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Interview mit Heiko Biesterfeldt und Jan-Philip Thie

Heiko Biesterfeldt und Jan-Philip Thie
Heiko Biesterfeldt (vorne links) und Jan-Philip Thie (vorne rechts)

Wer sind Heiko Biesterfeldt und Jan-Philip Thie? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

ad publica, einer Agentur für PR und Öffentlichkeitsarbeit in Hamburg. Als waschechter Hamburger Jung habe ich einige Jahre für den NDR gearbeitet, bin jetzt aber mit ganzem Herzen Agenturmann und Dienstleister. Mein liebstes Hobby sind meine beiden Töchter und meine größte Schwäche ist der Fußball. Also, um genau zu sein, es ist der HSV. Mein Gott, jetzt ist es raus …

Jan-Philip: Ich bin seit neun Jahren bei ad publica und habe als Chief Digital Officer die digitale Kompetenz in der Agentur mit aufgebaut. Meine berufliche Laufbahn hat ursprünglich in der Werbung begonnen. Aber egal, ob klassische Werbung oder PR – am Ende des Tages geht es immer wieder darum, Menschen mit Geschichten und Ideen zu begeistern und so ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Meine große Schwäche ist meine Reiselust. Erst vor Kurzem bin ich von einer sechsmonatigen Asienreise zurückgekehrt. Ich finde, Reisen öffnen Horizonte und sorgen für Inspiration – so kann man sich auch im Job immer wieder neu erfinden.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?

Unser USP ist, dass wir eine kreative PR-Agentur mit ausgeprägter Strategiestärke sind. Wir machen erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit – von der richtigen Strategie über kreative Ideen bis zur professionellen Umsetzung. Aufmerksamkeitsstarke Marken-PR und Unternehmenskommunikation sind unsere Expertise – vor allem auch in den digitalen Kanälen. Für interne und externe Zielgruppen entwickeln wir performanceorientierte PR-Maßnahmen, die konsequent kreative Strategie, anspruchsvolle klassische Pressearbeit, Social-Media-Relations sowie Unternehmenskommunikation zu exzellenter Öffentlichkeitsarbeit vernetzen. Als inhabergeführte Public-Relations-Agentur beraten wir unsere Kunden in den Feldern Strategie, Positionierung sowie Corporate und Brand Communications. Auch als Agentur für Change-Kommunikation, SEO, Event-Kommunikation, Corporate Publishing und Krisen-PR bringen wir die Themen unserer Kunden in die Öffentlichkeit.

Was ist Eure interne “Secret Sauce”?

Heiko: Wir glauben an die Idee und nicht an Instrumente oder gar Kanäle. Gute Ideen überwinden Barrieren und begeistern Menschen. Deshalb schaffen wir es auch als eher kleine Agentur immer wieder auf die Siegertreppchen der verschiedenen Kommunikations-Awards. Außerdem glauben wir an die Kraft einer Marke und auch daran, dass man Marken über Public Relations entwickeln kann. Egal, ob Consumer oder Corporate Brand. Egal, ob online oder offline. Und zu guter Letzt: Wir glauben an den Erfolg unserer Ideen und Maßnahmen und sind bereit, uns daran messen zu lassen. Mit der Debatte um die sogenannten „Erfolgsabhängige Honorierung“, also der Ausrichtung von Kommunikationsmaßnahmen an KPIs, sind wir vor rund 15 Jahren bekannt geworden.

Jan-Philip: Und noch eine ganz wichtige Zutat in unserer „Secret Sauce“ ist Vertrauen! Wir vertrauen unseren Mitarbeitern und unsere Kunden vertrauen uns. Einige Kunden betreuen wir schon seit über zwölf Jahren.

Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?

Heiko: Das frage ich mich auch manchmal … Spaß beiseite: In einer dynamischen Agentur wie der unseren, die in einer flexiblen Matrix organisiert ist, gibt es keine ganz starre Rollenverteilung. Aber es gibt natürlich Situationen, wo der Chef vorangehen muss. Das scheint meine „Superpower“ zu sein. Meine inhaltliche liegt in der Krisenkommunikation, in digitalen Umfeldern auch oft Shitstorm genannt. Darüber hinaus entwickle ich Strategien, wenn nötig auch ohne explizites Briefing. Alles andere wäre nur Aktionismus.

