interview

Interview mit Ralf Siebler – Siebler kreativ

Ralf Siebler Siebler kreativWer ist Ralf Siebler? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Siebler kreativ ist ein universeller Medienservice für Unternehmen, Verlage und Agenturen. Wir hören genau zu, entwickeln ein Konzept und können dann allein arbeiten – und das für viele erstaunlich schnell!

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Kaffee Giesing. Als Frontmann bin ich für die Arrangements zuständig und schreibe auch selbst Songs für die Band. Liest hier zufällig ein Produzent mit? Nein, nicht Du, Dieter!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Eine Pressemeldung zum neuen Produkt. Ein Whitepaper zur Pressemeldung. Ein Fachartikel zum Whitepaper. Eine Aufmachergrafik zum Fachartikel. Eine Internet-Seite zur neuen Firma. Ein Newsletter für die Internet-Seite. Eine Firmenzeitschrift zum Newsletter. Ein Blogger-Meeting zur Firmenzeitschrift.

Kommunikation ist heute so vielschichtig wie die Informationslandschaft selbst. Wir manchen nicht nur irgendwas mit SEO und Social Media, sondern sinnvolle Kommunikationskonzepte, die in das Budget des Kunden passen. Dazu gehört klassisches Print ebenso wie Content Marketing auf facebook. Wir sind auch ein gefragter Zulieferer und Kooperationspartner für Agenturen. Merke: Gute Texter sind rar!

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Wir haben schon seit langem komplett auf papierlose Workflows umgestellt. Heutzutage müssen ja Texte und Layouts sehr schnell und über weite Strecken abgestimmt werden, da muss alles per Mail oder Cloud transportabel sein – einschließlich der Rechnungen, die inzwischen alle als PDF ‘rausgehen. Der Drucker ist nur noch in Betrieb, wenn ich Noten für die Band brauche. Der einzige Papier-Großverbraucher ist bei uns … naja Du weißt schon!

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die größte Herausforderung ist die Bezahl- oder wohl besser: die Nicht-Bezahl-Kultur. Wollen wir in Zukunft wirklich nur noch Texte lesen, die ein Praktikant auf einer Content-Plattform von einem Harz-IV-Aufstocker gekauft hat – für vier bis ein Cent pro Wort? Interessiert uns wirklich die Nabelschau einer Food-Bloggerin, die auf Bento.de von ihrer herannahenden Winterdepression lamentiert? Gibt es auch in Zukunft noch Hands-on-Artikel ohne Thermomix?

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Auch hier geht es wohl ums Bezahlen. Fachkräfte kosten Geld – das gilt besonders für gute Texter und Journalisten. Eine gute Reportage, einen guten Kommentar oder eine unabhängige Marktübersicht gibt es halt nicht für vier Cent pro Wort. Klar ist doch: If you pay peanuts you will get monkeys. Die Frage ist nur: Wollen wir uns von denen unser Realitätsbild vorgeben lassen.

Herausforderung für unseren Markt:

Schon wieder dasselbe Problem. Alle wollen PR-Coverage auf renommierten, journalistischen und unabhängigen Medien – aber die wird es nur weiter geben, wenn die Leser für Inhalte und die Kunden für Anzeigen bezahlen. Information muss in der Hand von Profis bleiben – dazu müssen wir alle beitragen.

Herausforderung für unsere Firma:

„Also da muss mehr Pepp ‘rein! Wir machen jetzt mal was mit Social Media. Schreiben Sie doch, bitteschön, einen SEO-Text über Klima- und Kältetechnik und verwenden Sie dabei achtkommafünf Mal die Begriffe: Wärmewellenheizgerät, Kaminofen und  Phenylbrenztraubensäure-Schwachsinn!“

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten gefreut hat mich, dass ich mich über praktisch jedes Thema in kurzer Zeit schlau machen und dann einen Text aus dem Ärmel schütteln kann. Als ich weiland beim Franzis‘ Verlag angefangen habe, hat so eine Recherche noch Wochen gedauert.

Am meisten geärgert hat mich die Aufweichung der Netzneutralität. Spätestens wenn der Thermomix auf der digitalen Überholspur an den Nachrichten vorbeizieht, wird es Zeit für einen Aufstand!

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Mein Tag beginnt mit Eckart, meinem Smartphone, und Spiegel online –ganz einfach weil ich dort oft noch professionellen Journalismus finde. Manchmal ist auch ein wenig focus dabei, aber in erster Linie als mahnendes Beispiel, wohin die Verramschung des Metiers führen kann. Kennt übrigens jemand einen guten Add Blocker gegen den Dicken mit dem Hawaii-Hemd von Check24, der mir jedes Mal vor einem Video die Ohren volljault?

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Da kommt es nicht auf einzelne Artikel an. Die Summe an persönlich ausgewählter Information, eingeordnet und verarbeitet im dem ganz persönlichen Verstand, das macht für mich eine zeitgemäße Allgemeinbildung aus.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

facebook, mit der ich das Buch promotet habe.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Business Club Bavaria. Hier lernt man sich ganz old fashioned kennen – offline und persönlich. Ein vertrauenswürdiges Netzwerk aus 25 Partnern ist mindestens so viel wert wie die Sammlung von 999+ XING Kontakten. „Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht“, heißt deren Slogan – und da ist schon was Wahres dran.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit (außer dem Kopf 😉

Schwierig. Beim Liedermachen ist das natürlich das Rhymezone.com, das englische Reimlexikon. Den elektronischen Kreativ-Text- oder PR-Strategie-Generator gibt es zum Glück ja noch nicht. Unverzichtbar im grafischen Bereich: Adobes Creative Suite – aber bloß nicht die unsägliche Cloud-Version. Die macht wirklich nur den Hersteller glücklich.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?

Wenn’s wirklich nur für einen Tag ist: mit Friedel Porscha, dem Artdirector, mit dem ich eine annähernd 10-jährige Berufsehe geführt habe. Der ist inzwischen dort, wo ich in zehn, fünfzehn Jahren hin will: im Ruhestand und oft auf der Bühne mit einer gescheiten Band. Irgendwie fehlt er mir dann aber doch – manchmal: ein ausgesprochen schwieriger Charakter, aber ein genialer Autodidakt – am E-Bass ebenso wie in puncto Layout und Typographie. Von niemandem habe ich so viel über Gestaltungsprinzipien gelernt wie von ihm. Und wenn ich mir die Print- und Online-Versuche so mancher ästhetischer Grobmotoriker anschaue, möchte ich ausrufen: Herr schmeiß‘ neue Porschas vom Himmel!