interview

Interview mit Mareen Eichinger – MACHEETE

Mareen Eichinger MACHEETEWer ist Mareen Eichinger? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

www.ohwego.com) nieder. Bevor ich nach Berlin kam, habe ich in Wien Management & Kommunikation studiert, zwischenzeitlich in der Schweiz, Südafrika und Spanien gelebt.

Mit MACHEETE habe ich mich quasi aus der Not heraus selbstständig gemacht. Die Agentur, in der ich vorher tätig war, hat im Jahr 2010 die Wirtschaftskrise nicht so gut überstanden und ich hatte keine Lust in ein anderes Unternehmen zu wechseln. Also blieb für mich nur der Schritt in die Selbstständigkeit. Am Anfang habe ich von Zuhause aus gearbeitet. Seit drei Jahren besteht MACHEETE, dank eines stabilen Kundenstammes und unser wohl guten Arbeit aus einem kleinen Team. Wir sitzen in Alt-Moabit. Das befindet sich gleich neben unserer Wohnung. Das ist ganz praktisch als Mutter. Eigentlich war das Wachstum gar nicht geplant. Doch mit der Zeit häuften sich die Projekte, sodass es als One-Woman-Show nicht mehr möglich war, den Berg an Arbeit zu bewältigen. Mir ist eine gesunde Work-Life-Balance enorm wichtig und auch meine Mitarbeiter schätzen das. Deshalb gibt es bei uns keine Überstunden, Gleitzeit, Home-Office und null Hierarchien. Nur wer gern zur Arbeit geht, der kann auch gut arbeiten.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin relativ ungeduldig und möchte neue Projekte am liebsten sofort umsetzen. Wenn ich eine Idee habe, dann sehe ich schon viele Details vor meinem bildlichen Auge und möchte das Ergebnis am liebsten noch heute in den Händen halten. Aber oft ist es nicht so einfach und Erfolge erst langfristig sichtbar. Daran muss ich in Zukunft wohl noch etwas arbeiten.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

MACHEETE – das ist ein junges Team von mutigen Digital Natives, die trotz der Digitalisierung noch wissen wie es ist, im Sandkasten zu buddeln. Bedeutet: Wir versuchen Online- und Offline-Kommunikation geschickt miteinander zu verbinden. Wir schaffen es ohne große Umwege kleine bis mittelgroße Projekte bzw. Kampagnen kreativ, flexibel, schnell und budgetgerecht umzusetzen. Unsere Superpower besteht vor allem darin, dass wir Kommunikationsstrategien kreieren, die nicht nur am Reißbrett gut aussehen, sondern auch in der Praxis funktionieren. Das Wichtigste dabei: Wir arbeiten mit unseren Kunden Hand in Hand.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?

Wir haben im vorletzten Jahr den deutschlandweiten PR-Etat für eine große Kosmetikmarke erhalten und bewiesen, dass auch ein kleines Team einen so großen Kunden betreuen kann. Unsere Aufgabe war es, die Marke und deren Produkte nicht nur in den themenrelevanten Printmagazinen zu platzieren, sondern vor allem Online. Hier bestand enormer Nachholbedarf. Dafür haben wir viele Kooperationen mit Bloggern an Land gezogen sowie auch ein Blogger-Event in Berlin auf die Beine gestellt. Das hat großen Spaß gemacht und vor allem bewiesen, dass solche Etats nicht immer nur an große und namenhafte Agenturen gehen müssen.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Wir haben uns nicht wirklich digitalisiert, wir sind seit jeher digital. Wir schwimmen auf der digitalen Welle mit, weil wir es nicht anders kennen. Der Drucker und Faxgeräte sind nostalgische Geräte, die zur Zierde bei uns rumstehen. Wir bearbeiten Projekte auf unserem Server, versenden Angebote und Rechnungen ausschließlich per E-Mail, Termine werden via iCal verschickt, Daten über Dropbox, WeTransfer oder unseren eigenen Server versendet. Generell verläuft jegliche Kommunikation mit Kunden – wenn nicht persönlich – über Voice Over IP, Telefon, E-Mail, Facebook, Whats-App oder Skype. Es gibt unendlich viele Online-Tools, die uns die Arbeit erleichtern. Jede Woche hat im Team jemand eine neue Entdeckung, die wir dann ab und zu testen. Wenn mir aber die Projekte über den Kopf wachsen, nehme ich persönlich ganz gern auch mal wieder Stift und Zettel und mache mir eine ganz altbackene To-Do-Liste und sortiere mich neu.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Mir fehlt oft die Ernsthaftigkeit beim Thema Digitalisierung. Oft hat man das Gefühl, dass alles was mit dem „Internet“ zu tun hat, immer noch belächelt wird. Da sind andere Länder schon viel weiter. Hierzulande muss ein Wandel in den Köpfen der Menschen – vor allem bei Marketing-Entscheidern – stattfinden. Es gibt Kunden, die wollen im Netz keinen Schritt machen, obwohl ihre Zielgruppe sich dort ständig aufhält. Lieber hält man sich an Print-Platzierungen aus Prestigegründen oder an gekauften Print-Anzeigen fest, anstatt mit Social Media und Content Marketing anzugreifen. Vielen wollen es nicht wahrhaben, dass sich die Kommunikation in den letzten Jahren verändert hat.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Das gilt nicht nur für die Netzwirtschaft. Generell benötigen Gründer und Jungunternehmer viel mehr Unterstützung. Damit meine ich geringere bürokratische Hürden, weniger Steuerlast und stabilere Rahmenbedingungen. Es kann nicht sein, dass ein Einzelunternehmer genauso wie oder gar schlechter als ein riesiger Konzern behandelt wird. Aber auch beim Thema Selbständigkeit von Frauen muss viel mehr getan werden. Was passiert denn, wenn man als Kleinunternehmerin eine Familie gründen möchte – ohne sein Unternehmen aufgeben zu müssen? Vom Staat kann man da nicht viel erwarten.

