Wer ist Philipp Rodewald? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Webbosaurus GmbH. Die Webbosaurus GmbH war 2009 einer der ersten Anbieter für Social Media Monitoring und zählt heute zu den führenden Dienstleistern im Bereich der digitalen Medienbeobachtung.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich bin passionierter Läufer, als solcher blogge ich natürlich auch. Einmal im Jahr treffe ich mich auch mit anderen Laufbloggern zum Austausch und gemeinsamen Lauf im Harzgebirge. Die gemeinsamen Runden im Harz mit 25km und einigen hundert Höhenmetern bringen mich deutlich an meine Grenzen. Aber klein beigeben geht bei einem Lauf unter Freunden leider nicht.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Unsere Superpower heißt Abdeckung und Datenqualität. Wir beobachten täglich über 2 Milliarden Beiträge im Social Web und das aus mehr als über 130 Millionen Quellen weltweit. Hierfür setzen wir auf eine eigens entwickelte Software, welche die relevanten Online Aktivitäten identifiziert. Unser Team besteht aus Analysten, welche die Daten qualifiziert und manuell aufbereiten. Die Ergebnisse liefern wir dann in unserem einfach zu bedienenden Online-Tool aus oder in spezifischen Analysen, zugeschnitten auf die individuellen Anforderungen unserer Kunden. Darüber hinaus speichern wir sämtliche Daten nur auf deutschen Servern, um ein Höchstmaß an Sicherheit und Datenschutz sicherzustellen.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Im Auftrag eines internationalen Marktforschungsunternehmens haben wir für einen der weltweit größten Hersteller von Konsumgütern geprüft, inwiefern Nutzerinnen im Social Web über das Thema Online-Shopping im Bereich Kosmetik sprechen. Vor dem Hintergrund, dass viele Start-Ups und auch E-Commerce-Riesen wie Amazon und eBay Kosmetik online verkaufen, sollte geprüft werden, ob ein eigener Markenshop sinnvoll ist und welche Probleme die Nutzer_Innen derzeit beim Online-Shopping haben.
Essentiell hierbei war es, die wirklich relevanten Konversationen aufzuspüren. Dazu haben wir in einem Prozess unsere Suche sukzessiv verfeinert, das heißt bspw. irrelevante Beiträge durch Ausschlussverfahren mit bestimmter Wortphrasen zu eliminieren und komplexe Suchanfragen zu konzipieren. Anschließend wurden sämtliche Datensätze von unserem Analystenteam geprüft und kategorisiert, z.B. mit Zuordnung eines Themas (Service, Orderprozess etc.), sowie die Tonalität bestimmt (positiv, neutral, negativ).
Dabei konnten wir unter anderem feststellen, dass vor allem der Bestellprozess und der Preis der von Produkten häufig negativ von den Kundinnen wahrgenommen wird, wohingegen die Themen Sales und Produktverfügbarkeit immer wieder positiv beim Online-Shopping erwähnt werden. Als Ergebnis wurden konkrete Handlungsempfehlungen zusammengetragen und eine interne Projektgruppe gebildet, die die Entwicklung eines konzerneigenen Markenshops fortan betreut und konzipiert.
Dieses Projekt konnten wir nur erfolgreich absolvieren, da wir durch ständiges Optimieren der Suchprofile alle relevanten Daten finden konnten. Zudem ist es essentiell, dass wir Beiträge auch auf Aussagenebene beobachten und bewerten. Dies ist mit einer automatisierten Auswertung nicht händelbar gewesen.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Unser Land steckt noch in den Kinderschuhen, was die Digitalisierung betrifft. Es müssen Gesetze geschaffen werden, die ein neutrales Netz ermöglichen und auch das Thema Datenschutz muss deutlich ernster wahrgenommen werden. Es kann nicht sein, dass der Einfluss amerikanischer Firmen solch immense Ausmaße angenommen hat und Datenschutzbeauftrage hingegen keinerlei Macht haben. Durch überholte Restriktionen und Gesetzestexte, sowie unnötige Bürokratie nimmt sich der Staat selbst den Wind aus den Segeln. Wir dürfen den Anschluss an andere Länder nicht verlieren und müssen aufpassen, dass wir unseren wirtschaftlichen Vorteil behalten.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Ich denke die Ausbildung für den Nachwuchs im Bereich der Netzwirtschaft wird zwar auf der einen Seite immer besser. Andererseits sehe ich die Kernherausforderung darin, dass auch Praxiserfahrungen bereits während der Ausbildung oder dem Studium mehr gefördert werden. Immer wieder haben wir Bewerber mit einem Top-Abschluss, aber keinerlei relevanter Praxiserfahrung, was natürlich unvorteilhaft für beide Seiten ist. Zudem habe ich kein Verständnis für Personen, die immer disruptive Geschäftsideen entwickeln wollen, auf der anderen Seite dann aber gegen jeden Monopolisten oder auch Kollektivmonopole wettern. Im Netz ist ein Monopol gesellschaftlich akzeptiert, sonst aber nicht. Hier brauchen wir auch ein Umdenken, damit einige einzelne Firmen nicht zu viel Macht bekommen.
