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Interview mit Martin Meyer-Gossner – The Strategy Web

Martin Meyer-Gossner The Strategy Web

Bernhard Bergmann / Werbeplanung.at

Wer ist Martin Meyer-Gossner? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin ein Mann mit vielen Gesichtern. Wenn man Kunden und Geschäftspartner fragt, reichen die charmanten Bezeichnungen meiner Person von „Digital Mad Man“ über „Frank Plasberg der Digitalbranche“ bis hin zu „Serial Entrepreneur“.

The Strategy Web mit. Und blogge, z.B. über die Fragwürdigkeit der digitalen Markenführung von Unternehmen.

Ich lebe und arbeite an einem der schönsten Flecken Bayerns. Die Idylle dort hilft mir immer wieder, von dem Wahnsinnsritt runterzukommen, auf den ich meine Umwelt mitnehme. Anders könnten wir das Tempo, mit dem sich unsere Welt derzeit verändert, wohl nicht mithalten – und es macht ja auch Riesenspaß, Erfolge zu sehen!

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Eigentlich bin ich völlig normal. Ohne Sport bin ich nur ein halber Mensch. Ohne schnelle Autos bin ich noch weniger. Ohne Wein will ich nicht sein.

Spleenig sind höchstens meine Socken. Die dürfen zum Business-Outfit gerne mal etwas extravaganter sein – davon kann man sich auf der nächsten dmexco wieder persönlich überzeugen, wenn ich als Moderator auf der Bühne sitze und Knöchel zeige. 😉

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

The Strategy Web berät Unternehmen rund um die Themen Digitale Strategie, Social Business (von Social Media bis Social Selling) sowie digitale Markenführung – und begleitet sie durch die digitale Transformation.

Unsere Superkräfte? Profunde Branchenkenntnisse im IT- und Medienbereich, ein geschultes Marketing- und Sales-Auge und immer wieder zündende Ideen, wie aus Veränderungen für Unternehmen Chancen werden können. Wir sind extrem gut vernetzt wie Spiderman, fast so schnell wie The Flash und setzen unsere Superkräfte zur Rettung der (Geschäfts-)Welt ein.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Zu unseren Superfähigkeiten zählt auch die Begabung, Kundendaten absolut vertraulich zu behandeln. Daher kann ich hier auch nur relativ vage bleiben. Wir arbeiten zum Beispiel derzeit für eine Versicherungsgesellschaft und kümmern uns dort um die Social Selling Strategie. Die gesamte Vertriebs-Mannschaft soll für das Thema sensibilisiert werden. Die Aufgabenstellung lautet ordentliche Social Media-Profile aufzubauen, Technologien auszusuchen, Inhalte zu erstellen, KPIs zu definieren und letztlich echten Business Impact zu generieren. Aber eigentlich geht es dabei mehr um Change Management, Kulturveränderung und den Kampf mit politischen Mächten, denen der Firmenwagen wichtiger ist, als in drei Jahren noch auf dem Markt zu sein. Aber genau darin liegt der Reiz: Manager und Vorstände mit einer neuen Idee auszustatten und ihnen die Chancen der Digitalisierung aufzuzeigen.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Ohne Digitalisierung gäbe es unser Unternehmen nicht. Sharing, Networking und elektronische Kommunikation zieht sich durch alle Arbeitsabläufe. Bei uns gibt es tatsächlich fast kein Papier und genau ein Regal mit Ordnern: Für Anwälte und Steuerberater.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Der digitale Wandel wird nicht zuletzt von den sich ständig verändernden Technologien getrieben – darauf sucht unsere Gesellschaft noch eine adäquate Antwort. Die Rahmenbedingungen passen nicht immer zur Unternehmensrealität. Transformationsprozesse machen eben nicht vor irgendeiner Landesgrenze oder einem Firmengebäude Halt. Gründertum und Erfindungsgeist werden hierzulande nicht unbedingt gefördert. Dabei sind die Chancen des Wandels zum Greifen nahe: man muss nur die Menschen im Unternehmen mit auf die digitale Reise nehmen!

