ich aber (noch) nicht.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Abo Press hat als Schwesterunternehmen deutschen Presse-Union aus Neckarsulm eine lange Historie in der Welt der Presse (seit 1959). Unser Geschäft fußte bisher auf zwei Geschäftsbereichen:

Dienstleistungen in Form von Versand, IT, Fulfillment, Customer Service und Abonnentenverwaltung für derzeit über 100 Verlage in Frankreich und Belgien.

Eigener Abonnementvertrieb, wo wir analog Presse-Union in Deutschland, über die Jahre einen beachtlichen eigenen Bestand aufbauen konnten.

Seit 2013 haben wir uns aber stetig gewandelt. Wir haben zwei neue Geschäftsbereiche aufgebaut und die tradierten Bereiche konsequent modernisiert und um neue Leistungen erweitert.

Heute sehen wir uns als Kundenversteher und Technikexperten. Auf Basis unserer CRM Kompetenz und unserer modernen technischen Plattform ermöglichen wir es skalierbare Ecommerce-Modelle anzudocken und zu entwickeln. Unabhängig davon, ob es sich hierbei um unsere eigenen Produktentwicklungen oder externe Partner wie Verlage und eCommerce Unternehmen handelt. Ecommerce, CRM und Fulfillment sind Dienstleistungen, die wir mittlerweile branchen- und länderübergreifend anbieten. Dh. Wir verstehen uns als europäisches Unternehmen und adressieren mittlerweile unsere Themen auch nach Deutschland, Österreich, Schweiz oder die BeNeLux. Unsere Expertise und Technik bieten wir auch gerne jungen Unternehmen an, oft in Form von „service for equity“.

Unser Fokus liegt aber zukünftig auch stark auf der Entwicklung und dem Ausbau eigener Produktwelten.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Ich könnte hier eine Reihe toller Beispiele aufzählen:

Wir haben innerhalb von 2 Jahren unsere gesamte IT auf eine neue Technologie migriert. Wir und unsere Kunden profitieren von einer kompletten CRM Suite, inkl. ERP, integriertem Webshop, einem BI Portal und einer integrierten Email-Versand-Plattform.

www.canem-expert.com) haben wir ein für uns neuartiges, branchenfremdes Projekt gestartet. Grob gesagt handelt es sich hierbei um ein Abonnement für Hundefutter, dass aber hauptsächlich über eine komplexe eCommerce-Plattform generiert wird. Wir sind derzeit selbst vom positiv vom Erfolg überrascht und werden damit in Kürze auch in Deutschland starten.

www.wiplii.com) haben wir ein reines Mitarbeiter-Projekt realisiert. Es handelt sich hierbei um eine eCommerce-Plattform für edukative Spielwaren aus Karton, passendem Zubehör und zukünftig weiteren Produkten edukativer Natur. Hier sind wir bereits in Deutschland präsent und freuen uns täglich über neue Kunden.

Erfolgsfaktoren waren zunächst schlichtweg die Mitarbeiter und deren Kompetenzen.

Wir haben Ende 2013 eine Vision für Abo Press formuliert und daraus gezielte Profile entwickelt, in die wir entweder bestehende Mitarbeiter entwickelt haben oder entsprechend neue Mitarbeiter rekrutiert haben. Personell haben wir gezielt in den Bereichen IT, Digitalmarketing und Projektmanagement aufgebaut.

Zusätzlich haben wir ein dauerhaftes Innovationsmanagement und Trendscouting installiert, dh. wir beschäftigen uns mit Märkten, internationalen Trends z.B. aus den USA, bewerten diese und prüfen dann die Machbarkeit auf Basis unserer Kompetenzen und Mittel.

Grundsätzlich hilft uns bei allen Themen die Dynamik und die kurzen Entscheidungswege eines Familienunternehmens.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Digitalisierung hat bei uns in allen Bereich Einzug gehalten. Durch interne Vorträge, externe Fortbildungen und og. Innovationsmanagement versuchen wir den Wissenstand bei allen Mitarbeitern auszubauen. Selbst in unseren klassischen Geschäftsbereichen müssen wir den Einfluss der Digitalisierung auf Prozesse und Kundenverhalten verstehen. Für Verlage heißt das nicht unbedingt, dass die Zeitschrift als ePaper zur Verfügung stehen muss. Es heißt vielmehr, dass der Kunde andere Kanäle zur Nutzung und zum Kauf von Inhalten nutzt. Aufgrund der Erlösverschiebungen in Print müssen Verlage zudem eCommerce und digitale CRM Strategien entwickeln. Ohne gelebte Digitalisierung könnten wir uns Kunden nicht oder nicht mehr richtig beraten. Das Gleiche gilt für unseren Abonnementvertrieb. Kunden abonnieren immer noch gerne Zeitschriften, aber eben auch über eCommerce Shops und evtl. in anderen Nutzungspaketen.

Bei uns hieß das zum Beispiel:

www.offres-kiosques.com).

Unsere neuen Produkte entwickeln wir konsequent nur noch auf digitalen Vertriebswegen, die dann zwar gezielt um weitere Kanäle wie Print und Telefonie erweitert werden.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Gerade in Mitteleuropa müssen wir uns offener und dynamischer dem technischen und digitalen Fortschritt stellen. Wir können derzeit noch nicht einmal ansatzweise die Auswirkungen auf viele gesellschaftliche Bereiche wie z.B. die Arbeitswelt von morgen absehen. In meinen Augen liegt damit die größte Herausforderung darin unser gesamtes Bildungssystem zu überdenken und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Das bedeutet aber nicht nur, neue Fächer und Lernstrukturen einzuführen, sondern vielmehr auch Kindern und Jugendlichen das nötige Selbstbewusstsein und eine professionelle analoge Distanz im Umgang mit diesen neuen digitalen Infrastrukturen vermitteln.