Herausforderung für unseren Markt:
Der Markt der Medienbeobachtung befindet sich nach wie vor in der Konsolidierung. Verschiedene Mitbewerber haben sich in der Vergangenheit zusammengeschlossen und nur noch wenige neue Anbieter treten in den Markt ein. Die Herausforderung sehe ich künftig darin, seine Marktnische zu sichern und die entsprechenden Dienstleistungen den Kundenbedürfnissen weiter anzupassen. Andererseits wird es künftig darum gehen, Daten aus dem Bereich Social Media mit den Daten aus anderen Unternehmensbereichen anzureichern und umgekehrt, Muster zu erkennen und Erkenntnisse zu gewinnen – Stichwort: Big Data / Social Media Intelligence.
Herausforderung für unsere Firma:
Wir werden weiterhin die Auswertung durch unser Analysten-Team fokussieren, denn auch in Zukunft werden die Technologien sicherlich besser, jedoch weiterhin nur unzureichend Ironie oder komplexe Textzusammenhänge erkennen. Unser Ziel bleibt es, unseren Kunden hochwertige Daten zu liefern, mit denen Sie sofort arbeiten können. Zudem sehen wir in der Verknüpfung von Daten aus der klassischen Marktforschung mit den uns vorliegenden Ergebnissen aus dem Social Media Monitoring ein spannendes Anwendungsgebiet. Wichtig ist für uns vor allem, dass wir alle relevanten Plattformen im Blick haben und immer schauen, dass die Abdeckung für unsere Kunden gewährleistet ist.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Was mich heute immer noch am meisten ärgert, ist der Kundenservice von einigen Firmen. Aus meiner Sicht kann es nicht sein, dass ich auf eine Antwort per E-Mail über 10 Tage warten muss. Wenn man sich jedoch öffentlich auf Facebook zu einem Problem äußert, antwortet das Social Media Team binnen 10 Minuten. Hier wird Service auf zwei verschiedenen Ebenen gelebt und das ist fernab von dem, wie man als Kunde behandelt werden möchte.
Was mich am meisten freut, ist die Einfachheit der Kommunikation. Selbst mein Großvater mit 88 Jahren ist in der Lage E-Mails zu schreiben und Fotos digital zu bearbeiten. Wir können somit in der heutigen Zeit zwischen verschiedenen Altersstrukturen und auch geografisch getrennten Leuten deutlich einfacher in Kontakt bleiben. Das ist aus meiner Sicht das Beste, was durch das Internet entstehen konnte.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Persönlich würde ich mir ein Start-Up wünschen, welches mir eine Übersicht über meine Nutzeraccounts in Online-Shops, Seiten, Portalen etc. zur Verfügung stellt und mir einen Überblick gibt, welche Informationen ich wo geteilt habe. Wer viel im Netz unterwegs ist, registriert sich oft bei neuen Services oder kauft bei verschiedenen Online-Shops. Da verliert man leider viel zu schnell den Überblick.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
http://www.forschungsweb.com/blog/ – auch wenn der Blog aus meiner Sicht nicht komplett unabhängig ist.
Ich finde es jedoch wichtiger, dass man über den Tellerrand hinausschaut und versucht zu verstehen, wie Netzwerke entstehen und wie Viralität funktioniert. Hierfür ist die wichtigste Quelle für mich reddit. Dort kann man wunderbar nachvollziehen, wie Trends / Memes im Internet entstehen. Und wenn wir diese Mechanismen besser verstehen, dann können wir auch für unsere Kunden bessere Ergebnisse erzielen.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
https://www.youtube.com/watch?v=m-2aPPyc9P0
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Zu empfehlen ist „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ von Dan Ariely, seines Zeichens Professor für Psychologie und Verhaltensökonomik an der Duke University. Die verschiedenen Fallbeispiele helfen, Handlungsvorgänge besser zu verstehen.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Bisher wurde ich von Veranstaltungen im Bereich Social Media häufig enttäuscht, bin aber auch zugegebenermaßen sehr selten auf welchen. Früher fand ich die Social Media Week Berlin ganz nett, heute leider nicht mehr.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Das hilfreichste Tool im täglichen Arbeitsablauf ist für mich der Kalender, welchen ich als To-Do-Liste sowie Kalender gleichzeitig verwende.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich würde mich eigentlich am liebsten mit Dirk Nowitzki unterhalten. Kein europäischer Sportler hat den Basketball so extrem beeinflusst und das alles nur durch fokussierte und extremste Arbeitseinstellung. Ich glaube, dass man hierbei am meisten lernt.