Herausforderung für unseren Markt:

Wir sind weiterhin mit der Mission unterwegs: Online- und Offline-Kommunikation sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Denn nicht alles spielt sich im Netz ab. Auch die meisten unserer Kunden haben das mittlerweile verstanden. Die Herausforderung wird sein, dass dieser Mix in Zukunft noch besser funktioniert. Dabei spielt aber auch die Messbarkeit von Kommunikationsmaßnahmen eine große Rolle.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir versuchen den Überblick im digitalen Dschungel zu behalten und uns nicht von jedem Trend verrückt machen zu lassen. Mit großen Hierarchien und Strukturen müssen wir uns sowieso nicht abmühen. Überspitzt gesagt: Wir brauchen nicht drei Tage, um uns ein Facebook-Posting vom Kunden absegnen zu lassen. Das Internet ist schnell und kurzlebig, aber es vergisst nicht. Deshalb muss man im Umgang mit ihm sensibel sein. Diesen Gedanken verfolgen wir und das schätzen unsere Kunden. Dennoch gibt es immer noch viel Luft nach oben und das betrifft unsere Arbeit sowie auch potenzielle Kunden.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Mich ärgert oft, dass im Internet über so viel Sinnloses geschrieben und debattiert wird. Isst die Kanzlerin gerade einen Hering oder was ist mit dem gold-blauen Kleid passiert? Für mich sind diese „viralen Hits“ schon ganz lange nicht mehr komisch oder ich habe einfach keinen Humor. Das Schlimmste dabei ist, dass sich sogar seriöse Medien auf solche Themen stürzen, weil es Klicks gibt.

Erfreulich ist natürlich, dass es durch das Internet erst möglich geworden ist, die Welt zu entdecken ohne vor Ort sein zu müssen. Das man unendliche Quellen von Wissen zur Verfügung gestellt bekommt ohne das Haus verlassen zu müssen. Dass ich meine Freunde, die weltweit verstreut sind, ständig „sehen“ kann, wenn mir danach ist. Ich mag Facebook, Twitter, Instagram und Co. und nutze die sozialen Medien, die dadurch hervorgebracht wurden, unheimlich gern.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Als ich schwanger war, fand ich es unfassbar schwierig, mich einigermaßen anständig zu kleiden. Gefühlt, ist die Mode für Schwangere irgendwann in den 90 Jahren stehen geblieben. Vor allem Online muss man richtig gut recherchieren, um ein paar tolle Marken zu finden. Also, wie wäre es mit einem Online-Shop ausschließlich für Schwangere und Stillende Mütter, der eine super Marken-Auswahl an Kleidung und Accessoires direkt nach Hause liefert? Sollte dies jemand lesen und umsetzen wollen – wir würden gern den Part der Kommunikation übernehmen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

www.editionf.com unterwegs. Hier geht es vor allem um die Themen Digitalisierung, Business-Denke, Frau im Job, Selbständigkeit und Muttersein – wie man alles kombiniert.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

Nicht begeistert, sondern eher nachdenklich gemacht, hat mich der Artikel zum Thema „Geburtenrate in Deutschland“. Als junge Mutter verfolge ich die Debatte um die Vereinbarkeit von Kinderkriegen und Job natürlich ganz genau. Gerade in Hinblick auf die Selbstständigkeit ist das ein ganz großes Thema. Mein Mann und ich sind beide selbstständig, aber das hat uns nicht davon abgehalten, ein Kind zu bekommen. Vielen Paaren in Deutschland geht es wohl anders und das ist traurig. Wirtschaftlich wird sich der fehlende Nachwuchs eines Tages für uns alle rächen.

http://www.nido.de/artikel/ein-kind-bitte-nicht-schiessen

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Ein tolle Geschichte, die zeigt, dass der ganz große Durchbruch nicht immer kalkuliert sein muss. Sophie Amoruso zeigt darin auf, dass Rückschläge und Zweifeln nicht gleich Scheitern bedeutet, sondern die Chance weiterzukommen. Den Begriff „Girlboss“ finde ich super passend für die heutige Generation von selbstständigen Frauen. Ich bin auch eine davon: Eine Girlboss!

Girlboss von Sophie Amoruso

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Leider war ich in den letzten Monaten auf keiner Veranstaltung, da ich als Mutter und Inhaberin von MACHEETE ziemlich ausgelastet war. Ich hoffe, das ändert sich bald.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Evernote, Zimpel, MailChimp und Buffer

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ehrlich gesagt fällt mir so spontan niemand ein. Es gibt eine Menge Menschen, die ich sicherlich gern einmal kennenlernen würde, weil sie Großes vollbracht haben. Aber ich bin schon immer meinen eigenen Weg gegangen und damit ganz gut gefahren. Ich würde diesen Tag meiner Tochter schenken und ihr 24 Stunden eine gute Mama sein.