Jan-Philip: Zusammen mit den Kundenteams entwerfe ich Kampagnen, wobei die nicht immer nur digital sind. Die Wirklichkeit lässt sich nicht einfach in Kategorien pressen, im Vordergrund stehen deshalb Idee und Story. Meine „Superpower“ ist meine Ruhe im Sturm. Wir haben schon einige große und kleine Krisen für unsere Kunden im Social Web gemeistert. Und gerade, weil hier die Kommunikation in Echtzeit läuft, heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Heiko: Die Öffentlichkeit folgt neuen Gesetzmäßigkeiten. Innovative Geschäftsmodelle haben sich etabliert. Das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen über seine persönlichen Daten ist gefährdet, durch private Unternehmen ebenso wie gegenüber staatlicher Überwachung. In diesem Kontext gilt es jetzt, den digitalen Wilden Westen als Vision weiterzuentwickeln und für die Gegenwart sinnvolle Rahmenbedingungen zu schaffen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Heiko: Google, Apple, Amazon, Facebook und Microsoft haben gemeinsam einen höheren Börsenwert als alle deutschen DAX-30-Konzerne zusammen. Wir sollten in Deutschland mutig mehr Unternehmertum wagen.

Herausforderung für unseren Markt:

Jan-Philip: Marketing 4.0 – Automation, Vernetzung und Datenverfügbarkeit schreitet immer weiter voran. Das betrifft nicht nur die Industrie, sondern auch Dienstleistungsunternehmen. Wer sich darauf nicht einstellt, wird das Nachsehen haben. Hier gilt es, sich die neuen Möglichkeiten zunutze zu machen. Gerade in Deutschland ruhen wir uns gerne auf dem Erreichten oder Bewährten aus.

Herausforderung für unsere Firma:

Heiko: Mit dem Social Lab haben wir eine geschützte Umgebung für Kommunikation in sozialen Kanälen geschaffen. Und damit auch einen digitalen Think Tank, der zum Beispiel den Facebook-Post-Performance-Index entwickelt hat. Der ist jetzt bei einem unserer Kunden weltweit im Einsatz. Eine Herausforderung für ad publica ist, das auch zu monetarisieren und nicht ausschließlich in die Fortbildungsqualität zu stecken.

Meine Persönliche Herausforderung:

Heiko: Einfach mal die Klappe halten.

Jan-Philip: Nicht zu viel auf einmal anstoßen. Ich habe immer wieder neue Ideen für Projekte. Damit bringe ich meine Kollegen gerne mal ein wenig ins Schleudern.

Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich oder würdest Dich gerne verbessern?

Heiko: Enterprise 2.0 – so fördern wir den unternehmensinternen Austausch über Ideen und Probleme und können schnellere Lösungswege eröffnen. Damit schafft Kommunikation Werte.

Jan-Philip: Automation im Content-Bereich. Dieser Bereich fängt gerade erst an, sich zu entwickeln. Hier geht es darum, neue Technologien für sich zu nutzen und sie nicht als Angriff zu verstehen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

http://www.schleckysilberstein.com/. Ich hätte niemals gedacht, dass ich Schlecky Silberstein mal als seriöse Quelle angebe …

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

https://de.wikipedia.org/wiki/Heldenreise

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat 

Heiko: „Alles, was man wissen muss“ von Dietrich Schwanitz

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Jan-Philip: Die DMEXCO ist für mich zur absoluten Pflichtveranstaltung geworden. Hier kann man jedes Jahr die Trends der Branche sehen und hat die Möglichkeit, sowohl mit Entscheidern aus Unternehmen als auch mit den wichtigsten Dienstleistern direkt ins Gespräch zu kommen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Heiko: Mozilla Firefox 38.0.5

Jan-Philip: Google Analytics & Webmastertools

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet aus Deutschland würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Jan-Philip: Leider ist das gar kein deutscher Fachmann: Jochem van Drimmelen, Online Reputation Manager bei KLM. Er hat 2009 mit dem Manifest „Rules of Engagement“ den Weg für eines der besten Social-Media-Teams geebnet.

Heiko: Wo wir gerade dabei sind, ich würde gern die Typen kennenlernen, die hinter Gatorades Mission Control stecken.