Wer ist Markus Niessner? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Bei der Mediengruppe Allgäuer Zeitung verantwortlich für die Aktivitäten im Bereich der elektronischen Medien, insbesondere Rundfunk und Online. Darüber hinaus GF einer Werbeagentur.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich bin der ungekrönte Büromeister im Brezen-Tüten-Knäuel-in-den-Papierkorb-Weit-und-Zielwurf.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Als Agentur (rta.design GmbH) richten wir uns täglich neu zu 100 Prozent auf den Service für den Kunden aus. Wir wollen, dass unsere Kunden mit uns zusammenarbeiten, weil sie es wollen, nicht weil irgendein Vertrag o.ä. sie dazu zwingt. Insofern gibt es bei uns auch Dinge wie Agenturverträge, monatliche Fees etc. aus unserem Selbstverständnis heraus nicht.
Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?
Viele Unternehmen werden am digitalen Wandel scheitern, weil sie versuchen, neue Geschäftsmodelle in den alten bestehenden Organisationstrukturen abzubilden.
Deshalb finde ich es interessant, wie Axel Springer den digitalen Wandel angeht und disruptive Entwicklungen zulässt und fördert. Springer ist aus meiner Sicht eines der Medienunternehmen, die derzeit einen klaren Plan haben, wie sie die Herausforderungen der Digitalisierung angehen wollen.
Angefangen von dem Projekt, den Vorstand für ein halbes Jahr ins Sillicon Valley zum „Lernen vor Ort“ zu schicken bis dazu, wie man eine echte Start up – Kultur im eigenen Unternehmen schaffen kann.
Inwieweit dieser Plan der richtige ist, wird sich in Zukunft zeigen.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Eine der größten Herausforderungen aus meiner Sicht wird sein, wie wir die Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, künftig vernünftig kanalisiert nutzen können. Unsere Generation hat nie gelernt, mit einer ständigen persönlichen Verfügbarkeit umzugehen. Die folgenden Generationen, die vom ersten Tag an damit aufwachsen, werden hoffentlich einen verantwortungsvollen Zugang dazu lernen. Und dazu müssen wir Unterstützung und Hilfe bieten.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Das ach so liberale Internet neigt leider sehr stark zur Bildung von Monopolen. Wir werden künftig noch stärker versuchen müssen hier einen gesunden Mittelweg zu finden, ohne das freie Spiel der Kräfte mit den althergebrachten Instrumenten zu knechten.
Herausforderung für unseren Markt:
Der Wandel des Medienkonsums beschäftigt uns täglich bei unserem Tun. Den Generalweg hat noch keiner gefunden und ich persönlich glaube auch nicht, dass es hier die eine Lösung für alle gibt. Es gibt aber inzwischen einige spannende Ansätze in der Branche. Momentan herrscht ein regelrechter Hype, sich an Start-ups zu beteiligen. Ich sehe das kritisch. Einerseits gehörte es schon immer zum Geschäft, sich gegebenenfalls an interessanten Unternehmen zu beteiligen, sofern diese entsprechende Chancen boten. Anderseits besteht die Gefahr, sich selbst nicht mehr um die Weiterentwicklung des eigenen Geschäfts zu bemühen und quasi ein „Outsourcing“ der Innovation aus dem Stammgeschäft zu betreiben.
Herausforderung für unsere Firma:
Für uns besteht die Herausforderung für die Zukunft sicherlich darin den richtigen Weg zwischen Evolution und Disruption zu finden. Mutig genug zu sein, alte Zöpfe abzuschneiden, auch wenn es weh tun kann und auch weh tun wird.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Es freut mich, alte Bekannte wieder zu finden und mit Menschen in Kontakt zu kommen, die man aus den Augen verloren hat. Schön wird es dann, wenn man diese Kontakte auch wieder ins reale Leben zurücküberführen kann. Hier bietet uns das Internet Möglichkeiten, die vor uns noch keiner hatte.
Auf der anderen Seite ärgere ich mich täglich über den unqualifizierten Müll, den Menschen in Kommentaren von sich lassen. Leider treten dort auch die extremen menschenverachtenden Randpositionen immer stärker auf.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Alle persönliche und auch alle geschäftliche Kommunikationskanäle jeweils sinnvoll zu bündeln wäre immens hilfreich. Leider hat mich da bisher trotz intensiver Suche noch kein einziges Tool persönlich wirklich überzeugt.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Der Newsletter von t3n ist einer der wenigen, den ich wirklich regelmäßig lese. Er bringt viele Themen und News übersichtlich zusammen und bietet so einen echten Nutzwert.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)
http://www.tickld.com/x/amazon-support-shows-us-how-it-should-be-done-this-is-priceless
Eigentlich nur unterhaltsam. Im Endeffekt zeigt der Artikel aber wunderbar auf, wie Kundenservice funktionieren sollte. Bei diesem Thema können wir immer wieder von Amazon lernen.
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Clayton M. Christensen: The Innovator’s Dilemma: Es zeigt auf, warum viele der Platzhirsche in einzelnen Branchen nicht in der Lage waren oder sind, sich trotz ihrer dominanten Marktstellung bei bahnbrechenden Veränderungen ihre Position im Markt zu halten und teilweise sogar von der Bildfläche verschwinden.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Die Newsdays der Newsfactory in Augsburg bieten auf zwei Tagen kompakt spannende Vorträge und erlauben den Blick über den Tellerrand hinaus.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Da bin ich immer noch auf der Suche. Zur Zeit bin ich ein Freund von Notability, weil es mich einen Schritt weiter zum papierlosen Workflow bringt.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Für mich gibt es da nicht den einen speziellen Experten. Ich finde es reizvoll, mich mit anderen Menschen – und zwar ganz bewusst auch aus anderen Branchen – über deren Problemstellungen und Herangehensweisen zu unterhalten.