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Interview mit Johannes Krempl – glow communication

Johannes Krempl glow communicationWer ist Johannes Krempl? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Johannes Krempl ist studierter Designer, Texter, Creative Director, Dozent, Agenturchef, Vater von 3 Kindern, Fußballfan der 3. F-Jugend des VFB Friedrichshain, Berlin

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich interessiere mich leidenschaftlich für Astro- und Quantenphysik. Auch Psychologie, Chemie und Biologie interessieren mich total. Ich lese nur noch Fachbücher. Wenn mir das mal jemand am Gymnasium gesagt hätte…

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Glow ist die Multi-Channel-Agentur für das digitale Zeitalter. Unsere Spezialität sind wirksame Ideen, die sich nahtlos von Print und Pixel übersetzen lassen. Wir bringen Firmen oder Anliegen ins Netz, auf den Punkt und ins Gespräch. So bringen wir Marken zum Strahlen. (Deshalb glow.)

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Für das Dessouslabel blush schaffen wir es immer wieder zum „Talk of the net“ zu werden. Wir haben seit 2012 eine  politische Kampagne am Start, bei der wir sexy Kommentare zum Tagesgeschehen machen. 2013 haben wir in Anspielung auf Edward Snowden Motive für Print, Plakat und Facebook aufgesetzt, die sogar den Weg ins US Fernsehen fanden, aber auch in den Spiegel und bis zu India Today. Sie generierte einen Mediawert von etwa 3 Mio. Euro. Das Geheimnis waren die Aktualität und das Überraschungsmoment: Niemand hatte mit so einem Kommentar gerechnet.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Die totale Überwachung kommt. Die Anschläge in Paris verstärken diese Tendenz noch. Datenspeicherung, Durchgriffsrechte, Spionage, Bundestrojaner – dies alles scheint unausweichlich. Und die Gesellschaft lässt alle Hüllen fallen, um Sicherheit zu gewinnen. Die wird es aber nie geben.

Für Marketingkommunikation hat das auch positive Seiten: Es eröffnen sich mehr Möglichkeiten, Menschen gezielt anzusprechen und dadurch einen besseren Dialog zu führen. Das spart Media-Geld und ist gut für unsere Kunden.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Europa hat den digitalen Wandel komplett verschlafen. Es gibt keinen einzigen Digital Player von Relevanz. An den Monopolisten aus USA führt kein Weg vorbei. Es ist nicht gesund, dass so viele Schlüsselpositionen von US-Amerikanischen Privatfirmen besetzt sind. Es gibt leider noch nicht einmal ernstzunehmende Ansätze oder Initiativen in Europa, die hoffen lassen, dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird.

Die Begeisterung für digitale Themen ist im Designbereich viel zu gering. Viele Dozenten interessieren sich nicht für das Thema und bereiten ihre Studenten nicht ausreichend vor. Wir bekommen immer noch Mappen von Abgängern, die in die Werbung wollen aber keine Ahnung haben, wie man eine Website oder einen Facebook Post gestaltet.

Herausforderung für unseren Markt:

Monopole sind nie gut. So können Facebook und Google die Preise festlegen, wie sie wollen. Die deutsche Medienlandschaft leidet unter der digitalen Vormachtstellung der US-Giganten, die die Verteilung des Interesses im Netz komplett übernommen haben. Contentlieferanten sind ihnen im Netz ausgeliefert.

Herausforderung für unsere Firma:

Als Agentur sind wir zur Zusammenarbeit mit Facebook und Google gezwungen. Aber die sind dafür überhaupt nicht aufgestellt: Erst seit etwa einem Jahr gibt es zum Beispiel so etwas Banales wie Ansprechpartner und Service. Da gibt es noch viel zu tun. Auch andere Dinge sind schwierig: Für uns ist es lästig, dass Facebook so unglaublich prüde ist. Bei unserer Arbeit für Dessousunternehmen ist das ein Problem.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Ich finde es schade, dass sich einige wenige US Konzerne das Internet quasi einverleibt haben. Das sah in den 90ern noch vielversprechender aus. Alle träumten von den demokratischen neuen Möglichkeiten.

Mich freut, dass es trotz der Monopole im Internet möglich ist, schnell differenzierte, politische Diskussionen zu führen. Dies gelang uns und der Caritas mit einem Beitrag zum Flüchtlingsthema. Über 2 Millionen Views, angestachelt durch 2.600 Kommentare.

https://www.facebook.com/caritas.deutschland/videos/vb.83504998193/10153647728878194/

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