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Interview mit Peter Blenninger – Trurnit Gruppe

Peter Blenninger Trurnit GruppeWer ist Peter Blenninger? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin 46 Jahre alt. Ich habe Informatik und Kommunikations-wissenschaften studiert. In den 90er Jahren habe ich für Verlage gearbeitet und zwei Software-Firmen gegründet, die mit der .com-Bubble in Rauch aufgegangen sind. Die letzten 13 Jahre war ich IT- und Entwicklungs-Leiter einer Investmentbank. Seit Mai diesen Jahres bin ich IT- und Digitalchef der Trurnit Gruppe, die diese Themen damit in der Geschäftsleitung verankert hat.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich habe gar keine Spleens ;-). Manchmal bin ich meiner Zeit etwas voraus. Das erwartet man ja von einem CDO. Privat sind mir Campingplätze näher als Hotels. Mit Frau, zwei Kindern und zwei Hunden passt man da auch besser hin.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: Was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Auf unserem Superhelden-Anzug steht ein großes „K“ für Kommunikation. Wir sind Kommunikationsprofis. Wir entwerfen Strategien, sind Beziehungsmanager, kümmern uns um Public Relations, Marketing und sind einer der Top Corporate Publisher Deutschlands.

Die Geschäftsfelder der Trurnit Gruppe sind in den Säulen Medien, Beratung und Agentur organisiert. Wir sind echt Old Economy –  uns gibt es seit über 50 Jahren und seit Ende der 90er auch digital.

Die Superpower der Trurnit Gruppe stecken wir oft  in Energie- und Gesundheitsthemen. Heute sind die zentralen Herausforderungen unserer  Kunden Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle und damit verbunden das Schaffen von Akzeptanz, Wirtschaftskraft und Zukunft der Arbeit im lokalen Raum. Deshalb arbeiten wir besonders gern mit Kunden zusammen, deren Credo ist: „Wir heben die Lebensqualität vor Ort“. Dabei unterstützen wir sie persönlich, analog und digital.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

http://www.pfalzwerke.de/unternehmen/10062.php

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Intern bedeutet Digitalisierung, dass wir extrem viel Software einsetzten, um unsere Abläufe optimal zu unterstützen. Für die Digitalisierung ist Software der kritische Erfolgsfaktor.

Wir wollen automatisieren, bis der Arzt kommt. Oder frei nach Larry Wall: Wenn Du etwas zweimal machen musst, schreib ein Programm. Es gibt nichts, das noch so läuft wie vor zehn Jahren.

Unsere Revenues erzielen wir noch größtenteils durch individuelle Services. Skalierbare Produkte, gerne auch individualisiert.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft bzw. den Staat:

Unsere größte Herausforderung ist der demografische Wandel: Die zunehmende Verstädterung. München, die Stadt in der ich wohne, rechnet mit 20.000 zusätzlichen  Bürgern pro Jahr. Zusätzlich mit 10.000 Flüchtlingen p.a.. Und kein Ende in Sicht. Im Gegensatz dazu gibt es kleine Städte und Gemeinden, in denen die Bevölkerung Jahr um Jahr schwindet. Oder Regionen am Rande der EU, die zu „failed states“ mit kriminellen Strukturen werden, sodass noch mehr fliehen müssen und unsere Metropolen noch größer werden. Mazedonien sei als aktuelles Beispiel hier genannt.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Erstens: Internet und „always on“ funktioniert nicht. Nicht überall. Breitband und UMTS in ländlichen Regionen ist immer noch nicht vorhanden. Wer mir nicht glaubt: OpenSignal auf dem Handy installieren und selber testen. Sobald ich die Grenze überschreite, hangle ich mich von HotSpot zu HotSpot weil Roaming – privat – viel zu teuer ist. Eigentlich ein Unding. Mir fehlt das Netz sofort.

Zweitens: Grundkenntnisse in Algorithmen, Programmierung und beispielsweise Abfragesprachen (SQL) gehören zur Allgemeinbildung. Egal welche Ausbildung jemand absolviert oder absolviert hat, solche Kenntnisse helfen enorm.

Herausforderung für unseren Markt:

Der „Markt“ und damit die Bedürfnisse unserer Kunden ändern sich ständig und zunehmend immer schneller. Deren aktuelle Investitionszyklen passen nicht zu den aktuellen Technologiezyklen. Das schafft kulturelle und ökonomische Spannungen sondergleichen.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir müssen die kleinen Signale hören und immer besser verstehen, wie wir unsere Produkte und Services anpassen müssen, damit sie für den Kunden wertig bleiben. Das können wir nur zusammen mit Spezialisten erreichen. Wir entwickeln uns deshalb zunehmend zu einem Netzwerk und die Grenzen zwischen Kunde und Dienstleister werden durchlässig. Trurnit wird zu True-Net.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Mich ärgern Zensurversuche jeglicher Art, der digitale Mob, Trolle und dass eine zunehmende Zahl von Social Media Aktivisten ihre gute Kinderstube vergessen oder vielleicht auch nie gehabt haben.

Mich freut, dass Kommunikation nun keine Einbahnstraße ist, dass Offenheit und Transparenz Einzug halten. OpenSource, OpenHardware, OpenData.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Da fällt mir jetzt spontan nichts ein. Ich habe eher den Eindruck, es gibt mehr Lösungen als ich bisher Probleme identifiziert habe ;-).

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

google.de (ja, ich nutze google!)

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

http://www.gutjahr.biz/#!2015/05/medien-apokalypse/

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Nassim Nicholas Taleb: Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse, (Originaltitel: The Black Swan, übersetzt von von Ingrid Proß-Gill). Hannser, München 2008

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

predictiveanalyticsworld.de

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Mein Hirn.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Stefan Eckart von unserer Tochter Eckart & Partner. Das ist ein extrem schlauer Kopf und kennt den Markt und die Bedürfnisse wie kein zweiter. Leider wissen das auch unsere Kunden und er ist dauernd gebucht.  Na ja, vielleicht klappt es, wenn er in Urlaub geht.