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Interview mit Michael Heine – companion.de

Michael_HeineWer ist Michael Heine? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Ostwestfale seit 1964, Berliner seit 1986. Frei improvisiertes Diplom über Marshall McLuhan. Viel zu komplizierter Werbetexter. Dafür, immerhin, Netzveteran seit 1995. Seitdem dauernd was mit Marketing und Medien. Familienunternehmer und Genussmensch. 3 Firmen, 3 Fahrräder, 5 Kinder, eine Liebste.

Mein Geheimnis? Diese unglaublichen magischen Momente – eine Begegnung, eine ganze Stunde oder Tag, wenn sich mit einem Mal, aus heiterem Himmel, einfach alles fügt, alles zueinander passt, man Harmonie mit Händen greifen kann, und die Zeit und die Welt komplett auf deiner Seite sind – wow! Serendipity. Wenn ich bloss wüsste, was man tun muss, um DAS immer zu haben.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?

Als digitale Pioniere und KPI Spezialisten beraten wir Grossunternehmen zu digitaler Innovation in Marketing und Media. Digitale Innovationen bauen wir auch selbst vor allem in den Bereichen Kommunikationsstrategie, Forschung und Datenanalyse. Unser Ziel, immer wieder: Online aus dem selbstgewählten Silo herausführen.

Unser Track Record für eigene Innovation ist gar nicht so schlecht:

In den 90ern, damals noch bei Pixelpark: erste Markenwebsite, erste Onlinebank, und erster grosser Onlineshop in Deutschland

2005 dann unter eigener Flagge: erster, von Unternehmen getragener Zirkel für offenen Leistungsvergleich digitaler Unternehmenskommunikation

2007 erste Social Media Strategien für einen Publisher und eine Telko

2010 erste neutrale Sichtbarkeitsmessungen von Online-Display für FMCG

2011 erste eigene Social Media API Datenanalysen

2012 allmediacockpit.com

2013 erster externer Service zur Integration und Interpretation von Marketingdaten

2015 erster gattungsübergreifender Standard für Werbewirkung in Deutschland

Was ist Eure interne “Secret Sauce”?

Unsere Geheimsoße? Dass wir lieber Hirn statt Rechner nutzen. So erzeugen wir Daten, die Sinn machen und machen aus Daten Sinn. Neben Hirn nutzen wir auch natürlich auch unsere Erfahrung um in Strategieprojekten Wege dort zu finden, wo es noch keine gibt. Sehr hilfreich sind dabei Werkzeuge, die wir uns selbst gebaut haben. Das sind Beratungsframeworks, aber auch Mess- und Analysetechnologie.

Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?

Ich bin Managing Partner. Wenn ich nicht verwalten muss, bin ich der Berater, der sich mit den Fragen unserer Klienten beschäftigt. Deren Fragen sind mein Hauptantrieb. Eine Superpower liegt ganz sicher darin, dass wir wegen unserer Erfahrung Muster erkennen können, die Rechner nie verstehen werden.
Wir erkennen sie einfach, die immer gleichen digitalen Säue, die seit den 90ern durchs Dorf getrieben werden, auch wenn sie sich laufend hinter neuen Kleidern (Buzzwords) verstecken. Das ist ein großer Unterschied zu den Digital Naiven. Wo die in hektischen Aktionismus verfallen, können wir unsere Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge lenken, die auch in der Digitalwirtschaft meistens analog sind. Es geht eben um Menschen. Und die haben Emotionen und sind herrlich unvernünftig. Zum Glück!

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderungen für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

1. „Internet“ und „Online“ müssen dringend entideologisiert werden. Twitterkönige und Interneterklärer auf die Parkbank!

2. „Internet“ und „Online“ müssen die politische Bedeutung und die politische Regulierung einer öffentlichen Infrastruktur haben.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Es gibt keine Netzwirtschaft, sondern nur Wirtschaft, die (auch) das Netz nutzt und sich transformiert, daran wird auch das Internet der Dinge nichts ändern.

In einer sich digital transformierenden Wirtschaft brauchen wir mehr viel mehr Wertschätzung für soziale Verantwortung und auch Wertschätzung fürs Scheitern. Was wir nicht brauchen ist Exit-Mentalität. Die Ausbildung sollte mehr Wert auf Persönlichkeitsbildung und auf individuelle Lerntechniken legen. Klar, bestimmte technische Fertigkeiten muss die Ausbildung mitgeben, aber in der digitalen Welt muß, auch von mir, jeden Tag dazugelernt werden. Lernen dauernd zu lernen – dazu braucht man Grundlagen (und auch zweckfreie Grundlagenforschung).

Herausforderung für unseren Markt:

Die Macht und Deutungshoheit von Dienstleistern und Plattformbetreibern, die ihr Geschäft auf digitaler Intransparenz aufbauen, ist ein echtes Problem. Wird sie nicht gebrochen, sorgt die anstehende Automatisierung für eine noch weiter gehende Abkoppelung des digitalen Marketings von der wirtschaftlichen Realität. Schon heute überschätzt sich „Online“ eklatant.

Herausforderung für unsere Firma:

Unsere eigenen digitalen Innovationen vermarkten und dabei im Fahrersitz bleiben. Die richtige Grösse finden, in der alles noch Spaß macht.

Meine Persönliche Herausforderung:

Mich selbst führen.

Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich oder würdest Dich gerne verbessern?

Momentan steht ein kniffliges internes Thema auf meiner Agenda. „Wie Kunden- und Marktanforderungen so an Programmierer herantragen, dass sie sich mit ihnen identifizieren?“

Weiteres Thema: Wie Content Strategie und Contentmarketing messbar und steuerbar machen?

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst 

netzoekonom.de. Weil dort wenige Dinge stehen, die alle relevant sind.

http://beautifuldata.net/: selten, aber herrlich esoterisch.

kpcb.com/internet-trends. Absolutes Muss.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Ein Zitat das mein erster Sohn zum Abitur ausgrub: „Wahrheit ist, was sich in der Kommunikation bewährt“. Niklas Luhmann, Systemtheoretiker. Ziemlich umwerfend.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat 

– Neil Stephenson: Snow Crash. Visionäre, treffende und sehr amüsante Vorhersage der digitalen Transformationen. 1992

– Marshall McLuhan: Understanding Media – Die magischen Kanäle 1964. For those who know…. 1964

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

– Die Vorträge der American Academy in Berlin- Letztes Highlight: Herbst 2014, der Auftritt von Net Economy Superstar Jeremy Rifkin am Pariser Platz.

Von diesem Berater von EU und Angela Merkel konnte ich lernen, was passiert, wenn man tatsächlich daran glaubt, dass alles Handeln rational begründbar ist. Dann erklärt man Vertretern der Automobilindustrie wie dumm doch deren Kunden sind. Die lassen doch glatt ihr Auto 23h pro Tag stehen!

http://recycleartgroup.com/ very impressive!

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Tool: Meine japanische Teekanne.  Software: Soundcloud

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ich würde gerne einmal einen ganzen Tag mit Mary Meeker verbringen und verstehen, wie sie die Zukunft sieht, und warum sie sie so in ihrem Foliensätzen beschreibt, wie sie es tut.
http://www.kpcb.com/internet-trends