Unsere Netzwirtschaft betreffend, muss der Staat gemeinsam mit der EU schlichtweg für ein faires gleichberechtigtes Spielfeld sorgen. Wir sollten uns zunächst in Europa auf Standards einigen und diese auch gegenüber den großen amerikanischen Unternehmen durchsetzen. Damit hätten wir zumindest einen gleichberechtigten Ausgangspunkt. Wenn auch ich glaube, dass der Abstand zu den USA weniger durch rechtliche Barrieren als vielmehr durch den homogenisierten Markt und eine risikofreudigere Unternehmenskultur bedingt ist. Europa bleibt ein zu heterogener Markt mit immer noch unendlich vielen rechtlichen und soziokulturellen Grenzen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Ich bin da mittlerweile eigentlich ganz zuversichtlich. Gerade Deutschland hat hier viel geleistet in den letzten Jahren und eine ordentliche Agenda für die nächsten Jahre auf die Beine gestellt. Obgleich ich noch den eigentliche Schwerpunkt in der Bildungspolitik vermisse. Was uns schlichtweg fehlt, sind risikobereite Kapitalgeber und Geduld, um Gründern langfristige Wachstumsstorys zu ermöglichen. Facebook und Amazon sind gute Beispiele für geduldige und risikofreudige Investoren, die an langfristige Ziele glaubten und heute belohnt werden. Kapital treibt Innovation und animiert Gründer zur Verwirklichung Ihrer Ideen.

Herausforderung für unseren Markt:

Wie oben bereits erwähnt, brauchen wir faire Spielregeln, die für alle Marktteilnehmer gelten. Für den französischen Markt hoffe ich noch auf wirtschaftliche und steuerliche Reformen, die es Unternehmern ermöglichen dynamischer zu agieren. Zudem hoffe ich auf eine weitere Erholung der französischen Wirtschaft, die die Konsumfreude der Franzosen wieder richtig ankurbelt.

Herausforderung für unsere Firma:

Unsere Herausforderung sind der Standort und damit verbunden die Attraktivität für neue Mitarbeiter. Nur so können wir dauerhaft unseren Innovationsdruck halten. Aber auch hier machen wir Fortschritte z.B. durch aktive Vernetzung mit Universitäten und eigener dualer Ausbildungen.

Insgesamt konkurrieren wir aber in Strasbourg national mit der unglaublichen Sogwirkung von Paris und international mit London, Berlin und in unmittelbarer Nähe auch mit Karlsruhe. Aber ich möchte mich nicht beschweren. Strasbourg ist eine unglaublich lebenswerte Stadt mit hervorragenden Universitäten.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

editionF aus Berlin.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Das verrate ich an der Stelle nicht 🙂 Dazu bin ich zu sehr Unternehmer und versuche dieses Problem dann doch selbst zu lösen..

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

exciting commerce (blog) von Jochen Krisch und die dazugehörigen exchanges-Podcasts – Alles kompakt zum Thema eCommerce/Handel inkl. einem wöchentlichen Podcast zu aktuellen Themen und Trends! Der Podcast verkürzt mir regelmäßig lange Autofahrten!

Gründerszene –   Schneller Überblick zur deutschen Start-Up-Szene mit teilweise guten Insights.

Business Punk – Für mich das Fachmagazin für digitale Entrepreneurs und die, die es werden wollen. Eine großartige Zeitschrift, auf die ich mich regelmäßig freue. Tolle Porträts und inspirierende Berichte. Zudem ein richtig gut gemachtes Heft!

Frenchweb.fr – Derzeit das beste Portal, um sich zu digitalen Themen und Unternehmen in Frankreich zu informieren1

Meedia – Mein morgendlicher Routinecheck zur Medienwelt. Turi2 ist sicherlich der aktuellste und am besten vernetzte Mediendienst. Meedia liefert oft auch interessante Hintergründe und blickt gezielt auch auf die großen digitalen Player wie Apple, facebook und google.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

kein Artikel, aber eine durchaus interessante Übersicht zum Thema disruptive Trends:

http://de.slideshare.net/briansolis/26-disruptive-technology-trends-2016-2018-56796196/49-Live_streaming_video_continues_tobring

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

From Zero to One von Peter Thiel – Ideal um den tatsächlichen Unterschied zwischen amerikanischer und europäischer Unternehmenskultur zu verstehen. Innovation sollte das Leitmotiv eines Unternehmers sein.

Elon Musk von Ashlee Vance  – Querdenken, disrumpieren und innovieren. Mich persönlich hat dieses Buch inspiriert.

Mr. Amazon von Richard Brandt – Amazon und sein Commerce-Ökosystem sind immer noch die Referenz im Online Handel. Jeff Bezos hat konsequent Technik und Kundenorientierung mit einer globalen Vision verknüpft und scheut kein Risiko um weiter Vorreiter und Innovator zu bleiben. Wow, einen besseren Benchmark gibt es für mich in meiner Branche nicht.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

K5 im Allgemeinen zum Thema eCommerce und Handel

DLD (Burda) – Ich fand es bei meinen Besuchen der Veranstaltung spannend, den Impact des digitalen Wandels auf unseren Alltag aus verschiedenen gesellschaftlichen Perspektiven bewertet zu sehen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Neben meinem Bauchgefühl und meinem Notizblock sind das

Wunderlist

Outlook

Asana und Jira

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich denke Elon Musk. Grundsätzlich bewundere ich seinen unternehmerischen Wagemut und seine tatsächlich disruptive Herangehensweise zur Lösung allgemeiner Bedürfnisse wie Transport, Energie oder Payment.

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