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Dieses Umdenken, das ich gerade angesprochen habe, muss natürlich auch in den Köpfen der hiesigen Führungsetagen stattfinden. Vielen Unternehmen ist die Tragweite der Veränderungen, die momentan durch die Digitalisierung passieren, noch nicht bewusst. Die allgegenwärtige Vernetzung von Menschen und Geräten bedeutet ja mehr als nur das Erschließen weiterer Vertriebs- und Marketingkanäle. Geschäftsmodelle und –prozesse müssen überdacht und gegebenenfalls auch mal komplett umgekrempelt werden. Oft ist die Angst vor Neuem aber groß. Man fragt sich, ob die gute deutsche Wertarbeit soviel Innovation überhaupt verträgt. Ein bisschen mehr Wagemut würde nicht schaden – und natürlich die richtigen Berater an der Seite, die einen dabei unterstützen, den digitalen Weg richtig einzuschlagen.

Herausforderung für unseren Markt/unsere Firma:

Für ein Unternehmen oder eine Marke gilt: Am Ende des Tages gewinnt, wer die Bedürfnisse des Kunden am besten versteht und ihn mit seinen Angeboten am besten abholt. Daran hat sich durch die Vernetzung per se nichts geändert – nur das Tempo hat extrem an Fahrt aufgenommen, und die Berührungspunkte von Kunden und Unternehmen sind um ein Vielfaches zahlreicher und komplexer geworden. Gerade als Berater und Dienstleister für digitale Transformationsprozesse muss man natürlich besonders darauf achten, inhaltlich und technologisch „up to speed“ zu sein, um hier wirksame Unterstützung für Unternehmen leisten zu können. Bei der heutigen Geschwindigkeit fällt es so manchem schwer, dabei einen klaren Kopf zu bewahren und fokussiert zu bleiben. Aber solange wir es mit den Superhelden halten und uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren, sehe ich für unsere Firma und unsere gesamte Branche sehr gute Chancen in den kommenden Jahren!

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Ich finde nach wie vor die Möglichkeiten, die sich durch das Internet – oder die Vernetzung allgemein – für Unternehmen ergeben, faszinierend. Nie zuvor hatten Unternehmen und Marken die Möglichkeit, so gezielt und so direkt mit ihren Kunden in Kontakt zu kommen. Es mag prosaisch klingen, aber die Digitalisierung hat tatsächlich bewirkt, dass der Mensch mit all seinen Interessen, Bedürfnissen und Wünschen wieder mehr in den Vordergrund rückt und Unternehmen mit ihren Angeboten darauf reagieren. Der Weg von der Kontaktaufnahme bis zum messbaren Unternehmenserfolg ist dadurch allerdings nicht unbedingt einfacher geworden.

Ärgerlich finde ich, dass viele Unternehmen diese Möglichkeiten ignorieren und lieber auf die neuesten Technologie-Gadgets setzen, anstatt sich ernsthaft mit ihren Kunden und einer geeigneten Strategie, um sie zu erreichen, auseinanderzusetzen. Das macht das Internet oftmals zu einem reinen Zeitfresser für alle Beteiligten.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Ein Tool, das mich virtuell an mehreren Orten gleichzeitig sein lässt, wäre fantastisch. Ein „Digital Mad Man-Generator“, sozusagen. 😉

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Gentlemens Quarterly (GQ) – Woher soll ich sonst wissen, wie ich mich auf Business-Reisen anziehen soll?

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

Why the future of business is social selling…“ – Fasst kurz und knackig zusammen, warum Social Selling für Unternehmen, die im digitalen Zeitalter erfolgreich sein wollen unverzichtbar ist.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„Tipping Point“ von Malcolm Gladwell – nie wurde mir so klar, wie sich Menschen in 3 Typen kategorisieren lassen: Sales-Man, Maven und Networker. PS: Manche behaupten, ich hätte mich selbst allerdings nie für einen Typus entschieden.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

dmexco. Es gibt kaum Digital-Entscheider, die dort nicht sind. Und auf der Bühne kann niemand meinen unbequemen Fragen ausweichen. Ein Traum!

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Sind Tools hilfreich oder die Menschen, die sie bedienen? Als Moderator würde ich sagen, die Frage ist falsch gestellt… 😉

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Lancalot“ glaubt. Der das Geschäftsmodell kritisch hinterfragt – aber dennoch investiert (und viel Budget ist nicht notwendig).